Happy End? Vielleicht anders als gedacht

Ich habe nie an klassische Happy Ends geglaubt. Die, in denen die Prinzessin ihren Traumprinzen bekommt, sie in einem Schloss leben und bis ans Ende ihrer Tage glücklich sind. Erstens, weil Schlösser verdammt kalt sind. Und zweitens, weil mein Leben einfach nicht so funktioniert. Trotzdem stehe ich jetzt hier, mitten in der Nacht, auf einer Dachterrasse mit Blick über die Stadt, neben einem echten, verdammten Prinzen. Und ich frage mich: Was jetzt? Adrian lehnt sich gegen die Brüstung, die Hände in den Taschen seines Mantels. „Du siehst aus, als würdest du nachdenken." Ich schnaube leise. „Verrückt, oder? Ich dachte, mein Gehirn wäre nur Deko."

Er grinst. „Also? Woran denkst du?" Ich wende den Blick von der Stadt ab und sehe ihn an. „Daran, dass ich nicht weiß, was ich will." Adrian bleibt still. Wartet. Ich atme tief durch. „Ich meine, schau uns an. Du bist der verdammte Kronprinz. Dein Leben ist durchgeplant, von hier bis zum Mond. Und ich?" Ich breite die Arme aus. „Ich bin Ella. Ich bin Chaos. Ich bin ein Meme. Ich habe mich mehr oder weniger aus Versehen in diese Welt verirrt." Er mustert mich nachdenklich. „Und?" Ich runzle die Stirn. „Und was?" „Warum klingt das wie ein Abschied?" Ich blicke weg. „Weil es vielleicht einer ist." Er lacht leise. „Du willst also weglaufen?" „Nicht weglaufen. Weitergehen." Ich zucke die Schultern. „Ich habe mich zu lange von anderen definieren lassen. Von Viktoria, von den Erwartungen der Gesellschaft, von der Presse. Ich will mein eigenes Leben, Adrian." Er lehnt sich vor, seine Stimme ruhig. „Und du glaubst, das geht nicht mit mir?" Ich schlucke. „Ich glaube, dass es mit einem Prinzen kompliziert ist." Stille. Er betrachtet mich einen Moment lang, als würde er eine Entscheidung treffen. Dann sagt er: „Weißt du, alle erwarten, dass ich das perfekte Königshaus-Spiel mitspiele. Dass ich irgendwann eine 'passende' Frau finde, eine, die sich nahtlos einfügt. Eine, die sich den Regeln beugt." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Tja. Das wäre dann wohl nicht ich." Er grinst. „Nein. Und genau deshalb bist du die Einzige, die mich interessiert." Mein Herz setzt für eine Sekunde aus. Verdammt. „Adrian…" Ich atme tief durch. „Was, wenn ich nicht Teil dieser Geschichte sein will?" Er neigt den Kopf leicht zur Seite. „Dann schreibe ich eine neue mit dir." Ich lache ungläubig. „Du bist unmöglich." „Und du bist stur." „Passt also." „Perfekt." Ich sehe ihn an. Lange. Dann schüttle ich den Kopf und lache. „Kein klassisches Happy End, oder?" frage ich leise. Er grinst. „Vielleicht ein besseres." Und zum ersten Mal seit diesem ganzen Wahnsinn fühle ich mich genau da, wo ich sein soll. Nicht als Prinzessin. Nicht als Märchenfigur. Sondern einfach als Ella.