Kapitel 11 Versucht er sie zu entführen?

Oh, warum die Tür schließen? Diese menschliche Puppe. Lilith dachte schmunzelnd, während sie auf ihn zuging, ihre Neugier durch seinen plötzlichen Befehl geweckt.

Sie blieb direkt vor seinem Schreibtisch stehen. "Ja, Herr", sagte sie mit ruhiger Stimme.

Seine Hände hielten einen Moment inne, als er sein MacBook schloss und endlich den Kopf hob, um ihrem Blick zu begegnen. Seine tiefen Augen waren unlesbar, aber es lag etwas Intensives in der Art, wie er sie ansah.

"Du kommst mit mir", sagte er und stand auf. Lilith konnte nicht anders, als zu bemerken, wie mühelos muskulös er war, seine gutaussehenden Züge fast zu perfekt, als gehörten sie zu einem der berühmten Götter oder einem der Dämonenlords, die sie kannte.

"Herr, wohin?", fragte Lilith und versuchte, ihre Aufregung zu verbergen. Etwas so Alltägliches wie Befehlen zu folgen, fühlte sich für sie wie ein Nervenkitzel an - ein unerwarteter Teil des normalen menschlichen Lebens.

Aber er antwortete nicht und begann ohne ein weiteres Wort zu gehen. Lilith hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen, neugierig auf das, was kommen würde.

Die Stille dehnte sich aus, während sie gingen, und selbst als sie in sein teures Auto stiegen, sagte Sebastian kein einziges Wort. Er ließ sich auf den Rücksitz gleiten und bedeutete Lilith, sich zu ihm zu setzen. Sie setzte sich neben ihn, ihr Kopf voller Möglichkeiten, aber er schenkte ihr keinen Blick. Seine Aufmerksamkeit galt seinem Handy, sein Gesicht unlesbar.

Eine ganze Stunde lang raste das Auto durch die Straßen der Stadt, die Spannung zwischen ihnen lag dick in der Luft. Lilith schaute aus dem Fenster, ihre Belustigung wuchs, als sie sich ihrem Ziel näherten. Schließlich hielten sie vor einem alten, heruntergekommenen Gebäude.

Oh oh~~ Versuchte diese menschliche Puppe sie zu entführen? dachte Lilith, während die Aufregung in ihr aufstieg. Wenn ja, war sie mehr als bereit für das Abenteuer.

Er stieg aus dem Auto und ging mit langen Schritten in das alte, staubige Gebäude, während sie dicht hinter ihm folgte.

Zu ihrer Überraschung war das Innere klassisch und elegant, gefüllt mit hochrangigen Persönlichkeiten. Sie hielten in der Nähe des Empfangstresens, wo eine junge Frau an ihrem Computer tippte.

Sie hielten am Empfangstresen, wo eine junge Frau vor sich hin tippte. In dem Moment, als sie Sebastians Anwesenheit bemerkte, schaute sie auf, ihr Gesicht lief bei seinem Anblick tiefrot an. Lilith konnte sich ein innerliches Grinsen nicht verkneifen. Diese menschliche Puppe war offensichtlich ein echter Frauenschwarm.

Als die Empfangsdame Lilith anschaute, schien ihr Selbstbewusstsein zu schwanken. Sie senkte schnell ihren Blick und stammelte: "W-wie kann ich Ihnen helfen?"

"Termin bei Mr. Frank", antwortete Sebastian mit leiser, ruhiger Stimme.

Die Empfangsdame überprüfte ihren Computer und nickte, ihr Blick wich nicht von ihm. "Ja, Mr. Carter. Raum Nummer 5, zweiter Stock."

Ohne die Frau weiter zu beachten, drehte sich Sebastian um und ging in Richtung Treppe. Lilith folgte ihm, amüsiert darüber, wie diese menschliche Puppe ohne jede Anstrengung Aufmerksamkeit auf sich zog.

***

Im großen, luxuriösen Brooks Herrenhaus saß Rayan auf einem hellcremefarbenen Sofa, sein Gesichtsausdruck säuerlich, während er seinem Vater und Großvater bei der Diskussion über seine bevorstehende Verlobung mit Lilith zuhörte.

"Wir werden deine und Liliths Verlobung großartig feiern", erklärte der ältere Mr. Brook mit einem zufriedenen Grinsen. "Wir werden die Medien einladen und den besten Pariser Designer engagieren, um deinen Anzug und Liliths Kleid zu kreieren."

Der alte Mann mit seinem grauen Haar und seinem verschlagenen Lächeln schien mit der Vereinbarung völlig zufrieden.

"Aber Opa... ist es nicht zu früh?", fragte Rayan und versuchte, seine Frustration zu verbergen. Er brauchte mehr Zeit, hoffte, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Sein Herz war woanders - verstrickt mit Lia, der sanften und lieblichen Frau, von der er nicht genug bekommen konnte. Sie war sein verbotenes Verlangen, seine Obsession.

Er hatte Lia lange vor Liliths Auftauchen in seinem Leben bemerkt. Es gab etwas Magnetisches an ihr, eine Anziehungskraft, der er nicht widerstehen konnte, obwohl sie Liliths beste Freundin war. Es war falsch, sogar verdreht, aber das war ihm egal. Lia war wie eine Droge, und er war süchtig. Jedes Mal, wenn sie ihn mit Lilith sah, lief sie weg wie ein verschrecktes Kaninchen. Das machte sie nur noch begehrenswerter für ihn.

Er erinnerte sich an die Nacht, als er sie endlich allein erwischte und in ein Hotelzimmer zog. Die Erinnerung an ihre weichen Lippen auf seinen, wie sie in seinen Armen zitterte - es reichte aus, um ihn wahnsinnig zu machen. Er hatte sie geküsst, gehalten, konnte nicht loslassen. Aber dann erschien Lilith.

Aus dem Nichts stürmte sie herein und erwischte sie auf frischer Tat. Wütend stürzte sie sich auf seinen Engel, die Hand erhoben zum Schlag. Aber in einem Anfall von Wut stieß er sie weg, wodurch sie bewusstlos zu Boden fiel.

Lia, sein Engel, war so besorgt um Lilith gewesen und versuchte, ihr zu Hilfe zu eilen. Aber das war ihm egal. Er hielt Lia fester, weigerte sich, sie gehen zu lassen. Und dann, irgendwie, wachte Lilith auf und schaffte es, sie beide in eine lächerliche Situation zu bringen, indem sie sie in eine Decke wickelte. Sie hatte in diesem Moment so ärgerlich ausgesehen - und doch auf irritierende Weise attraktiv.

Was denke ich da überhaupt? Rayan schüttelte angewidert den Kopf. Er sollte sich nicht zu Lilith hingezogen fühlen, und doch war er hier und kämpfte damit, diese dunklen Gedanken zu unterdrücken.

Während er dort saß und die Stimme seines Großvaters über die Verlobungspläne dröhnte, konnte Rayan das Bild von Liliths Grinsen in jener Nacht nicht abschütteln. Wie sie sie beide in die Decke eingewickelt hatte.

Aber so sehr er den Gedanken auch verabscheute, gab es einen Teil von ihm - tief drinnen -, der fasziniert war von dieser Nacht. Sie war anders. Sie war nicht wie Lia, die weich, süß und leicht zu kontrollieren war. Lilith war Feuer, unantastbar, und er konnte ihren nächsten Zug nicht vorhersehen. Das war gefährlich. Und für jemanden wie Rayan war Gefahr etwas, zu dem er sich hingezogen fühlte, ob er es zugab oder nicht.

"Rayan!" Die Stimme seines Vaters riss ihn aus seinen Gedanken. "Hörst du überhaupt zu?"

Er blinzelte und zwang sich in die Gegenwart zurück. "Ja, ich höre zu", murmelte er, obwohl er keine Ahnung hatte, worüber sie in den letzten Minuten gesprochen hatten.

"Gut", sagte sein Großvater mit einem verschlagenen Grinsen. "Denn wir erwarten von dir, dass diese Verlobung das Stadtgespräch wird. Du wirst Lilith heiraten."

Rayan presste seinen Kiefer zusammen und widerstand dem Drang zu widersprechen. Das Letzte, was er wollte, war Lilith zu heiraten. Er wollte Lia - seine zarte, verbotene Liebe. Aber wie konnte er aus diesem Schlamassel herauskommen? Er war gefangen in einem Netz aus Erwartungen, familiärer Pflicht und seinen eigenen rücksichtslosen Begierden.