"Aber dann wurde an diesem verdammten Tag alles verflucht."
Lucavion hörte aufmerksam zu, als Gerald die Ereignisse schilderte, die auf ihren Abschluss an der Akademie folgten. "Nachdem wir unseren Abschluss gemacht hatten, umwarben wir beide sie weiterhin. Zu dieser Zeit war ich dank meiner Talente zum hochrangigen General in der Armee aufgestiegen. Obwohl ich als einfacher Bürger geboren wurde, erlaubten mir meine Fähigkeiten, schnell aufzusteigen. Aber ich fühlte mich Alexander immer ein wenig unterlegen. Er war der Sohn eines Herzogs, eines der Mächtigsten, während ich nur ein einfacher Bürger war."
Geralds Stimme nahm einen ernsten Ton an. "Dieses Gefühl der Unterlegenheit trieb mich dazu, härter zu arbeiten, mich zu beweisen. Ich wollte mit Alexander auf Augenhöhe konkurrieren. Aber in meinem unerbittlichen Streben nach Ehrgeiz begann ich mich von der Frau zu entfernen, die ich liebte."
Lucavion konnte die tiefe Reue in der Stimme seines Meisters spüren. "Dann, eines Tages, erhielt ich den Befehl, zum Schlachtfeld aufzubrechen. Es war plötzlich und unerwartet, aber ich war von meinem Ehrgeiz geblendet und erkannte nicht das Komplott, das hinter meinem Rücken orchestriert wurde. Fünf lange Monate kämpfte ich an der Front und gab alles, um den Sieg zu sichern."
Geralds Gesichtsausdruck verdüsterte sich, als er fortfuhr. "Als ich schließlich vom Schlachtfeld zurückkehrte, siegreich, aber erschöpft, wurde ich mit niederschmetternden Nachrichten empfangen. Ihre Verlobung mit Alexander war bekannt gegeben worden. Ich war überwältigt von Wut und einem Gefühl des Verrats. Wie konnten sie eine solche Entscheidung treffen, ohne es mir zu sagen? Es fühlte sich unglaublich grausam an."
Lucavions Herz schmerzte für seinen Meister, da er den Schmerz eines solchen Verrats verstand. "Ich marschierte zum Herzogtum, um sie und Alexander zur Rede zu stellen, aber mir wurde der Zutritt verwehrt. Der Befehl kam von Alexanders Vater, Cyrus. Trotz meines Status und meiner Erfolge wurde ich bei jedem Versuch blockiert."
Die Augen des alten Mannes spiegelten die Tiefe seiner Qual wider. "Ich war machtlos. Egal wie sehr ich protestierte oder verlangte, sie zu sehen, es wurde mir verweigert. Der Einfluss und die Autorität des Herzogs waren absolut. Mein Herz war gebrochen und mein Geist zerschmettert. Mir wurde damals klar, dass mein Ehrgeiz mich für den Verrat um mich herum blind gemacht und mich alles gekostet hatte, was mir lieb und teuer war."
Lucavion verspürte eine Welle von Mitgefühl und Respekt für seinen Meister. Er hatte immense Prüfungen durchgestanden und unvorstellbaren Schmerz ertragen, dennoch hatte er weiter gekämpft und gelehrt, seine Weisheit an diejenigen weitergegeben, die sie brauchten.
"Aber gleichzeitig wurde ich misstrauisch. Wie konnte es sein, dass mein bester Freund, mein Schwurbruder, mich nicht eintreten ließ? Hatten wir nicht ein Versprechen gegeben? Warum würde er so etwas tun? Nachdem ich misstrauisch geworden war, beschloss ich, alles selbst zu überprüfen. Da war etwas Verdächtiges daran, etwas, das ich sehen musste."
Geralds Gesichtsausdruck verdüsterte sich, als er seinen Plan schilderte. "Ich beschloss, kurz vor der Hochzeit zum Herzogtum zu gehen. Die Sicherheit war aus irgendeinem Grund streng, als ob das Herzogtum etwas erwartete, aber ich konnte mich gut verstecken dank eines Artefakts, das ich erworben hatte." Er hob seine Hand, und eine kleine Halskette materialisierte sich in seiner Handfläche, die schwach mit einer magischen Aura leuchtete.
"Das gleiche Material, das ich benutzt habe, damit Alexander dich nicht bemerkt," erklärte Gerald.
Lucavions Augen weiteten sich in Erkenntnis. Sein Meister hatte ihn die ganze Zeit beschützt und dasselbe Artefakt benutzt, um seine Anwesenheit zu verbergen.
"Meister..."
Gerald fuhr fort, seine Stimme von Trauer gefärbt. "Ich infiltrierte das Schloss, vermied die Wachen und bahnte mir den Weg zu ihrem Zimmer. Als ich es endlich erreichte, sah ich den verheerendsten Anblick meines Lebens. Sie saß am Rand des Fensters, blickte zum Himmel und weinte."
Die Szene spielte sich lebhaft in Lucavions Gedanken ab. Die Frau, die Gerald liebte, gefangen und allein, ihre Tränen spiegelten das Mondlicht wider. "Ich rief sie leise an, und sie drehte sich um, ihre Augen weiteten sich ungläubig."
Sie erhob sich von ihrem Sitz, zögerte einen Moment, bevor sie in seine Arme eilte. "Gerald!" rief sie, ihre Stimme erfüllt von einer Mischung aus Erleichterung und Kummer. "Ich habe dich so vermisst."
Gerald hielt sie fest, sein Herz brach beim Anblick ihrer Tränen. "Ich habe dich auch vermisst," flüsterte er, seine Stimme vor Emotionen erstickt. "Warum bist du hier? Was ist passiert?"
Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust, ihre Schluchzer erschütterten ihren Körper. "Der Herzog von Valoria zwang mich, Alexanders Braut zu werden. Er bedrohte meine Familie und sagte, wenn ich nicht einwillige, würde er uns ruinieren. Ich hatte keine Wahl, Gerald. Es tut mir so leid."
Geralds Augen loderten vor Wut und Entschlossenheit. "Du hast nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Das ist nicht deine Schuld. Wir werden einen Ausweg finden, das verspreche ich."
Sie blickte zu ihm auf, ihre Augen voller Hoffnung und Angst. "Aber wie? Der Herzog ist mächtig, und Alexander... Ich weiß nicht, was er tun wird, wenn er es herausfindet."
"Wir werden es gemeinsam herausfinden," sagte Gerald fest. "Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand wehtut. Wir werden von hier fliehen und einen Ort finden, an dem wir frei sein können."
"Nein." Sie schüttelte den Kopf. "Ich will kein solches Leben führen."
Gerald sah sie an, sein Herz schmerzte. "Was meinst du? Wir können diesem entkommen, wir können neu anfangen."
Sie schüttelte erneut den Kopf, ihr Gesichtsausdruck war einer von Traurigkeit und Akzeptanz. "Ich will mein Leben nicht damit verbringen, wegzulaufen, immer über meine Schulter zu schauen. Ich will all meine Bedauern jetzt lösen, ihnen direkt ins Auge sehen."
Ihre Augen trafen seine, erfüllt von einer Tiefe der Emotion, die ihm den Atem raubte. "Gerald, ich habe dich so sehr vermisst. Ich liebe dich. Wenn dies der letzte Moment ist, den wir zusammen haben, möchte ich, dass er frei von Angst und Bedauern ist."
Bevor er antworten konnte, lehnte sie sich vor und presste ihre Lippen in einem verzweifelten, leidenschaftlichen Kuss auf seine. Geralds Arme schlossen sich fester um sie, die Welt verblasste, als sie sich in dem Moment verloren. Die Intensität ihrer Verbindung war überwältigend, ein Leben voller Liebe und Sehnsucht ergoss sich in diesen einen Kuss.
Für einen kurzen, wunderschönen Moment waren sie die einzigen beiden Menschen auf der Welt. Die Last ihrer Vergangenheit, die Ungewissheit ihrer Zukunft – all das schmolz angesichts ihrer Liebe dahin.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, lehnte sie ihre Stirn gegen seine, ihr Atem kam in sanften, zitternden Stößen. "Ich liebe dich, Gerald," flüsterte sie. "Egal was passiert, erinnere dich daran."
Tränen füllten seine Augen, als er ihr Gesicht in seine Hände nahm. "Ich liebe dich auch. Für immer."
Danach spielte sich die Szene ziemlich schnell ab. Gerald und sie vereinten ihre Körper zum letzten Mal, ihre Liebe und Sehnsucht gipfelten in einer letzten, bittersüßen Vereinigung. Sie hielten einander fest, genossen die flüchtigen Momente der Intimität, ihre Herzen schlugen im Einklang, als versuchten sie, diese letzten Momente in ihre Seelen einzuprägen.
Am Ende der Nacht, als der Morgen zu dämmern begann, flüsterte Gerald: "Ich kann dich nicht aufgeben. Ich brauche dich hier bei mir."
Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen voller Traurigkeit und Entschlossenheit. "Gerald, meine Liebe, ich kann kein Leben auf der Flucht führen. Ich kann nicht zulassen, dass du dich für mich zerstörst. Dies ist der Weg, den ich gewählt habe, für meine Familie, damit unsere Liebe in der Erinnerung weiterlebt, wenn schon nicht in der Gegenwart."
Geralds Herz schmerzte, aber er wusste, dass er ihre Entscheidung respektieren musste. Er hielt sie ein letztes Mal, ihre Tränen vermischten sich in einem stillen Abschied. "Ich werde dich immer lieben," sagte er, seine Stimme brach.
"Und ich werde dasselbe tun," antwortete sie, ihre Stimme ein Flüstern voller Herzschmerz und Entschlossenheit.
Mit schwerem Herzen verließ Gerald das Herzogtum, seine Seele belastet mit dem Gewicht ihrer Trennung. Er blickte ein letztes Mal zurück und sah ihre Silhouette im Fenster, eine ergreifende Erinnerung an das, was er zurückließ.
Die Zeit verging, und die Nachricht von ihrer Heirat erreichte ihn, ein Dolch in sein Herz. Er konnte den Gedanken kaum ertragen, aber er machte weiter, getrieben von dem Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Neun Monate später kam die Nachricht, dass sie ihr erstes Kind bekommen hatten.
Als Gerald die Nachricht hörte, überkam ihn ein seltsames Gefühl; es war, als ob eine Verbindung hergestellt worden wäre, ein Band, das Entfernung und Zeit überwand. Er begann zu vermuten, dass das Kind sein eigenes sein könnte.
Zu dieser Zeit befand sich Gerald jedoch auf einem anderen Schlachtfeld und konnte nicht sofort zurückkehren. Der Krieg tobte zwei lange Jahre, und er war durch Pflicht und Umstände gebunden. Er wusste, dass der Einfluss von Herzog Cyrus eine bedeutende Rolle dabei spielte, ihn fernzuhalten, aber es gab kein Entkommen aus seinen Verpflichtungen.
Fünf Jahre später kehrte Gerald endlich nach Hause zurück. Bei seiner ersten Gelegenheit besuchte er still das Herzogtum, genau wie in der Vergangenheit. Er bewegte sich mit Vorsicht und Heimlichkeit, getrieben von dem Bedürfnis, seine Vermutungen zu bestätigen und sie noch einmal zu sehen.
Als er das Herzogtum erreichte und sie sah, weiteten sich ihre Augen vor Schock. Aber Gerald sah etwas Tiefgründigeres als Überraschung. Er sah Leere, einen hohlen Blick, der von einer Seele sprach, die von Leben und Freude entleert worden war. Die lebendige Blume, die er einst gekannt hatte, war gepflückt worden und verwelkt.
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