Biete ihm Geld an

Die Morgensonne strömte durch die Fenster und warf goldene Strahlen quer durch den Raum direkt auf Amelies Gesicht. Als sie erwachte, zuckte sie wegen der Schmerzen zusammen, die in ihrem Körper nachklangen, nicht weil sie die Nacht mit einem Fremden verbracht hatte, sondern wegen des intensiven Laufens den ganzen Tag über.

Bruchstücke der letzten Nacht tauchten in ihrem Kopf auf - Blitze intensiver Lust, die sie all ihren Kummer vergessen ließen, besonders den Schmerz der Zurückweisung. Ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen, als sie versuchte, alles zu verarbeiten.

"Guten Morgen, Amelie."

Gabriels tiefe, volle Stimme ließ sie erschaudern. Als sie ihren Kopf zur Tür drehte, stand er dort in einem perfekt geschneiderten schwarzen Anzug. Seine Präsenz war überwältigend und strahlte eine Dominanz aus, die ihren Hals trocken werden ließ.

Sie stützte sich auf ihre Ellbogen und zog instinktiv die Laken enger um sich, als könnten sie sie vor der Intensität seines Blickes schützen. Gabriel schritt mit gemessenen Schritten zum Bett und blieb direkt daneben stehen.

"Deine Kleidung ist im Bad. Mach dich fertig - wir müssen los", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Amelie blinzelte ihn überrascht an. Er war wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, die ihr Leben verschlungen hatte. Sie schluckte und zögerte, bevor sie sprach.

"Könntest du draußen warten, während ich mich anziehe?", fragte sie und hielt seinem Blick stand, trotz des nervösen Flatterns in ihrer Brust.

Ein Grinsen spielte um Gabriels Mundwinkel. "Natürlich. Aber was bringt es, deinen Körper zu verstecken, wenn ich ihn bereits gesehen habe?", sinnierte er, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und hinausging, sie verwirrt zurücklassend.

Sobald sich die Tür hinter ihm schloss, warf Amelie die Laken ab und eilte ins Bad. Doch als sie sich im Spiegel sah, stockte ihr der Atem.

Rote Male, die Beweise der letzten Nacht, zeichneten ihre Haut auf eine Weise, die ihren Magen verkrampfen ließ. "Er ist ein Biest...", flüsterte sie und fuhr mit zitternden Fingern durch ihr zerzaustes Haar. Allerdings hatte Gabriel nur Küsse und Knutschflecken auf ihrem Körper hinterlassen. Er hatte nichts darüber hinaus getan.

Panik durchfuhr sie. 'Was, wenn er jede Nacht mehr davon erwartet?' Die Erkenntnis ließ sie erschaudern. 'Worauf habe ich mich da eingelassen?'

Sie begann, im Bad auf und ab zu gehen und hielt ihren Bademantel fest um sich geschlungen. Ihr Verstand suchte fieberhaft nach einem Ausweg. 'Ich könnte ihn bitten, mich in der nächsten Stadt abzusetzen...' Sie kaute auf ihrer Unterlippe. 'Dann könnte ich meinen Schmuck verkaufen und ihm Geld anbieten. Sicherlich lehnt niemand Geld ab, oder?'

Aber so schnell der Gedanke aufkam, schüttelte sie den Kopf und verwarf ihn.

"Er scheint ein reicher Mann zu sein. Eine Nacht in so einem teuren Hotel kann sich nicht jeder leisten", murmelte Amelie.

Ihr Blick schweifte durch das Badezimmer, nahm die luxuriösen Marmorarbeitsplatten, die glänzenden goldenen Armaturen und die makellose Badewanne wahr, die groß genug für zwei war. Der Ort strahlte Reichtum aus, den sie letzte Nacht gar nicht bemerkt hatte.

Sie erinnerte sich nicht einmal, welches Hotel dies war. Letzte Nacht war ihr Verstand von einem verzweifelten Ziel beherrscht gewesen, der Flucht vor den Wölfen des Rudels.

"Ich werde später über all das nachdenken. Erstmal müssen wir aus dieser Stadt raus", entschied Amelie. Sie machte sich frisch und zog die Kleidung an, die speziell für sie bereitgelegt worden war. Was ihr seltsam vorkam, war, wie Gabriel ihre Unterwäschegröße kannte. Es war doch nur ein One-Night-Stand gewesen.

Amelie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, und schaltete den Föhn ein. Nachdem sie ihre Haare getrocknet hatte, verließ sie endlich das Bad und sah Gabriel auf dem Bett sitzen, wo er auf sie wartete.

"Du hast mehr als eine halbe Stunde gebraucht. Hast du geplant, vor mir zu fliehen?", fragte Gabriel und bohrte seinen durchdringenden Blick direkt in ihren.

"Nein", wehrte Amelie sofort ab. 'Kann er Gedanken lesen?', dachte sie.

Gabriel erhob sich vom Bett, seine Bewegungen langsam aber bestimmt, als er auf sie zukam. Allein seine Präsenz ließ sie erschaudern.

"Lass uns gehen, Amelie", sagte er mit einer Endgültigkeit in der Stimme. "Erinnere dich an dein Versprechen... und den Pakt, den du geschlossen hast."

Als er an ihr vorbeiging, sprach sie. "Ich dachte, es wäre nur ein One-Night-Stand für dich."

Gabriel hielt inne, immer noch mit dem Rücken zu ihr, und drehte seinen Kopf leicht über die Schulter. "Dann hast du dich geirrt", murmelte er. "Ich habe es sehr deutlich gemacht - ich werde mit dir schlafen, wann immer ich es will. Ich helfe Menschen nicht einfach nur, weil sie mich anflehen."

Ein Kloß bildete sich in Amelies Kehle. Sie hätte es wissen müssen - Männer wie er machten keine leeren Versprechungen.

"Wenn du leben willst", fuhr Gabriel fort, seine Stimme wurde noch tiefer, "dann hast du keine bessere Option als mich. Der Alpha, der dich zurückgewiesen hat... er wird vielleicht nicht aufhören, bis du tot bist."

Amelie versteifte sich, was ihr ihre Verwundbarkeit bewusst machte. Ein Teil von ihr wollte es leugnen, wollte glauben, dass sie diesem Schicksal alleine entkommen könnte. Aber tief im Inneren wusste sie, dass er Recht hatte.

"Lass uns gehen", sagte sie schnell und schob ihre Zweifel beiseite. Ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken, trat sie vorwärts und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer.

Jedoch stockten ihre Schritte, als sie die Schwelle überquerte. Ein bekanntes Gesicht begrüßte sie - derselbe Mann, der letzte Nacht neben Gabriel gestanden und ihm im Schein der Hotellichter einen Schirm gehalten hatte.

"Das ist Karmen, mein Beta", stellte Gabriel vor.

Bevor sie ihn begrüßen konnte, landete seine Hand auf ihrer Schulter. Dann, ohne Vorwarnung, ließ er seine Handfläche zu ihrem unteren Rücken gleiten und drückte vorwärts, führte sie neben sich hinaus.

'Ich glaube, er ist meine einzige Hoffnung, mein Baby in Sicherheit zu bringen', dachte Amelie.