"Ich bin schwanger. Es ist dein Kind."
Anne stand wie erstarrt an der Türschwelle, während die Welt unter ihren Füßen zu schwanken begann. Ihre Hand flog zu ihrem Mund und erstickte ein Keuchen. Denis, der Mann, den sie liebte, stand in vertrauter Nähe zu einer anderen Frau.
Es war Tania, seine erste Liebe.
"Bist du sicher?" fragte Denis zögernd.
"Es ist das Ergebnis dieser Nacht."
Annes Hände zitterten, und die Kuchenschachtel glitt aus ihrem Griff und fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Der Kuchen, den sie so sorgfältig ausgesucht hatte – seine Lieblingsschokoladenganache – lag ruiniert da, die Glasur über die kalten Fliesen verschmiert.
Das Geräusch lenkte Denis' und Tanias Aufmerksamkeit zur Tür.
"Anne," murmelte Denis und ließ sofort Tanias Hände los. "Was machst du hier?"
Anne blinzelte und verarbeitete die Frage kaum. Tränen brannten in ihren Augen, aber sie hielt sie zurück. Sie hatte einen Kuchen gekauft, um ihren Geburtstag mit ihm zu feiern. Doch stattdessen erhielt sie den größten Schock ihres Lebens.
"Was ich hier mache?" rief sie aus, während Wut und Herzschmerz in ihr kämpften. "Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte ich das nicht gesehen. Ich hätte nicht gewusst, dass du mich betrügst."
Sie zeigte anklagend mit dem Finger auf Tania. "Diese Frau – sie hat dich vor drei Jahren für ihre Karriere verlassen. Und in dem Moment, in dem sie wieder in die Stadt kommt, kannst du es nicht erwarten, mit ihr ins Bett zu steigen? Du hast sie schwanger gemacht!"
"Sei nicht wütend." Tania trat vor, die Hände nach ihr ausgestreckt. "Es ist nur..."
Anne wich zurück und schob ihre Hand beiseite.
"Ah..." Tania sank zu Boden und hielt sich den Bauch. Ihr Gesicht verzog sich, als hätte sie Schmerzen. "Mein Bauch... es tut weh."
Anne erstarrte und blinzelte verwirrt. Sie hatte sie überhaupt nicht gestoßen.
Denis hockte sich hin und legte einen Arm um Tania. "Was hast du getan, Anne?" bellte er und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
"Ich habe nichts getan. Ich habe sie kaum berührt." Anne versuchte zu erklären, aber Tania unterbrach sie.
"Gib ihr nicht die Schuld. Sie hat das impulsiv getan." Sie zuckte zusammen und legte ihre Hand auf ihren Bauch.
"Geht es dir gut?" fragte Denis besorgt.
Tania schüttelte den Kopf, ihre Augen glänzten mit falschen Tränen. "Das Baby. Bitte... rette mein Baby."
"Ich bringe dich ins Krankenhaus." Er hob sie in seine Arme, bereit zu gehen.
"Denis," Annes Stimme brach, als sie rief. "Betrachtest du mich überhaupt als deine Freundin?"
Er hielt inne, sein Rücken steif. Als er sich schließlich zu ihr umdrehte, war sein Gesichtsausdruck wie aus Stein gemeißelt. "Wenn ihr oder dem Baby etwas passiert, werde ich dich dafür bezahlen lassen." Er eilte zur Tür.
Anne taumelte zurück, ihr Herz zerbrach. "Wenn du gehst, mache ich Schluss mit dir."
Er blieb mitten im Schritt stehen, Wut strahlte aus seinen Augen. "Anne Clair, du übertreibst," sagte er kalt. "Geh nach Hause. Und mach mir die Sache nicht schwer."
"Übertreiben?" Anne war fassungslos. "Du hast mich betrogen... Und ich darf nicht einmal fragen!"
"Genug," brüllte er.
"Denis, mein Bauch," wimmerte Tania.
Seine Wut schmolz augenblicklich dahin, ersetzt durch hektische Besorgnis. "Ich bringe dich sofort ins Krankenhaus." Ohne Anne einen weiteren Blick zu schenken, stürmte er zur Tür hinaus.
Anne stand da, betäubt. Noch vor Stunden war sie voller Aufregung gewesen und hatte die perfekten Worte geübt, um Denis einen Heiratsantrag zu machen. Aber am Ende wurde sie verraten.
Ihr Herz verdrehte sich schmerzhaft – zehn Jahre, in denen sie ihn liebte, von scheuen Blicken in Schulfluren bis zu geflüsterten Geständnissen unter den Sternen. Zehn Jahre des Wartens, Hoffens, Glaubens, dass er eines Tages ihre Liebe sehen und anerkennen würde.
Aber er hatte nur Tania in seinem Herzen. Vor drei Jahren, als Tania ihn verließ, bemerkte er sie und bat sie, seine Freundin zu werden.
Anne war der Trost, die Ablenkung, die sichere Wahl gewesen. Und wie eine Närrin hatte sie geglaubt, sie hätte endlich gewonnen.
"Hast du nicht gesagt, du würdest Tania dafür hassen, dass sie dich verlassen hat?" würgte sie hervor. "Warum bist du zu ihr zurückgekehrt? Warum hast du mit meinen Gefühlen gespielt?"
Sie hatte alles gegeben – ihre Liebe, ihre Zeit, ihre Träume – nur um ihn lächeln zu sehen. Sie hatte ihr Leben um seines herum angepasst und Teile von sich selbst ohne einen zweiten Gedanken geopfert.
Es war erbärmlich. Sie war erbärmlich.
"Ich hasse dich, Denis. Ich bereue es, meine Zeit an dich verschwendet zu haben."
Sie sank auf den kalten Boden und brach in Tränen aus, unfähig, ihre Emotionen zurückzuhalten.
"Warum, Denis? Ich war dir treu. Ich habe dich mit allem geliebt, was ich hatte. Warum konntest du mich nicht zurücklieben?"
Drei Jahre des Zusammenseins – Anne hatte wirklich geglaubt, sie hätte ihren sicheren Hafen gefunden. Mit Denis hatte sie sich eine Zukunft fernab ihrer missbrauchenden Adoptivmutter und Stiefschwester vorgestellt. Aber der Mann, den sie am meisten liebte, hatte sie verraten und ihr unerträglichen Schmerz zugefügt.
"Niemand liebt mich," murmelte Anne durch ihre Schluchzer. "Niemand kümmert sich."
Die Tränen fielen weiter, bis ihr Körper sich hohl anfühlte, entleert von jedem Funken Hoffnung. Langsam wischte sie ihre geschwollenen Augen ab und zwang sich aufrecht zu stehen. 'Weinen wird nichts ändern,' sagte sie sich.
Nachdem sie eine Weile geweint hatte, rappelte sich Anne auf.
Anne stürmte aus dem Büro und ging direkt zu Denis' Penthouse.
Sobald sie drinnen war, riss sie den Kleiderschrank auf und begann, jedes teure Geschenk, das er ihr je gemacht hatte, in eine große Tasche zu stopfen. Sie schleppte die Tasche zum Müllschacht und warf alles ohne einen zweiten Blick hinein.
Zurück im Schlafzimmer packte Anne schnell ihren Koffer. Mit dem Griff ihres Koffers in der Hand trat Anne in den Flur, ihr Herz schmerzte bei jedem Schritt. Schließlich, an der Schwelle des Penthouses stehend, blickte sie ein letztes Mal umher.
'Ich werde dich nie wieder belästigen, Denis,' dachte sie. 'Ich hoffe, du wirst mit Tania glücklich werden.'
Donner grollte über ihr, aber sie zuckte kaum zusammen. Der Sturm draußen war nichts im Vergleich zu dem, der in ihr tobte. Sie wollte einfach verschwinden – aus Denis' Leben verschwinden, aus der grausamen Erinnerung an die Liebe, die sie törichterweise für die ihre gehalten hatte.
Ein elegantes schwarzes Auto hielt vor ihr an, Wasser spritzte vom Bordstein auf. Anne erstarrte und blinzelte gegen den Regen, als die Tür aufschwang.
Tania.
Ihr mitleiderregender Blick verschwand. Sie trat mit einem stürmischen Gesichtsausdruck auf sie zu.
Anne war überrascht. Sollte sie nicht im Krankenhaus sein?
Ein spöttisches Schnauben entwich ihrem Mund. Es war alles nur Theater. Natürlich könnte der Arzt sie gebeten haben zu gehen.
"Suchst du nach mir?" spottete Anne.
"Warum lachst du mich aus?" schnappte Tania und trat näher. "Denkst du, du bist wichtig? Du bist nichts als ein Ersatz, den Denis an seiner Seite behalten hat."
Ersatz?
Das Wort traf wie eine Ohrfeige. Drei Jahre Loyalität, Liebe und Opfer – reduziert auf ein einziges, verletzendes Wort.
Eine Welle des Schmerzes verdrehte Annes Herz.
Tanias Augen glänzten triumphierend. "Er liebt mich. Schon immer. Und er wird mich bald heiraten." Sie trat einen weiteren Schritt vor. "Verlass ihn."
Für einen Moment konnte Anne nicht atmen. Der Regen verschwamm alles – ihre Sicht, ihre Gedanken, ihre Entschlossenheit. Aber dann veränderte sich etwas in ihr.
Anne richtete sich auf. "Wenn du dir so sicher bist, warum bist du dann unsicher? Geh und finde ihn. Verschwende nicht meine Zeit."
Sie ging an ihr vorbei.
Tania ballte ihre Fäuste an den Seiten, ihr Atem wurde schneller. "Solange du lebst, bist du eine Bedrohung. Ein Hindernis auf meinem Weg zurück zu Denis."
In diesem Moment sah sie ein Auto heranrasen. Mit einem bösartigen Knurren stürzte sie nach vorne und stieß Anne mit beiden Händen.
Anne registrierte kaum die Kraft gegen ihren Rücken, bevor sie nach vorne stolperte. Ihre Augen weiteten sich alarmiert, als sie die grellen Scheinwerfer sah, die auf sie zurasten. Das Auto war bereits zu nah. Zu schnell.
Der Aufprall kam wie ein Donnerschlag.
Ihr Körper wurde in die Luft geschleudert, bevor er mit einem widerlichen Aufprall auf den nassen Asphalt krachte. Ihr Kopf schlug auf den Boden. Sie hustete Blut, ihre Glieder zitterten von dem Aufprall. Ihre Brust hob und senkte sich, rang nach Atem, während sich brennender Schmerz durch ihren zerschlagenen Körper ausbreitete.
Mit verschwommenem Blick sah sie eine Gestalt, die sich näherte und neben ihr stand.
"Du," atmete Anne, Blut sickerte aus ihrem Mund.
Tania hockte sich hin. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem grausamen Lächeln, als sie sich vorbeugte. "Weißt du, was Denis gesagt hat? Er sagte, dass du ihm egal bist. Mit diesem Kind in meinem Bauch," sie legte ihre Hand auf ihren Bauch, "werde ich bald Denis' Frau werden. Und du – du wirst heute Nacht sterben."
Tania erhob sich und schritt davon, ließ Anne mitten auf der Straße zurück.
Annes Brust hob sich, die letzten Reste ihrer Kraft schwanden aus ihren Gliedern. Sie bekam die Strafe dafür, den falschen Mann zu lieben.
"Ich hasse dich, Denis," flüsterte sie. "Ich bereue es, mich je in dich verliebt zu haben. Wenn ich noch eine Chance hätte... würde ich dich nie in mein Herz lassen."