Todesgott

"Nein! Onkel, bitte!" flehte Elena, ihr Körper zitterte vor Schluchzen, während ihr Onkel sie durch den Wald schleifte. Doch der ehemalige Alpha, jetzt ein Ältester, schenkte ihren Bitten keine Beachtung und zog sie weiter.

"O-Onkel bitte, das kannst du mir nicht antun. Der Alphakönig ist ein Ungeheuer! E-er wird mein Leben zur Hölle machen!"

"Genau das will ich, Elena!" bellte Ältester Zade. "Dein Elend ist es, was ich will! Und den Rest deines Lebens als Sexsklavin zu verbringen, ist eine großartige Strafe für dich!"

Bald wurde Elena aus dem Wald gezogen, und sie keuchte vor Entsetzen, als ihre Augen auf einen weißen Lieferwagen fielen, der auf der anderen Straßenseite parkte. "O-Onkel, bitte, du musst damit aufhören. Der König wird mich nicht einmal wollen. Er wird mich nicht mögen."

Ältester Zade hielt inne und drehte sich zu Elena um. Seine Augen waren kalt und durchdringend. "Du bist genau das, was der Alphakönig braucht, Elena. Und er hat eine stattliche Summe für das Recht bezahlt, dich zu besitzen, schon vor langer Zeit." Er gestand und damit zog er erneut an Elenas Hand und schleifte sie vorwärts.

Elena kämpfte darum, sich aus dem Griff ihres Onkels zu befreien, aber sie war in diesem Moment zu schwach. Sie weinte weiter und hoffte und betete, dass ein Wunder geschehen würde. Dass sie irgendwie gerettet werden würde. Sie wollte dem Alphakönig nicht begegnen. Im Kerker zu sein war weitaus besser, als an den König als Sexsklavin verkauft zu werden.

Elena hatte mehrere Geschichten über den König gehört, bevor sie in den Kerker geworfen wurde – Geschichten darüber, wie grausam er war, wie er zum Vergnügen tötete und wie niemand, der sich ihm in den Weg stellte, jemals verschont wurde.

Er hatte so viele Kriege geführt und gewonnen, was ihm unzählige Narben an Körper und Gesicht eingebracht hatte. Er war nicht nur als Todesgott bekannt, manche nannten ihn sogar den Sensenmann.

Niemand im Wolfsnacht-Rudel hatte den Alphakönig je gesehen, aber allein sein Name versetzte die Menschen in Angst.

Plötzlich sprangen zwei bullige Männer aus dem Lieferwagen, als Elena sich näherte, und sie erstarrte. Sie waren riesig, ihre massigen Gestalten blockierten das Licht des Mondes. Ihre Gesichter waren hart, mit rauen, stoppligen Kiefern und grausamen, berechnenden Augen. Einer von ihnen hatte ein dickes Halstattoo, das sich wie eine Schlange wand, während die Lippen des anderen Mannes sich zu einem Grinsen verzogen, das seine kalten, verengten Augen nicht erreichte. Die Luft um sie herum fühlte sich geladen an, schwer mit dem Versprechen von Gewalt. Es war klar, dass sie die Krieger des Königs waren.

"Ist sie es?" fragte Marcel, der Mann mit dem Tattoo, während seine kalten Augen Elena musterten und ihren Zustand aufnahmen.

"Ja, Sir." antwortete Ältester Zade und verbeugte sich respektvoll.

"Nun gut. Du kannst gehen." sagte Marcel.

Elena schrie vor Entsetzen, als Marcel sie mühelos über seine Schulter hob und in den Lieferwagen warf, wobei er die Tür zuschlug.

"Lasst mich raus! Bitte! Tut das nicht!" schrie sie, während sie gegen die geschlossene Tür hämmerte.

Fast sofort öffnete sich die Tür, und der andere Mann, Zeus, kam zum Vorschein. "Halt die verdammte Klappe!" bellte er und verpasste ihr eine harte Ohrfeige. Dann schlug er die Tür zu.

Elena wimmerte, ihr Körper zitterte, als der Schmerz der Ohrfeige sich über ihre Wange ausbreitete. Ihre Sicht verschwamm vor Tränen, als sie sich zusammenkauerte, ihr Herz raste.

Der Klang ihres eigenen Schluchzens hallte in dem kleinen, beengten Raum wider und ließ sie fühlen, als wäre sie in einem Albtraum gefangen, aus dem sie nicht erwachen konnte.

"Du musst ihr das hier alle fünf Stunden injizieren. Sie mag klein und schwach aussehen, aber sie ist sehr stark. Stärker, als ihr euch vorstellen könnt." Elena hörte die gedämpfte Stimme ihres Onkels, während sie sich vorstellte, wie er den Männern Unmengen von Silberblättern gab.

Warum sollte er das überhaupt tun? Ihr Wolf war bereits verschwunden. Vielleicht wollte er ihr einfach nur Schmerzen zufügen.

Elena wusste nicht, wann sie ohnmächtig wurde, bis sie im hinteren Teil eines fahrenden Lieferwagens aufwachte. Eine Trennwand trennte den hinteren Teil des Wagens von der Fahrerkabine, sodass sie die Männer nicht sehen konnte.

Elena starrte auf die silbernen Handschellen, die um ihre Handgelenke gelegt waren, und seufzte. Sie schmerzten ihre Handgelenke, aber der Schmerz war nicht annähernd so stark wie das, was sie in der Vergangenheit erlebt hatte. Sie hatte keine Ahnung, dass sie immun gegen Silber war und dass es deshalb nicht so brannte, wie es sollte.

"Ich muss einen Weg finden, zu entkommen. Ich kann nicht zulassen, dass mein Onkel die verbleibenden Jahre meines Lebens ruiniert," murmelte Elena, während sie den Lieferwagen absuchte und nach etwas Ausschau hielt, das ihr helfen könnte, sich zu befreien. "Ivy, ich wünschte, du wärst hier," fügte sie hinzu, ihre Stimme zitterte vor Schmerz.

Fast sofort kam ihr eine Idee, die einen Funken Hoffnung in ihren Augen entzündete.

"Arghhh! Hilfe! Bitte!" Elena begann vor Angst zu schreien.

Das Auto kam abrupt zum Stehen und die Krieger eilten sofort nach hinten.

"Was zum Teufel ist hier los?! Willst du, dass ich dir den Mund zutape?!" stöhnte Zeus missmutig.

"B-bitte, helft mir. D-da ist etwas." schrie Elena, während sie vor Angst zitterte.

"Wovon zum Teufel redest du? Da ist nichts," knurrte Marcel verärgert. Er wandte sich dann an Zeus. "Ignorier sie einfach. Lass uns weiterfahren – wir haben keine Zeit für diesen Schwachsinn!" spuckte er aus und warf Elena einen kalten Blick zu.

In dem Moment, als Zeus versuchte, die Tür zu schließen, trat Elena ihm hart ins Gesicht und ließ ihn vor Schock zurücktaumeln. Als er zurückwich, stürzte sie auf Marcel zu und schlug ihm mit einem Feuerlöscher kräftig auf den Kopf. Er fluchte und versuchte, sie zu packen, aber sie schlüpfte schnell an ihm vorbei. Sie stürmte aus dem Lieferwagen und ignorierte die scharfen Äste, die ihre Haut zerkratzten, als sie in den Wald rannte.

Elena rannte so schnell sie konnte, ihr Herz pochte. Aber Zeus und Marcel waren dicht hinter ihr, schrien und holten auf. Sie trieb sich selbst härter an, aber der Boden war uneben, und bald stolperte sie.

Bevor sie aufstehen konnte, packte Zeus ihren Arm fest. Marcel erreichte sie einen Moment später, und mit einem kräftigen Ruck zerrten sie sie zurück und schleiften sie zum Lieferwagen.

"Wir sind die Krieger des Königs, wir sind schneller und stärker als du." höhnte Zeus, seine Nase blähte sich vor Wut.

"Lasst mich gehen! Bitte! Ihr könnt dem König einfach sagen, dass mein Onkel sich geweigert hat, mich zu verkaufen." flehte Elena, während sie versuchte, ihre Hand aus Zeus' hartem Griff zu winden.

"Halt die verdammte Klappe!" Elena schrie vor Angst auf und schloss die Augen, als Zeus seine Hand hob, um sie zu schlagen.

Eins. Zwei. Drei Sekunden vergingen, aber nichts geschah.

"Argh!" Ein erschrockenes Keuchen entrang sich Elenas Kehle, als sie die Augen öffnete. Sie taumelte zurück, ihre Beine gaben unter ihr nach. Zeus stand wie erstarrt da, hustete Blut, eine scharfe Klinge steckte von hinten in seinem Bauch.

Sie schrie erneut auf, Tränen sammelten sich in ihren Augen, als die Klinge herausgezogen wurde und Zeus leblos zu Boden fiel. Sie drehte sich zur Seite und zu ihrem Entsetzen war Marcel bereits tot. Auch er war erstochen worden.

Das geschah in drei Sekunden?!

Elena blickte langsam nach vorne, und ihr stockte der Atem, als ihr Blick auf einen Mann mit den schönsten grünen Augen fiel, die sie je gesehen hatte. Sie waren intensiv, wie smaragdgrüne Flammen, die sie wie ein Magnet anzogen. Sein Gesicht war auffallend gutaussehend, mit einem perfekt gemeißelten Kiefer, hohen Wangenknochen und einer geraden Nase, die wie aus Stein gehauen schien.

Sein dunkles Haar fiel unordentlich über seine Stirn und verstärkte den rauen Reiz. Er trug eine schwarze Plattenrüstung, die sich an seinen muskulösen Körper schmiegte und eine Aura der Gefahr ausstrahlte. In seiner Hand hielt er ein blutiges Messer, das Karmesinrot tropfte von der Klinge, während er sie mit einem kalten, berechnenden Blick beobachtete. Der Anblick jagte ihr einen Schauer über den Rücken, und dennoch konnte sie nicht wegsehen.

Plötzlich erfüllte ein dunkler, rauer Geruch von Schokoladenmoschuss und Kiefer die Luft um Elena und löste etwas Wildes und Unbezähmbares in ihr aus. Bevor sie ausmachen konnte, was es war, überkam sie ein Schwindelgefühl, und sie taumelte und fiel in die Arme des Mannes.

*****

Elena öffnete langsam die Augen, ihr Kopf drehte sich. Sie lag auf einem weichen Bett in einem unbekannten Raum. Die Luft trug noch immer den starken Duft von Schokoladenmoschuss und Kiefer.

Für einen Moment fühlte sich ihr Verstand benebelt an. Dann kamen die Erinnerungen zurückgestürzt – und ihr Herz begann zu rasen.

"Hallo, kleiner Wolf."

Elena stockte der Atem, als die scharfe Stimme eines Mannes plötzlich durch die Luft schnitt und sie zusammenzucken ließ. Langsam drehte sie den Kopf und fand den Mann aus dem Wald – nein, einen Halbgott, der auf einem weichen Sofa nahe dem Fenster saß.

Seine Haltung war entspannt, ein Bein über das andere geschlagen, doch jeder Zentimeter von ihm strahlte Gefahr aus. Seine intensiven, grünen Augen fixierten die ihren, als versuchte er, in ihre Seele zu blicken. Der Duft von Kiefer und Schokoladenmoschuss haftete an ihm, und die Aura von Tod und Macht umhüllte ihn wie ein dunkler Schleier.

"D-du hast mich gerettet?" fragte Elena mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war, während ihre Stimme zitterte.

"Nein. Ich habe lediglich eingesammelt, was bereits mir gehört." Der Mann sprach in einem ruhigen Ton, sein Gesicht frei von jeglichen Emotionen.

"I-ich verstehe nicht," fragte Elena verwirrt.

Der Gesichtsausdruck des Mannes veränderte sich nicht. "Ich bin König Killian, Liebling. Dein Käufer."

Elena keuchte vor Schock und schluckte schwer. Instinktiv bewegte sie sich zurück, bis ihr Rücken auf den Bettrahmen traf, ihre Augen weit vor Angst. "A-aber du hast die Männer getötet, die du geschickt hast, um mich zu holen. W-warum?"

König Killian zuckte mit den Schultern, als wäre es keine große Sache. "Ich wollte, dass du den besten Eindruck von mir bekommst, Liebes."

Ein Schauer lief über Elenas Rücken und ihre Haut kribbelte vor Gänsehaut. Die Art, wie er so ruhig und doch so gefährlich sprach, ließ sie ihn noch mehr fürchten. Ihr Käufer war tatsächlich König Killian – der Gott des Todes, und um einen Eindruck zu machen, tötete er gnadenlos seine eigenen Krieger. Wer tut so etwas?!

Elena hielt den Atem an, als König Killian langsam von der Couch aufstand, seine Augen verließen nie die ihren. Seine Schritte waren bedacht, jeder einzelne hallte durch den Raum. Instinktiv drückte sie ihren Rücken fester in den Bettrahmen, während sie versuchte, Abstand zu schaffen, aber er kam immer näher. Seine Bewegungen waren geschmeidig, wie ein Raubtier, das sich seiner Beute nähert.

"Fürchtest du mich, Elena?" Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern, was ihren Magen mit einem unbekannten Gefühl kribbeln ließ, als er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stehen blieb.

Elena öffnete den Mund, um zu sprechen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Angst und Unsicherheit überfluteten sie, und sie konnte nur leicht nicken, ihre Augen weit aufgerissen, als sie zu ihm aufblickte.

König Killian ließ ein angespanntes, kaltes Lächeln sehen, sein Blick intensiv, als er sich leicht näher lehnte, sein Atem fächelte nun über ihre Nase. "Du solltest dich in der Tat fürchten, kleiner Wolf. Ich werde nicht umsonst der Todesgott genannt."