Kapitel 1: Ein Geburtstag in den Schatten

Elara Mond starrte auf den Cupcake mit nur einer Kerze darauf. Sie tanzte mit der kleinen Flamme in ihrem dunklen Schlafzimmer und warf Schatten an die Wände ihrer heruntergekommenen Hütte am Rande des Blackwood Rudel-Territoriums.

"Alles Gute zum Geburtstag an mich," sagte sie mit leiser Stimme, die durch den leeren Raum hallte. 18 Jahre alt.

Heute wurde sie achtzehn, aber niemand schien sich darum zu kümmern. Das war nie der Fall.

Elara schloss die Augen und sagte: "Bitte lass etwas sich ändern." Dies war ihr täglicher Wunsch.

Ich will mehr sein als nur ein Omega.

Im Blackwood Rudel bedeutete es, ganz unten zu stehen, wenn man ein Omega war. Omegas hatten die schlechtesten Jobs, die kleinsten Häuser und wurden am meisten verachtet. Sie waren die Schwächlinge, die Niemande.

Sie blies das Licht aus, und Dunkelheit verschluckte ihren Raum. Elara seufzte und schaltete ihre Lampe ein. Ihre winzige Hütte war sauber, aber karg eingerichtet – nur ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Bücherregal voller abgenutzter Fantasy-Werke.

Bücher waren ihre Flucht aus dem Rudelleben. Ihr Handy vibrierte. Wahrscheinlich ihr Chef im Rudel Diner, der ihr sagte, sie solle morgen nicht zu spät zu ihrer Schicht kommen. Elara ignorierte es und schleppte sich zum Badezimmerspiegel.

Ein Mädchen mit müden grünen Augen starrte zurück. Ihr dunkelbraunes Haar fiel in unordentlichen Wellen über ihre Schultern. Sie war nicht hässlich – nur gewöhnlich. Nichts Besonderes. Nichts, was jemals die Aufmerksamkeit von jemandem in einem Rudel auf sich ziehen würde, das Stärke und Macht über alles andere stellt.

"Ein weiteres aufregendes Jahr als das Niemand im Rudel," murmelte sie und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Ihr Magen knurrte. Der Cupcake war ihre einzige Geburtstagsfreude, und sie hatte noch nicht zu Abend gegessen.

Der kleine Kühlschrank in ihrer Küche enthielt ein halbes Sandwich und etwas Saft. Nicht gerade ein Geburtstagsfestmahl, aber sie war es gewohnt, mit weniger auszukommen.

Während sie aß, dachte Elara an morgen.

Noch ein Tag an der Blackwood High, wo sie für die meisten unsichtbar und für andere ein Ziel sein würde – besonders für Celeste Flüsse. Allein der Gedanke an Celeste ließ Elaras Appetit verschwinden.

Die Tochter des Betas hatte alles: Schönheit, Geld, Macht und das Versprechen, Luna zu werden, wenn sie endlich mit einem der Söhne von Alpha Marcus Blackwood zusammenkäme.

Jeder wusste, dass sie ein Auge auf Kael geworfen hatte, den ältesten Drilling und zukünftigen Alpha.

Die Drillinge.

Jeder im Rudel fürchtete und respektierte sie. Kael, Ronan und Darian Blackwood waren mächtig, schön und für jemanden wie Elara völlig unerreichbar.

Sie sahen Omegas selten auch nur an. Ein lauter Schlag an ihrer Tür ließ Elara zusammenzucken.

"Mach auf, Omega!" rief eine vertraute Stimme. Elaras Herz sank.

Celeste.

Und sie war nicht allein – Elara konnte draußen Gelächter hören. Sie überlegte, zu behaupten, sie sei nicht zu Hause, aber die Lichter waren an.

Celeste würde den morgigen Tag nur noch schlimmer machen, wenn Elara sie ignorierte. Tief durchatmend öffnete Elara die Tür. Celeste stand auf ihrer Veranda, umgeben von zwei ihrer Freundinnen.

Alle drei Mädchen trugen teure Kleidung, die Elaras abgetragene Hose und ihr verblasstes T-Shirt noch schäbiger aussehen ließen.

"Alles Gute zum Geburtstag, Verliererin," sagte Celeste mit einem süßen Lächeln, das ihre kalten blauen Augen nicht erreichte.

Sie hielt eine kleine Schachtel hin, die in glänzendes Papier eingewickelt war. "Wir haben dir ein Geschenk mitgebracht." Elara bewegte sich nicht.

Das "Geschenk" vom letzten Jahr war eine tote Maus gewesen. "Nimm es," Celeste schob die Schachtel nach vorne.

"Sei nicht unhöflich." Vorsichtig nahm Elara die Schachtel an. Sie war überraschend schwer.

"Öffne sie," drängte eine von Celestes Freundinnen und konnte ihr Lachen kaum zurückhalten.

Elara entfernte langsam das Geschenkpapier. Drinnen war eine glatte Holzbox mit seltsamen Symbolen, die in den Deckel geschnitzt waren. Trotz ihrer Bedenken war Elara neugierig.

Sie hob den Deckel – und schrie. Eine riesige Spinne sprang ihr ins Gesicht.

Elara ließ die Box fallen und stolperte rückwärts, während die Mädchen in Gelächter ausbrachen.

"Sie ist falsch, du Idiotin," schnaubte Celeste und zeigte auf die Plastikspinne, die jetzt auf Elaras Veranda lag.

"Du hättest dein Gesicht sehen sollen!" "Lass mich in Ruhe, Celeste," sagte Elara, ihre Wangen brannten vor Scham.

"Hast du nichts Besseres zu tun?" Celestes Lächeln verschwand. Sie trat vor, Macht strahlte in Wellen von ihr aus, die Elaras Omega-Wolf zum Schrumpfen bringen wollten.

"Hör gut zu, Omega," zischte Celeste.

"Du bist nichts. Du wirst immer nichts sein. Morgen in der Schule wirst du dich während des Mittagessens vom östlichen Flur fernhalten."

"Warum?" fragte Elara und bereute es schnell, den Mund geöffnet zu haben.

"Weil ich mich mit den Söhnen des Alphas treffe, um das kommende Mondfestival zu besprechen, und ich will nicht, dass dein Gestank es ruiniert." Celeste warf ihr wunderschönes blondes Haar zurück.

"Die zukünftige Luna muss einen guten Eindruck machen."

"Du bist noch nicht Luna," murmelte Elara. Celestes Hand schoss vor, packte Elaras Kehle. Ihre blauen Augen blitzten wolfsgolden auf, als sie gerade fest genug zudrückte, um das Atmen zu erschweren.

"Was hast du gesagt?" knurrte sie.

"Nichts," keuchte Elara. "Ich habe nichts gesagt."

Celeste hielt noch ein paar Sekunden fest, bevor sie sie losließ. "Das dachte ich mir. Alles Gute zum Geburtstag, Omega. Genieße ein weiteres Jahr der Nutzlosigkeit."

Die Mädchen lachten, als sie weggingen und Elara zitternd in ihrer Türöffnung zurückließen. Sie schlug die Tür zu und rutschte auf den Boden, heiße Tränen brannten in ihren Augen.

Sie weigerte sich, sie fallen zu lassen. Weinen löste nie etwas in der Wolfswelt.

"Ich hasse das," flüsterte sie, ihr Hals schmerzte von Celestes Griff. "Ich hasse es, ein Omega zu sein."

Ein Omega zu sein bedeutete, den schwächsten Wolf zu haben, die geringste Verbindung zur Rudelmagie und keine Chance auf eine gute Zukunft. Omegas paarten sich mit anderen Omegas oder blieben allein.

Sie machten die schlechtesten Jobs im Rudel und lebten unter den ärmsten Bedingungen. Und sie wurden definitiv, absolut niemals Luna.

Elara schleppte sich ins Bett, ohne sich umzuziehen. Als sie an die Decke starrte, spürte sie ein seltsames Kribbeln in ihrer Brust – als würde etwas von innen an ihr ziehen.

Sie rieb die Stelle und runzelte die Stirn. Vielleicht wurde sie krank. Das war alles, was sie brauchte – bei der Arbeit zu fehlen und den einzigen Job zu verlieren, der bereit war, einen Omega einzustellen.

Das Gefühl wurde stärker, als die Nacht dunkler wurde. Elara wälzte sich hin und her, unfähig zu schlafen trotz ihrer Müdigkeit. Das Ziehen wurde unangenehm, fast schmerzhaft.

Um Mitternacht setzte sie sich mit einem Keuchen auf, als scharfe Hitze durch ihren Körper blitzte. Für einen Moment verschwamm ihre Sicht, und sie hätte schwören können, dass ihr schlichtes Schlafzimmer in silbernes Licht getaucht war. Dann war es verschwunden und ließ sie keuchend und verwirrt zurück.

"Was war das?" flüsterte sie in den leeren Raum. Eine Eule schrie vor ihrem Fenster und ließ sie zusammenzucken.

Elara stand auf und ging zum Fenster, um hinauszuschauen. Der Busch hinter ihrer Hütte war in Mondlicht gebadet. Der Vollmond hing tief und riesig am Himmel und tauchte alles in Silber.

Während Elara zusah, tauchte eine Gestalt zwischen den Bäumen auf. Ihr Herz sprang ihr in den Hals. Es war ein Mann – groß und stark, der sich mit der Anmut eines Raubtiers bewegte. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass er nicht irgendein Wolf war.

Er blieb am Waldrand stehen, als würde er ihre Blicke spüren. Langsam drehte er sich um und schaute direkt zu ihrem Fenster. Elara erstarrte. Sie konnte sein Gesicht nicht deutlich erkennen, aber sie spürte seinen Blick wie eine körperliche Berührung.

Das ziehende Gefühl in ihrer Brust explodierte zu einem Sturm aus Hitze und Elektrizität. Ihre Beine gaben nach, und sie griff nach der Fensterbank, um sich aufrecht zu halten.

Was geschah mit ihr? Die Gestalt hob ihre Hand, fast wie ein Gruß – oder ein Ruf. Bevor sie nachdenken konnte, bewegte sich Elara auf ihre Tür zu. Etwas rief sie in den Wald. Etwas – oder jemand – wartete dort auf sie.

Ihre Hand griff nach dem Schlüssel. Das ist verrückt, schrie ihr Verstand. Du gehst nicht nachts in den Wald. Besonders nicht, wenn seltsame Wölfe dort warten. Aber der Zug war zu stark, um zu widerstehen. Ihr Körper bewegte sich ohne ihre Erlaubnis, öffnete die Tür, trat auf die Veranda.

Die kühle Nachtluft traf ihr Gesicht und brachte einen Duft mit sich, der sie keuchen ließ – Kiefer, Rauch und etwas Wildes, das ihren Omega-Wolf wie nichts zuvor rief.

Die Gestalt am Waldrand rief erneut. Elara machte einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Der logische Teil ihres Gehirns schrie Warnungen, aber ihr Wolf drängte sie vorwärts, verzweifelt darauf, dem Ruf zu folgen.

Als sie das Ende ihres kleinen Hofes erreichte, schien der Mond heller zu werden. Das Gesicht des Fremden wurde für einen Moment klar. Elaras Herz blieb stehen.

Es war Kael Blackwood – der älteste Sohn des Alphas, der zukünftige Rudelführer. Und er schaute direkt zu ihr mit Augen, die nicht golden wie die eines normalen Wolfes leuchteten, sondern hell, unmöglich silbern.

Genau wie ihre Augen sich jetzt anfühlten. Was passiert mit mir? dachte Elara, als ihre Füße sie zum zukünftigen Alpha des Blackwood Rudels und einem Schicksal trugen, das sie sich nicht einmal vorstellen konnte.