Kapitel 8: Die Warnung des stillen Bruders

Elara konnte nicht schlafen.

Tobias' blutige Nachricht spielte immer wieder in ihrem Kopf: Der Silberäugige muss vor dem nächsten Vollmond wählen, oder alle drei Brüder werden sterben. Was wählen? Wen wählen?

Der Brief ergab keinen Sinn und erfüllte sie dennoch mit Furcht. Sie lief in ihrem Zimmer auf und ab, bis die Wände näher zu kommen schienen. Schließlich schlüpfte sie in den Flur, da sie Raum zum Nachdenken brauchte. Im Packhaus war es ruhig.

Nach der gestrigen Ratsentscheidung waren alle angespannt. Einige Rudelmitglieder waren sogar gegangen, aus Angst, Celeste könnte mit mehr Jägern zurückkehren. Elaras Füße trugen sie zur Bibliothek.

Bücher waren schon immer ihr Zufluchtsort, ihre Flucht gewesen. Vielleicht hielten sie jetzt Antworten bereit. Sie stieß die schwere Tür auf und erstarrte. Sie war nicht allein.

Darian saß in einem Ledersessel am Kamin, ein altes Buch auf seinem Schoß. Anders als Kaels kalte Blicke oder Ronans warme Lächeln war Darians Gesicht unlesbar.