Kapitel 24: Zeitsprung
Drei Jahre später—
Drei Jahre waren vergangen.
Drei Jahre unerbittlichen Trainings.
Drei Jahre, in denen er seine Grenzen erweiterte, seine Kontrolle über Eis und Blitz verfeinerte und im Rang aufstieg.
Noah Weberherz war nicht mehr der zwölfjährige Junge mit D-Rang, der seinen ersten Dungeon betrat.
Jetzt, mit fünfzehn Jahren, stand er als Krieger des B-Rangs da.
Monströser Fortschritt.
...Wäre da nicht die Tatsache, dass Elijah denselben Rang erreicht hatte.
In der Außenwelt wurde Elijah als das strahlendste Talent der neuen Generation gefeiert – seine Feuer- und Lichtaffinität machten ihn zum unbestrittenen "Kind der Göttin", dem Gesegneten.
Währenddessen blieb Noah Weberherz ein Phantom, seine wahre Stärke in Schweigen gehüllt.
Niemand weiß, wozu er fähig ist.
Und niemand weiß auch, wozu die anderen Erben fähig sind.
...
In seiner opulenten Kammer eingebettet, lag Noah ausgestreckt auf einem riesigen, mit Seide drapierten Bett und schlief friedlich—
Oder zumindest hätte er das getan.
Wenn da nicht das unerwartete Gewicht wäre, das auf seiner Brust lastete.
Eine Falte zog sich über seine Stirn, als seine silbernen Augen aufflatterten. Er neigte kaum den Kopf—
Und fixierte den Übeltäter.
Ein Mädchen, nicht älter als siebzehn, ihr tiefes, üppiges schwarzes Haar fiel über ihre Schultern. Auf ihrem Kopf saßen katzenartige Ohren, die träge zuckten, und hinter ihr schwang ein langer Katzenschwanz fröhlich hin und her, der ihre Stimmung verriet.
Noah stieß einen langen, erschöpften Seufzer aus.
"Neko." Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. "Habe ich dir nicht gesagt, dass du in deiner Katzenform sein sollst, wenn du mit mir schlafen willst?"
Stille.
Seine silbernen Augen zuckten.
"Jetzt ignorierst du mich? Gut."
Mit großer Anstrengung hob er eine Hand, kalter Nebel begann sich um seine Fingerspitzen zu wirbeln. Die Luft kühlte ab. Eismagie sammelte sich.
Er zielte direkt auf sie.
Gerade als er es entfesseln wollte—
Nekos tiefe, katzenartige lila Augen öffneten sich schlagartig, erfüllt von gespieltem Verrat.
"Willst du ernsthaft auf mich schießen, deinen bezaubernden Vertrauten?"
Ihre Stimme war süß. Zu süß.
Noah blinzelte nicht einmal. Das Eis in seiner Handfläche wurde dicker.
"Stell mich auf die Probe."
Neko schmollte dramatisch, rollte aber schließlich von seiner Brust.
Noah atmete erleichtert aus und setzte sich auf. Seine Größe hatte über die Jahre zugenommen – größer als die meisten in seinem Alter. Sein langes violettes Haar fiel seinen Rücken hinab und umrahmte seine scharfen, silbernen Augen, die wie Spiegel aus Frost glänzten.
Auch sein Körperbau hatte drastische Veränderungen durchgemacht – schlanke, kompakte Muskeln, zur Perfektion geformt. Die Art von Körper, die aussah, als hätte eine Yandere-Göttin ihn persönlich in einer von Besessenheit getriebenen Trance geschaffen.
Er war mächtiger. Befehlsgewaltiger.
Und seine Zeit an der Akademie rückte näher. Tatsächlich ist es morgen. Morgen wird er hingehen und die Aufnahmeprüfung ablegen.
Als er aus seinem Fenster blickte, sein Geist bereits am Strategieren, bewegte sich sein Schatten.
Esters Stimme hallte in seinem Kopf wider.
'Bist du besorgt, Meister?'
Noah schwieg einen Moment – dann breitete sich ein langsames Lächeln auf seinen Lippen aus.
"Ich bin nicht besorgt." Seine silbernen Augen glänzten vor Vorfreude. "Wenn überhaupt, bin ich aufgeregt."
Hinter ihm runzelte Neko die Stirn.
"Ich mag es wirklich nicht, dass sie die ganze Zeit bei dir ist, Noah."
Noah drehte nicht einmal den Kopf.
"Bist du nicht auch immer bei mir, Neko?"
"Das ist etwas anderes!" schnaubte sie. "Dieses Mädchen ist buchstäblich dein Schatten. Wie ist das fair?"
Eine Stimme hallte durch den Raum.
"Dieses 'Mädchen' hat einen Namen. Es ist Ester."
Neko ignorierte sie völlig. Wie immer.
Noah kicherte nur.
"Und du bist mein Vertragstier, Neko. Unsere Verbindung ist genauso eng – wenn nicht sogar enger. Wir sind durch die Seele verbunden."
Er drehte sich leicht um und grinste.
"Ist das nicht fantastisch?"
"...Tch." Neko schmollte, argumentierte aber nicht weiter.
Weil sie wusste, dass er Recht hatte.
Sie war sein Vertragstier.
Egal wohin er ging – selbst zur Akademie – sie würde immer an seiner Seite sein.
Klopf, klopf.
Eine Stimme unterbrach sie.
"Junger Herr Noah, Die Dame wartet auf Sie auf dem Trainingsgelände."
"Ich werde gleich da sein."
Damit drehte sich Noah um und ging in Richtung seines Badezimmers, um sich frisch zu machen.
⸻
Trainingsgelände—
Auf dem weitläufigen Trainingsgelände stand Noah seiner Mutter gegenüber.
Beide waren in eng anliegende, violette Trainingskleidung gehüllt.
Selene Weaverheart – die Hexe der ewigen Kälte – beobachtete ihren Sohn mit durchdringenden silbernen Augen.
"Du wirst bald zur Akademie aufbrechen", murmelte sie, ein verspieltes Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Sollen wir sehen, wie viel du gelernt hast?"
Sie trat vor—
Und entfesselte ihre Aura.
Zum ersten Mal.
Noah spürte es sofort.
Esters Verhüllte Aura erlaubte es ihr, Dinge weniger auffällig zu machen oder zu sein. Eine Art Verschleierung.
Aber Selenes Aura?
Sie war die Verkörperung der Kälte.
Nicht irgendeine Kälte – absolute Kälte.
Aura des absoluten Nullpunkts.
Die Temperatur stürzte sofort ab.
Frost spann sich über den Boden. Die Luft um sie herum schien zu gefrieren und zu brechen.
Noah stand da, unbeeindruckt. Er ist der Herrscher des Eises.
Als er seine Hand hob, erschien Frost an seinen Fingerspitzen.
"Halte dich nicht zurück", murmelte Selene, ihr Lächeln wurde breiter.
"Ich möchte diese Blitzaffinität von dir sehen."
Noah grinste.
Er hatte seine Blitzaffinität jahrelang geheim gehalten – aber nicht vor ihr. Er konnte es nicht, wenn er sie trainieren wollte. Also hatte er ihr die Wahrheit gesagt, eingewickelt in Halbwahrheiten.
Aber jetzt?
Er würde sich nicht zurückhalten.
"In Ordnung, Mutter."
GROLLEN—!!
Der Himmel teilte sich.
Ein blendender Blitzstrahl schoss vom Himmel herab—
Und traf sie.
BOOOOOM!
Der Boden zerbrach. Feuer brach aus. Rauch stieg in den Himmel.
Kein Zögern.
Bevor sich der Rauch überhaupt lichtete, bewegte sich Noah.
Blitze umhüllten seinen Körper und verwandelten seine Bewegungen in ein verschwommenes Bild. In einem Augenblick stand er vor ihr.
Ohne Überraschung – Selene war unverletzt.
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln.
"Was für ein schrecklicher Sohn du bist", sinnierte sie. "Greifst deine Mutter ohne Gnade an."
Noah antwortete nicht.
Stattdessen—
Seine rechte Hand ballte sich zur Faust.
Sofort brachen zackige Eisspitzen aus dem Boden hervor und durchbohrten sie von allen Seiten.
Gleichzeitig hob sich seine linke Hand—
Und Dutzende von Blitzen kamen herab.
BOOM! BOOM! BOOM!
Im selben Atemzug materialisierte sich ein Dolch in seinem Griff – er schlug nach vorne, die Klinge sang durch die Luft direkt zu ihrer Brust—
Dann sprang er zurück und brachte Abstand zwischen sie.
Alles war in Sekunden geschehen.
Keine einzige Bewegung verschwendet.
Der Rauch war dick und trübte seine Sicht.
Aber Noah wusste.
Sie war in Ordnung.
Sie war SS-Rang.
Selbst wenn sie nicht alles gab, benutzte sie immer noch ihre Aura.
Aber zumindest – hätte er sie kratzen sollen.
...Richtig?
Der Rauch lichtete sich.
Selene stand da – unberührt.
Nicht ein einziger Kratzer.
Nicht ein einziges Anzeichen von Schaden.
Ihr Lächeln schwankte nicht einmal.
"Bist du fertig, mein Baby?"
Noah spürte, wie sein Magen sich zusammenzog.
Selenes Aura wallte auf.
"Dann bin ich an der Reihe."
KRACH—!!
Noahs Atem stockte. Der Himmel verdunkelte sich.
Über ihm—
Dutzende.
Nein – Hunderte von kolossalen Eisbrocken bildeten sich, jeder groß genug, um eine Festung zu vernichten.
Noahs Körper erstarrte.
Er drehte sich mechanisch zu seiner Mutter.
"...Ist das dein Ernst?"
Selenes Grinsen wurde breiter.
"Es ist zu deinem Besten, mein Baby."
"Ich kann nicht zulassen, dass du an der Akademie schwach bist, oder?"
Und dann—
Sie fielen.
Chaos brach aus.
—Ende von Kapitel 24—