Schreckliche Nachrichten

Arthur saß neben Charlotte, sie verbrachten ihre gemeinsame Zeit mit leichten Gesprächen.

Obwohl sie nicht sprechen konnte, sagten ihre Gesten und ihr sanftes Lächeln mehr als tausend Worte.

Über eine Stunde lang sprachen sie über Erinnerungen, Bücher und sogar über ihre Gedanken zum Krankenhausessen.

Doch dann machte Charlotte eine Geste, ihre Hände formten langsam Worte, ihre Augen trugen einen Hauch von Neugier.

Warum bin ich hier?

Arthurs Herz sank, aber er behielt seinen Gesichtsausdruck ruhig.

‚Sie haben es ihr also noch nicht gesagt', dachte er grimmig.

Er lenkte das Thema schnell um und erzählte ausschweifend von einer lustigen Erinnerung aus ihrer Kindheit. Charlotte neigte den Kopf und warf ihm einen schwachen, wissenden Blick zu, drängte aber nicht weiter auf die Frage.

Ein leises Klopfen unterbrach sie, und die Tür öffnete sich, um den Arzt zu enthüllen. Arthur erkannte ihn sofort – es war derselbe, der ihm die erste Diagnose gestellt hatte.

„Hallo, Herr Schicksal. Fräulein Schicksal", sagte der Arzt und nickte beiden respektvoll zu.

Arthur spannte sich an. Er hatte diesen Moment gefürchtet. Der ernste Gesichtsausdruck des Arztes ließ keinen Raum für die Hoffnung auf eine Fehldiagnose.

„Ich hasse es, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein", begann der Arzt, sein Ton sanft, aber bestimmt. „Leider hat sich unsere Vermutung bestätigt. Fräulein Schicksal hat Krebs."

Arthur hatte sich darauf vorbereitet, wusste bereits, was kommen würde, aber sein Blick wanderte zu Charlotte, ihre Reaktion genau beobachtend.

Sie blieb still, ihr Gesichtsausdruck unlesbar. Sie blinzelte nicht, bewegte sich nicht – nichts.

‚Sie reagiert überhaupt nicht?' dachte Arthur, seine Brust verengte sich vor Sorge. ‚Warum reagiert sie nicht?'

Arthurs Gedanken überschlugen sich, während er Charlottes Reaktion – oder deren Fehlen – beobachtete.

Ihr Gesicht blieb ruhig, ihr Körper bewegungslos, als ob die Nachricht sie gar nicht erreicht hätte. Ihre Augen starrten jetzt am Arzt vorbei, als hätte sie ihn gar nicht gehört.

Seine Brust verengte sich, sein Atem stockte leicht.

‚Wenn Menschen auf solch schlechte Nachrichten nicht reagieren, gibt es nur wenige Gründe.'

‚Der erste...' Seine Gedanken wurden dunkler. '...ist der gefährlichste. Sie verbergen ihre Trauer, unterdrücken sie so tief, dass sie im Inneren schwärt und wie eine Krankheit wächst. Sie verschwindet nicht. Sie frisst langsam an ihnen, bis es zu spät ist.'

Arthurs Finger verkrampften sich zu Fäusten auf seinem Schoß. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen, aber die Angst blieb.

‚Was, wenn es bereits geschieht?'

Der zweite Grund ist nicht viel besser. Sein Blick huschte zu ihren Händen, die noch immer schlaff in ihrem Schoß ruhten.

‚Verleugnung.'

‚Der Schock der Nachricht ist so groß, dass der Verstand sich weigert, sie als real zu akzeptieren. Es ist, als ob die Realität noch nicht vollständig registriert wurde.'

Er schluckte schwer und kämpfte gegen die Welle der Hilflosigkeit an, die ihn zu überwältigen drohte.

Der dritte Grund... die Wahrheit akzeptieren, aber ihre Konsequenzen nicht verstehen. Arthur studierte ihr Gesicht und suchte nach einem Anzeichen von Verständnis.

‚Versteht sie, was das bedeutet? Oder ist sie einfach... darin verloren?'

Und dann gab es die letzte Möglichkeit. Den vierten Grund. Seine Gedanken zögerten, bevor er ihn beiseite schob.

‚Starker Glaube. Starker Wille. Die Art von Entschlossenheit, die unter keinen Umständen gebrochen werden kann. Aber das ist so selten... und ehrlich gesagt unwahrscheinlich.'

Arthurs Herz sank. Er konnte die nagende Angst nicht ignorieren, dass es der erste Grund war – Trauer verstecken, sie so tief begraben, dass sie nicht erreicht werden konnte. Diese Angst nagte an ihm, während er seine Schwester ansah, seine Gedanken kreisten.

‚Charlotte...' dachte er, ihr Name hallte wie ein Flehen in seinem Geist wider. Er wollte die Hand ausstrecken, etwas sagen, irgendetwas, das sie aus dem Sturm ziehen könnte, der in ihr braute. Aber seine Kehle fühlte sich eng an, der Kloß dort machte es unmöglich zu sprechen.

Er blinzelte, seine Sicht verschwamm leicht. ‚Wenn es der erste Grund ist... wenn sie das unterdrückt... wie soll ich ihr dann helfen?' Die Frage blieb unbeantwortet.

Der Arzt räusperte sich und zog Arthurs Aufmerksamkeit zurück. „Leider", fuhr er fort, seine Stimme schwer, „hat sich der Krebs in Fräulein Schicksals Körper stark ausgebreitet. Es gibt keine Heilung für dieses Stadium..."

Die Worte trafen wie ein Vorschlaghammer.

Arthurs Verstand wurde für einen Moment leer, die Welt um ihn herum schien in eine ferne Vergangenheit zu verblassen.

Er blinzelte, seine Sicht verschwamm leicht. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als das Gewicht dieser Worte auf ihn niederging.

‚Nein. Nein, das kann nicht wahr sein.' Seine Atmung beschleunigte sich, während sein Verstand nach einem Ausweg aus dieser Realität suchte.

‚Das muss ein Fehler sein. Er muss mit mir scherzen.'

Seine Gedanken überschlugen sich, jeder schärfer und schwerer als der letzte.

‚Nicht nachdem wir so lange überlebt haben. Nicht nachdem wir alles ertragen haben, was das Leben uns zugeworfen hat. Nicht nachdem ich endlich einen Weg... einen Weg nach vorne finden konnte.'

Seine Hände zitterten leicht, und er ballte sie schnell zu Fäusten, um das Zittern zu stoppen. Er blickte wieder zu Charlotte. Sie hatte sich nicht bewegt, ihr Gesicht war immer noch ruhig, ihre Augen unfokussiert, als würde sie auf etwas weit Entferntes starren. Es war beunruhigend.

Arthur schluckte schwer und zwang sich zu sprechen. „Was... Was sind unsere Optionen?", fragte er, seine Stimme leiser als beabsichtigt. Er hasste, wie schwach sie klang, hasste die Verzweiflung, die in seine Worte sickerte.

Der Arzt warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. „Es gibt Behandlungen, die die Symptome lindern und ihre Lebensqualität verbessern können, aber sie werden das Fortschreiten nicht aufhalten. Ich lasse Sie beide allein, um dies zu besprechen, und schaue später vorbei, um die Details zu besprechen."

Arthur hörte ihn kaum gehen. Sein Blick war auf Charlotte gerichtet, suchte in ihrem Gesicht nach einem Anzeichen von Emotion, irgendetwas, das ihn wissen ließ, was sie fühlte. Aber sie blieb ruhig, ihr Gesichtsausdruck unverändert, ihre Hände ruhten leicht in ihrem Schoß.

„Charlotte", sagte er sanft, der Kloß in seinem Hals machte seine Stimme uneben. Sie drehte leicht den Kopf, um ihn anzusehen, ihr ruhiger Blick traf seinen. Ihre Fassung war beunruhigend, fast surreal.

Arthur zwang sich zu einem kleinen Lächeln, obwohl es sich anfühlte, als könnte sein Gesicht vor Anstrengung brechen. „Es wird alles gut", sagte er, seine Stimme zitterte trotz seiner größten Bemühungen.

‚Es muss gut werden', dachte er verzweifelt. ‚Es muss einfach.'

Aber während er dort saß, drückten ihn die Worte des Arztes wie ein unbeweglicher Berg nieder und drohten, die zerbrechliche Hoffnung zu zermalmen, an die er sich klammerte.