Rosemary lag im Bett, ihre Muskeln brannten vom gestrigen Training, jeder Atemzug fühlte sich an, als würde ihr Körper rebellieren. Iblis betrat das Zimmer lautlos, betrachtete sie einen Moment lang und setzte sich dann an die Fensterbank. „Du kannst heute nicht trainieren. Dein Körper ist erschöpft. Zeit, etwas über die Welt zu lernen.“
„Also... Unterricht?“ fragte sie mit schwacher Stimme.
„Wenn du es so nennen willst.“
Er nahm einen Stuhl, setzte sich neben sie und begann zu sprechen.
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Sprachen der Welt
„Die Weltsprache, die fast jeder spricht, nennt sich Equem. Der Name bedeutet sinngemäß ‚Gleichgültigkeit‘ oder ‚Akzeptanz‘ – weil sie entstanden ist, als die Völker sich einigten, einander nicht mehr auszulöschen, sondern zu dulden. Jede Rasse hat daneben ihre eigene Sprache, aber Equem wird fast überall verstanden. Du wirst sie heute lesen und schreiben lernen.“
„Und warum nicht einfach die eigene Sprache jeder Rasse?“
„Weil Sprachen auch Macht sind. Wer die Sprache der anderen kennt, kann sie verstehen – oder manipulieren.“
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Rassen und ihre Unterarten
„Es gibt fünf große Rassen, jede mit mehreren Unterarten.“
1. Menschen – Die anpassungsfähigsten. Keine besonderen Fähigkeiten, aber großes Potenzial.
2. Elfen – Intelligent und magiebegabt. Unterarten:
Hochelfen: Stolz, traditionsbewusst, hervorragende Magier.
Waldelfen: Naturnah, geschickte Bogenschützen.
Schwarzelfen: Leben im Untergrund, misstrauisch, mächtige Schattenmagier.
3. Dämonen – Kräftig und aggressiv. Unterarten:
Hochdämonen: Gebildet, fast königlich, Herrscher über andere Dämonen.
Wolldämonen: Wilde Bestien, nur schwer kontrollierbar.
4. Zwerge – Handwerker, Krieger. Leben unter der Erde. Meister in Metallverarbeitung und Runentechnik.
5. Engel – Keine Städte, keine Reiche. Sie leben im Himmel. Sie betrachten sich als überlegene Wesen. Sie greifen selten in die Welt ein – und wenn, dann meist mit zerstörerischer Wirkung.
„Was ist mit den Mischlingen?“
„Halbblüter? Verachtet von vielen, gefürchtet von manchen. Manche von ihnen sind mächtiger als ihre Elternrassen, aber sie gehören nirgends wirklich dazu.“
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Städte der Völker
„Jede Rasse hat ihre Hochburgen.“
Menschen: Städte wie Belerem oder Dareth – auf Macht und Handel ausgerichtet.
Elfen: Syl'tharn, die glänzende Baumstadt.
Dämonen: Feral’duum, eine Festung in der Lavawüste.
Zwerge: Grum’Torr, tief in den Gebirgen.
Engel: Kein Ort in dieser Welt. Nur ein Himmelstor, das selten sichtbar wird.
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Magiesystem und Talente
„Magie funktioniert nicht durch Sprüche oder Willen. Sie funktioniert über Wissen – Knowledge.“
Er sah sie ernst an.
„Wenn du Feuermagie wirken willst, musst du es kennen. Du musst wissen, wie es sich anfühlt, zu brennen. Du musst den Geruch kennen, die Farben, das Knacken, die Angst. Nur dann kann dein Mana es formen. Dein Mana ist dein zweites Bewusstsein – ein präziser Spiegel deines Wissens.“
„Und... Heilmagie?“
„Komplexer. Um jemanden zu heilen, musst du ihn verstehen: seine magische Energie, sein Gewicht, seine Größe, sein Alter, sein Geschlecht, seine Rasse. Die Formel lautet: H = magische Energie × (kg ÷ Größe - Alter) ± Geschlecht ± Rasse. Zu viel Heilenergie bringt den Körper zum Explodieren. Zu wenig – und das Ziel stirbt oder verliert dauerhaft Gliedmaßen.“
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Talentsystem
„Nur wer ein Talent hat, kann Magie meistern. Dieses Talent zeigt sich durch unnatürliche Augenfarben. Doch die Farbe sagt nichts über die Art des Talents – sie spiegelt nur den seelischen Zustand.“
„Und meine Augen? Warum sind sie aschgrau?“
Er schwieg einen Moment. Dann: „Weil deine Seele zerbrochen ist. Du lebst – aber ohne Lebenswillen. Doch das kann sich ändern. Die Farbe kann sich wandeln.“
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Sie sah ihn lange an, als er geendet hatte. Dann fragte sie leise: „Und du? Was bist du?“
„Etwas, das nicht existieren sollte...“, murmelte er. „Aber das ist eine andere Lektion.“
Der Unterricht zog sich über Stunden. Rosemary lernte die Schriftzeichen von Equem, wiederholte sie, bis ihre Finger zitterten. Iblis half ihr nicht direkt – er beobachtete, ließ sie Fehler machen, korrigierte nur mit knappen Worten.
Am Ende des Tages war sie erschöpft. Doch sie hatte gelernt. Und als sie sich zur Seite drehte, die Augen schloss und das Kerzenlicht flackerte, dachte sie zum ersten Mal nicht an Blut oder Schreie – sondern an Worte. Und an Wissen.