KLATSCH! KLATSCH! KLATSCH!
Das Geräusch des Regens hallte auf dem Steinpflaster wider, jeder Tropfen spritzte auf den leblosen Boden.
Im Schmutz kniend, die Hände zu Fäusten geballt, zitterte der Mann. Seine Stimme brach vor roher Emotion, als er zu dem Mädchen vor ihm aufblickte, sein Gesicht vor Unglaube verzerrt.
"Celia. Warum? Warum tust du das?"
Seine Stimme hallte durch den leeren Innenhof, erfüllt von Schmerz, Verzweiflung – flehend nach einer Antwort, die niemals kommen würde.
Die Frau, deren Name offenbar Celia war, stand da, ungerührt.
Ihr langes, wallendes blaues Haar fiel ihren Rücken hinab, die Strähnen von der nebligen Luft befeuchtet. Das schwache Licht der Laternen flackerte auf ihren feinen Gesichtszügen und warf unheimliche Schatten auf ihre porzellanfarbene Haut.
Aber es waren ihre Augen – diese smaragdgrünen Augen, kalt und durchdringend, die ihn wirklich an Ort und Stelle erstarren ließen.
Es lag kein Mitgefühl in ihnen. Kein Zögern. Nur unerschütterliche Gleichgültigkeit.
Eine Königin vor einem Bettler.
Eine Gottheit vor einem Insekt.
Sie neigte ihren Kopf ganz leicht, als wäre er etwas Fremdes, etwas bedauernswert Fernes von ihrem Verständnis.
"Ich tue gar nichts."
Die Worte kamen, nicht als Erklärung, noch als Leugnung, sondern als einfache Wahrheit.
Sie war nicht diejenige, die ihn zerbrach.
Er zerschmetterte ganz von allein.
Der Regen fiel weiter.
KLATSCH! KLATSCH! KLATSCH!
Jeder Tropfen hallte in der stillen Luft wider und unterstrich die Stille zwischen ihnen. Der Mann, noch immer auf den Knien, seine Kleidung durchnässt von Regen und Schmutz, konnte nur starren.
Sein Atem war rau, seine Brust hob und senkte sich bei jedem schmerzhaften Einatmen. Seine Finger gruben sich in den Schlamm unter ihm, zitternd, als er die Erde umklammerte, als könnte sie ihn irgendwie verankern.
"Was meinst du damit, dass du nichts tust?!" Seine Stimme erhob sich, verzweifelt und rau, die letzten Reste der Fassung schwanden dahin.
Sein Kopf schnellte hoch, die Augen voller Unglaube, Wut und etwas, das gefährlich nahe an Verrat grenzte.
"Warum stellst du dich auf seine Seite, selbst nach all den Dingen, die ich für dich getan habe?!"
Celia antwortete nicht sofort. Stattdessen atmete sie leise aus, ein leises Lachen entwich ihren Lippen – eines, das nur mit Verachtung durchsetzt war.
"Heh…"
Ein höhnisches Lächeln kräuselte sich auf ihren Lippen, als sie ihn endlich ansah, ihr smaragdgrüner Blick schärfer als jede Klinge.
"Nach all den Dingen, die du für mich getan hast? Wirklich?" Sie spottete und neigte den Kopf. "Das ist es, was du sagen wirst?"
Sie trat einen Schritt vor, ihr Schatten ragte über ihm auf wie ein Henker über dem Verurteilten.
Und dann, mit einer Kälte, die bis ins Mark seiner Knochen drang, sprach sie seinen Namen aus.
"Damien."
Der Klang davon sandte einen Schauer durch sein Rückgrat, obwohl nicht vom Regen.
"Ich habe dich nie gebeten, irgendeine dieser Sachen zu tun.
Ihre Stimme war sanft, doch jedes Wort traf wie eine Peitsche, präzise und gnadenlos.
"Du hast sie alle von selbst getan."
Eine Präsenz bewegte sich hinter ihr.
Eine Silhouette tauchte aus der Dunkelheit auf, seine Gestalt durch den Regen und Nebel verschwommen. Er stand da, still, unerschütterlich – eine Figur, die keine Worte brauchte, um ihre Anwesenheit bekannt zu machen.
Und doch war es nicht der Schatten des Mannes, der Damien erstarren ließ.
Es waren Celias nächste Worte.
"Und ich wollte dich sowieso nie – genau wie deine Eltern."
Die Welt um ihn herum schien stillzustehen.
Ein Atemzug stockte in seiner Kehle. Sein Körper versteifte sich, das Gewicht ihrer Worte drückte schwerer auf ihn als jeder körperliche Schlag es je könnte.
Sie blieb nicht, um den Ruin zu bezeugen, den sie gerade angerichtet hatte.
Mit einem Handgelenkschwung drehte sie sich weg, den Rücken zu ihm gewandt, ihr langes Haar schwang leicht im Wind.
"Lass es sein."
Sie bemühte sich nicht einmal, ihn ein letztes Mal anzusehen.
"Du und deine Familie sind sowieso nichts mehr wert."
Und damit ging sie weg.
Der Regen fiel weiter.
---SPIEL VORBEI---
Der Bildschirm wurde schwarz.
Für einen Moment herrschte nur Stille.
Dann—
"PUAHAHAHHAHAHAH!"
Ein langes, unkontrollierbares Lachen brach aus meiner Kehle hervor. Ein tiefes, magenkrampfendes, atemraubendes Lachen. Die Art, die nicht aus Freude kommt, sondern aus etwas viel Hässlicherem.
Ich konnte nicht aufhören.
Ich lehnte mich zurück, hielt meinen Bauch, während meine Schultern bebten. Mein Atem stockte zwischen Lachsalven, meine Lungen brannten, meine Rippen schmerzten.
"Was für ein verdammter Witz."
Ich keuchte, schaffte es kaum, die Worte herauszubringen, bevor eine weitere Runde Gelächter übernahm. Es war erbärmlich. Das Ganze. Die Inszenierung, der Verrat, der Dialog. Dachten sie wirklich, das wäre irgendeine Art von herzzerreißender Wendung?
Celia, diese selbstgefällige Schlampe, die wie eine verdammte Königin davonging. Der schattenhafte Bastard hinter ihr, die mysteriöse dritte Partei, die jedes NTR-Spiel gesetzlich verpflichtet zu sein schien, einzubeziehen. Und Damien – oh, armer, erbärmlicher Damien, gebrochen im Schlamm zurückgelassen, nur um den Spieler wie absoluten Hundescheiße fühlen zu lassen.
Ich hatte es von den ersten zehn Minuten des Spiels an kommen sehen, und dennoch—
Es machte mich immer noch wütend.
Ich hörte auf zu lachen.
Die Belustigung verschwand augenblicklich aus meinem Gesicht, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Meine Lippen kräuselten sich nach unten, mein Kiefer spannte sich an, meine Finger umklammerten die Plastikkanten der Konsole so fest, dass sie zu brechen drohten.
"Was für eine verdammte Zeitverschwendung."
PIEP! PIEP! PIEP!
Die Konsole in meinen Händen gab ein schrilles Fehlergeräusch von sich, während die Spielabspanne noch über den Bildschirm liefen und Worte wie "Eine Tragödie entfaltet sich", "Der Preis der Liebe", "Ein unveränderliches Schicksal" aufblitzten.
Ich machte mir nicht die Mühe, sie zu lesen.
Mit einem scharfen Handgelenkschwung warf ich das verdammte Ding quer durch den Raum.
BUMM!
Das billige Plastik schlug gegen die Wand, bevor es mit einem erbärmlichen kleinen Hüpfer auf dem Boden landete.
Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und atmete scharf aus. Mein Kopf summte noch immer. Eine Mischung aus Restfrust, Erschöpfung und etwas anderem, das ich nicht genau einordnen konnte.
"Du Bastard, Eric."
Ich spuckte den Namen aus, als wäre er Gift, meine Finger zuckten noch immer vor lauter Frustration, die sich in meinem Inneren zusammenballte.
Ein Erogespiel, sagte er.
Etwas Spaßiges, sagte er.
"Du wirst es lieben, vertrau mir," sagte er.
Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es verdammt nochmal wissen müssen.
Eric war immer so – grinste wie ein verdammter Fuchs, gab Empfehlungen ab, als wären sie der heilige Gral, nur damit sie sich am Ende als absoluter mentaler Terrorismus herausstellten.
Und diesmal? Diesmal hat er sich wirklich selbst übertroffen.
"Fesseln des Schicksals." So hieß es.
Ein sogenanntes "Meisterwerk der Emotion und Leidenschaft." Ein Spiel "voller wunderschöner Heldinnen und aufregender Abenteuer."
Schwachsinn.
Es war ein NTR-verseuchter Albtraum in hübscher Verpackung. Und das Schlimmste? Es war perfekt für meine Situation.
Eine billige, tragbare Konsole, die mit Batterieresten laufen konnte? Etwas Leichtes, das ich in den Händen halten konnte, während ich hier festsaß? Natürlich habe ich es gespielt. Ich hatte nicht gerade viele verdammte Auswahlmöglichkeiten.
PIEP! PIEP! PIEP!
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und beobachtete, wie das Körperüberwachungsgerät neben mir zu heulen begann. Der Bildschirm flackerte mit roten Warnungen – Herzfrequenz steigt, Stresslevel hoch.
"Na, ist das nicht verdammt normal?" Ich schnaubte und wischte mir mit der Hand übers Gesicht. Wer zum Teufel könnte nach einem solchen Ende ruhig bleiben?
Bevor ich auch nur versuchen konnte, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen—
Die Tür schwang auf.
"Herr Damien. Was ist passiert?"
Und das Schlimmste war...
Die Tatsache, dass ich den gleichen Namen trug wie dieser erbärmliche Bastard.