"Du bist mein Sohn. Das allein bedeutet Erwartungen. Der Name Elford ist nichts, was du dir leisten kannst, durch den Schmutz zu ziehen."
Damien nahm einen langsamen Schluck Wasser, unbeeindruckt.
'Ah, da ist sie. Die klassische Ansprache.'
Die, bei der sein Vater so tat, als ginge es um die Familienehre. Um das Vermächtnis.
Aber Damien wusste es besser.
Es ging nicht um den Namen Elford.
Es ging um Kontrolle.
Dominic konnte den Gedanken nicht ertragen, einen Sohn zu haben, der nicht genau nach seinem Vorbild geformt war. Einen Sohn, der sich weigerte, sein Erbe anzutreten.
Deshalb hatte er Damien in Fesseln des Schicksals so leicht verworfen.
Denn ein Sohn, der ihn enttäuschte, war ein Sohn, der nicht existierte.
Für den ursprünglichen Damien hätten diese Worte etwas bedeutet.
Das Gewicht des Namens Elford. Die erdrückenden Erwartungen. Das Bedürfnis, sich zu beweisen, um auch nur den kleinsten Funken Anerkennung von seinem Vater zu erhalten.
Der alte Damien hatte es gewollt. Gebraucht.
Und als er versagte? Als er ohne zu zögern beiseite geworfen wurde? Es hatte ihn zerbrochen.
Aber für ihn – für den Damien, der jetzt existierte?
Es war alles so... amüsant.
'Heh... Ich würde gerne deine Reaktion sehen, wenn du die Ergebnisse siehst.'
Denn er war nicht mehr derselbe wie früher.
Er hatte nicht die Absicht, eine Enttäuschung zu bleiben. Keine Pläne, diese Familie für immer auf ihn herabsehen zu lassen.
Aber nicht, weil er ihre Akzeptanz brauchte.
Nein – weil er in dem Moment, in dem er aufstieg, in dem Moment, in dem er über ihnen allen stand, den Blick in ihren Augen sehen wollte.
Um zu sehen, was Dominic Elford tun würde, wenn der Sohn, den er verworfen hatte, ihn nicht mehr brauchte.
Während sich die Luft zwischen seinen Eltern mit Streit verdichtete, lehnte sich Damien zurück und hörte mit leichtem Amüsement zu.
"Du erwartest zu viel von ihm, Dominic," sagte Vivienne, ihre Stimme angespannt vor Frustration. "Damien kann sich verbessern, aber wenn du ihn wie einen Versager behandelst, bevor er überhaupt eine Chance hat—"
"Hier geht es nicht um Erwartungen," unterbrach Dominic sie geschmeidig, seine Stimme ruhig, kontrolliert, aber mit einer unterschwelligen Schärfe. "Es geht um die Realität. Ich habe nicht den Luxus der Geduld, Vivienne. Glaubst du, unsere Rivalen werden warten, bis er die Dinge in seinem eigenen Tempo herausfindet? Glaubst du, die Welt wird freundlich zu ihm sein?"
"Ich erwarte nicht, dass die Welt freundlich ist," schoss Vivienne zurück. "Ich erwarte, dass sein Vater es ist."
Damien lächelte leicht, seine Finger tippten träge gegen das Glas in seiner Hand.
'Sie drehen sich nur im Kreis.'
Dieser Streit – diese Dynamik – war nicht neu.
Vivienne, die ihn immer verteidigte.
Dominic, immer ungerührt.
Aber diesmal brauchte er ihren Schutz nicht.
Und so beschloss er, es zu beenden.
Bevor einer von ihnen fortfahren konnte, sprach Damien endlich.
"Mutter," sagte er, sein Ton gleichmäßig, kontrolliert.
Vivienne wandte sich ihm zu, ihre Brauen leicht gerunzelt.
"Mach dir keine Sorgen," sagte er und bot ein kleines, fast beruhigendes Lächeln an. "Ich verstehe."
Die Worte ließen sie blinzeln, ihr Gesichtsausdruck veränderte sich leicht.
Auch Dominics scharfer Blick richtete sich auf ihn, wartend.
Damien richtete sich auf und atmete leicht aus. "Ich muss nur Ergebnisse zeigen, richtig?"
Er neigte seinen Kopf leicht, sein Grinsen kaum sichtbar.
"Dann werde ich das tun."
Ein Moment der Stille.
Viviennes Lippen öffneten sich, Überraschung flackerte in ihren smaragdgrünen Augen, bevor etwas Sanfteres – etwas Erleichtertes – sich in ihnen niederließ.
Dominic hingegen blieb still.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Zeigte keine sichtbare Reaktion.
Aber Damien konnte es sehen.
Die subtile Art, wie seine Augen ihn studierten, der leise Unglaube, der hinter dieser sorgfältig kontrollierten Maske verborgen war.
Denn Dominic Elford glaubte ihm nicht.
Noch nicht.
'Oh, das wirst du noch.'
Vivienne streckte die Hand aus, ihre zarten Finger drückten sanft gegen Damiens Schulter. Eine kleine, tröstende Geste – eine, die ihn beruhigen sollte.
"Du musst dir das nicht zu Herzen nehmen, Liebling," sagte sie sanft. "Dein Vater will nur—"
Aber bevor sie zu Ende sprechen konnte, ließ Damien ein leises Lachen hören.
Sie dachte, er würde sich zwingen. Dass er nur sagte, was Dominic hören wollte.
Aber die Wahrheit?
Er genoss das.
Er wandte sich ihr zu, sein Grinsen wurde ein wenig breiter. "Mutter..." Seine Stimme war leicht, fast spielerisch. "So ist es nicht."
Vivienne hielt inne und studierte seinen Gesichtsausdruck.
Etwas in ihrem Blick flackerte – vielleicht Neugier oder sogar leichte Verwirrung. Aber am Ende seufzte sie nur und schüttelte den Kopf.
"Überfordere dich nur nicht," murmelte sie.
Es machte ihm nichts aus, dass sie ihn missverstand. Wenn überhaupt, war es so besser.
Lass sie glauben, er sei immer noch der gleiche Junge, den sie beschützen musste.
Lass sie zusehen, wie er jede Erwartung zerschmetterte.
In diesem Moment stellte Dominic sein Glas ab, sein scharfer Blick durchschnitt den Raum.
Und dann fragte er—
"Wie läuft es mit Celia?"
Damien erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde.
Und dann, im nächsten Augenblick—
Er grinste.
Denn endlich.
Das war das Thema, auf das er gewartet hatte.
Hier würde es wirklich beginnen.
Damien richtete seine volle Aufmerksamkeit auf seinen Vater, seine blauen Augen glänzten mit etwas Unlesbarem.
"Das," sagte er, seine Stimme glatt, bedacht, "ist etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte, Vater."
Dominic betrachtete ihn sorgfältig, wartend.
Damien lehnte sich leicht nach vorne, stützte seine Ellbogen auf den Tisch, sein Grinsen verschwand nie.
"Ich will die Verlobung lösen."
Stille.
Eine tiefe, schwere Stille, die sich über den Speisesaal legte wie ein Sturm, der darauf wartete, loszubrechen.
Viviennes Augen weiteten sich leicht.
Selbst Dominic, stets gefasst, ließ ein leises, aber unverkennbares Geräusch der Überraschung hören.
Ein subtiles Ausatmen. Ein kaum wahrnehmbares Zucken seiner Finger auf dem Tisch.
Es war selten – unglaublich selten –, dass irgendetwas Dominic Elford aus der Fassung brachte.
Aber dies?
Dies war unerwartet.
Und Damien wusste genau, warum.
Schließlich war er es gewesen – der frühere Damien –, der um diese Verlobung gebettelt hatte.
Es war seine eigene verzweifelte Besessenheit gewesen, die zu dieser Vereinbarung geführt hatte.
Vor Jahren, als er Celia zum ersten Mal getroffen hatte, war er völlig verzaubert gewesen. Geblendet von ihrer Schönheit, ihrem stillen Charme und der Art, wie sie ihn in diesen frühen Tagen angelächelt hatte.
Es hatte ihm nichts ausgemacht, dass die Familie Everwyn unter dem Namen Elford stand. Dass ihnen die gleiche finanzielle und politische Macht fehlte.
Er hatte sie gewollt.
Und er hatte beharrt.
Sein Vater hatte die Idee zunächst abgelehnt, aber es war Vivienne – seine stets umsorgende Mutter – die eingeschritten war.
Weil Damien sie angefleht hatte.
Sie überzeugt hatte, dass Celia die Einzige für ihn war.
Und am Ende hatte Vivienne es arrangiert und ihren Einfluss genutzt, um die Verlobung durchzusetzen.
Und jetzt—
Jetzt saß er hier, ruhig, beiläufig erklärend, dass er aussteigen wollte.
Vivienne reagierte als Erste.
Sie legte eine zarte Hand auf ihre Brust, ihre grünen Augen suchten sein Gesicht ab, als könnte sie nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. "Damien... das kannst du nicht ernst meinen."
Dominics Finger tippten einmal gegen den Tisch, bevor er sich in seinem Stuhl zurücklehnte, sein scharfer Blick auf seinen Sohn gerichtet.
"Du," sagte er, sein Ton langsam, bedacht, "warst derjenige, der auf diese Verlobung bestanden hat."
Er fragte nicht. Er stellte fest.
Damiens Grinsen vertiefte sich.
"In der Tat, das war ich," gab er leicht zu. "Aber Dinge ändern sich."
Dominics Augen verengten sich. "Erkläre."