PROLOG

"Heirate mich, Logan."

Donner grollte draußen, ließ die Fenster erzittern, während Blitze den Himmel durchschnitten. Für einen kurzen Moment wurde das gesamte Büro in ein grelles weißes Licht getaucht, das die vor ihm stehende Frau beleuchtete. Jean Adams... durchnässt, atemlos und völlig verzweifelt. Als ob selbst die Natur von ihren Worten schockiert wäre.

Logan Kingsley war stolz darauf, immer die Kontrolle zu haben. Er verlor nie eine Verhandlung, wankte nie unter Druck. Aber zum ersten Mal seit Jahren war er sprachlos.

Seine Augen wanderten über sie, nahmen wahr, wie ihre durchnässte weiße Kleidung an ihren Kurven klebte, wie der Regen sündhafte Pfade auf ihrer Haut zeichnete. Er presste seinen Kiefer zusammen und schloss die Augen, zwang sich zur Konzentration. Aber nichts... weder sein eiserner Wille noch sein scharfer Verstand... konnte die Hitze in seinem Blut aufhalten.

Verdammt sei sie.

Da er wusste, dass er sich in dieser Situation nicht trauen konnte, stand er abrupt auf, griff nach seinem Mantel und schritt auf sie zu. Ohne ein Wort legte er ihn über ihre Schultern, um sie zu bedecken. "Trag das, bevor du dir Fieber holst."

Doch dann fiel sein Blick auf das Schönheitsmal, das durch den tiefen Ausschnitt ihres Kleides lugte. Sein Atem wurde schwerer bei diesem Anblick, als plötzlich ein weiterer lauter Donner ihn in die Realität zurückholte.

Jean zuckte kaum zusammen. Stattdessen starrte sie ihn an – mit geröteten, erschöpften, aber vor Entschlossenheit brennenden Augen. Dann, gerade als er zurücktreten wollte, sah er es. Eine einzelne Träne, die ihre Wange hinunterlief.

"Jean..." Er streckte die Hand aus, instinktiv getrieben, die Träne von ihrer Wange zu wischen.

"Nicht." Ihre Stimme brach, als sie zurückwich, ihre Hände zu Fäusten ballend. Sie riss den Mantel ab und warf ihn ihm zurück. "Ich brauche dein Mitleid nicht."

Logan atmete scharf aus und umklammerte den Stoff. Seine Geduld hing an einem seidenen Faden. Wäre es irgendeine andere Frau gewesen, hätte er keine weitere Minute für sie übrig gehabt. "Warum zum Teufel bist du dann hier?"

"Ich habe es dir gerade gesagt." Sie hob ihr Kinn, ihre Stimme jetzt fester. "Heirate mich, Logan. Ist das nicht, was du wolltest?"

Seine Stirn runzelte sich. "Wovon zum Teufel redest du?"

Jean schnaubte, ihre Augen glänzten mit etwas Scharfem und Bitterem. "Du hast mir einmal einen Antrag gemacht, erinnerst du dich? Damals in der Schule?"

Logan versteifte sich. Diese Erinnerung war ein Jahrzehnt alt, und doch brannte die Demütigung noch genauso frisch.

"Ja, und du hast mir gesagt, ich würde dich anwidern." Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, obwohl die Erinnerung mehr schmerzte, als er je zugeben würde. "Was hat sich also geändert? Endlich entschieden, dass ich deiner Zeit würdig bin?"

"Schmeichle dir nicht selbst." Ihr Gesichtsausdruck wankte nicht. "Ich finde dich immer noch abstoßend." Sie wich nicht zurück, als er sie verhöhnte.

"Warum bittest du mich dann, dich zu heiraten?"

Jean trat vor, drang in seinen Raum ein, ihre Augen auf seine fixiert. "Weil nur du meine Familie zerstören kannst."

Logan erstarrte.

Zum ersten Mal, seit sie hereingekommen war, flackerte echte Überraschung in seinen Augen auf.

"Was hast du gerade gesagt?"

Jean straffte die Schultern. "Du hast mich gehört. Heirate mich, und ich werde dir Adams Corporation auf einem Silbertablett servieren. Jede Aktie, die ich besitze, wird dir gehören. Du wirst einen Sitz im Vorstand haben. Mein Vater und mein Bruder werden dich nicht davon abhalten können, sie zu Fall zu bringen."

Stille breitete sich zwischen ihnen aus.

Logan betrachtete sie sorgfältig und suchte nach irgendeinem Anzeichen, dass dies eine Art Spiel war. Aber sie log nicht. Er konnte es sehen, die pure Verzweiflung unter ihrem kalten, kalkulierten Angebot.

"Jetzt ist deine goldene Gelegenheit, mich als deine Trophäenfrau zu beanspruchen. Ich gebe dir die volle Erlaubnis, mich zu deinem Vorteil zu nutzen." Sagte sie.

Und das war es, was ihn am meisten beunruhigte.

"Warum?" Seine Stimme war leise, von Neugier durchzogen. "Was zum Teufel hat deine Familie dir angetan?"

Jean schaute weg. "Das geht dich nichts an."

"Du erwartest, dass ich dich heirate, dir helfe, sie zu zerstören, und nicht einmal weiß, warum?" Seine Stimme wurde schärfer, als er die Distanz zwischen ihnen schloss.

Sie trat einen Schritt zurück.

Wut übernahm die Kontrolle über ihn, als er ihr Handgelenk packte. "Was haben sie getan, Jean?"

Jean versuchte, sich loszureißen, aber sein Griff verstärkte sich. "Lass los, Logan."

"Nicht, bis du mir antwortest." Sein Ton war rau, fordernd. "Du hast die Welt zu deinen Füßen. Du könntest jeden Mann wählen, der dir hilft. Also warum ich?"

Jean zögerte. Dann flüsterte sie schließlich: "Weil, wenn ich dich nicht heirate, werden sie mich zwingen, Tyler Dominic zu heiraten."

Ehen für Macht und Kontrolle über Gesellschaft und Wirtschaft waren in dieser Welt schon immer üblich. Logan wusste, dass Jean auch so ein Schicksal haben würde. Aber das ist ernst, und er weiß, dass sie nie zu ihm gekommen wäre, wenn sie nicht verzweifelt wäre.

Logans Griff lockerte sich.

"Nichts wird sie mehr kränken, als dass ihre Tochter den Mann ohne Erbe und ohne blaues Blut heiratet." Sie fuhr fort: "Nichts wird sie mehr töten, als zu sehen, dass du, der einst ein Niemand für ihn war, seine Firma unter seiner Nase weggeschnappt hat."

Jean nutzte die Gelegenheit, sich zu befreien, aber sie rannte nicht weg. Stattdessen sah sie zu ihm auf, ihre Stimme zitternd, aber fest. "Ich würde lieber sterben, als ihn zu heiraten."

Logan starrte sie an, sein Gesichtsausdruck unlesbar. Jean Adams... kalt, rücksichtslos, unnahbar... stand vor ihm, völlig zerschmettert. Und sie bot sich ihm an.

Aber Logan Kingsley machte keine Geschäfte blindlings.

Seine Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. "Du willst eine Vertragsehe? Gut. Aber wenn ich ja sage, machen wir das auf meine Art."

Jean schluckte. "Was bedeutet das?"

"Kein Vortäuschen. Keine Lügen. Keine Geheimnisse." Seine Stimme sank um eine Oktave, gefährlich sanft. "Du wirst meine echte Frau sein, Jean. Das bedeutet, dass du mich berühren, küssen lässt... sowohl öffentlich als auch privat."

"Was sagst du da? Ich werde dich nicht anfassen lassen." Jeans Atem stockte.

"Jean Adams," knurrte er sie an, "wenn du nicht einmal meine Berührung ertragen kannst, wie willst du dann eine Ehe mit mir aushalten?"

"Das wird rein vertraglich sein, es besteht keine Notwendigkeit für körperlichen Kontakt zwischen uns."

Logans Geduld hatte ihre Grenzen überschritten. "Du hast also sogar mein Leben mit deinem in deinem kleinen Kopf geplant, hm?" Seine Augen fanden ihre und ließen sie vor Angst zappeln. "Du denkst, mein Leben ist ein Witz, weil ich nicht reich geboren wurde wie du, richtig?"

"Das ist nicht, was ich meinte, Logan!"

"Ich habe genug gehört, ich werde dich nicht als Werkzeug benutzen lassen, um deine Wünsche zu erfüllen, es sei denn, du hältst dich an meine Regeln." Logan forderte. "Das ist der Deal, nimm ihn an oder lass es."

Das hatte sie nicht im Sinn gehabt, als sie hierher kam. "Und wenn ich ablehne?"

Sein Lächeln wurde breiter. "Dann geh durch diese Tür und versuch dein Glück mit Dominic."

Eine lange Stille breitete sich zwischen ihnen aus.

Dann hob Jean langsam ihr Kinn und begegnete seinem Blick. "Ein Jahr, Logan. Nicht mehr."

Er hielt ihren Blick fest. Dann, nach einem langen Moment, nickte er. "Ein Jahr."

Keiner von ihnen sagte, was beide wussten.

Ein Jahr könnte alles verändern.