Kapitel 3: Glitzer, Gold und Süßigkeiten 

Ein halbes Jahr lang schon ich mich täglich nach Kanori. An diesen Tag ging es Vater so schlecht, dass ich mir etwas Gold schnappte, um in Kalaris Sing Sang Laden ein paar Süßigkeiten für ihn zu kaufen. Er mochte weiches Karamell besonders. Matt und Urian waren auf einer kleinen Reise. Es war mittlerweile Gewohnheit, dass ich Vater Frühstück ans Bett brachte und mit ihm aß. Mutter tat mir leid, aber sie wollte nicht zu ihm, ich hingegen schon. Auch an diesen Morgen weckte ich ihn. Er aß gar nichts.

„Vater, bitte iss was. Ich hab dem Koch extra ein paar der guten Eier abgeknüpft und den Speck habe ich auf dem magischen Markt gekauft und hier reingeschmuggelt. Du weißt, wie riskant das alles ist."

Er lächelte, beziehungsweise, er zwang sich zu einem Lächeln. 

„Mein liebes, gutes Kind. Du weißt, dass du für mich nicht das Gold stehlen musst."

„Doch Vater. Weil ich dich gerne Lächeln sehe. Heute hole ich dir Karamellbonbons. Ich kenne Kalaris, er gibt mir gerne Süßigkeiten."

„Loki… komm heute bitte vor acht."

„Wenn du das möchtest, Papa…"

Ich nannte ihn nicht oft Papa. Aber in dem Moment brauchte er das. Er war sehr dünn geworden, seine Augen waren gezeichnet von den schlaflosen Nächten. Er sagte, wenn ich oder Matt bei ihn war, konnte er wenigstens ruhig schlafen, also schlief ich nur noch bei ihm. Er zwang sich zu essen, meinetwegen, damit ich mir nicht allzu sehr Sorgen machte. 

„Du musst aufbrechen. Zieh dir eine warme Jacke an. Sonst erkältest du dich."

Ich hatte keine, Matt hatte keine Zeit mir eine zu machen. Aber das wusste mein Vater nicht. Er würde mich nicht gehen, wenn er wüsste, dass ich keine Jacke hatte. Also log ich. 

„Ja, Papa. Soll ich dir ein Buch von deinen Regal holen?"

„Danke…"

Vor meinem Portal hatte ich mittlerweile eine ganze Kiste mit Sachen bereit. Es war Winter, ich zog mich in Eiseskälte um. Es war eigentlich meine vierte Sternzeichenfeier, das menschliche Äquivalent ist der Geburtstag, mein Vater hatte ihn wegen seiner Krankheit vergessen und meine Mutter würde eher einen rohen Fisch küssen, als mir zu gratulieren. Also erwartete ich nie viel. Heute Nacht wollte Matt nach Hause kommen, das war das einzige, auf das ich mich freute. Ansonsten freute ich mich auf das Treffen mit meinen Freunden in der Bibliothek. Ich stieg durch das Portal. Mein erster Halt war Kalaris. Dieser schimpfte mal wieder, als ich durch die Tür ging. 

„Dieser verdammte Sohn einer… ich könnte ihn…"

„Guten Tag, Kalaris, über wen regst du dich so auf?"

„Dieser Urian hat mit seinen Schüler, einen Bastard aus dem Hause Jeevah, den Laden meiner Schwester in Flixia überfallen. Als Übung. Kannst du dir das vorstellen, als Übung."

Matt hat was? Seit neustem hatte er sich tatsächlich verändert, zumindest nach außen hin, damit es alles nicht so offensichtlich war, dass wir eigentlich nicht auf ihrer Seite waren. Aber damit hatte er nun etwas übertrieben.

„Würde Merlin ihn nicht beschützen, hätte man diesen Irren schon lange weggesperrt und wäre die Drillingsschwester der Beiden noch da könnten die Beiden ihn aufhalten. Aber lange wird Merlin ihn nicht mehr schützen können, dann wird ihm seine Freundschaft zum Höchsten auch nicht mehr helfen."

„Merlin E. Woods und Mewina Gordine Woods, richtig?"

„Genau, du lernst schnell, kleine Loki. Ach, jetzt habe ich dich mit langweiligen Erwachsenenkram gelangweilt. Was kann ich heute für meine kleine lieblings Kundin tun?"

„Meinen Vater geht es heute besonders schlecht, kann ich vielleicht etwas weiches Karamell haben?"

„Natürlich, ich gebe dir gerne zwei Schachteln, damit es deinem Vater bald besser geht."

Er gab mir zwei große Schachteln Karamell und ich verstaute sie in meiner Tasche. Kalaris gab mir noch ein paar Tafeln Schokolade mit. Kalaris ist einer der besten Ladenbesitzer in ganz Kanori und wahnsinnig kinderlieb. 

„Kann ich was für dich tun, Kalaris? Dir aufräumen helfen oder was vom Lager holen?"

„Nein, nein, Loki. Du solltest jetzt schnell in die Bibliothek, deine Freunde haben glaube ich was großes vor."

„Wirklich?"

Er nickte. Also rannte ich schnell in die Bibliothek. Dabei knallte ich gegen ein paar Leute, die mich aber kaum beachteten. Mittlerweile kannten mich viele und mochten mich sehr, sie grüßten mich und winkten mir zu. Es war nicht rutschig, dabei schneite es und es war kalt. Ich trug mur meine Jeansjacke, ohne Ärmel, und nur mein dünnes rot weiß gestreiftes Sweatshirt. Durch das Laufen wurde mir schnell warm, meine Tasche schlug mir gegen die Beine und zwei Mal wäre ich beinahe ausgerutscht, aber ich kam heil bei der Bibliothek an. Ich stieß die schweren Türen auf und suchte meine Freunde. Wir benutzten immer denselben Tisch, wenn sie hier waren und gemeinsam saßen oder über Magie redeten. Wir spielten aber genauso oft draußen, zurzeit spielten wir oft im Schnee. Ich fand meine Freunde in unserem Tisch in der Ecke. Sie war geschmückt mit einen Banner auf dem Alles Gute zur vierten Sternzeichenfeier stand. Sie riefen im Chor:

„Alles Gute zur Sternzeichenfeier, Loki!"

Sie hatten daran gedacht. Auf dem Tisch standen ein Kuchen und ein Paket. Ich stand wie erschlagen da, das merkten sie und kamen auf mich zu. 

„Damit hättest du nie gerechnet, oder?"

Fragte mich Atrien und lächelte. 

„Wir mögen dich sehr, Loki und weil deine Familie so arm ist, dachten wir, machen wir hier eine kleine Party."

Erklärte mir Thalia. 

„Vater meinte das wäre okay, solange wir nichts abfackeln."

Ergänzte Noman. Mir stiegen die Tränen in die Augen, die ich auch rausließ. 

„Oh kleine Loki."

Sie kamen und trösteten mich, dass war aber nicht nötig, denn es waren Freudentränen. Wir setzten uns und aßen Kuchen. Ich durfte mein Geschenk auspacken und es war der erste schönste Augenblick meines Lebens. Sie schenkten mir alle Tagebücher von Moon. Mein Herz klopfte und ich war sehr froh, Freunde zu haben. Es war alles großartig, bis Nomans Vater mit einen Gast kam. Es war Riguldo Clouds, der begabteste Schüler Moons, ehemaliger Verlobter von Solar, der erste Höchste Magier nach dem Fall der höhen Geschwister, derzeit hoher Magier Nummer sieben und er hatte vier seiner Schüler dabei. 

„Hallo Kinder ihr seid doch so interessiert an den Lehren von Solar und Moon. Hier ist einer seiner besten Schüler, Riguldo Cloud."

Zwei Frauen, ein Mann und einen Phönix hatte er im Schlepptau. Der Mann… war das Urian? Schwarze lange Haare, die zu einen Zopf gebunden waren, hellblaue Augen, ungefähr am Ende seiner Teenager Jahre, langer schwarzer Mantel, schwarzes Shirt und Hose, okkulter Schmuck und einen Phönix auf seiner Schulter. Man sah, dass er der Bruder von Urian war, Urian trug seine Haare kurz. Er war ein schlanker Mann, aber doch etwas muskulös. Sein Gesicht strahlte eine komplett andere Aura aus, wie das von Urian. Gut, weise, aber auch verrückt und farbenfroh. Doch das merkte ich erst später, in dem Moment sah ich nur den Mann, den ich als Meister meines großen Bruders kannte. Ich saß da wie von einer Wand erschlagen und getötet. Das war Urian! Urian war mir gegenüber sehr aggressiv, weswegen ich mich fürchtete. Riguldo stellte sie vor:

„Hallo Kinder, ihr seid aber eine muntere Gruppe. Das sind meine jüngsten Schüler, Alezsa und A-Lyn Woods, mein begabtester Schüler und großer Bruder von Alezsa und A-Lyn Merlin Woods und meine älteste Schülerin Ignis Woods, seine Ehefrau."

Merlin… Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder noch bedrückter sein soll. Merlin lächelte mich sanft an. Sie setzten sich zu uns und meine Freunde stellten allerlei Fragen. Doch ich saß da wie eine Statue. Merlin merkte das und versuchte das Eis zu brechen:

„Du bist also die Magierin der Stunde. Loki, richtig?"

Ich nickte unsicher. 

„Wie alt bist du geworden?"

„Vier…"

Er redete mit mir, wie mit einen Erwachsenen, auch wenn ich gerade keine sonderlich reifen Antworten gab. Plötzlich zog er etwas aus seinen Mantel. Eine Phiole mit blauer Flüssigkeit. 

„Daher, dass ich finde, dass man nie auf einer Sternzeichenfeier uneingeladen und ohne Geschenk auftauchen sollte, hier hast du einen kleinen Partytrick. Ein blauer Löwe im Glas. Öffne die Phiole und deine Eltern werden hinter einen wilden, aber ungefährlichen, Löwen aufräumen müssen."

Ich kannte diesen Streich, ich kannte durch Kalaris allerlei Streiche. Manchmal spielte ich meiner Mutter einen, einfach nur um sie in den Wahnsinn zu treiben. Sie ahnte nicht, dass ich das war, der manchmal ihre Sachen verstellte oder Seife auf die Treppen schmierte, wenn meine Tanten zu Besuch waren. Bei dem Gedanken, dass meine Mutter von einen wildgewordenen Löwen aus blauen Rauch hinterher räumen müsste, grinste und kicherte ich. 

„Na jetzt siehst du aus, wie ich mir ein Geburtstagskind vorstelle."

„Danke, Herr Woods."

Sagte ich und lächelte ihn an. 

„Nenn mich ruhig Merlin."

Sein Benehmen, sein Lachen, seine Augen, er war so anders als sein Bruder, verspielt, fast schon kindlich. Der Phönix auf seiner Schulter hingegen sagte: 

„Du bist unmöglich, einen Kind sowas zu schenken, das ist der Grund, warum ich keine Kinder möchte. Du würdest sie immer dazu animieren, Unsinn zu machen, den ich ausbaden muss!"

„Ignis Schatz, beruhige dich. Das ist ein harmloser Kinderstreich. Außerdem scheint Loki für ihr Alter ein sehr intelligentes Kind zu sein, sie weiß wie man geschickt was anstellt, ohne erwischt zu werden."

Er blinzelte mir zu, ich zurück. In dem Moment merkte ich erst, wie unterschiedlich Geschwister sein konnten. 

Unsere erste Begegnung, ach wie nostalgisch, ich habe damals schon gewusst, dass aus meiner Loki mal etwas ganz Großes wird. 

Wenn ich bedenke, wie unsinnig es war dich, DICH mit deinem Bruder zu verwechseln. 

Ja, das verzeih ich dir auch nicht so schnell, aber genug der Plaudereien, erzähl was als nächstes kam. 

Um halb acht packte ich meine Sachen ein und ging in Richtung meines Portals. Es war kaum noch jemand auf der Straße, kein Wunder, es war ein kalter Winterabend, alle Magier waren mit ihren Familien daheim, aßen Kekse, tranken warmen Punsch oder Milch, unterhielten sich, hatten Spaß bei ein paar spielen, lasen vielleicht vor dem zu Bett gehen…, wenn ich nach Hause kam würde ich Vater Gesellschaft leisten, ihm sein Essen bringen, ihn mit meinen Glitzer, was endlich ausgereift und gut war, unterhalten, ihn das weiche Karamell schenken und ihn von meinen Tag erzählen, meine Sternzeichenfeier würde ich verheimlichen, damit er sich nicht genieren musste, weil er sie vergessen hatte. Matt würde irgendwann in der Nacht kommen und sich zu uns gesellen. Bis dahin war ich allein mit meinen Vater. Ich bog in meine Gasse ein und schob das Portal frei, doch ich hielt inne. Da war jemand, direkt hinter mir. Ich drehte mich um und sah Merlin und Ignis. 

„Ich hab's bereits geahnt. So wie du mich angesehen hast, haben mich bisher nur Leute angesehen, die meinen älteren Bruder gesehen haben."

Erklärte er voller Scharm. 

„Sag uns bitte deinen richtigen Namen, keine Sorge, wir werden dir nichts tun."

Sagte Ignis und sprang auf den Mülleimer neben ihr. Was sollte ich tun? Rennen? Durch das Portal gehen? Die Wahrheit sagen? Ich sah geniert zu Boden. Was würden sie sagen, wenn sie wussten, dass ich eine Jeevah bin? Würden sie dann ihr Versprechen, mir nicht wehtun zu wollen, auch halten?

„Loki, bitte, wir können dir helfen."

Sagte Ignis und legte ihre warmen Flügel auf meine eiskalten Schultern. 

„Ich… ich kann nicht. Ich habe so Angst, dass ihr mich verratet oder du doch Urian bist."

Merlin sah so aus, als hätte ich ihn gerade ganz offen beleidigt. Doch er kniete sich zu mir, so dass er auf Augenhöhe mit mir war, und nahm meine Hände. Ignis sprang zu ihm und legte ihre Flügel nun über meine eiskalten Hände. 

„Vertrau mir bitte. Ich will die Fehler meines Bruders wiedergutmachen."

Er sagte das so sanft, bis dahin hatte kein Magier jemals, nicht einmal mein Vater, so sanft mit mir geredet wie dieser Mann. Mein kleiner Hintern riss sich in dem Moment zusammen und ich stellte mich mutig vor: 

„Mein Name ist Loki Esyia Jeevah. Ich bin eine Jeevah."

Sagte ich und präsentierte mein Familienmahl. Merlin hatte das bereits geahnt, er sah sich trotzdem etwas unruhig um, ob es die Angst war, dass sie mich wegschlossen, oder die Angst, dass er selbst als Kollaborateur festgenommen werden könnte, war mir nicht ganz klar. Ich bekam sofort Panik:

„Es, es tut mir leid, ich werde nie wieder nie wieder nach Kanori kommen…"

Ich atmete schnell und merkte, wie mir die Torte wiederhochkam, doch Merlin legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen und legte dann die Hand auf meinen Kopf, um über meine feuerroten Haare zu streicheln. Ich atmete tief ein und aus und er wartete geduldig, bis ich mich wieder beruhigt hatte. 

„Du bist hier, weil du fliehen willst, oder?"

Fragte er nach einiger Zeit. Ich nickte eifrig, er zog den Ärmel runter und legte meine andere Hand auf das Mahl, als würde ich es so tief in meine Haut reindrücken wollen, dass es niemand jemals wieder zu Gesicht bekommen musste. Ich machte das krankhaft oft, mein ganzer rechter Unterarm war deswegen immer blau. Er ging aber sanfter mit mir um. 

„Mein Bruder und ich warten noch vier Jahre, bis unser kleines Geschwisterchen auf die Welt kommt, dann nehmen wir es und fliehen."

Er sah zu Ignis. Der Phönix war nie der Typ Magierin gewesen, die Hilfe verweigerte, auch wenn es sich um ein Kind des Feindes handelte, und somit als Hochverrat galt. Es war riskant für uns alle. Trotzdem, sie nickte nur. 

„Dann habt ihr hiermit zwei Verbündete."

Erklärte mir Merlin und strich mir über meine Haare. Er zeigte mir sein schönstes Lächeln. Jetzt, wo ich es so vor mir sah, erinnerte er mich an meinen Vater. Nicht vom Aussehen, aber von der Art. Auch wenn ich später mal noch erfahren sollte, wie verrückt er teilweise sein konnte. 

Hey, du tust gerade so, als wäre das was Schlechtes, du bist auch manchmal nicht besser!

Es war genau acht, als ich Vaters Zimmer betrat. Er hielt zitternd ein Buch in der Hand. Es fiel ihm mittlerweile zu schwer, auch das leichteste Buch zu halten. Ich hatte den Speisewagen dabei, das Karamell versteckte ich auf der untersten Ebene, neben der Schokolade. 

„Papa, ich bin wieder da."

Er legte das Buch weg und sagte: 

„Schön mein Kind, da bist du endlich."

Er redete manchmal etwas wirr durcheinander, ich schob das aber auf seine Krankheit. Ich fuhr den Wagen zu ihm und er setzte sich auf. An diesem Abend gab es sein Leibgericht. Auf seinen Nachttisch stand ein Glas mit violetter Flüssigkeit, welches ich durch ein Glas Wasser ersetzte. Ich sah es genau an. Es klebten ein paar Pflanzenreste an der Seite. Irgendwoher kannte ich diese Pflanze, aber mir fiel nicht ein, woher, also ließ ich sie unbeachtet und setzte mich neben ihm, um auch etwas zu essen, ein wenig, schließlich hatte ich schon gegessen. 

„Dieses Mal bist du diejenige, die nicht richtig isst."

„Ich habe in Kanori was gegessen. Vater, ist alles okay? Du wirkst so anders heute Abend."

Er lächelte sanft, dieses Mal kam es von Herzen, er aß auch wieder richtig. 

„Ich habe eine spezielle Medizin genommen. Damit wird es mir bald besser gehen."

Die Pflanze am Glas war wahrscheinlich diese Medizin. 

„Wirklich? Das freut mich, dann können wir bald wieder am großen Tisch mit Mutter essen."

Sein Lächeln veränderte sich leicht, es wirkte eher bitter. 

„Das wird schön werden, meine Kleine. Loki, kannst du mir heute mit Glitzer ein paar Zauberwesen aus Esyia zeigen? Ich würde gerne etwas Schönes träumen."

Ich nickte eifrig und wir legten uns zusammen hin. Mein Vater löschte das Licht und ich beschwor Glitzer. Ich erzeugte ein paar Drachen aus Esyia. Sie waren sehr lang und dünn, besaßen Fell und keine Flügel und hatten ein längliches und schmales Gesicht. Sie tanzten an der Seite von Rehähnlichen Zauberwesen und bunten Löwen. Mein Vater strahlte wie die Sonne. Mein lila Glitzer war mittlerweile so stark geworden, dass ich kaum noch Mühe hatte es einzusetzen. Er liebte mein Glitzer. Es war ein schöner Moment, auch für mich. Er ging drei Stunden, bis mein Vater sagte:

„Loki?"

„Ja, Papa?"

„Ich liebe dich von ganzen Herzen, mehr als ich deine Mutter und deinen Bruder liebe… Das weißt du, oder?"

Ich nickte und küsste ihn auf die Wange. Er lächelte mich sanft an und drückte mich fester. 

„Ich liebe dich auch sehr."

Ich umarmte ihn und ließ Glitzer weiterlaufen. Er hielt mich fest, jedoch wurde er immer schwächer… Sein griff lockerte sich, sein Kopf wurde schlaff, plötzlich hörte er auf zu atmen. Ich ließ ihn los, die Wesen aus Glitzer verschwanden. Ich schüttelte ihn und machte das Licht wieder an. Keine Regung. Ich schüttelte ihn und sagte seinen Namen. In meinen Hals bildete sich ein Kloß. Matt kam herein und wollte eigentlich ein Sternzeichenfesttagslied singen, doch er verstummte, als er mich mit weit aufgerissenen Augen im Gesicht dasitzen sah, mit unseren toten Vater in den Armen. 

„Vater!"

Schrie er entsetzt, er ließ alles fallen und kam zu uns. Er weinte wie ein Schlosshund und schüttelte ihn wie wild. Verzweifelt versuchte er jeden Heilungsspruch, den er kannte. Ich sah wieder zum Nachttisch. Das Glas, die Pflanze, endlich erkannte ich sie. 

„Das ist Mitternachtssonnengewächs…"

Murmelte ich, doch Matt hörte mich genau. Eine Pflanze, die tödlich war und gegen die kein einziger Zauberspruch half. Magier sind unsterblich, aber man kann uns wie normale Menschen töten, diese Pflanze war die typische Suizid Pflanze unter Magiern, die ihr langes Leben leid waren. Er sah zum Glas und ihm kam die schlimme Befürchtung, die ich auch hatte. Unser Vater hatte sich das Leben genommen und nun waren wir auf uns gestellt. 

Loki, das hast du mir nie erzählt… Du hast mir nur erzählt, dass er gestorben ist.

Ich rede auch nicht gerne darüber… Außerdem hast du auch nie über Mewina geredet.

Das ist was anderes!

Inwiefern? 

Seine Beerdigung war karg, dass einzig freundliche an dem Tag war der eiskalte Schnee, der jedoch warm im Gegensatz zu meiner Familie erschien. Meine Mutter hatte sich kaum Mühe gemacht, ein Wunder, dass der Mann überhaupt einen anständigen Stein und Sarg und nicht einfach ein Stock und eine Papierbox bekommen hatte. Warum sich auch mehr Mühe machen? Einer meiner Onkel, der jüngere Bruder meines Vater, Jana, leistete ihr schon seit dem Beginn von Vaters Depressionen in ihrem Bett Gesellschaft. Im Nachhinein betrachtet, bin ich darüber sehr wütend, zu dem Zeitpunkt, empfand ich gar nichts, als lägen meine Emotionen bei ihm unter der Erde. Onkel Jana sah Vater sehr ähnlich, obwohl mein Vater gute fünf Jahre älter war als er. Doch sie waren sich nur im Aussehen gleich, er war genauso böse wie meine Mutter, gleich und gleich ergänzt sich gut. Ich stand vor dem Grab meines Vaters, es schneite schwer, mein großer Bruder hielt einen Schirm über uns beide. Keiner redete ein Wort. 

„Matt, wir haben einen Verbündeten. Wenn wir verschwinden, haben wir jemand, der uns beschützen kann."

Er sah mich neugierig an. 

„Merlin E. Woods."

Nun war er eher skeptisch und voreingenommen. 

„Er ist Papa sehr ähnlich…"

Sagte ich und Matt nahm mich hoch in seine Arme. 

„Wir werden fliehen, dass verspreche ich dir."

Flüsterte er. Wenn ich das alles Reviews passieren lasse, ich habe nie um meinen Vater geweint. Ich weiß nicht warum, ich liebte… liebe ihn so sehr. Ohne meinen Vater hätte ich es nie geschafft zu fliehen, auch wenn Merlin was anderes behauptet. Ich musste jetzt allein agieren. Matt konnte nicht, er stand unter Urians wachenden Augen, aber niemand scherte sich um mich. Also konnte ich mich frei bewegen. In meinen kleinen Augen brannte Wut und Trauer, aber auch Hoffnung. 

„Matterius, komm rein…"

Rief unsere Mutter. 

„Ich bleib noch hier draußen, geh du rein, Matt."

Er nickte und gab mir den Schirm. Unter Nightmare durfte man nicht trauern, also wischte er sich schnell die Tränen weg. Das war einer der schlimmsten Regeln, die ich dort befolgen musste. Ich stellte den Schirm an die Verandatür und ging in Richtung Portal. Ich musste jetzt stark und klug sein, denn nur so konnte ich fliehen.