Das Treffen mit dem Tyrann

Vor Rood lag Natalie. Sie war in perfekte Stücke zerteilt. Rood kam ein wenig von seiner Magensäure hoch, als er das sah. Für ihn war es unvorstellbar, zu solch brutalen, ekelhaften und abstoßenden Methoden zu greifen. Dann war da noch der Fakt, dass das, was da gerade vor ihm lag, seine Freundin war, die er Jahre lang kannte.

Rood hielt das nicht aus und sprang auf den Man oder die Frau, man konnte es nicht erkennen, zu. Er versuchte mit einem sauberen Schnitt, den Gegner zu besiegen und Natalie und Krahl zu rächen. Die beiden Xiongshou folgten seinem Beispiel. Doch noch bevor jemand ihn treffen konnte, verschwand er. Rood stoppte. Daraufhin drehte er sich sofort um, darauf hoffend, dass der Gegner gleich auftaucht und Rood ihn umbringen könnte.

„Rood?"

Aus dem Wagen kamen Delia und Luke gelaufen. Rood entdeckte sie sofort und schrie sie an, wieder in den Wagen zu gehen. Der Gegner, der auf diesen Moment der Unaufmerksamkeit gewartet hatte, tauchte hinter einem der Xiongshou auf. Dann schnitt er der Xiongshou den Arm ab. Sie fiel daraufhin zu Boden und der Gegner verschwand wieder. Kurz darauf stand die Xiongshou wieder auf.

Scheiße! Was soll ich machen? Die Xiongshou retten oder die Kinder? Ich kann doch nicht zwischen Leben abwägen …

Rood war wieder zu langsam. Er hatte sich noch nicht vom Fleck bewegt, aber der Gegner hatte der Xionghou ihren letzten Arm abgeschnitten. Es war ein sauberer Schnitt, doch beide Wunden bluteten stark.

Die Xiongshou fiel auf ihre Knie. Sie war im Begriff mit dem Gesicht auf den Boden zu fallen, jedoch tauchte ihr Gegner wieder auf, hielt sie an den Haaren fest, zog sie näher an seinen Kopf, hielt sein Schwert an ihre Kehle und leckte über seine Lippen, das Einzige, das man sehen konnte.

„Hör… Auf, bitte!", flehte die Xiongshou mit schwacher, zitternder Stimme. „Mir fehlen… Beide Arme fehlen mir!"

Während sie nach Gnade flehte, hustete die Xiongshou Blut.

„Ha he ha! Findest du es nicht großartig, wenn Leute um ihr Leben winseln, obwohl sie am Ende doch sowieso sterben würden?"

Der Gegner, hatte eine relativ hohe, gruselige Stimme, die annehmen ließ, dass der Gegner einer Gegnerin ist. Während sie mit Rood sprach, streckte sie ihre ekelhafte gespaltene Zunge heraus, die so lang wie eine kleine Schlange war.

„Nein! Ich bin kein Fan davon, Leute winseln zu hören. Ich finde es besser, sie am Leben zu lassen, sofern das denn möglich ist."

„Ich verstehe dich nicht. Du musst es einfach mal ausprobieren. Dann verstehst du, warum ich so einen großen Gefallen daran gefunden habe."

Sie leckte der Xiongshou über die Wange, als sie das sagte. Die Zunge fühlte sich rau an, ein wenig so, wie die von Katzen.

„Das reicht, du Monster!"

Die zweite Xiongshou, die noch übriggeblieben war, schrie und rannte auf die Gegnerin zu. Sie sah das in ihrem Augenwinkel und konnte ihr heimtückisches Lächeln nicht verbergen.

„Heute ist mein Glückstag!"

Als sie das von sich gab, drehte sie sich um und schaute der schreienden Xiongshou in Gesicht. Mit einem gruseligen Lachen riss sie die erste Xiongshou, der sie zwei Arme abschnitte, nach vorn und hielt sie vor sich. Daraufhin zerteilte, die zweite Xiongshou die erste. Ihr Körper war wie eine Fontäne aus Blut, die nicht aufhörte. Das Blut spritzte überall. Es traf alle, färbte sie und ihre Kleidung rot.

Der Gegner ließ sie fallen, woraufhin die zweite Xiongshou sie auffing.

„Baptiste!"

Wimmernd hielt die Xiongshou ihre Freundin, die Baptiste hieß und die sie gerade in zwei Hälften teilte, in ihren Armen. Sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Es war ….

„Herrlich! Das ist überaus erfreulich! Einfach nur perfekt! Ich wünschte, ich könnte mir das jeden Tag ansehen."

Es war ein schrecklicher Anblick.

„Hey beantworte mir eine Frage!", sagte Rood zu seiner Gegnerin. „Wie heißt du? Das will ich wissen!"

„Wie heißt du …?", wiederholte sie Roods Satz, ihre Klinge leckend. „Wie ich heiße, kann ich dir nicht verraten, doch du kannst mich X nennen."

„X also …"

„Ja, so kannst du mich nennen."

Die zweite Xiongshou stand auf. Sie hielt ihr Schwert fest in ihrer Hand.

„Ich, Koralina, werde meine Freundin, Baptiste, rächen! Mach dich darauf gefasst zu sterben."

Karolina rannte schreiend auf X zu. X lachte, leckte sich die Lippen und tauchte hinter Karolina wieder auf. Rood sah diesen Moment und sprintete auf sie zu. Dann stieß sie wieder ihre abstoßende Lache aus, schlug mit dem linken Arm gegen Karolinas Kopf und köpfte sie sofort. Ohne zu zögern, verschwand sie wieder, bevor Rood sie erwischen konnte.

„Fuck! Wo ist sie nur?"

Rood suchte hastig nach ihr, doch wurde dann unvorsichtig, denn Delia und Luke waren immer noch nicht in den Wagen gegangen.

„Geht endlich in den verdammten Wagen!"

Es war aber zu spät. X nutzte seine Unaufmerksamkeit, stach ihm in den Rücken, woraufhin Rood zu Boden fiel und tauchte dann wieder hinter den Kindern auf. X riss beide gewaltvoll mit sich mit, machte vorher den Wagen kaputt und brachte die Pferde um, damit Rood nicht fliehen könnte. Das letzte, was an diese, Tag aus Roods Mund kam waren die Namen der Kinder, die er schwach rief und nach denen er seine Hand ausstreckte.

Glücklicherweise wurde Rood nach kurzer Zeit von den Dorfbewohnern gefunden. Da Rood dem Dorf so nahe war konnten die Dorfbewohner schnell zu ihm hereilen, als sie die Kampfgeräusche hörten.

Wenig später wachte Rood in einem Bett auf. Es war das Bett eines kleinen Krankenhauses. Es war eher ein kleines Haus einer Person, die hobbymäßig Verletzte verarztete. Doch Rood wurde das Leben gerettet. Das war aber nicht das aller erste, an das er dachte. Als er aufwachte, schrie er die Namen der Kinder. Er hatte sich sorgen um sie gemacht, denn der Goemul kann nichts Gutes mit ihnen vorhaben.

„Wo sind die Kinder?", fragte er hartnäckig. „Ich will wissen, wo die Kinder sind!"

„Wir wissen nicht welche Kinder ihr meint, mein Herr …"

Eine überforderte Krankenschwester, die ein Mann war, also eher Krankenpfleger, konnte Rood beruhigen und ihm langsam erklären, dass sie diese Kinder nicht kannten.

„Wie kann das nur sein?! Wie konnte ich denn so versagen? Ich bin doch hier, um die Menschen zu retten und nicht um sie zu gefährden."

Rood vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Wenn von der Stärker von X gewusst hätte, hätte er die Mission nicht so leichtfertig behandelt.

„Ja natürlich! Es war mein Fehler! Ich hätte alle beschützen sollen und nicht einfach so rumstehen dürfen. Jetzt habe ich sogar die Kinder, die ich so sehr liebe als wären sie meine eigenen, verloren! X ist viel zu krank!"

Als Rood wieder an X dachte, zuckte sein Körper zusammen. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken entlang, der sich schnell in Gänsehaut verwandelte und auf seinem gesamten Körper verteilte.

„Mein Herr! Ich bitte Euch, beruhigt Euch. Ich habe Euch ein Glass mit kaltem Tee gebracht. Möchtet Ihr ihn nicht mal probieren. Dann können wir und auch unterhalten. Vielleicht könnte ich ihnen sogar helfen."

Der Krankenpfleger brachte Rood nervös ein Tablett mit kaltem Tee, überreichten ihn diesen und setzte sich neben Roods Bett auf einen Hocker aus Holz. Er war sehr unbequem, doch den Krankenpfleger störte das nicht.

„Ich danke Ihnen vielmals.", verbeugte sich Rood im Bett. „Aber wie soll ich Ihnen denn all das erzählen? Das war eine Schmach, die ich mein Leben lang mit mir schleppen sollte, um aus ihr zu lernen."

Der Krankenpfleger hatte auch Glass Tee. Er trank aus dem Glass, hielt es mit der rechten Hand fest und legte es auf die Handfläche seiner linken. Dann nickte er.

„Das ist keine gute Idee. Vielleicht habt ihr gelernt, dass das Männlichkeit definiert, doch dem ist nicht so. Solch ein Verhalten hat Auswirkungen auf Eure Psyche und Euer allgemeines Wohlergehen. Sie sollten mit mir sprechen, denn wenn ich Euch helfen kann, bin ich glücklich und sie auch."

Rood überlegte gut, ob er seine Erfahrung mit dem Krankenpfleger teilen sollte. Er wollte den Krankenpfleger nicht verstören, denn Rood kommt nicht drum rum, die Details zu erklären. Schließlich hatte er seine Entscheidung schnell getroffen.

„In Ordnung! Ich werde reden."

„Gut!"

Der Krankenpfleger hörte Roods Problemen genau zu. Manchmal weinte Rood, dann sah er deprimiert aus und manchmal glücklich.

 

„He he! Der Goemul wird euch lieben. Ich werde eine fette Belohnung bekommen und dann erstmal ein schönes Leben genießen."

X rannte mit einem hohen Tempo und Delia und Luke in den Armen zum Goemul. Sie rannte sehr lange. Um genau zu sein zwanzig stunden. Währenddessen hatte sie die Kinder mit einem Schlafzauber, dazu gebracht nicht zu stören. So hatte sie den besten Weg jemals. Das Einzige, das sie störte, war das Gewicht der zwölfjährigen, die sie mit sich trug. Es war nicht schwer, doch sie war es nicht gewohnt mehr Gewicht mitzutragen.

Stetig kam sie dem Goemul immer näher. Als sie schließlich ankam, stand die Sonne wieder hoch am Himmel. Als X hinaufschaute, blendete sie die Sonne, was sie dazu antrieb, weiter zu rennen.

Als X vorm Eingang angekommen war, weckte sie die Kinder auf. X stand vor einem riesigen Gebirge, das sich in der länge über mehrere Kilometer streckte und mehrere Kilometer in die Höhe ging. X schaut auf das Gebirge hinauf, dann schaute sie auf den Eingang einer Mine, der vor ihr lag.

In diesem Gebirge gab es vor langer Zeit eine Miene, in der Kohle, Gold, Silber und ein Stoff namens Pechblende abgebaut wurden. Doch die Menschen, die hier arbeiteten, wurden langsam krank und hatten Beschwerden, die nur von der Arbeit kommen konnte. Man entschied sich also damals diese Mine zu schließen. Als die Regierung sich komplett von diesem Ort entfernte, ergriff der Goemul die Chance und begann hier zu hausen.

„Kinder, wie heißt ihr?", fragte X bedrohlich.

„Wir verraten dir gar nichts!"

„Genau!"

Die Kinder schrien und streckten die Zunge raus, um zu zeigen, wie sehr sie X hassen. Doch diese lachte nur hämisch und nuschelte perfide: „Ihr werdet eure Namen gleich ausspucken …"

So ging X hinein, bereit sich mit dem Goemul zu treffen.

Sie ging durch schmale Gänge, entlang von langen Wegen und kleinen großen, schweren Toren. Diese aufzubekommen, wäre für jeden normalen Menschen eine Qual gewesen, doch X öffnete sie mit Leichtigkeit.

Dann als sie beim letzten Tor angekommen waren, bekam X weiche Knie. Delia und Luke zitterten vor Angst. Der Grund dafür war eine Aura, die so stark war, dass sie nicht von einem Menschen kommen konnte.

X trat langsam an das letzte Tor heran und klopfte dreimal. Daraufhin öffnete es sich langsam und quietschend. Die Aura, die die Drei gerade verspürt hatten, kam ihm entgegen wie ein Wind. Er durchstreifte ihre Haare, doch so schön es auch klang, brachte er X zum Einknicken. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und knackte ein.

Während sich die Tür langsam öffnete, öffnete sich auch der Eingang zu einem großen Saal. Darin befand sich ein langer Teppich, der sich von der Tür bis zum Goemul erstreckte. Neben dem Teppich standen auf beiden Seiten Kerzenständer mit Kerzen darin, die unterschiedlich groß waren.

„Herein, X!"

Eine tiefe Stimme, mit einer so großen Autorität, dass X nicht laufen konnte, verlangte von X reinzugehen. X hatte jedoch so große Angst, dass sie dem Befehl folgte und sich zitternd aufraffte.

„Ja, mein Herr!", verbeugte sie sich, mit den Kindern in den Armen.

Danach trat sie langsam auf dem Teppich herein. Den Goemul konnte sie leider nicht sehen, auch wenn sie darauf gehofft hatte, es dieses Mal zu tun.

Als sie dem Goemul nah genug kam, sagte er ihr: „Das genügt!", und sie viel sofort auf die Knie vor ihm. Auf seinem Tron saß der Goemul mit edler Erhabenheit, zumindest verriet die Aura das, denn egal, wie nahe man dem Goemul kam, man sah ihn nicht. Die Kerzenständer waren so perfekt aufgebaut, dass man nicht einen Zentimeter von ihm zu Gesicht bekam.

„Nun, X, erkläre mir wieso du hier bist! Warum hast du diese Kinder mitgebracht?"

X verbeugte sich tiefer vor dem Goemul und ließ dann die Kinder los. Doch Luke und Delia blieben vor Schock stehen, statt sich zu verbeugen.

„Verbeugt euch, Kinder!", warnte X sie.

„Nein, das ist schon in Ordnung. Ich würde gerne mit den Kindern sprechen."

Der Goemul, das gefährlichste Monster der Welt, das Monster, dass das Land Zero tyrannisiert und unschuldige Menschen umbringt, sitzt nun vor Luke und Delia und will mit ihnen sprechen.