Die folgende Woche erholte ich mich weiterhin, um auch den letzten Rest des Hydra Giftes zu verarbeiten. Dazu gammelte ich eigentlich den ganzen Tag als Drache im Schlossgarten herum. Nur zum Essen ging ich mit Celine ins Schloss hinein. Die ersten Tage nach meiner Rückkehr hatte Celine mich nicht aus den Augen gelassen und wollte genaustens wissen was geschehen war. Auch wenn ich ihr alles detailliert erzählte, lies ich doch ein kleines Detail aus, und zwar wie nah ich daran gewesen war den Kampf mit der Hydra zu verlieren.
Nachdem Ich mich ausreichend erholt hatte und wieder völlig gesund war begab ich mich zuerst zur Abenteurergilde, immerhin musste ich ihnen noch mitteilen wie die Prüfung ausgegangen war. Ich verwandelte mich also in einen Menschen und machte mich im Morgengrauen auf den Weg. Ein bisschen später erreichte ich die Abenteurergilde, öffnete die Tür und ging zum Tresen. Dort stand Karin und sah mich sichtlich erleichtert an. Du bist zurück. Wie haben uns alle große Sorgen gemacht nachdem wir von Waram erfahren haben was geschehen war. Sagte sie zu mir und musterte mich mit einem besorgten Blick. Geht es Dir auch wirklich gut? Fragte sie gleich darauf. Ich nickte ihr zu. Es hat zwar ein bisschen gedauert aber ich habe mich wieder völlig erholt. Versicherte ich ihr. Ein erleichtertes Lächeln zierte nun ihr Gesicht.
Also was kann ich für dich tun? Fragte Karin mich. Ich möchte natürlich die Prüfung Abschließen zu der ich entsandt worden war. Sagte ich zu ihr. Sie sah mich mitleidig an. Da die Aufgabe war den Dungeon zu säubern und den Kern zur Gilde zu bringen muss ich leider mitteilen, dass die Prüfung als gescheitert bewertet wurde. Sagte sie mit reue in ihrer Stimme. Meine Gesichtszüge entgleisten mir. Bedeutet das ich umsonst mein Leben riskiert um die Hydra zu besiegen? Fragte ich sie empört mit einer etwas lauteren Stimme. Sie zuckte daraufhin ein winziges bisschen zusammen. Es tut mir wirklich leid, Zymeth. Aber da wir weder den Kern des Dungeons, noch einen Beweis für deine Aussage haben, bleibt uns nichts anderes übrig.
Deprimiert senkte ich meinen Blick. Dann viel mir ein, dass ich die Sphäre magischer Energie hatte, die ich aus dem Körper der Hydra gerissen hatte. Ich nahm den Beutel, den ich aus der Truhe im Dungeon erbeutet hatte, vom Gürtel und holte aus ihm die Sphäre heraus und legte sie auf den Tresen. Zählt das als Beweis? Fragte ich und sah sie erwartend an. Karins Augen wurden weit. D...D...Das ist der Kern des Dungeons! Sagte sie schockiert. Ich sah sie verwundert an und dann sah ich auf diese komische Sphäre. So sieht also der Kern eines Dungeons aus. Ich fand es schon komisch, dass die Hydra kein Herz hatte. Aber nun ergibt das alles einen Sinn. Dachte ich mir. Mit deiner Erlaubnis würde ich ihn begutachten lassen. Sollte er echt sein und der Hydra zugeordnet werden können, werde ich gleich im Anschluss zum Gildenmeister gehen und mit ihm noch einmal über das Ergebnis der Prüfung reden. Sagte Karin zu mir. Natürlich. Antwortete ich ihr und nickte.
Sogleich nahm sie die Kugel und verschwand in einem Hinterzimmer. Nun, es scheint als hätte ich etwas zeit. Dachte ich mir. Ich ging zu Ornok und bestellte mir bei ihm etwas zum Frühstück. Ich hatte das Schloss so früh verlassen, dass ich noch nichts gegessen hatte, aber diese Gelegenheit war optimal um das nachzuholen. Ein paar Minuten später stellte Ornok mir das Essen vor die Nase. Brot und eine leichte Suppe. Ich sah das dürftige Mahl an und seufzte beinahe unmerklich. Ich hatte mir wirklich ein wenig mehr erhofft. Aber wenigstens war das Brot frisch. Ich bedankte mich und begann zu essen.
Ich muss mich ordentlich anstrengen, wenn ich den Lebensstandard für Alle im Königreich anheben will. Aber alles Schritt für Schritt, zuerst muss ich noch die Magier Prüfung der Akademie absolvieren. Wenn ich damit fertig bin habe ich alle Grundlagen geschaffen und kann mich voll und ganz darauf konzentrieren das Königreich in eine bessere Zukunft zu lenken. Dachte ich mir während ich frühstückte. Als ich mit essen fertig war, kam auch schon Karin zu mir. Der Gildenmeister möchte mit Dir sprechen, Zymeth. Würdest Du mir bitte folgen? Ich nickte ihr zu und gemeinsam gingen wir in das Büro des Gildenmeisters. Ah, Zymeth! Schön Dich gesund wieder zu sehen. Sagte Kargan als wir sein Büro betraten. Ich bin auch froh wieder hier zu sein. Es hätte nicht viel gefehlt und wir würden heute nicht miteinander reden. Antwortete ich ihm.
Kommen wir gleich zur Sache. Wir haben die Echtheit des Kerns bestätigt und durch die Aussagen der anderen Abenteurer sehe ich keinen Grund Dir deine Leistungen abzuerkennen. Aber da die Prüfung bereits als gescheitert eingestuft wurde, und Du den Dungeon Boss allein bezwungen hast gehört der Kern rechtmäßig Dir. Die Gilde ist bereit den Kern zu seinem vollem Marktwert ab zu kaufen. Kargan machte eine kurze pause und fuhr dann fort. Wenn Du aber gewillt bist ihn uns im Angesicht der Prüfung zu überlassen, dann erhältst Du zwar nur eine kleine Prämie, aber würdest auf den A-Rang als Abenteurer Aufsteigen. Die Entscheidung liegt bei Dir. Sagte er und sah mich mit einem prüfenden Blick an. Die Entscheidung fällt mir nicht schwer. Ich habe weder für den Kern noch für das Geld irgendeine Verwendung, also würde ich sie bitten meinen Rang zu erhöhen. Antwortete ich ihm. Wie Du wünscht. Sagte er und wandte sich zu Karin. Stell ihm doch bitte eine aktualisierte Gildenkarte aus. Ordnete er höflich an und verabschiedete uns. Ich folgte Karin zum Tresen. Dort widmete sie sich dem Papierkram und überreichte mir kurz darauf meine neue Gildenkarte. Ich bedankte mich höflich bei ihr und verließ dann das Gildengebäude.
Da ich das nun erledigt hatte ging ich in Richtung Akademie, ich wollte mich dort noch ein wenig in der Bibliothek umsehen. Auf dem weg dorthin ging ich über den Marktplatz. Dort lenkte eine Traube von Menschen meine Aufmerksamkeit auf sich. Das weckte meine Neugier und ich wollte wissen was dort los war. Ich näherte mich der Menschenmenge. Viele der Leute schienen entsetzt und flüsterten leise miteinander. Unbemerkt bahnte ich mir meinen Weg durch die Menge um zu sehen was da vor sich ging. Der arme Junge. Hörte ich eine ältere Frau in meiner nähe sagen. Jetzt wollte ich erst recht herausfinden was hier los war. Ich drängte mich hastig an den Leuten vorbei nach vorne.
Als ich endlich in der vordersten Reihe angekommen war, konnte ich fast nicht glauben was ich sah. Ein Junge, von vielleicht sechs Jahren, stand zwischen zwei Soldaten. Der junge, mit kurzem, ungepflegtem, rotem Haar, war in Lumpen gekleidet, die den Ausdruck Kleidung nicht einmal verdient hatten. Zudem war er von Schürfwunden und blauen Flecken übersät. Seine Hände waren mit einem Strick verbunden und nach vorne gestreckt. Während ihn einer der Soldaten so fest hielt, holte der andere Soldat mit seinem Schwert zum Streich aus. Ohne darüber nach zu denken stürmte ich auf den Jungen zu. Ich stoppte die Klinge, des Soldaten, mit bloßer Hand, noch bevor diese die Hände des Jungen erreichte.
Erschrocken lies der andere Soldat den jungen los, zog ebenfalls sein Schwert und richtete es auf mich. Ist dir eigentlich klar was Du hier machst! Rief er bedrohlich. Ich halte Euch davon ab die Zukunft eines Jungen zu ruinieren! Fuhr ich die Soldaten verärgert an. Die Soldaten musterten mich und realisierten erst jetzt wen sie vor sich hatten. M...mein Herr. Stotterte er und steckte eilig sein Schwert weg. Ihr wisst doch, dass es Gesetz ist Diebe damit zu bestrafen. Sagte der Soldat. Worauf hin ich ihn wütend mit bedrohlichen Blick an sah. Er zuckte zusammen ging einen Schritt zurück und kniete nieder. Auch der andere Soldat lies sein Schwert los, das ich noch immer fest im Griff hatte und kniete ebenfalls vor mir nieder.
Ich warf das Schwert vor seinem Besitzer auf den Boden. Wenn ihr einen jungen Menschen bestrafen wollt, dann macht das auf eine Art und Weise, die ihm nicht seine Zukunft raubt! Fuhr ich sie streng an. Ich sah den Jungen mit ernsten Blick an. Er sah zu mir auf. Ihm stand die Verwunderung ins Gesicht geschrieben, doch der Ausdruck seiner Augen zeigte, dass er sich unwohl fühlte, seines Vergehens bewusst war und doch war keine Reue in ihnen zu sehen. Das Kinder zu so einem Verhalten gezwungen sind oder dazu gezwungen werden und dann solche Strafen über sich ergehen lassen müssen... passt mir gar nicht. Ich muss daran unbedingt etwas ändern und zwar schnellstens! Ich werde wohl lieber zu Kaleon gehen und mit ihm darüber reden. Ich kann morgen immer noch zur Akademie gehen. Dachte ich mir.
Und was sollen wir nun tun? Fragte mich einer der Soldaten und riss mich damit aus meinen Gedanken. Lasst den Jungen gehen! Befahl ich ihnen. Aber mein Herr, er ist ein Dieb und muss bestraft werden! Sagte er zögerlich. Er hatte recht, aber was sollte ich tun? Fragte ich mich selbst. Dann kam mir eine Idee. Junge, wie lautet dein Name? Fragte ich ihn mit ernster Stimme. D...Diego. Antwortete er zögerlich. Nun dann Diego ab Morgen wirst Du mir dienen! Du erscheinst Morgen früh zum Sonnenaufgang am Schloss und wage es Dir nicht davon zu laufen! Sagte ich zu ihm mir drohender Stimme. Er fiel auf die Knie und senkte seinen Kopf. Jawohl, mein Herr. Antwortete er unterwürfig. Ich wandte mich den Soldaten zu. Ihr werdet dafür sorgen, dass die Soldaten morgen früh Bescheid wissen! Ordnete ich ihnen an. Aber mein Herr, ein Straßenkind ins Schloss zu holen. Sagte einer der Soldaten zögerlich. Ich riss meine Augen auf und sah bedrohlich auf ihn herab. Er zuckte zusammen. Wie ihr wünscht! Sagte er resignierend.
Dann bindet ihn los und lasst ihn gehen! Ich kehre ins Schloss zurück. Sagte ich und ging. Die Soldaten taten was ich angeordnet hatte und die Menschentraube löste sich auf als ich an ihnen vorbei ging.