Als ich zurück im Schloss war, fragte ich die erste Magd, der ich begegnete, wo Kaleon war. Sie sagte mir, dass er sich gerade auf einem Routinebesuch in der Kaserne befand. Ich bedankte mich bei ihr und machte mich sofort und ohne Umwege auf den Weg zur Kaserne. Dort angekommen ordnete ich den ersten Soldaten, dem ich begegnete, an mich zu Kaleon zu bringen und so geleitete er mich zu ihm. Kaleon stand neben dem obersten General des ganzen Königreichs. Gemeinsam beobachteten und bewerteten sie die Soldaten bei ihrem regulärem Training.
Ich näherte mich ihnen zusammen mit dem Soldaten, der mich her geführt hatte. Eure Majestät, Großgeneral! Sagte er und verbeugte sich respektvoll vor ihnen. Prinz Zymeth wünscht sich ihnen anzuschließen. Fügte er hinzu nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Kaleon wandte sich zu mir. Ah, Zymeth! Natürlich, komm zu uns! Sagte er begeistert. Du darfst auf deinen Posten zurück kehren. Sagte er dann zum Soldaten, der mich begleitet hatte. Dieser Salutierte und verschwand zügig.
Ich glaube ihr hattet noch nicht das Vergnügen. Darf ich vorstellen? Zymeth, das ist Großgeneral Thalrik, der stärkste Krieger und beste militärische Stratege des ganzen Königreichs. Thalrik, das ist Zymeth, der Verlobte meiner Schwester. Stellte Kaleon uns einander vor. Es ist mir eine Ehre, den Heiligen Ritter von Leneth persönlich kennenzulernen. Sagte der Großgeneral und verbeugte sich höflich. Thalrik ist ein großer, kräftiger Mann und um die 40 Jahre alt. Er hat kurzes blondes Haar und einen gepflegten fünf Tag Bart. Zudem trägt der Großgeneral eine prunkvolle Rüstung mit einem hochwertigen Umhang, auf dem das Wappen des Königreichs abgebildet ist. An seiner Hüfte befand sich ein magisches Langschwert in einer Schwertscheide die ebenso prunkvoll war wie seine Rüstung.
Die Freude ist ganz meinerseits. Entgegnete ich ihm. Es tut mir leid Euch beide zu unterbrechen, aber ich habe eine dringende Angelegenheit mit Dir zu besprechen, Kaleon. Ich würde Dich gerne, zusammen mit deinen Beratern, so zeitnah wie möglich Treffen. Würdest Du das, so schnell wie möglich, veranlassen? Fragte ich ihn. Mein Herr, ich weiß Sie sind sich einander nahe, da Sie die Schwester unsrer Majestät heiraten werden, aber würden Sie bitten unserer Majestät den nötigen Respekt entgegen bringen solange Sie außerhalb des Schlosses unterwegs sind. Ermahnte mich Thalrik. Ich warf ihm einen flüchtigen, drohenden Blick zu und wandte mich wieder Kaleon zu. Kaloen sah meine Reaktion und schritt schlichtend ein. Schon in Ordnung, Thalrik. Sagte er zu ihm und signalisierte ihm, mit einer Hand, sich zurückzuhalten. Verzeih ihm, er tut nur seine Pflicht. Beschwichtigte er mich sogleich im Anschluss.
Thalrik, würdest Du bitte? Fragte Kaleon. Mit Freuden, Euer Majestät! Sagte Thalrik und rief einen seiner Ritter zu sich. Wie kann ich Ihnen helfen? Fragte der Soldat und salutierte vor uns. Geh und versammle all meine Berater zu einer Konferenz Heute Nachmittag zusammen! Ordnete Kaleon an. Zu Befehl! Sagte der Ritter, salutierte erneut und machte sich eilig auf den Weg. Da das nun geklärt ist, warum leistest Du uns nicht ein wenig Gesellschaft bis wir und mit meinen Beratern treffen? Fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. Meinetwegen, aber was macht Ihr hier eigentlich? Fragte ich ihn sogleich. Wenn Ihr gestattet eure Majestät. Bat sich Thalrik an eine Erklärung ab zu geben. Kaleon nickte ihm zu.
Ich habe seine Majestät eingeladen sich das Training der neuen Rekruten, die frisch von der Akademie kommen, anzusehen und seine Meinung dazu abzugeben. Natürlich würde mich auch deine Meinung interessieren. Sagte er zu mir. Ich drehte mich um und sah den Rekruten einige Zeit bei ihren Übungen zu. Die Rekruten rotierten zwischen verschiedenen Aufgaben, Übungen und Stationen. Kritisch betrachtete ich das Training. Das ist nichts anderes, als das Training an der Akademie. Auch wenn es besser organisiert ist. Dachte ich mir. Und was sagen Sie dazu? Fragte Thalrik nach einer Weile mit erwartungsvollem Blick. Ich hoffe, dass das nicht alles ist was die Soldaten hier machen, ansonsten hätten sie auch an der Akademie bleiben und dort weiter trainieren können. Sagte ich enttäuscht.
Kaleon sah mich schockiert an, während Thalrik herzhaft auflachte. Das stimmt absolut. Stimmte er mir dann zu. Vielleicht sollte ich Sie einladen uns gelegentlich beim Training Gesellschaft zu leisten, eventuell haben Sie ja ein paar großartige Ideen und das Training zu verbessern. Sagte Thalrik amüsiert. Kaleon machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Wie dem auch sei, sollen wir weiter gehen und uns den Rest der Kaserne und Abläufe ansehen? Fragte Thalrik uns. Wir stimmten dem Vorschlag zu und verbrachten den restlichen Vormittag damit uns in der Kaserne umzusehen. Anschließend gingen Kaleon und ich zurück zum Schloss um zu Mittag zu essen.
Am frühen Nachmittag trafen wir uns dann mit Kaleons Beratern im Thronsaal. Kaleon setzte sich auf den Thron, während wir anderen in einer Reihe vor ihm standen. Versammelt waren sein Wirtschafts-, Diplomatie-, Magie-, Militär- und Alltagsberater, zudem wer einer der höchstrangigen Priester anwesend. Abgesehen vom Priester waren alle Anwesenden Adlige oder stammten von adligen Familien. Ich wusste, dass es schwer werden würde meinen Wunsch umzusetzen, aber nichts desto trotz musste ich versuchen Kaleon zu überzeugen. Nun denn, da wir Alle versammelt sind, würdest Du uns mitteilen, warum wir hier sind, Zymeth?
Sehr gerne! Sagte ich und machte einen Schritt nach vorne. Ich möchte Euch bitten, eure Majestät, die Gesetze für Sklaven, Demihumans und minderjährige Gesetzlose und Arme anzupassen oder wenn notwendig neue Gesetze, in deren Vorteil, zu erlassen. Sagt ich und machte eine Pause, damit alle Anwesenden ihre Gedanken zu dem Thema sammeln konnten. Doch es brauchte nicht mehr als einen Moment bevor sich ein empörtes Gemurmel erhob. Der Alltagsberater erhob das Wort. Und was möchtet Ihr, das wir tun? Sollen wir Ihnen den Adelsrang zusprechen und ins Schloss einziehen lassen? Fragte er spöttisch. Das Gemurmel wurde lauter. Ruhe! Ich vermute, Du hast einen Grund warum Du mich darum bittest. Erkläre uns die Gründe und was genau Du dir vorstellst. Sagte Kaleon und übergab das Wort wieder an mich.
Der Grund ist einfach, wirklich. Es ist Mitleid, das meine Zunge Heute bewegt. Mitleid für die, die unter der aktuellen Lage leiden, aber auch Mitleid für das Königreich, denn es gibt so viele talentierte Individuen unter der betroffenen Bevölkerung. Talente, die ungenutzt aufgrund der aktuellen Gesetze ungenutzt bleiben. Wenn das Königreich diese Talente nutzen würde, gäbe uns dies viele Vorteile, sowohl wirtschaftlich als auch militärisch. Einst wurde mir eine Lebensweisheit anvertraut, „Jeder einzelne vermag den Lauf des Schicksals zu verändern.". Habt ihr Euch einmal umgesehen? Die Menschheit ist so schwach wie noch nie. Das Schicksal unseres Volkes? Oder ein selbst geschaffenes Schicksal unser eigenen Torheit? Ich bitte Euch Alle! Seid vernünftig, lasst uns die Ressourcen nutzen die uns gegeben sind und die Menschheit zu neuer Stärke leiten.
Sagte ich und machte eine kurze Pause. Was ich mir vorstelle klingt einfach aber bedarf einiger Maßnahmen und Gesetze. Als erstes sollten die Strafen für Kinder unter 10 Jahren gemindert werden und um zu verhindern, dass Eltern, Besitzer oder Verantwortliche Kinder für ihre schändlichen taten missbrauchen, werden in erster Linie Diese bestraft. Des weiteren sollten die Sklaverei als Gesamtheit abgeschafft werden. Wenn jemand einer anderen Person aus freiem Willen folgt ist das eine Sache, aber Andere zu unterdrücken, ihrer Freiheit und Zukunft zu berauben und ihnen alle Rechte abzusprechen ist nichts anderes als sie zu töten. Das letzte und wohl am schwersten umzusetzende wird wohl sein, dass Demihumans die selben Rechte wie den Menschen zugesprochen werden. Ich weiß es entspricht nicht eurer Vorstellung, doch am Ende sind wir im Herzen gleich. Ich kann Euch nur eines sagen, wenn wir das Schicksal der Menschheit ändern wollen, dann geht dies nur GEMEINSAM! Wir müssen aufhören uns gegenseitig zu unterdrücken und gemeinsam daran arbeiten, dass wir nicht in irgendeinem elfischem Buch als ausgestorbene Spezies enden! Sagte ich und lies meinen Blick durch die Anwesenden schweifen.
Zuerst waren ihre Blicke nachdenklich, doch dann erhob erneut der Alltagsberater das Wort und startete eine Hasstirade gegen mich. Die anderen Berater stimmten ihm zu und manche machten bei seinen Hetzreden mit. Selbst der Priester, der als neutrale Stimme der Götter fungieren sollte, sprach sich gegen meinen Vorschlag aus. Vermutlich hatte er angst, dass wenn die Bürger an kraft gewinnen und der Adel geschwächt wird, dass es sich negativ auf die Spenden an die Kirche auswirken würde. Ich versuchte sie verzweifelt umzustimmen, aber es war vergebens. Angesichts der Einstimmigkeit seiner Berater hatte Kaleon keine andere Wahl als, nach Stunden langer Debatte, mein Anliegen abzuweisen. Ihr Narren! Schimpfte ich verärgert, verließ frustriert den Thronsaal und lies die anderen zurück. Vor dem Thronsaal begegnete ich Celine. Was ist los? Fragte sie besorgt, als sie sah wie wütend ich war. Nicht jetzt! Sagte ich und stampfte Richtung Schlossgarten. Warte! Rief sie und folgte mir.