Eine Aufgabe für Champions

Als wir an der Akademie angekommen waren ging Celine an einer Lehrstunde teilnehmen, während ich mich auf den Weg machte um den Leiter der Akademie Xidhas aufzusuchen. An seinem Büro angekommen klopfte ich kräftig an der Tür. Wer ist da? Fragte Xidhas. Seiner Stimme nach zu urteilen schien er grade ziemlich beschäftigt. Ich bin es, Zymeth. Antwortete ich laut. Ah, komm ruhig rein. Rief er mir zu. Ich betrat das Büro und sah wie er ein Buch zu schlug und es beiseite, zu einem ganzen Stapel dicker Wälzer dazu, legte. Komme ich ungelegen? Fragte ich ihn nüchtern. Nein, ganz und gar nicht. Er stand von seinem Schreibtisch auf und kam langsam zu mir. Schön Dich wieder zu sehen. Wie kann ich Dir helfen? Sagte er mit weicher Stimme. Ich möchte Euch bitten mir vorzeitig den Abschluss zu ermöglichen. Sagte ich mit gewisser Dringlichkeit und Nachdruck in meiner Stimme.

Er sah mich an und nickte sacht, dann ging er zu einem Regal und zog ein Stapel Papier hervor. Er übergab den kleinen Stapel von Blättern an mich. Was ist das? Fragte ich ihn und sah mir die oberste Seite an. Bevor ich sie ganz analysiert hatte sprach Xidhas zu mir. Das ist die nächste schriftliche Prüfung. Sagte er und deutete auf den kleinen Tisch in seinem Büro. Setz Dich und Arbeite sie durch, wenn Du bestehst händige ich dir das Dokument aus, dass beweist das du die Akademie erfolgreich abgeschlossen hast. Als Leiter der Akademie und einer deiner Mentoren kann ich den Praktischen Teil für dich als bestanden bewerten. Sagte er zu mir und setzte sich dann an seinen Schreibtisch zurück. Ich nahm die Feder, tauchte sie in das Tintenfass und flog von einer Frage zur nächsten. Zum Glück hatte ich reichlich Zeit in der Bibliothek verbracht gehabt. Nach drei Stunden stand ich auf und überreichte Xidhas den Stapel Blätter. Er überflog die Antworten eine nach der anderen. Nach der Hälfte nahm er ein zusammengerolltes Blatt von seinem Tisch und überreichte es mir. Ich sah ihn fragend an. Das ist dein Abschluss der Akademie. Aber denk daran weiter an deinen Fähigkeiten zu arbeiten, der Abschluss beweist nur, dass Du Magier bist und die Grundlagen gemeistert hast. Erklärte er. Ich bedanke mich höflich bei ihm für den Abschluss und die gut gemeinte Warnung. Dann ging ich zu Mirella und verabschiedete mich auch von ihr. Sie war ein wenig traurig darüber ihren Schüler zu verlieren, der sie respektierte und wertschätzte für die, die sie ist. Aber zeitgleich freute sie sich auch für mich.

Anschließend ging ich von der Akademie zur Abendteurergilde. Vor der Gilde standen die Mitglieder von der Party Shootingstar und schienen auf ihren Anführer Tarion zu warten. Mit einem stummen Nicken ging ich grüßend an ihnen vorbei. Gerade als ich die Tür der Gilde aufschieben wollte räusperte sich Rowan mit seiner kräftigen Stimme. Ich nahm meine Hand wieder von der Tür und drehte mich zu ihnen um. Ich hatte das Gefühl sie wollten irgendetwas von mir. Ich sah Rowan erwartungsvoll an. Ähm... also ich... Fing er an zögernd von sich zu geben, doch er stoppte als ihm Sué mit ihrer kleinen Faust in die Seite schlug. Ich meine, WIR, wollten uns bei Dir entschuldigen, dafür wie wir uns während des Dungeons Dir gegenüber verhalten haben. Sagte er und verbeugte sich um Vergebung bittend. Die anderen taten es ihm gleich. Es gibt nichts zu entschuldigen, ihr wart doch nur vorsichtig wegen der Gerüchte. Sage ich zu ihnen mit aufmunternder Stimme, da ihre Stimmung ziemlich gedrückt erscheint. Aber wir haben nicht nur uns, sondern auch Dich und Waram, mit unserer Unfähigkeit in Gefahr gebracht. Und dann riskierst Du auch noch dein Leben um uns zu retten, wir wollen uns wenn sich die Gelegenheit bietet bei Dir revanchieren. Sagte Tifa, die Magierin der Gruppe, entschlossen mit ihrer schüchternen Art. Jederzeit gerne, ich freue mich darauf mal wieder mit Euch eine Aufgabe erledigen zu können. Vielleicht können wir uns dann ja auch besser kennenlernen. Antwortete ich und drehte mich winkend der Tür der Abenteurergilde zu. Ohne weiter zu zögern öffnete ich sie und schritt hinein.

Als ich die Gilde betrat sah ich mich wie immer erst einmal um, es schien alles beim alten zu sein, die Abenteurer aßen, tranken und quatschten lautstark miteinander. Als Maiy mich, von hinter ihrem Tresen, erspähte winkte sie mich hektisch zu sich. Während ich zu ihr ging musterte ich sie, sie schien mir sehr aufgeregt zu sein, aber offensichtlich nicht aus einem positiven Grund, Besorgnis stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. Wie kann ich Dir helfen Maiy? Fragte ich sie, nachdem ich bei ihr am Tresen angekommen war. Nun, ich weiß nicht wie ich das sagen soll, aber wir haben eine Aufgabe erhalten, die direkt an Dich gerichtet ist. Sagte sie und ihr Blick wurde immer besorgter. Und was ist das für eine Aufgabe und wer hat sie geschickt? Fragte ich neugierig, wenn die Rezeptionisten, die für gewöhnlich sehr gelassen und nervenstark sind, schon bedenken haben bei einer Aufgabe, dann muss das eine heftige Mission sein. Sie zögerte mir eine Antwort auf meine Frage zu geben. Währenddessen betraten auch die Mitglieder von Shootingstar die Gilde, ihr Anführer Tarion war jetzt auch dabei. Sie setzten sich zusammen an einen Tisch und begannen sich zu unterhalten. Dann plötzlich tauchte der Gildenmeister, Kargan, neben mir auf. Sag es ihm schon! Forderte er Maiy auf. Sie atmete tief ein und wieder aus. Ein wenig ruhiger wendet sie sich wieder mir zu. Wir haben vom König eine Aufgabe direkt für Dich erhalten. Die Aufgabe lautet... sie machte erneut eine kurze Pause. Sie lautet die verfluchte Festungsstadt, Velgath, von ihrem Fluch zu befreien. Beendete Maiy ihren Satz.

Die ganze Gilde war auf einmal totenstill. Nicht ein einziges Flüstern war mehr zu hören, nachdem der Name der Stadt gefallen war. Einige Momente später brach Kargan die Stille mit einem tiefen Räuspern, anschließend blickte er bedrohlich durch die Gilde. All die neugierigen Blicke und Ohren wandten sich von uns ab und taten so als wenn sie auf einmal sehr beschäftigt wären. Dann legte er seinen muskulösen Arm über meine Schultern und zog mich zu sich heran. Ich weiß zwar nicht was Du getan hast um die Missgunst des Königs auf dich zu ziehen, aber diese Aufgabe ist nichts was Du schaffen kannst. Die letzten Truppen und Abenteurer die auf diese Mission gingen sind alle nicht zurück gekehrt. Ich empfehle Dir wirklich diese Aufgabe abzulehnen, auch wenn Du dir dadurch noch mehr von der Missgunst des Königs auf dich ziehst, zumindest behältst Du dein Leben. Flüsterte Kargan in mein Ohr. Dann löste er sich von mir und ging in sein Büro zurück. Ich stand einfach nur da in meine Gedanken vertieft. Ich kam zu dem Entschluss, dass das kein Zufall war. Diese Aufgabe und das Treffen mit dem Adel war einfach zu nah bei einander. Ich bin mir sicher, dass sie Kaleon dazu gedrängt haben. Aber was sollte ich nun machen? Fragte ich mich. Zymeth? Sprach mich Maiy leise an und riss mich aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich sie an. Was wirst Du nun tun? Fragte sie mich besorgt. Ich habe keine wirkliche Wahl. Ich nehme die Aufgabe an, aber ich brauch einige Tage Zeit zur Vorbereitung. Antwortete ich ihr mit kühler Stimme. Sie sah mich mitleidig an und nickte. Ich verstehe. Sagte sie und füllte das Dokument für die Aufgabe aus.

Dann verließ ich die Gilde und begab mich auf direktem Weg zum Schloss. Es war bereits am späten Nachmittag als ich das Schloss betrat. Ich ging zielstrebig an allen Wachen und Bediensteten vorbei, meine Schritte hallten unheilvoll durch die Gänge, wie ein fernes Donnergrollen durch eine stille Nacht.

Kaleon saß am Schreibtisch seines Arbeitszimmers. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen durch das Fenster hindurch. Der Staub tanzte in den goldenen Lichtstreifen. Der Tag war alt geworden und das Zimmer wirkte, als sei es mit gealtert. Überfüllte Regale zogen sich die Wände entlang. Der Schreibtisch war beladen mit Papieren, Briefen und Notizen. Ein stummes Zeugnis dafür, wie viel sich anstaute, wenn Entscheidungen zu lange reiften. Keine Berater. Keine Bediensteten. Nur der König, der leicht vorgebeugt, mit seinem Blick in ein Schreiben vertieft, das er längst nicht mehr las. Dann öffnete sich langsam und leise die Tür. Der klang war wie ein Flüstern, leise aber deutlich. Wie eine Erinnerung daran, dass das was folgte unvermeidbar war. Ich trat in das Arbeitszimmer ein. Mein schweifte flüchtig, prüfend durch den Raum. Hinter mir fiel die Tür sacht ins Schloss. Ich ging auf den Schreibtisch zu. Kaleon hob den Blick. Für einen Augenblick schien sich die Müdigkeit in seinem Gesicht zu verdichten, als hätte er gehofft, dieser Moment ließe sich noch verschieben. Doch hier war er.

Ich vermute Du weißt warum ich hier bin? Fragte ich ihn mit ernstem Ton und warf ihm einen harschen Blickt zu. Er seufzte tief und lang. Es geht um die Aufgabe, die ich an die Abenteurergilde gestellt habe. Nicht wahr? Antwortete er müde und schwach. Ich vermute das Ganze ist auf dem Mist des Adels gewachsen und ich habe von ihnen ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet. Aber ich bin mehr als enttäuscht von Dir, dass Du ihnen einfach klein bei gibst. Sagte ich mit frustrierter Stimme, denn ich musste aufgrund seiner Schwäche nun die Konsequenzen ausbaden. Du hast recht und es tut mir auch wirklich Leid dich mit dieser Aufgabe zu betrauen. Aber ich habe mehr als den Adel als Grund dich dorthin zu entsenden. Sagte er sich rechtfertigend. Gespannt auf seine Erklärung sah ich ihn erwartungsvoll an. Diese Stadt liegt an der Grenze zum Dämonenreich und zu Gozzer. Einst war sie die mächtigste Festungsstadt des Königreichs, bis sie letztendlich im letzten großen Krieg gegen die Dämonen fiel. Sollten wir diese Stadt wieder unter unsere Kontrolle bringen würde das unsere Verteidigung gegen diese beiden Reiche um ein vielfaches erleichtern. Die Situationen mit Ihnen spitzt sich immer weiter zu und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir einen weiteren Konflikt mit ihnen gegenüber stehen. Aber wir haben nicht die nötige Stärke die Stadt unter unsere Kontrolle zu bringen, geschweige den einen passenden Verwalter, der die Stadt zu verteidigen vermag. Kaleon macht eine kurze gezielte Pause. Und da kommst Du ins spiel! Mit deiner Kraft und deinem Wissen, glaube ich daran, dass Du es schaffen kannst die Stadt zu erobern und ihr wieder zu ihrem altem Ruhm zu verhelfen. Beendete er seine Ausführung und sah mich mit hoffnungsvollen Augen an. Du willst also zwei Fliegen mit einem Streich erledigen. Du willst mich als Schild gegen die Dämonen und Gozzer verwenden und Zeitgleich den Adel besänftigen. Und dafür bist Du bereit mich buchstäblich in die Hölle zu schicken. Warf ich ihm vor. Er sagte alles was notwendig war, indem er nicht darauf antwortete. Ich frage mich was deine Schwester dazu sagen wird, wenn sie es erfährt. Sagte ich zu ihm und wendete mich zum gehen ab. Ich öffnete langsam die Tür. Ich werde die Aufgabe erledigen, aber nicht für dich! Sondern für die Sicherheit der Bevölkerung und Celine. Sagte ich als ich den Raum verließ. Die Tür zog ich hinter mir zu und ging dann zu meinen Gemächern.