Ich öffnete die Tür zu meinen Gemächern und trat hinein, es war dunkel und kalt in meinem Zimmer, nur der Mond lies sein sanftes Licht durch das hohe Fenster scheinen. Die Tür fiel hinter mir schwer ins Schloss, das metallene Klicken hallte leicht durch den Raum. Ich streifte meinen Mantel von den Schultern und warf ihn achtlos über einen Stuhl, auf meinem Weg zum Bett. Dann setzte mich auf den Bettrand. Enttäuscht vom Gespräch mit Kaleon seufzte ich und lies mich nach hinten auf die Decke fallen. Als mein Kopf unerwartet auf etwas hartes fiel, anstatt wie erwartet auf ein weiches Bett, schreckte ich wieder nach oben und sprang vom Bett herunter. Was zum ...?! Entfuhr mir aus Reflex. Ich war bis zum Maximum angespannt weil ich dachte, dass der Adel noch einen Schritt weiter gegangen wäre um mich vorzeitig los zu werden. Dann hörte ich ein mir bekanntest kichern. Ich entspannte mich ein wenig und zog die Bettdecke bei Seite. Unter ihr entblößte ich dadurch ein albernes, kleines, blondes Mädchen mit einem breiten Grinsen. Ihr Nachtkleid rutschte leicht zur Seite als sie sich zu mir drehte. Celine verschränkte ihre arme vor sich und stütze ihr Kinn auf ihnen ab. Endlich bist Du da. Du hast mich den ganzen Tag allein gelassen. Also dachte ich, wenn ich hier auf dich warte bekomme ich am schnellsten eine Antwort auf das warum. Sagte sie während sie mich genau musterte.
Ihre gute Laune verflog recht schnell, als sie meinen besorgten Gesichtsausdruck sah. Du siehst aus als hättest Du einen Geist gesehen. Stimmt etwas nicht? Fragte sie mich besorgt und sah mich mit großen Augen an. Ich wich ihrem Blick aus und setzte mich langsam auf den Bettrand zurück. Ich legte die Decke wieder über sie, damit sie nicht friert. Sie kuschelt sich in die Decke hinein und rückt etwas näher an mich heran. Ich überlegte ob ich es ihr wirklich sagen sollte, aber es wahr wohl besser sie erfährt es von mir als von irgendwem anders, sonst ist sie am ende noch sauer auf mich. Dachte ich mir. Dein Bruder hat mir einen Auftrag gegeben. Sagte ich langsam, fast tonlos. Ich soll die verfluchte Festungsstadt, Velgath, zurückerobern. Celine erstarrte als sie das hörte. Das ist doch die Stadt, die vor Einhundert Jahren im Krieg mit den Dämonen gefallen war und seitdem verflucht und von Untoten besetzt ist? Fragte sie mich entsetzt. Ich nickte nur stumm. Und er will Dich dort hin schicken? Ihre Stimme bebte, zwischen Zorn und Unverständnis. Warum? Fragte sie mich.
Der Adel hat es geschafft ihn davon zu überzeugen, dass ich eine Gefahr für ihn und das Königreich sei. Ich bin ihnen wahrscheinlich, bei der allgemeinen Bevölkerung, zu beliebt und als dein Verlobter habe ich in ihren Augen zu viel Autorität. Erklärte ich ihr meine Vermutung. Celine kroch neben mich, setzte sich auch auf den Bettrand und legte die Decke um ihre Schultern. Und wann wirst Du aufbrechen? Fragte sie mich und sah mich mit ihren kristallblauen Augen an. Ich sah in ihren Augen eine ungewohnte Entschlossenheit. Sie muss sich irgendetwas überlegt haben. Dachte ich mir. Ich breche in einigen Tagen auf, sobald ich alle Vorbereitungen abgeschlossen habe. Antwortete ich auf ihre Frage. Dann nahm ich ihre Hände und umschloss sie sanft mit meinen. Sobald alles sicher ist komm ich dich holen. Das verspreche ich Dir. Als sie das hörte nickte sie und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Dann kroch sie zurück aufs Bett und Kuschelte sich in Kissen und Decke ein. Und was wird das? Fragte ich sie rhetorisch. Du kannst nicht hier schlafen. Die Mägde drehen durch, wenn du am Morgen nicht in deinem Zimmer bist. Davon abgesehen was für Gerüchte entstehen, wenn sie dich in meinem Bett finden sollten. Sprach ich ihrem Gewissen zu. Sie schnaubte leise, stand auf und ging zur Tür. Gemeinheit! Fauchte sie leise auf dem Weg dort hin. Celine zog die Tür auf, doch bevor sie hindurch schritt, warf sie noch einmal einen Blick über ihre Schulter, der mehr sagte als tausend Worte. Dann ging sie hinaus in den Flur und schloss die Tür hinter sich sanft. Draußen im Flur, allein mit ihren Gedanken, strich sich Celine mit einem Finger sanft über die Lippen. Ihre Augen funkelten auf. Nicht vor Tränen, sondern vor Entschlossenheit. Wenn Sie glauben, sie könnten uns durch Angst oder Vorschriften aufhalten, kennen sie uns schlecht. Ich werde vorbereitet sein und ihn begleiten! Egal wie sehr sie sich dagegen stellen. Sagte sie entschlossen, in Gedanken, zu sich selbst. Dann kehrte sie in ihr eigenes Gemach zurück.
Die Nachricht über meine Abreise verbreitete sich leise, aber schnell. Die verfluchte Festungsstadt zurückzuerobern. Für viele klang es wie Wahnsinn, für manch anderen wie ein Todesurteil. So viele Soldaten und Abenteurer waren bei dem Versuch bereits ums Leben gekommen. Nur wenige hielten es für einen Ruf nach Ehre.
Ich lies keinen Tag verstreichen. Noch vor Sonnenaufgang am nächsten Morgen trat ich durch die schweren Türen der Abenteurergilde. Die Luft war erfüllt von gemurmelten Gerüchten, über die Festungsstadt, über mich, über Wahnsinn. Manche verstummten, als ich eintrat. Mein Ruf eilte mir wiedereinmal voraus, das wusste ich. Doch dieses Mal war es kein Auftrag wie jeder andere. Und das wussten auch sie. Ich ließ mich davon nicht beirren. Wer sich mir anschließen wollte, tat dies aus eigenem Antrieb. Und jeder, der kam, brachte seine eigenen Schatten mit. Unter ihnen befanden sich auch die Mitglieder der Gruppe Shootingstar sowie Waram. Sie alle verband, dass ich ihnen das Leben gerettet hatte. Vermutlich wollten sie sich dafür revanchieren. In jedem Fall war ich froh darüber sie dabei zu haben.
In der Kaserne erwartete mich ein unerwartetes Gesicht, Großgeneral Thalrik. Wir kannten einander nur flüchtig, aber er schien mir ein fähiger und erfahrener Mann zu sein, ein Gefühl, dass auf Gegenseitigkeit basierte. Ich habe die Order erhalten dir Männer zur Unterstützung bereit zu stellen. Sagte er ruhig und trat beiseite. Hinter ihm standen frische Rekruten, jung, nervös, kaum kampferprobt. Mir wurde auch gesagt, dass ich dir keine Veteranen mitgeben soll, diese sollen hier bleiben und die Hauptstadt schützen. Sagte er und gab mir einen bereuenden Blick. Dann packte er fest meine Schulter und zog mich zu sich heran. Bitte bring so viele von ihnen leben zurück wie Du nur kannst. Bat er mich mit leiser, beinahe flehender Stimme. Ein schlichtes Nicken war Antwort genug. Kein Wort zu viel, aber das Versprechen war da.
Im Tempel traf ich auf jemanden dem ich seit langem vertraute, der Priester der mich von Anfang an unterstützte. Er hatte von dem Gerücht gehört und bot mir seine Hilfe an. Nicht als Kämpfer, sondern um die Toten und Untoten zur Ruhe zu beten und die verdorbene Erde zu weihen, sodass die Stadt sich wieder in ihrem altem Glanz erheben konnte.
Während ich in Befehlen, Listen und Vorbereitung versank, ging Celine ihren ganz eigenen Weg. Sie forderte, ohne Vorankündigung, in der Akademie ihre Abschlussprüfung. Mein Meister und Leiter der Akademie, Xidhas, zählte eins und eins zusammen. Nachdem ich meine Prüfung gefordert hatte und auf eine gefährliche Mission geschickt werden sollte, forderte nun Celine, meine verlobte ihre Prüfung. Ihm war klar worauf das hinauslaufen würde, aber da er keine direkte Verpflichtung gegenüber des Königshauses hatte, hatte er auch keine Bedenken ihrem Wunsch nachzugeben. Doch bestehen musste sie aus eigener Kraft. Die praktische Prüfung war ein Drahtseilakt. Ihr erster Zauber zischte knapp am Ziel vorbei, der zweite gelang nur mit Mühe. Doch sie gab nicht auf, niemals! Bei der letzten Aufgabe sammelte sie all ihre Kraft, bannte die Nervosität und formte einen makellosen Zauber, der selbst den kritischen Blick der alten Meister milderte. In der Theorie? Da brachte sie die Meister zum Schweigen, mit klaren, präzisen Antworten, die selbst den Stoff durchdrangen, den andere nur auswendig lernten.
Am Tag darauf sah man sie in schlichten Gassen des Marktes, verhüllt, eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ihre Bewegungen waren Zielgerichtet. Robuste Kleidung, Rucksack, haltbare Rationen, Pfeile für ihren Bogen, sie wählte alles mit bedacht. Keine Diener, kein Gefolge, nur sie selbst. Keiner der Händler fragte nach, warum die Prinzessin sich wie ein Gildenfrischling eindeckte, ihnen allen war sofort bewusst was sie vor hatte. Und keiner von ihnen hatte vor sie aufzuhalten oder zu verraten. Im Gegenteil, sie wünschten ihr alles Gute und viel Erfolg.
Am dritten Morgen nach dem königlichen Erlass stand ich in aller Frühe am Nordtor der Hauptstadt. Die Truppe war überschaubar und bunt. Erfahrene Abenteurer, Frische Rekruten, Magier und Schwertkämpfer. Manche lachten, andere schwiegen, aber sie teilten alle die gleiche Nervosität. Ich ging durch die Reihen und warf Stichprobenartig einen blick auf die Ausrüstung und sah zu, dass unser Proviant und unsere Ausrüstung ordentlich in den Wagen verstaut war. Wir hatten nur wenige Pferde und diese waren dazu da die Wagen zu ziehen. Also mussten wir den langen, beschwerlichen, zweiwöchigen Fußmarsch so auf uns nehmen. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich einen mir sehr vertrauten Bogen am Rand der Truppen vorbei huschen, verlor ihn aber sofort aus den Augen. Ich rede mir ein, dass das Einbildung war. Ich ging an die Spitze des Zuges und wandte mich der Truppe zu.
Wir marschieren zur Festungsstadt Velgath. Was uns erwartet ist Horror persönlich. Dies ist die letzte Chance umzukehren und nach Hause zu gehen, für Jeden der sich nicht Manns genug fühlt oder nicht den Mut hat sich dem zu stellen was uns erwartet. Alle anderen stehen von nun an unter meinem Befehl. Als Heiliger Ritter von Leneth schwöre ich, dass wir diese Herausforderung überstehen werden! Auf nach Velgath!
Rief ich mit lauter, kräftiger und zuverlässiger Stimme. Motiviertes Gebrüll der Zustimmung reflektierte zu mir aus der Truppe. Mit einer solchen Moral haben wir gute Chancen. Dachte ich mir. Das Tor öffnete sich mit schwerem knarzen und wir schritten hindurch in Richtung Nordwesten. Wieder meiner Erwartung trat niemand von der Truppe zurück, gemeinsam machten wir uns auf den Weg das Schicksal der verfluchten Stadt neu zu schreiben.