Kapitel 4-Die Reaktion

Plötzlich öffnete sich ein Teil der Decke über ihm. Ein gleißender Lichtstrahl fiel auf seine Haut, und für einen kurzen Moment spürte er die sanfte Wärme der Sonne.

Ein fast vergessenes Gefühl… Doch die Illusion hielt nicht lange an.

Mit der frischen Luft, die in seine Lungen strömte, kam der unvermeidliche Schmerz. Wie jeden Tag, seit er hier war, fühlte es sich an, als würde seine Brust von innen heraus zerreißen. Ein unvorstellbares Brennen durchzuckte seinen Körper, ließ ihn erzittern, seine Muskeln zuckten unkontrolliert. Sein schweißbedecktes Gesicht verzerrte sich in Qual, und als sich seine tränenden Augen schlossen, liefen keine klaren Tropfen mehr über seine Wangen – sondern Blut.

Er keuchte, rang nach Atem, doch jeder weitere Lungenzug war eine Qual. Es fühlte sich an, als würde er innerlich verbrennen.

Dann, endlich, schloss sich das Dach wieder. Die tödliche Luft zog sich langsam zurück, und mit ihr verebbte der Schmerz. Doch er hinterließ ihn gebrochen.

Aus dem Schatten trat der verrückte Doktor erneut in den Raum.

„Schade", murmelte er, während er sich mit einem theatralischen Seufzen über das Kinn strich. „Ich hatte wirklich gedacht, es würde heute funktionieren… Was für eine Enttäuschung."

Der Körper auf der Liege lag nur noch regungslos da. Er fühlte nichts mehr. Nur Leere.

Eine der Wachen trat vor, löste die Riemen und zerrte ihn grob von der Liege. Ohne Widerstand ließ er sich mitziehen, seine Beine schleiften über den kalten Boden. Schließlich wurde er in seine Zelle gestoßen, die schwere Eisentür krachte hinter ihm ins Schloss.

Lange blieb er einfach dort liegen. Jeder Atemzug war schwer, sein Körper fühlte sich wie ein zerbrochenes, nutzloses Ding an. Mit letzter Kraft zog er sich auf allen Vieren in eine Ecke, doch kaum hatte er den Kopf gesenkt, übergab er sich heftig auf den Boden.

Stunden vergingen. Langsam kehrte das Gefühl in seine Glieder zurück.

Und mit ihm die Gedanken.

Warum nur?

Wie kann ein Mensch so etwas einem anderen antun?

Wann wird es endlich vorbei sein?

Ob er hier herauskam oder elendig verendete, war ihm mittlerweile egal. Er wollte nur, dass es aufhörte.

Er richtete sich mühsam auf, wischte sich mit zittrigen Fingern über das Gesicht. Dann hob er den Blick.

Das Fenster.

Der Sonnenstrahl, der eben noch durch die Gitter gefallen war, verblasste langsam.

Er zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

Und beobachtete, wie die Dunkelheit den Tag endgültig besiegte.