Dylans wachsende Unruhe

Dylans Frustration wuchs, als Ericas und Giannas Worte um ihn herumwirbelten. Die Vorstellung, dass Ava, die Frau, die im letzten Jahr nichts als unterwürfig gewesen war, plötzlich aggressiv wurde, passte ihm nicht. Seine Augen verengten sich ungläubig.

"Seid ihr sicher, dass sie das getan hat?", fragte er verwirrt.

"Ja", bestätigte Erica. "Sie hat mich geschubst und mit mir gestritten."

"Ich verstehe, dass sie aufgebracht war", fügte Gianna hinzu. "Aber sie hätte Erica nicht schubsen sollen."

"Wo ist sie?", schnappte Erica. "Ruf sie an. Ich möchte ein paar Worte mit ihr wechseln."

"Sie ist nicht hier", murmelte Dylan mit wachsendem Ärger. "Sie ist bei ihrem Vater."

"Was?", rief Erica übertrieben aus und tat so, als wäre sie schockiert. "Du bist von der Geschäftsreise zurück, und sie ist nicht zu Hause! Wie kann sie dir das antun? Ruf sie jetzt an - sie muss zurückkommen!"

Dylan kratzte sich an der Stirn, ihre Stimmen zerrten an seinen Nerven. "Lass sie bei ihrem Vater bleiben. Vielleicht braucht sie eine Pause", sagte er knapp. "Ich gehe ins Büro."

Ohne auf ihre Antwort zu warten, ging er hinaus.

Beide Frauen starrten seiner sich entfernenden Gestalt ungläubig nach.

Erica kochte vor Wut: "Wird er weich gegenüber Ava? Was passiert hier?"

Gianna blieb still, ihre Fäuste fest an den Seiten geballt, Wut flackerte in ihren Augen. Sie würde nicht zulassen, dass Ava Dylans Aufmerksamkeit bekam.

"Dylan hat Recht", sagte sie leise. "Ava braucht Zeit zum Ausruhen. Lassen wir ihr ein paar Tage mit ihrem Vater. Ich werde dafür sorgen, dass Dylan in der Zwischenzeit nicht einsam ist." Ein berechnenden Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Sie würde die Chance nicht verpassen, Dylan näher zu kommen.

'Er wird bald mir gehören', dachte Gianna.

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Im Büro...

Justin reichte Dylan eine Akte, die überprüft und unterschrieben werden musste. Aber Dylan erstarrte, als er die Akte von ihm entgegennahm. Ein Aufflackern seiner beunruhigenden Vision von der vorherigen Nacht tauchte wieder auf und trübte seinen Fokus.

Er erinnerte sich vage daran, dass Justin ihm einen Ordner überreicht und behauptet hatte, dass etwas mit ihren Ergebnissen nicht stimmte. Worum ging es in diesem Ordner? Was war schief gelaufen?

Er runzelte die Stirn, unfähig, einen Sinn darin zu erkennen.

"Herr Brooks, Sir?", Justin wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht. "Geht es Ihnen gut?" Seine Besorgnis war deutlich in seinem Ton zu hören.

Dylan verzog das Gesicht, als er die Akte beiseite warf. Er war nicht in der Stimmung zu arbeiten.

"Sie verhalten sich seit gestern Abend seltsam. Soll ich einen Termin beim Arzt vereinbaren?", durchbrach Justins besorgte Stimme Dylans Gedanken.

Dylan hob seinen Blick zu Justin, der unter seinem kalten Starren nervös schluckte.

"Sag Ava, sie soll sofort in mein Büro kommen", befahl Dylan grimmig.

Justins Gesicht wurde blass. Nach einem Moment des Zögerns sagte er: "Frau Brooks ist noch nicht im Büro eingetroffen."

Dylans Stirnrunzeln vertiefte sich. "Nicht eingetroffen!", schnappte er und richtete sich auf. "Es ist fast zehn Uhr! Weiß sie nicht, wie viel Arbeit noch unerledigt ist? Ruf sie an. Sag ihr, sie soll in einer halben Stunde hier sein, oder sie verliert ihren Job."

Justin machte keine Anstalten, Ava anzurufen. Stattdessen stand er da und starrte Dylan an. Das schürte nur Dylans Wut.

"Warum starrst du mich an? Ruf sie an."

Justin rutschte unbehaglich hin und her, bevor er sprach und seine Worte sorgfältig wählte. "Ich denke, Sie sind zu hart, Sir. Vielleicht fühlt sie sich nicht wohl. Lassen Sie ihr einen freien Tag. Sie sollten stattdessen zu ihr gehen. Immerhin haben Sie Ihren Jahrestag verpasst-"

"Warum sollte ich zu ihr gehen?", unterbrach Dylan. Er weigerte sich zuzugeben, wie sehr ihn Avas Abwesenheit störte, wie es etwas tief in ihm verdrehte. "Sie macht das mit Absicht - versucht, meine Aufmerksamkeit zu bekommen."

Über die Jahre hinweg war sie ihm immer gefolgt und hatte versucht, ihm nahe zu kommen. Dies war ein weiterer ihrer Tricks. Er würde ihr nicht die Genugtuung geben.

"Sie wusste, dass ich auf Geschäftsreise war", fuhr Dylan heftig fort. "Aber sie versuchte, Selbstmord zu begehen, um mich zu erpressen. Warum war sie so ungeduldig? Konnte sie nicht ruhig auf mich warten? Sie ist krank wegen ihrer eigenen Fehler. Aber das sollte die Arbeit nicht beeinträchtigen. Sag ihr, sie soll ins Büro kommen... jetzt."

Justin nickte hektisch. "Ich werde sie anrufen." Er wählte schnell Avas Nummer.

Dylan behielt ihn im Auge, neugierig.

"Hallo, Frau Brooks. Wie fühlen Sie sich jetzt?", fragte Justin höflich, als der Anruf verbunden wurde, und stellte das Telefon auf Lautsprecher.

"Mir geht es gut, Justin", kam es von der anderen Seite des Telefons.

"Das freut mich zu hören. Ähm... der Chef möchte, dass Sie ins Büro kommen."

"Ich habe bereits Urlaub genommen", sagte Ava knapp. "Sag deinem Chef, er soll seine E-Mails überprüfen."

Dylan runzelte die Stirn und überprüfte sofort seine E-Mails. Tatsächlich befand sich ihr Urlaubsantrag in seinem Posteingang. 'Urlaub abgelehnt', formte er lautlos mit den Lippen.

Justin nickte verständnisvoll und sagte: "Ich fürchte, Ihr Urlaubsantrag wurde abgelehnt. Der Chef möchte Sie in einer halben Stunde hier haben. Ansonsten werden Sie den Job verlieren."

Avas spöttisches Lachen kam aus dem Telefon. "Dann kündige ich gerne. Ich möchte dort nicht mehr arbeiten."

Piep

Der Anruf endete abrupt und ließ beide Männer verblüfft zurück. Justins Augen huschten nervös zwischen Dylan und dem Telefon hin und her, unsicher, was er sagen sollte.

Dylans Kopf war ein Wirbelsturm aus Verwirrung und Unglaube. Die Vorstellung, dass Ava ohne einen zweiten Gedanken kündigte, schien unmöglich.

Er dachte, er hätte sie falsch verstanden. 'Ja, ich habe es falsch gehört', überzeugte er sich selbst. Aber das Unbehagen in seinem Herzen war offensichtlich.

Ava hatte sich entschieden zu kündigen, anstatt zur Arbeit zu kommen. Das war etwas, das er sich nie vorgestellt hatte. Dylan hatte das Gefühl, dass sie ihn im Stich ließ. Er presste verärgert seinen Kiefer zusammen.

Ava würde alles tun, um an seiner Seite zu sein. Sie würde nie, könnte nie daran denken, ihn zu verlassen.

"S-soll ich... äh... sie zurückrufen, Sir?", schlug Justin vor.

"Das ist nicht nötig", schnappte Dylan. "Sie spielt nur, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen."

"Ich sage Ihnen: Sie ist verärgert. Sie sollten zu ihr gehen."

Dylan winkte ihn mit einer abweisenden Handbewegung ab. "Schenk ihr keine Beachtung. Sie wird von selbst zurückkommen." Aber selbst als er das sagte, nagte ein Anflug von Zweifel an ihm. Was, wenn sie wirklich ging?

Er verwarf den Gedanken bald und befahl streng: "Geh und mach deine Arbeit."

Justin stieß einen kleinen Seufzer aus und drehte sich um, um zu gehen.

"Warte einen Moment." Dylans Stimme ertönte von hinten und ließ ihn innehalten und sich zu seinem Chef umdrehen.

"Brauchen Sie etwas, Sir?"

Dylan runzelte die Stirn. Der Gedanke, dass Ava wütend auf ihn war, nagte an seinem Herzen. Er mochte das Gefühl nicht. Er wollte, dass sie vor ihm gefügig und unterwürfig war.

"Was sollte ich tun, um sie zu besänftigen?", fragte er nach einer Weile.

Justin lächelte. Endlich war Dylan bereit, sich bei seiner Frau zu entschuldigen. "Frauen lieben Blumen und Geschenke. Sie sollten ihr ein paar Blumen schenken. Und vergessen Sie das Jahrestagsgeschenk nicht. Sie wird sich freuen."

Dylans Gesicht verhärtete sich. Die Vorstellung, Blumen oder Geschenke für Ava zu kaufen, fühlte sich fremd an, fast abstoßend. Er hatte das noch nie zuvor getan.

Justin, der den inneren Aufruhr seines Chefs bemerkte, lächelte vorsichtig. "Vertrauen Sie mir, Sir. Frauen lieben es, wenn Männer ein wenig Mühe zeigen. Es geht nicht um die Blumen - es geht um die Geste."

Dylans Blick verhärtete sich, als er über Justins Vorschlag nachdachte. Er hatte doch keine Gefühle für Ava, oder? Die Erinnerung an seine Behauptung im Traum flackerte fast sofort wieder auf.

Warum sollte er überhaupt davon träumen, so etwas zu sagen?

Es ergab keinen Sinn. Er schob die Erinnerung beiseite und schüttelte den Kopf. Es war nur ein Traum - ein seltsamer.

Sein Motiv war klar. Er hatte Ava geheiratet, um alte Rechnungen zu begleichen, sie in eine Falle zu locken und sie als Druckmittel gegen ihren Vater zu benutzen. Ihre Gefühle spielten für ihn keine Rolle.

"Ich tue das nicht für sie", murmelte Dylan, mehr zu sich selbst als zu Justin. "Es ist Teil meines Plans - sie bei mir zu halten, bis ich mein Ziel erreicht habe."