Kapitel 4 – Schatten der Vergangenheit
Der kalte Nachtwind strich über Raitos Haut, während er Kuro gegenüberstand. Die Worte des Schattenkriegers hallten in seinem Kopf nach.
„Shiro lügt dich an."
Sein Herz hämmerte. Konnte das wahr sein?
Hinter ihm trat Shiro aus der Hütte. Sein Blick war ruhig, aber seine Haltung angespannt. Er wusste, dass diese Begegnung unvermeidlich war.
„Kuro", sagte Shiro langsam. „Du hast deinen eigenen Weg gewählt. Warum bist du hier?"
Kuro verschränkte die Arme. „Weil dein Schüler nicht weiß, mit wem er es zu tun hat."
Raito sah zwischen den beiden hin und her. „Ich will die Wahrheit."
Shiro hielt dem Blick stand. „Ich habe dir nichts verschwiegen, um dich zu täuschen, sondern um dich zu schützen. Aber wenn du Antworten willst – dann höre mich an."
Kuro schnaubte. „Mal sehen, ob er dir noch glaubt, wenn du fertig bist."
Ein Henker ohne Ehre?
Shiro nahm einen tiefen Atemzug. „Ja, ich war ein Henker des Kaiserreichs. Ich habe für sie gekämpft, Befehle ausgeführt, Menschen getötet. Aber nicht aus Loyalität – sondern aus Angst."
Raito spürte, wie seine Fäuste sich ballten. „Angst?"
„Damals glaubte ich, ich hätte keine Wahl. Ich dachte, ich würde für Ordnung sorgen. Doch irgendwann verstand ich, dass ich nur ein Werkzeug war."
Kuro lachte bitter. „Und als du es endlich begriffen hast, hast du dich in den Wald verzogen wie ein feiger Hund."
Shiros Augen verengten sich. „Ich habe meine Strafe selbst gewählt. Ich werde niemals vergeben, was ich getan habe. Aber ich kann verhindern, dass du denselben Fehler machst, Raito."
Raito schluckte. Alles in ihm war ein Chaos aus Wut, Misstrauen und Unsicherheit. Er erinnerte sich an Genjis Worte:
„Ohne Kontrolle bist du nur ein wilder Sturm."
Jetzt wusste er nicht einmal mehr, wohin sein Sturm ihn treiben würde.
Die Prüfung des Zweifels
„Genug geredet." Kuro zog seine Klinge. „Raito, wenn du mir nicht glaubst, dann kämpfe gegen mich. Ich werde dir zeigen, was wahre Kontrolle bedeutet."
Raito erstarrte. Er wusste, dass er gegen Kuro keine Chance hatte. Doch etwas in ihm ließ ihn die Herausforderung annehmen.
Shiro trat einen Schritt nach vorne. „Wenn du kämpfen willst, dann teste dich an mir, nicht an ihm."
Kuro schüttelte den Kopf. „Nein. Er muss selbst herausfinden, wem er vertraut."
Ein Knirschen ging durch die Nacht. Raito trat vor, seine Chakrai flackerte in der Luft.
„Ich werde mich nicht verstecken."
Kuro grinste. „Dann zeig mir, was du gelernt hast."
Der Kampf im Schatten
Raito stürmte nach vorne, seine Faust von blauen Funken umhüllt. Kuro wich mit eleganten Bewegungen aus, als wäre er nur ein Schatten.
„Du bist immer noch zu ungestüm", murmelte Kuro und schlug zu.
Sein Angriff war schnell. Zu schnell.
Raito riss die Arme hoch, doch die Wucht schleuderte ihn zurück.
Er prallte gegen einen Baum und keuchte. Doch anstatt zu fallen, stieß er sich ab und schleuderte eine Chakrai-Welle auf Kuro.
Der Schattenkrieger hob nur eine Hand. Die Energie verpuffte in der Luft.
„Nicht schlecht. Aber nicht genug."
Er war plötzlich hinter Raito. Ein Tritt in die Kniekehle brachte ihn zu Boden.
Kuro packte ihn am Kragen, zog ihn nah an sich heran.
„Hör mir gut zu. Du kannst ihm folgen und dich in seinem Schuldgefühl verlieren – oder du findest deinen eigenen Weg. Aber eines musst du wissen: Er wird dich niemals stark genug machen, um mich zu besiegen."
Dann ließ er ihn fallen.
Raito keuchte, während Kuro einen Schritt zurücktrat.
„Entscheide dich, bevor es zu spät ist."
Mit diesen Worten verschwand Kuro in den Schatten der Nacht.
Der Pfad der Einsamkeit
Raito lag am Boden, sein Körper schmerzte, sein Geist war noch aufgewühlter.
Shiro trat neben ihn. „Ich hätte ihn aufhalten können, aber es war wichtig, dass du ihm gegenüberstehst."
„Und was jetzt?" Raito sah ihn an.
Shiro reichte ihm die Hand. „Jetzt entscheide du, welchen Weg du gehst."
Raito nahm die Hand nicht.
Er stand auf – allein.
Seine Antwort würde nicht von Shiro oder Kuro abhängen.
Er würde seinen eigenen Weg schmieden.
Doch in den Tiefen des Waldes, verborgen in der Dunkelheit, beobachteten andere Augen ihn bereits.
Und sein nächster Gegner wartete.