1 – Die Narben der Vergangenheit
Das Dorf war still in dieser Nacht.
Raito stand auf einem der Dächer und ließ seinen Blick über die engen Straßen gleiten. Die Laternen warfen ein warmes Licht auf das Kopfsteinpflaster, und in der Ferne hörte man das leise Murmeln der wenigen Menschen, die noch wach waren.
Es waren Wochen vergangen, seit Kuro verschwunden war.
Wochen, in denen Raito kaum geschlafen hatte.
Er hatte sich in sein Training gestürzt, härter als je zuvor. Jeder Muskel in seinem Körper brannte, aber es reichte nicht. Es war nie genug.
Sein Blick fiel auf die Taverne unten in der Gasse. Drinnen saßen ein paar Söldner, ihre Rüstungen von Kämpfen gezeichnet, ihre Stimmen laut und rau.
„Hast du das gehört? Noch eine Stadt im Norden verschwunden."
„Wieder diese Schatten…"
Raito erstarrte.
Schatten.
Seit Wochen gab es Berichte von Orten, die über Nacht ausgelöscht wurden. Kein Feuer, keine Angriffe – nur Stille.
Und dann… nichts mehr.
Es war, als würden ganze Dörfer einfach aus der Welt gerissen.
„Vielleicht ist das…"
„Nein!" Ein anderer schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wir dürfen nicht mal dran denken! Die Dunkelheit ist vorbei. Wir haben den Anführer getötet. Sie kann nicht zurückkommen."
Raito ballte die Fäuste.
Der Anführer war tot. Aber die Dunkelheit…
Sie war noch hier.
Er sprang vom Dach und landete lautlos in einer Gasse.
Sein Ziel war klar.
Er musste Kuro finden.
Und er musste es schnell tun.
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2 – Ein Schritt ins Ungewisse
Am nächsten Morgen war der Marktplatz voller Leben.
Die Händler riefen ihre Preise aus, Kinder liefen lachend zwischen den Ständen herum, und der Duft von frisch gebackenem Brot lag in der Luft.
„Drei Silberstücke für das Schwert, junger Mann!" rief ein alter Schmied, der eine Klinge in die Luft hielt.
Raito ignorierte ihn. Er suchte nach Hinweisen, nach irgendjemandem, der mehr über diese verschwundenen Städte wusste.
Seine Augen fielen auf einen alten Mann, der mit einem abgenutzten Umhang auf einer Kiste saß. Er sprach leise mit ein paar Zuhörern.
„Ich habe es gesehen", murmelte er. „Die Schatten… sie bewegen sich anders. Sie sind nicht nur eine Kraft – sie suchen etwas… oder jemanden."
Raito trat näher.
„Was genau hast du gesehen?"
Der Mann sah ihn an. Seine Augen waren müde, voller Geschichten.
„Du bist auf der Suche nach Antworten, nicht wahr?"
Raito nickte.
Der alte Mann seufzte. „Gut. Hör zu…"
Er lehnte sich nach vorne.
„Es gibt einen Ort. Einen, den die Dunkelheit noch nicht berührt hat. Ein Tempel, tief in den Bergen. Manche sagen, dort liegt das Wissen, das verloren ging, als die ersten Schatten auftauchten."
Ein Tempel.
Raito spürte, wie Hoffnung in ihm aufflammte.
„Wie komme ich dorthin?"
Der alte Mann lachte leise. „Nur ein Narr würde diesen Weg gehen…"
Er sah Raito tief in die Augen.
„Aber du bist kein Narr, oder?"
Raito antwortete nicht.
Er wusste, was er zu tun hatte.
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3 – Die Reise beginnt
„Ein Tempel in den Bergen?" Renji verschränkte die Arme. „Klingt nach einer Falle."
„Oder nach einer echten Spur", sagte Kaito.
Takeshi seufzte. „Wie weit ist es?"
„Drei Tage, wenn wir uns beeilen."
„Dann sollten wir nicht warten."
Sie packten nur das Nötigste. Wasser, Waffen, ein paar Vorräte.
Der Weg würde nicht einfach sein.
Und tief in seinem Inneren wusste Raito – sie waren nicht allein.
Jemand beobachtete sie.
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4 – Das erste Zeichen
Die Berge waren kalt, selbst bei Tageslicht.
Die schmalen Pfade schlängelten sich zwischen steilen Klippen hindurch, und jeder falsche Schritt konnte den Tod bedeuten.
Doch das war nicht das, was Raito beunruhigte.
Es war das Gefühl, dass die Schatten näher kamen.
„Irgendetwas ist hier…" Kaito legte eine Hand an sein Schwert.
Raito nickte.
Und dann –
Ein leises Geräusch.
Ein Flüstern im Wind.
Dann sprang etwas aus den Büschen.
Nicht ein Schatten.
Sondern ein Mann.
„Wartet! Nicht schießen!" Er hob die Hände.
Er war abgemagert, seine Kleidung zerrissen.
„Wer bist du?" fragte Renji misstrauisch.
„Mein Name ist Haru", keuchte der Mann. „Bitte… helft mir…"
Raito musterte ihn. „Warum bist du hier draußen?"
Haru sah sich hektisch um.
„Sie kommen."
Die Luft wurde eiskalt.
Dann sahen sie es.
Die Schatten krochen aus dem Boden.
Und sie kamen direkt auf sie zu.
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5 – Die Dunkelheit kehrt zurück
Raito zog sein Schwert.
Die Schatten bewegten sich nicht wie normale Gegner. Sie waren verzerrt, flüssig, als hätten sie keine feste Form.
„Los!" Renji sprang vor und schlug mit voller Wucht zu. Seine Klinge durchtrennte einen der Schatten – doch es brachte nichts.
Das Ding regenerierte sich sofort.
„Verdammt…" Takeshi wich zurück. „Wie besiegen wir sie?!"
Haru, der zitternd am Boden kniete, hob die Hand.
„Das Licht…" keuchte er. „Nur das Licht kann sie zerstören…"
Raito verstand.
Er schloss die Augen.
Spürte die Energie in sich.
Und dann –
Ein Lichtblitz erhellte den Bergpfad.
Die Schatten kreischten – und zerfielen.
Stille.
Haru sah ihn mit großen Augen an.
„Du… du hast es wirklich in dir."
Raito atmete schwer.
„Was meinst du?"
Haru sah ihn ernst an.
„Du bist der Einzige, der ihn zurückholen kann."
Raito spürte, wie sein Herz schneller schlug.
„Wen meinst du?"
Haru trat näher.
„Kuro."
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6 – Die Wahrheit hinter den Schatten
Sie saßen um ein kleines Lagerfeuer. Haru wärmte seine Hände und erzählte.
„Die Schatten sind nicht willkürlich. Sie suchen nach etwas. Oder jemandem."
Er sah Raito an.
„Ihr Freund… Kuro… er ist noch da. Aber er ist nicht, wo Sie denken."
Raito spürte, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten.
„Wo ist er?"
Haru zögerte.
„Er ist zwischen den Welten gefangen."
Die Worte trafen Raito wie ein Schlag.
„Zwischen… den Welten?"
Haru nickte. „Er wurde nicht zerstört. Er wurde verbannt."
Raito sprang auf.
„Dann können wir ihn zurückholen."
Haru sah ihn lange an.
Dann nickte er.
„Ja. Aber der Weg dorthin… wird nicht einfach sein."
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7 – Die nächste Mission
Der Tempel in den Bergen war nicht das Ziel.
Es war nur der Anfang.
Raito sah zu seinen Freunden.
„Wir haben unsere Antwort."
Renji grinste. „Also, wann brechen wir auf?"
Takeshi schüttelte den Kopf und lächelte. „Natürlich… keine Pause für uns, oder?"
Kaito seufzte. „Ich hab's ja geahnt."
Raito sah in die Dunkelheit der Berge.
Kuro war nicht verloren.
Er wartete.
Und sie würden ihn zurückholen.
Egal, was es kostete.
Fortsetzung folgt..