1 – Der Eintritt in Shinkai
Die Luft in Shinkai war schwer und drückend. Der Nebel, der die Ruinen der Stadt durchzog, hüllte alles in ein unheimliches Grau. Kaum ein Lichtstrahl brach durch die dichte Wand aus Nebel, die die Straßen und Gebäude der verlorenen Stadt verschluckte.
„Es fühlt sich an, als ob wir in einer anderen Welt sind", murmelte Haru und schüttelte den Kopf, als er den Blick über die unheimliche Szenerie schweifen ließ.
Sayaka ging voraus, ihre Schritte lautlos auf dem zerstörten Boden. „Das ist Shinkai. Ein Ort, an dem Zeit und Raum ihren Sinn verlieren. Wo die Geister der Vergangenheit noch wandeln."
„Geister?" fragte Kaito. „Das klingt ja nicht gerade beruhigend."
Sayaka drehte sich kurz zu ihm um und grinste schief. „Seid froh, dass ihr keine Geister seht. Noch nicht."
Raito spürte eine kühle Gänsehaut auf seiner Haut. Der Gedanke an Geister und verlorene Seelen ließ ihn frösteln, doch er blieb ruhig. Kuro war irgendwo hier, und er würde ihn finden.
„Wo sollen wir anfangen?" fragte Takeshi, der seine Waffe fest in der Hand hielt, als wäre er jederzeit bereit, sich zu verteidigen.
„Die Antwort liegt in den Ruinen der alten Tempel", antwortete Sayaka. „Dort hat sich Kuro aufgehalten, bevor er verschwand. Aber seid vorsichtig… Die Geister von Shinkai sind nicht die einzigen, die euch hier begegnen können."
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2 – Der Tempel der Schatten
Der Tempel, den Sayaka ihnen zeigte, war ein düsterer Bau, halb in den Nebel gehüllt und von der Zeit zerfressen. Die massive Holztür war einst verschlossen, doch jetzt hing sie schief und quietschte bei jedem Windstoß.
„Seid leise", warnte Sayaka, als sie die Gruppe in den Tempel führte. „Hier sind viele, die das Licht fürchten."
Im Inneren des Tempels war es kühl, und der Boden war von Schmutz und Staub bedeckt. Die alten Steinwände waren mit verblassten Symbolen und Bildern bedeckt, die von einer längst vergessenen Zivilisation zeugten.
„Was sind das für Zeichen?" fragte Renji und strich mit der Hand über die Wand.
„Es sind die Schriftzeichen der alten Götter von Shinkai. Sie bewahren das Wissen der verlorenen Stadt. Doch wehe dem, der die Geheimnisse hier entdeckt", erklärte Sayaka, ihre Stimme leiser.
Raito betrachtete die Zeichen, doch sie gaben ihm keinen klaren Hinweis auf Kuro oder die Lösung des Rätsels.
„Wir sollten uns nicht zu lange aufhalten", sagte Haru und schaute nervös in die Dunkelheit des Tempels. „Es fühlt sich an, als würde uns jemand beobachten."
„Haru hat recht", stimmte Takeshi zu. „Lass uns lieber weitergehen."
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3 – Die Geister der Vergangenheit
Als sie tiefer in den Tempel vordrangen, begann sich die Luft um sie herum zu verändern. Der Nebel drang weiter in den Raum ein, und plötzlich hörten sie es – ein leises, gequältes Flüstern.
„Das sind die Geister", sagte Sayaka, als sie den Ausdruck auf Raitos Gesicht sah. „Sie sind hier. Sie sind die Seelen derer, die in Shinkai gefangen sind. Sie suchen nach Erlösung… oder Rache."
„Und was haben wir damit zu tun?" fragte Kaito, die Waffe in der Hand, als er in die Dunkelheit starrte.
„Ihr könntet die Antwort finden… oder den Fluch verstärken", antwortete Sayaka mit einem scharfen Blick.
Plötzlich zog Raito die Hand zurück. Eine kalte Berührung hatte seinen Arm gestreift. Er drehte sich schnell um, doch da war niemand.
„Was war das?" fragte Renji, der ebenfalls einen Schritt zurückging.
„Sie sind da…", flüsterte Sayaka. „Pass auf, was du tust."
In der Dunkelheit erschienen nun Gestalten – durchscheinend und geisterhaft, ihre Augen leer und ihre Gesichter von Leid verzerrt. Die Geister schwebten lautlos durch den Raum, als hätten sie keine Form, keine Richtung, keinen Zweck.
„Was wollen sie von uns?" fragte Raito, der den Blick nicht von den Geistern wenden konnte.
„Sie wollen Antworten", sagte Sayaka. „Doch sie sind nicht freundlich. Ihr werdet ihre Wahrheit erfahren, wenn ihr nicht aufpasst."
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4 – Der Ruf von Kuro
Als sie tiefer in den Tempel gingen, hörten sie plötzlich eine vertraute Stimme – Raitos Name, der von den Wänden hallte.
„Raito…"
„Kuro?!" rief Raito, doch seine Stimme brach. Die Geister um ihn begannen zu flimmern und verschwanden.
„Kuro! Wo bist du?!"
„Ich bin hier", antwortete die Stimme wieder, diesmal näher, als ob sie direkt hinter ihm stand.
Raito wirbelte herum, doch da war niemand. Der Nebel verdichtete sich, und eine schwarze Gestalt erschien vor ihm. Kuro, aber nicht der Kuro, den er kannte. Die Augen des Mannes leuchteten rot, und sein Gesicht war verzerrt – eine Mischung aus Schmerz und Zorn.
„Du bist zu spät", flüsterte die geisterhafte Erscheinung von Kuro. „Du hast nie verstanden, was in dieser Stadt wirklich vor sich geht."
„Kuro! Du musst mit uns kommen!" Raito streckte die Hand aus, aber die Erscheinung wich zurück, der Nebel verschluckte sie.
„Du bist nicht bereit", flüsterte der Schatten. „Die Wahrheit wird dich zerstören."
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5 – Der zerbrochene Pakt
„Raito!", rief Haru, als er Raito am Arm packte und ihn zurückzog. „Komm zurück!"
Die Geister hatten sich zurückgezogen, doch die Spannung blieb in der Luft hängen.
„Was war das?" fragte Takeshi, der seine Waffe wieder senkte.
„Es war Kuro", flüsterte Raito, seine Stimme war rau. „Aber nicht der, den ich kenne. Es… es war nur ein Schatten von ihm."
„Ein Schatten?" fragte Renji, und seine Miene verdüsterte sich. „Was bedeutet das?"
„Ich weiß es nicht", antwortete Raito, „aber ich glaube, wir sind nicht die Einzigen, die in Shinkai gefangen sind. Kuro hat sich hier verändert, und wir sind mitten in einem Spiel, das wir nicht ganz verstehen."
Sayaka sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. „Die Wahrheit von Shinkai ist nicht so einfach. Ihr müsst vorsichtig sein, sonst werdet ihr alle zu Geistern der Vergangenheit."
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Fortsetzung folgt…