Kapitel 7 Der Fluch von Shinkai

1 – Der gebrochene Kreis

Die Luft war drückend, der Nebel dichter als je zuvor. Die Gruppe hatte den Tempel des Flüsternden Steins verlassen, doch ein beklemmendes Gefühl blieb. Die Stimmen aus den Wänden hallten noch in ihren Köpfen nach.

„Dieser Ort… spielt mit uns", murmelte Kaito, während er sich umsah.

„Es ist nicht nur der Ort", antwortete Sayaka leise. „Es seid ihr selbst. Eure Ängste, eure Erinnerungen… alles hier verstärkt sie."

Renji verzog das Gesicht. „Toll. Und wie sollen wir dagegen ankämpfen?"

„Indem wir uns nicht von ihnen kontrollieren lassen", sagte Takeshi ruhig. Er ging langsam voran, hielt sein Schwert griffbereit.

Raito schwieg. Seine Gedanken kreisten um das, was er im Tempel gesehen hatte – Bilder aus seiner Kindheit, Dinge, die er längst verdrängt hatte. Shinkai grub in ihrer Vergangenheit, brachte alte Wunden zurück an die Oberfläche.

Doch sie hatten keine Zeit für Zweifel. Sie mussten Kuro finden.

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2 – Der Angriff aus dem Nebel

Die Stille wurde jäh zerrissen. Ein Heulen schnitt durch die Dunkelheit, gefolgt von raschelnden Geräuschen aus dem Nebel.

„Was war das?!" Haru fuhr herum, die Hände am Griff seiner Klinge.

„Wir sind nicht allein", sagte Sayaka scharf. „Bereitet euch vor!"

Dann geschah es. Etwas schoss aus dem Nebel – eine dunkle, verzerrte Gestalt mit rot glühenden Augen. Es war keine menschliche Kreatur, sondern etwas anderes… etwas, das mit dem Nebel verschmolzen war.

Takeshi war der Erste, der reagierte. Er sprang vor, sein Schwert zischte durch die Luft. Doch bevor er treffen konnte, schlug die Kreatur mit unmenschlicher Geschwindigkeit zu.

Ein dumpfer Aufprall. Takeshi wurde durch die Luft geschleudert und krachte hart gegen eine alte Steinwand. Blut sickerte aus einer Wunde an seiner Seite.

„Takeshi!" Haru rannte zu ihm, doch das Wesen bewegte sich bereits wieder.

Raito spürte, wie etwas in ihm vibrierte. Eine dunkle Energie, tief in seinem Inneren – eine Kraft, die lange geschlummert hatte.

„Nein… nicht jetzt…", murmelte er und presste die Hände gegen seine Schläfen.

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3 – Die Dunkelheit erwacht

Die Kreatur bäumte sich auf, bereit, erneut zuzuschlagen. Kaito und Renji stürmten vor, doch sie waren zu langsam.

Dann spürten alle es.

Eine Welle aus reiner Dunkelheit explodierte aus Raito.

Die Schatten um ihn herum verdichteten sich, pulsierten wie lebendige Wesen. Der Nebel wich zurück, als eine dunkle Aura ihn umhüllte. Seine Augen leuchteten schwarz-violett, seine Haltung veränderte sich – als wäre er nicht mehr er selbst.

„Raito…?" Harus Stimme klang vorsichtig.

Doch Raito hörte nichts mehr.

Die Dunkle Schattenkraft hatte ihn erfasst.

Die Kreatur griff erneut an, aber diesmal war Raito schneller. Mit einer einzigen Bewegung war er vor ihr, griff mit bloßer Hand nach ihrem Kopf – und zerquetschte ihn mit übermenschlicher Kraft.

Das Wesen löste sich in Schatten auf.

„Das… ist nicht normal…", flüsterte Renji.

Doch es war nicht vorbei. Raito drehte sich langsam um. Seine Augen glühten.

Er atmete schwer. Sein ganzer Körper bebte.

Und dann… richtete er sich gegen seine eigenen Freunde.

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4 – Die Kontrolle verlieren

„Raito! Beruhige dich!" Sayaka trat einen Schritt zurück, ihre Hände zitterten.

Doch Raito war nicht mehr bei Verstand. Die dunkle Kraft strömte aus ihm heraus, zuckte wie Blitze über seinen Körper.

Kaito sprang vor, doch Raito wich mit unmenschlicher Geschwindigkeit aus. Ein Schattenschweif folgte seinen Bewegungen, als hätte er sich in etwas anderes verwandelt.

„Er hört uns nicht mehr!" rief Haru.

Takeshi, noch immer schwer verletzt, versuchte aufzustehen. Blut tropfte auf den Boden, doch er zwang sich, aufrecht zu bleiben.

„Wir dürfen ihn nicht angreifen… wir müssen ihn zurückholen!" keuchte er.

Doch wie?

Raito brüllte auf, seine Schatten peitschten durch die Luft. Eine Druckwelle schleuderte die anderen zurück.

Er konnte es nicht stoppen.

Die Dunkelheit hatte ihn verschluckt.

Und dann… war da Stille.

Raito stand inmitten des Nebels, die Schatten um ihn herum pulsierend. Seine Atmung war schwer.

Langsam hob er den Blick.

Und sagte mit einer Stimme, die nicht mehr seine war:

„Es ist zu spät."