Kapitel 8 Der Abgrund in Raito

Kapitel 8 – Der Abgrund in Raito

1 – Die Narben des Kampfes

Der Regen prasselte unaufhörlich auf die Gruppe herab. Sie hatten den Tempel hinter sich gelassen, doch die Erschöpfung war jedem ins Gesicht geschrieben. Takeshi humpelte schwer verletzt, sein Arm blutete stark, und Renji stützte ihn.

„Wir müssen eine Pause machen", sagte Haru und blickte sich um. Die dunkle Ruinenstadt bot wenig Schutz, aber unter einem zerfallenen Torbogen fanden sie einen trockenen Platz.

„Takeshi, halt durch!", murmelte Sayaka, während sie versuchte, seine Wunde zu versorgen. Doch der Stoff ihrer Kleidung reichte kaum als provisorischer Verband.

Raito kniete sich neben ihn und ballte die Fäuste. „Ich hätte schneller sein müssen…" Seine Stimme bebte.

Takeshi lachte schwach. „Mach dir keinen Kopf… ich bin zäher, als ich aussehe."

Doch Raito spürte, wie ihn die Schuld erdrückte.

---

2 – Die Dunkelheit erwacht

Mitten in der Stille durchzuckte ein Geräusch die Nacht – ein seltsames, kratzendes Flüstern, das sich wie eine Klinge durch die Luft schnitt.

„Was war das?" Renji fuhr herum, sein Blick huschte über die Schatten.

„Es kommt näher…", flüsterte Sayaka.

Dann tauchte es auf – eine düstere Gestalt, in einen schwarzen Mantel gehüllt, mit Augen, die wie glühende Kohlen in der Dunkelheit brannten. Die Aura, die sie ausstrahlte, war überwältigend.

„Wer… bist du?", fragte Haru mit angespannter Stimme.

Doch statt einer Antwort erhob die Gestalt eine Hand – und ein unsichtbarer Druck presste sich auf die Gruppe. Der Boden unter ihnen bebte, als schwarze Energie den Raum erfüllte.

„Verdammt… wir können uns nicht bewegen!", rief Renji.

Raito fühlte, wie sein Herz schneller schlug. Diese dunkle Präsenz… sie war ihm vertraut.

---

3 – Der Bruchpunkt

Die Gestalt bewegte sich langsam auf Takeshi zu. In diesem Moment erkannte Raito, dass es kein Zögern mehr geben durfte.

„Lass ihn in Ruhe!", schrie er, doch die Gestalt ignorierte ihn.

Etwas zerbrach in ihm. Die Erinnerungen an all die Momente, in denen er zu schwach war, kamen mit voller Wucht zurück. Der Schmerz, seine Freunde nicht beschützen zu können. Der Hass auf seine eigene Machtlosigkeit.

Dann…

Ein dunkler Nebel umhüllte seinen Körper.

Seine Sicht wurde schwarz.

Seine Kontrolle verschwand.

---

4 – Raito verliert sich

Ein markerschütternder Schrei durchschnitt die Nacht. Die Luft vibrierte, als eine unbändige Welle aus dunkler Energie von Raito ausging.

Seine Augen glühten nun in tiefem Purpur. Sein Atem war rau. Schattenstränge zogen sich über seinen Körper wie lebendige Ketten.

„Das ist… Raito?!", keuchte Sayaka.

Mit einer einzigen Bewegung schleuderte er die Gestalt mit einer unsichtbaren Kraft gegen eine Mauer. Doch er hörte nicht auf. Seine Kraft raste wie ein Sturm durch die Umgebung, ließ Gebäude einstürzen und den Himmel flackern.

„Er kann sich nicht mehr kontrollieren!", schrie Renji.

„Wir müssen ihn aufhalten!", rief Haru, doch niemand wusste, wie.

---

5 – Der Kampf gegen sich selbst

Takeshi, trotz seiner Verletzung, trat einen Schritt nach vorne.

„Raito! Hör auf! Das bist nicht du!"

Doch Raito reagierte nicht mehr. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit stürzte er auf Takeshi zu.

Ich kann ihn nicht aufhalten…

Gerade als der tödliche Schlag fiel, blitzte ein Bild in Raitos Kopf auf – Takeshi, der ihm damals geholfen hatte. Seine Freunde, die ihn immer unterstützt hatten.

Sein Körper zitterte.

Er kämpfte gegen sich selbst.

---

6 – Der letzte Funken Kontrolle

„Raito! Denk nach!", brüllte Renji.

Plötzlich weiteten sich Raitos Augen.

Er stürzte auf die Knie, seine Hände griffen nach seinem Kopf. Die dunklen Schatten um ihn begannen zu flackern, als würde seine eigene Seele gegen die Finsternis kämpfen.

Mit einem letzten Schrei explodierte die dunkle Aura – und Raito brach bewusstlos zusammen.

---

7 – Die Stille danach

Der Regen fiel weiter. Der Sturm hatte sich gelegt.

Takeshi atmete schwer, sein Körper zitterte. „Er… ist wieder normal."

Sayaka kniete sich zu Raito. „Aber wie lange noch?"

Niemand hatte eine Antwort.

Aber eines war klar: Die Dunkelheit in ihm war nicht verschwunden. Sie wartete nur darauf, erneut entfesselt zu werden.