Kapitel 9 Zwichen Licht und Dunkelheit

Die Gruppe hatte den Tempel hinter sich gelassen, aber die Schatten von Shinkai ließen sie nicht los. Die Luft war dicht, als wäre sie voller unsichtbarer Blicke. Jeder Schritt hallte in den verlassenen Straßen wider.

Takeshi war schwer verletzt, seine Wunde blutete stärker, als sie dachten. Raito trug ihn mit Harus Hilfe, während Renji vorausging, um nach einem sicheren Unterschlupf zu suchen. Sayaka hielt die Umgebung im Auge, ihre Hand stets am Griff ihres Schwertes.

Plötzlich hörten sie ein Geräusch – leise, aber deutlich. Ein Schritt auf losem Stein.

„Wer ist da?" rief Raito scharf.

Aus dem Schatten trat ein Mädchen. Sie wirkte wie eine Erscheinung in dieser trostlosen Stadt – lange schwarze Haare, tiefe grüne Augen, eine Aura, die gleichzeitig ruhig und gefährlich wirkte.

„Ihr seid verletzt", sagte sie mit einer sanften Stimme.

Raito war für einen Moment sprachlos. Ihre Präsenz zog ihn auf eine Weise an, die er nicht kannte.

„Wer bist du?" fragte Renji misstrauisch.

„Mein Name ist Akane. Ich lebe hier… oder besser gesagt, ich überlebe hier."

Sayaka musterte sie skeptisch. „Warum hilfst du uns?"

Akane ließ sich neben Takeshi nieder und zog ein kleines Fläschchen hervor. „Weil ich nicht zusehen kann, wie jemand stirbt, wenn ich helfen kann."

Sie begann, Takeshis Wunde zu behandeln, ihre Bewegungen waren ruhig und präzise. Raito beobachtete sie fasziniert, konnte aber das nagende Gefühl nicht abschütteln, dass mit ihr etwas nicht stimmte.

Takeshi stöhnte auf. „Verdammt… fühlt sich an, als würde Feuer durch meine Adern fließen."

„Das ist normal", sagte Akane. „Das Serum beschleunigt die Heilung, aber es wird brennen."

Raito kniete sich neben sie. „Danke…"

Sie sah ihn direkt an, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du hast etwas Dunkles in dir, nicht wahr?"

Raito versteifte sich.

„Ich kann es fühlen", fuhr sie fort. „Ein Schatten, der sich tief in dir verankert hat."

„Halt dich da raus", murmelte er, seine Stimme angespannt.

Akane neigte den Kopf. „Wie du willst."

Sayaka unterbrach die Spannung. „Wir sollten weiter. Shinkai ist nicht sicher."

Sie fanden eine halb verfallene Ruine und machten sie zu ihrem Unterschlupf. Während die anderen sich ausruhten, konnte Raito keinen Schlaf finden. Akane saß abseits, betrachtete die dunkle Stadt.

Er setzte sich zu ihr.

„Du solltest schlafen", sagte sie, ohne ihn anzusehen.

„Ich kann nicht."

„Weil du Angst hast?"

Er schwieg.

„Die Dunkelheit in dir… du hast sie nicht unter Kontrolle, oder?"

Seine Hände ballten sich. „Ich kämpfe dagegen an."

Akane musterte ihn nachdenklich. „Vielleicht solltest du das nicht."

„Was meinst du?"

„Vielleicht ist sie ein Teil von dir. Vielleicht solltest du lernen, sie zu nutzen."

Er schüttelte den Kopf. „Das ist keine Kraft, die man nutzen sollte."

Akane lächelte schwach. „Vielleicht hast du Recht."

Plötzlich ein Geräusch. Schwerer Atem.

Takeshi.

Er krümmte sich vor Schmerz, sein Körper bebte. Akane sprang auf.

„Was ist los?!" rief Haru.

Sayaka zog ihr Schwert. „Etwas stimmt nicht mit ihm!"

Takeshis Augen flackerten, als ob er gegen etwas in sich kämpfte. Dann schrie er auf, und eine dunkle Energie explodierte aus ihm.

„Verdammt!" Renji wich zurück.

Raito spürte, wie etwas in ihm reagierte. Die Dunkelheit.

„Nicht jetzt…", murmelte er, doch es war zu spät.

Die schwarze Energie brach aus ihm heraus, pulsierend und wild. Akane wich zurück, ihre Augen weit vor Überraschung.

„Raito!" schrie Sayaka.

Aber er hörte nichts mehr.

Er sah nur noch Rot.