Karriere statt Krone

Ich habe nie davon geträumt, eine Prinzessin zu sein. Während andere kleine Mädchen ihre Puppen in Glitzerkleider steckten und Hochzeiten mit imaginären Prinzen nachspielten, war ich diejenige, die lieber in den Baumhäusern der Nachbarschaft hockte und sich fragte, wie schwer es sein könnte, ihre eigene Firma zu gründen. Ich habe nie verstanden, warum das Ziel eines Mädchens sein sollte, jemanden zu heiraten, der in einem Schloss wohnt. Warum nicht lieber ein eigenes Schloss bauen? Deshalb ist es fast schon ironisch, dass mein Name jetzt in den gleichen Schlagzeilen steht wie der von Prinz Adrian. Seit meiner kleinen Social-Media-Rebellion hat sich das öffentliche Interesse nicht gelegt – im Gegenteil. Jetzt wollen alle wissen, was mein nächster Schritt ist. Werde ich mich doch noch in das royale Drama stürzen? Werde ich meine „moderne Cinderella-Story" weiterführen? Die Antwort ist einfach. Nein. Denn ich habe Besseres zu tun. „Ella, bist du sicher, dass du das willst?" Adrian steht vor mir, die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben. Wir treffen uns in einem kleinen Park, weit weg von neugierigen Blicken – was in letzter Zeit schwieriger ist, als ich zugeben will. Ich nicke. „Ja. Mehr als sicher." Er seufzt und lehnt sich gegen die Parkbank. „Die Presse wird nicht einfach aufhören, über dich zu berichten." „Dann sollen sie berichten." Ich zucke die Schultern. „Sollen sie schreiben, dass ich 'die Krone ausgeschlagen habe' oder dass ich 'die Anti-Prinzessin' bin. Ist mir egal." Er mustert mich. „Und was wirst du stattdessen tun?" Ein Lächeln huscht über meine Lippen. „Meine eigene Sache." Ich ziehe mein Handy hervor und zeige ihm eine Seite, die ich seit Tagen im Geheimen aufbaue. Eine Website. Mein eigenes Projekt. „Ich bin kein Royal. Aber ich habe jetzt eine Plattform – und ich werde sie nutzen." Er überfliegt die Seite, scrollt durch die Inhalte. „Du willst eine Organisation gründen?" „Genau. Eine, die junge Frauen unterstützt, ihren eigenen Weg zu gehen. Karriere statt Krone." Ich deute auf das Logo, das ich mir ausgedacht habe. „Ich bin es leid, dass Mädchen immer eingeredet wird, dass sie auf ihren Prinzen warten sollen. Warum nicht selbst zur Königin werden?" Adrian schüttelt grinsend den Kopf. „Du bist echt nicht zu stoppen, oder?" „Nicht mehr." Er legt sein Handy weg und sieht mich an. „Weißt du, ich hätte dich wirklich gerne an meiner Seite gehabt." Mein Herz macht einen kleinen Sprung.

Aber ich lächle nur. „Ich bin trotzdem hier." Er atmet tief durch, dann lacht er leise. „Weißt du, normalerweise bin ich derjenige, der Entscheidungen trifft, die alle überraschen. Aber du hast mich geschlagen." „War ja auch nicht schwer." Ich zwinkere. Er grinst, dann streckt er mir die Hand hin.„Dann viel Erfolg, Ella. Ich glaube, du wirst die Welt aufwirbeln." Ich schüttele seine Hand. „Ich weiß." Und als ich mich umdrehe und in die Zukunft gehe, weiß ich: Ich habe vielleicht keine Krone. Aber ich habe etwas viel Besseres. Mein eigenes Leben.