POV: Narūn
Als der Krieg zu Ende war,
wurde ich ohne Vorwarnung zurück in den weißen Raum gebracht.
Der Nebel war still, das Licht weich und gleichmäßig.
Kein Blut, kein Stahl, kein Schrei mehr.
Nur Stille.
Dann erschien sie wieder –
die KI.
Ihre Form schimmerte, immer noch undefiniert,
aber ihre Stimme war klar wie nie zuvor.
„Die Mission ist abgeschlossen", sagte sie ruhig.
„Du hast überlebt. Du hast dein Ziel erreicht."
Ich schwieg einen Moment lang.
Mein Körper erinnerte sich noch an jeden Schnitt, jeden Schlag, jedes Echo der Klinge.
Doch tief in mir war da etwas anderes: Stolz.
„Was nun?" fragte ich.
Die KI neigte leicht den Kopf.
„Nun beginnt der Aufbau. Was du in der Schlacht geformt hast, ist mehr als nur ein Name. Es ist ein Symbol."
Ich sah auf meine Hände.
In der Simulation bedeckt von Blut,
hier wieder ruhig, ruhig wie Stein.
„Die Schwarze Kompanie wurde geboren", flüsterte ich.
Die KI antwortete nicht sofort. Dann sagte sie leise:
„Und sie wird wachsen. Doch nicht allein durch Krieg. Du brauchst Einfluss, Verbündete, Ressourcen. Deine nächste Mission wird das Fundament dafür legen."
Ein Fenster erschien vor mir – schwebend, pulsierend mit sanftem Licht.
Neue Mission freigeschaltet:
Ein Platz in Vallegrad.
Etabliere eine Basis für deine Kompanie innerhalb der Stadt. Suche nach Verträgen, verhandle mit Fraktionen und erringe dir einen Ruf als Anführer.
Ich atmete tief durch.
Der Krieg war vorbei, ja. Aber die wahre Arbeit begann jetzt.
Und dieses Mal ging es nicht um Überleben.
Es ging um Zukunft.
Um Ogodai zu einer Legende zu machen.
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POV: Narūn
Die Morgensonne brannte bereits über den Gassen von Vallegrad, als ich mich auf den Weg machte.
Mein Ziel war klar:
Ich brauchte eine Basis.
Einen Ort, der groß genug war, um meine Kompanie zu beherbergen.
Nicht nur für Soldaten, sondern auch für Ausbilder, Schmiede, Versorger und vielleicht sogar Diplomaten.
Etwas, das wachsen konnte.
Wie Ogodai selbst.
Die Straßen waren geschäftiger als je zuvor.
Gerüchte über die Schlacht lagen noch in der Luft, vermischt mit dem Duft von Gewürzen und Schweiß.
Ich bewegte mich durch die Bezirke, sprach mit Maklern, Händlern, Informanten.
Die Preise waren hoch. Das Misstrauen gegenüber Söldnern noch höher.
Und doch fand ich etwas.
Ein altes Lagerhaus am Rand des dritten Bezirks.
Steinwände, massiv, aber verfallen.
Ein verlassener Innenhof, ideal für Training.
Zugänge zum Hafen und zur Hauptstraße.
Potenzial.
Doch es gehörte jemandem.
Ein ehemaliger Waffenhändler, der es seit Jahren nicht mehr nutzt.
Er war misstrauisch, als ich anklopfte.
Doch ich bot ihm etwas, das mehr wert war als Gold:
Ein Platz in der Geschichte.
„Wenn du mir diesen Ort überlässt," sagte ich,
„wird dein Name in den Mauern stehen, wenn die Schwarze Kompanie Geschichte schreibt."
Er sah mich lange an. Dann lachte er.
„Du hast Mut, Hobgoblin. Und eine Vision. Ich geb dir eine Chance."
So begann es.
Mit Stein und Staub. Mit Träumen und Taktik.
Ein Lagerhaus wurde zur Festung.
Ein Name zur Legende.
Und Ogodai hatte ein Zuhause.
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POV: Narūn
Der Umbau begann noch am selben Tag.
Die Mauern wurden gereinigt, das Dach repariert, der Hof von Unkraut befreit.
Ich stellte ein Dutzend Arbeiter ein – Zwerge für die Steinmetzarbeiten, Orks für die schweren Träger, Menschen für die Organisation.
Khar übernahm die Leitung des Waffenlagers.
Ich selbst arbeitete mit den Baumeistern zusammen, um aus dem alten Lagerhaus etwas Widerstandsfähiges zu machen.
Eine große Halle wurde zu einer Versammlungskammer.
Ein Schuppen im Hinterhof wurde zur Trainingsarena.
Der obere Stock wurde ausgebaut, um Schlafräume, ein Büro und eine kleine Kartografiekammer zu schaffen.
Es war noch roh, unfertig, staubig.
Aber als ich am Abend auf dem neu befestigten Hof stand, den Hammer in der Hand, wusste ich:
Das hier ist erst der Anfang.
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POV: Narūn
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
Die Fraktionen in Vallegrad hatten die Rufe gehört, hatten die Namen gesehen.
Die Naturhüter sahen uns mit Skepsis.
Sie fürchteten, dass ein weiterer militärischer Akteur das fragile Gleichgewicht stören könnte.
Die Ingenieursbruderschaft hingegen zeigte sich interessiert.
Zwerge schätzten Disziplin, Ordnung und langfristige Pläne – sie boten uns erste Hilfe beim Ausbau der Verteidigung.
Die Handelsgilde beobachtete. Misstrauisch.
Ein neuer Spieler auf dem Spielfeld konnte gut oder schlecht für Geschäfte sein. Sie schickten einen Abgesandten, um Informationen zu sammeln.
Nur die Militärkoalition kam direkt.
Ein Abgesandter der Stadtmiliz – ein alter Hauptmann mit Narbe und Zynismus im Blick – kam vorbei, betrachtete das Lagerhaus und sagte nur:
„Wenn ihr eure Versprechen haltet und keine Probleme macht, dann hat Vallegrad vielleicht Platz für euch."
Ich nickte nur. Das war mehr, als ich erwartet hatte.
Die Schwarze Kompanie hatte begonnen, Spuren zu hinterlassen.
Nicht mit Krieg. Noch nicht.
Sondern mit Präsenz. Mit Stärke. Mit Vision.
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POV: Narūn
Drei Tage nach dem Abschluss des Umbaus klopfte es an unserem Tor.
Ein Bote—jung, nervös, mit dem Wappen eines Händlerhauses an der Brust—überreichte mir eine versiegelte Nachricht. Der Brief war kurz, direkt und voller Absicht:
> „Ein Karawanenzug nach Süd-Vallegrad benötigt bewaffneten Schutz. Bezahlung fair. Diskretion erwartet.
Wenn ihr euch beweisen wollt, kommt heute Abend zur Markthalle.
– H."
Ich las ihn zweimal.
Das war es also: unser erster offizieller Auftrag. Kein Ruhm. Kein Krieg. Nur einfache, ehrliche Söldnerarbeit.
Doch ich hätte es besser wissen müssen.
So einfach ist Söldnerarbeit nie.
Als wir am Abend zur Markthalle kamen, war das Treffen ruhig. Zu ruhig. Ein paar Wächter, ein stiller Verhandlungspartner, ein versiegelter Vertrag.
Aber etwas stimmte nicht.
Die Route war zu abgelegen. Die Karawane zu wertvoll. Und die Fragen, die man uns stellte, wirkten mehr wie ein Test als ein Auftrag.
Ich unterschrieb trotzdem. Denn nur in echtem Feuer zeigt sich, ob Stahl gehärtet wurde.
Was ich damals noch nicht wusste:
Dieser Auftrag war eine Falle.
Und wir gingen direkt hinein.