Perspektive: Spartan
Die Arena brannte.
Der Rauch stieg in dichten, schwarzen Wellen gen Himmel. Funken tanzten über den Tribünen wie fliehende Geister. Das Kreischen der Menge war verschwunden. Nur noch Chaos. Rufe. Blut. Freiheit.
Spartan stand mitten im Sand, um ihn herum Kämpfer, Sklaven, Aufseher, Wachen – alle in Bewegung. Einige flohen. Andere kämpften. Manche wussten nicht einmal mehr, für wen.
Er atmete schwer, Schweiß und Staub klebten an seiner Haut. Seine Fäuste zitterten nicht – aber sie waren bereit. Noch immer. Für mehr.
Ein junger Mann stürmte auf ihn zu, kaum älter als achtzehn, die Reste einer Kette um den Hals.
„Spartan! Sie fliehen! Die oberen Ränge sind fast leer – die Stadtwachen kommen!"
Spartan sah sich um.
Dutzende folgten ihm bereits. Männer, Frauen, blutüberströmt, ausgemergelt – aber mit Feuer in den Augen.
Der Funke war entfacht. Jetzt musste er brennen.
„Verschließt die Tore zur Arena.", sagte Spartan.
„Wir halten das Herz, bis wir den Kopf erreichen."
„Den Kopf?"
Spartan blickte zur Obertribüne. Dort, wo der Statthalter vor Minuten noch gesessen hatte.
Ein Imperium beginnt nicht mit Palästen. Es beginnt mit Angst.
---
Die Gänge unter der Arena – Minuten später
Die Hallen der Ketten waren zu einem Schlachtfeld geworden.
Wachen, die einst mit Peitschen herrschten, lagen jetzt selbst in Fesseln. Die alten Zellen waren leer.
Die Gefangenen trugen Waffen – Speere, Hämmer, Holzlatten, was sie finden konnten.
Spartan bewegte sich wie durch ein vertrautes Labyrinth. Hier hatte er geschlafen. Hier war er getreten worden. Geprügelt. Geformt. Und nun... führte er.
Am Eingang zur Ausrüstungskammer stand Kaelan, ein ehemaliger Wachmann, der ihm nach dem zweiten Kampf heimlich Wasser gebracht hatte.
„Wir haben Zugriff auf die westliche Wachstation. Wenn wir sie nehmen, haben wir einen Weg raus – oder ein Bollwerk."
Spartan nickte.
„Raus? Nein. Wir ziehen nicht ab."
„Aber die Stadtwachen—"
„Sie glauben, wir fliehen. Lass sie glauben, was sie wollen."
Er trat durch die zerschlagene Tür, schnappte sich ein Rundschild aus Leder und Bronze, dann ein Kurzschwert. Nicht elegant. Aber schnell.
„Heute stirbt kein Sklave. Heute stirbt das Schweigen."
---
Auf den Straßen von Namar'Ishtar
Die Stadt war ein Pulverfass.
Gerüchte flogen schneller als Rauch. „Spartan hat die Arena übernommen!" – „Sie töten die Aufseher!" – „Er marschiert auf den Palast!"
Bürger versteckten sich. Händler schlossen ihre Läden. Einige jubelten – andere packten ihre Wertsachen.
Im Schatten der Mauern formierte sich ein Zug: Über hundert Männer und Frauen – ehemalige Kämpfer, Minenarbeiter, sogar Küchenjungen aus der Arena – marschierten mit improvisierten Bannern.
Ein rotes Tuch. Ein zerbrochenes Schwert.
Und ganz vorne:
Spartan.
---
Im Zentrum der Arena – Stunden später
Die Arena stand noch. Aber sie war nicht mehr dieselbe.
Kein Kaiserblick mehr. Kein Jubel.
Nur brennende Fackeln, gebrochene Ketten – und Stimmen.
„Wir geben ihm einen Namen!", rief jemand.
„Er hat einen Namen!", rief eine Frau aus der Menge.
„Spartan – der Befreier!"
Rufe. Applaus. Trommeln.
Die Arena bebte. Diesmal nicht für Blut. Sondern für Aufbruch.
Spartan trat auf die Mitte zu – stand dort, wo vor Stunden das Blut des dritten Legionärs getrocknet war.
Er hob den Blick.
„Ich bin nicht euer Kaiser. Ich bin nicht euer Herr."
„Ich bin euer Spiegel. Euer Schatten. Euer Feuer."
„Heute beginnt kein Krieg. Heute endet ein Zeitalter."
„Wenn ihr mit mir kommt – kommt nicht für Rache. Kommt für Morgen."
---
Spartan. Der Sklavenbefreier.
Er war kein Gladiator mehr.
Er war der Beginn.
Grenzregion südlich von Dastkazan – Lager des 3. Grenzheeres des Phönix-Imperiums
Der Morgen kam ohne Sonne.
Die Winde fegten Sand über das Feldlager, peitschten gegen Zelte, rissen Banner von den Stangen. Die Soldaten des Phönix-Imperiums standen Schulter an Schulter – in dunklen Rüstungen, die von feinem Staub überzogen waren. Ihre Augen blickten nach Süden.
Dorthin, wo die Jagunder ihre Linien zogen.
General Varak Thalos, Kommandant des 3. Grenzheeres, trat aus seinem Zelt. Sein Blick war kalt wie der Stahl an seiner Hüfte. Um ihn herum Offiziere, Kartenträger, Feuerpriester mit rauchenden Räucherschalen.
„Wie viele diesmal?", fragte er, ohne die Karte anzusehen.
Ein junger Offizier schluckte. „Etwa dreitausend. Leichte Reiterei. Sie testen unsere Flanken."
Thalos schnaubte. „Jagund testet nie. Sie bereiten vor."
Er wusste es. Diese Grenzscharmützel – die Überfälle auf Karawanen, das Anzünden von Feldern, das Zerschneiden von Versorgungslinien – sie waren nicht unkoordiniert. Sie waren gezielte Nadelstiche. Und der Phönix blutete.
---
Im Jagund-Lager – westlich der Salzkamm-Hügel
Königin Isera von Jagund saß im Schatten eines schwarzen Zeltes, umgeben von ihren Strategen.
Ihr Blick war scharf. Nicht hasserfüllt – aber entschlossen.
„Das Imperium wankt. Der Rebell Spartan sticht in ihr Herz – und wir schneiden die Adern."
Ihr Heerführer Darak vom Süden nickte. „Wir schlagen nicht frontal. Wir zermürben. Ziehen sie hinaus. Jeder verlorene Mann kostet sie Macht im Kernland."
Isera erhob sich. Ihr Gewand wehte im heißen Wind.
„Wenn das Volk von Jagund frei bleiben soll, dürfen wir nicht warten, bis sie wieder stark sind."
---
An der Grenze – Nachtangriff
Die Stille vor dem Sturm kam nicht.
In der dritten Nacht griffen die Jagunder an – mit Reitern, die im Mondlicht glänzten, Gesichtern mit Kriegsfarbe, Pfeilen, die aus der Dunkelheit flogen wie Schattenvögel.
Die imperialen Schildlegionen hielten die Linie – stumm, geübt. Doch sie verloren Boden. Die Dünen wurden zu Gräbern, der Sand zu Lehm aus Blut.
General Thalos stand inmitten des Chaos, sein Schwert rot, sein Blick leer.
„Dies ist kein Krieg. Dies ist ein Auflösen."
---
Die Wahrheit hinter den Kriegen
Doch weder Thalos noch Isera wussten,
dass beide Heere von innen verrotten.
In Thalos' Reihen flüsterten Soldaten Spartans Namen.
Und unter Iseras Banner marschierten einige, die ihre Treue längst dem Rebellenschwarm geschworen hatten.
Der Krieg zwischen Phönix und Jagund war nur die Oberfläche.
Darunter... wuchs etwas Größeres.
---
Schlussszene – Eine verlorene Botschaft
In einem ausgebrannten Posten am Rand der Grenzlinie, zwischen zwei verdorrten Bäumen, liegt der Leichnam eines Kurierreiters.
In seiner Hand: ein Siegelbrief. Zerbrochen, unvollständig.
> „Spartan... marschiert.
Namar brennt.
Wenn wir... nicht vereint—"
Der Rest ist Blut.
---
Schattenpakt – Der geheime Bund
Ort: Die verlassene Ruinenfestung von Elaran, genau zwischen den Frontlinien. Einst eine Grenzfestung, nun nur noch Stein, Wind und Schatten.
Ein einsames Feuer brennt in der Mitte der zerbrochenen Halle. Zwei Gestalten stehen sich gegenüber.
Seran Vael, einst Hauptmann der Phönix-Garde – heute Deserteur, gesucht wegen "Hochverrats und Sympathie für den Rebellennamen".
Lerah von Kal'Zuran, Spionin und geheime Abgesandte der Jagunder Krone, getarnt als wandernde Händlerin, mit tödlichem Ruf in den Schattenreichen.
---
Seran:
„Ihr wollt also mit uns sprechen. Mit ihm."
Sein Blick ist scharf. Er trägt noch die rote Binde um den Arm, zerrissen – Symbol seines Bruchs mit dem Imperium.
Lerah:
„Nicht sprechen. Unterstützen. Jagund will keinen Phönix-Kaiser mehr. Und Spartan ist... mehr als nur eine Flamme."
Seran:
„Er ist ein Sturm. Und ihr wollt auf seinen Rücken klettern."
Lerah:
„Oder ihm den Wind geben."
---
Sie überreicht ihm ein Päckchen: Gold. Informationen. Bewegungspläne des südlichen Heeres.
Dazu eine Nachricht, für Spartan selbst:
> „Wenn er aufsteht, steht Jagund nicht im Weg. Wenn er fällt, ist Jagund niemals da gewesen."
---
Lerahs Stimme, beim Aufbruch:
„Wir werden keine Banner tragen. Keine Armeen schicken. Nur Schatten. Und Waffen. Und den ein oder anderen Traum."
Seran:
„Dann treffen wir uns im Nebel. Und hoffen, dass der Phönix nicht mehr fliegt."
---
Folge für die Handlung:
Spartan bekommt Zugriff auf Jagunder Spionagenetzwerke, geheime Versorgungsrouten und eventuell sogar Waffen.
Die Allianz ist fragil – basiert auf Nutzen, nicht auf Vertrauen.
Wenn jemand von diesem Treffen erfährt, könnte ein Krieg zwischen Jagund und dem Imperium eskalieren, bevor Spartan bereit ist.
Und die Frage bleibt: Spielt Jagund ein doppeltes Spiel?