der erste Kampf teil 1

POV Spartan

Es sind ein paar Stunden vergangen,

seit ich hier aufgewacht bin.

In dieser dunklen, kalten Zelle.

Ich weiß noch immer nicht genau, wo ich bin –

aber das überrascht mich nicht.

Ich habe bisher nur diese Wände gesehen,

nur die Gitterstäbe,

nur den grauen Boden unter mir.

Kein Fenster.

Kein Himmel.

Nur Stahl, Stein und Dunkelheit.

Diese Mauern...

sie sind aus Eisen, vielleicht Backstein darunter –

gebaut, um uns einzuschüchtern.

Und ja –

am Anfang hat das auch funktioniert.

Aber das ist vorbei.

Die Stille hier war zuerst wie ein Fluch.

Wie eine Leere, die dich auffrisst.

Aber ich habe mich daran gewöhnt.

An das Nichts.

An das Schweigen.

Obwohl –

es ist nie ganz still.

Da sind immer die Schritte.

Die Wächter.

Langsam.

Müde.

Routiniert.

Manche schlurfen, manche marschieren.

Und ich höre sie alle.

Ich höre ihre Sorgen,

ihre Langeweile,

ihren Ärger –

in der Art, wie ihre Stiefel den Stein berühren.

Ich habe nur meine Ohren.

Aber das reicht.

Ich weiß, wie viele es sind.

Ich weiß, wann sie wechseln.

Ich weiß, wann einer von ihnen zögert.

Und ich weiß:

Irgendwann wird einer zu lange zögern.

Dann bin ich dran.

POV Spartan

Und dann –

wie aus dem Nichts –

begann der Boden unter mir zu beben.

Nicht viel. Nur ein Zittern.

Aber in der Stille einer Zelle ist selbst das ein Beben.

Ich stand auf.

Langsam.

Meine Gelenke knackten, meine Muskeln protestierten.

Ich ging zur Wand – legte mein Ohr an den kalten Stein.

Und dann hörte ich es.

Ein Brüllen.

Nicht von einem Tier.

Nicht von einem Mann.

Eine Menge.

Eine Masse von Stimmen, verschmolzen zu einem einzigen, gewaltigen Laut.

Jubel. Zorn. Gier.

Ich konnte es nicht genau deuten –

wie viele es waren.

Aber es waren viele.

Sehr viele.

Und plötzlich…

wurde mir klar,

wo ich bin.

Ich bin kein einfacher Sklave.

Ich bin kein Gefangener in einem gewöhnlichen Kerker.

Ich bin ein Gladiator.

Und ich bin in einem Kolosseum.

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POV: Erzähler

Doch nicht in irgendeinem Kolosseum.

Er befindet sich in Khar-Narûn –

der Arena der Götterlosen.

Das berühmteste, berüchtigtste, blutigste Kolosseum des Phönix-Imperiums.

Vielleicht sogar der ganzen Welt.

Ein Ort, an dem Legenden geboren –

und Menschen geschlachtet werden.

Wo das Imperium nicht nur Kämpfe zeigt,

sondern Macht inszeniert.

Wo selbst die Luft nach Blut, Ruhm und altem Feuer schmeckt.

Khar-Narûn.

Der Schlund, aus dem keine Gnade spricht.

Und Spartan steht kurz davor, hineingeworfen zu werden.

POV Spartan

Ich hörte sie kommen.

Langsam. Schwer.

Mehrere Schritte. Tief und gleichmäßig –

keine Eile, aber auch kein Zögern.

Dazu Stimmen.

Gedämpft, leise,

zu undeutlich, um die Worte zu verstehen,

aber klar genug, um zu wissen:

Sie reden über mich.

Als sie näher kamen, blieb ich sitzen.

Dann ließ ich mich langsam zurücksinken –

ganz lässig.

Ruhig.

Fast gelangweilt.

Ich legte mich auf die Bank,

den Arm über die Stirn,

den Blick zur dunklen Decke gerichtet.

Keine Regung. Kein Laut.

Wer nichts zeigt, nimmt nichts weg.

Ich wollte nicht interessant sein.

Nicht furchteinflößend.

Nicht auffällig.

Ein Schatten unter vielen.

Ein Sklave wie jeder andere.

Aber hinter der Ruhe arbeitete mein Verstand.

Schärfer denn je.

Wer sind sie?

Was wollen sie?

Warum jetzt?

Und dann blieben sie stehen.

Genau vor meiner Tür.

Ich atmete flach.

Und wartete.

POV Kerkermeister

Ich gehe langsam, beständig –

Schritt für Schritt durch die dunklen, kalten Gänge des Kolosseums Khar-Narûn.

Die Fackeln flackern an den Wänden, werfen gebrochene Schatten auf das nasse Steinpflaster.

Der Geruch von Eisen, Schweiß und altem Blut liegt in der Luft –

vertraut.

Widerlich.

Heimat.

Hinter mir folgen zwei Wärter, stumm und steif, die Hände nervös an den Waffen.

Niemand spricht.

Denn wir wissen, wohin wir gehen.

Zelle 47.

Der Mann, der nur durch eine Nummer geführt wird –

aber unter diesem Namen flüstert das ganze Imperium.

Spartan.

Wir sind gekommen, um ihn für den nächsten Kampf bereitzumachen.

Die Vorbereitungen laufen seit dem Morgengrauen.

Heute ist ein großer Tag in der Arena.

Heute will das Volk Blut sehen.

Und Legenden.

Am besten beides.

Doch je näher wir der Tür kommen,

desto schwerer wird der Schritt.

Desto dichter die Luft.

Desto... fester unser Griff um den Schlüsselbund.

Warum eigentlich?

Wir sind drei bewaffnete Männer.

Er ist eingesperrt.

Ketten. Stahl. Protokolle.

Und trotzdem…

Keiner von uns will der Erste sein, der die Tür öffnet.

Wir sagen es nicht laut,

aber wir wissen es:

Es ist nicht die Tür, die schwer zu öffnen ist.

Es ist die Angst davor,

was dahinter wartet.

Ein Mann, der sich nicht beugt.

Der nicht brüllt.

Nicht bittet.

Nicht schreit.

Ein Mann,

der einfach nur blickt.

Und irgendwie…

hat man das Gefühl,

dass er dich schon längst durchschaut hat,

noch bevor du das Schloss überhaupt berührst.

Als ich langsam die Zellentür öffne,

liegt Nummer 47 bereits auf seiner Bank.

Ruhig.

Bewegungslos.

Den Blick nach oben in die Dunkelheit gerichtet –

als würde er dort etwas sehen,

was wir nicht sehen dürfen.

Er sagt nichts.

Kein Gruß, keine Frage, keine Geste.

Er liegt da mit einer Selbstverständlichkeit,

einer unheimlichen Leichtigkeit,

die man nur von Männern kennt,

die zu viele Schlachten überlebt haben.

Es ist nicht Gelassenheit.

Es ist... Kontrolle.

Ein inneres Stillhalten, wie bei Raubtieren,

die nicht gefesselt werden müssen,

weil sie selbst wissen,

dass kein Käfig sie hält.

Wir treten ein.

Langsam.

Vorsichtig.

Jeder Schritt ein stilles Gebet.

Nicht weil er sich rührt.

Nicht weil er uns droht.

Sondern gerade weil er es nicht tut.

Zwei Soldaten sichern die Tür von außen.

Sie verriegeln doppelt.

Einer legt sogar die Hand auf den Knauf seiner Klinge –

nur für den Fall, dass der Mann auf der Bank...

beschließt aufzustehen.

Doch Spartan bleibt liegen.

Und ich spüre es in meinen Knochen:

Er hat uns längst durchschaut.

Er weiß, warum wir hier sind.

Vielleicht wusste er es schon,

bevor wir das Licht in seinem Gang erreichten.

POV Spartan

Ich wurde überrascht.

Eigentlich wollte ich mich nur kurz hinlegen,

um so unauffällig wie möglich zu wirken.

Kein Laut. Kein Blick.

Nur eine Regung im richtigen Moment.

Doch als ich den Kopf zur Seite drehe,

sehe ich sie.

Fünf.

Zwei von ihnen in Rüstung –

Soldaten.

Einer davon hat die Hand fest auf dem Knauf seines Schwertes gelegt,

als stünde ich kurz davor, die Welt in Brand zu setzen,

während ich nur atme.

Die Tür ist offen,

aber gesichert,

als wäre ich ein Bestienkönig,

der gleich explodieren könnte.

Ich weiß nicht genau,

weshalb sie hier sind.

Aber tief in mir...

ahne ich es.

Es könnte wegen dem Vorfall in den Minen von Tarsan'ul sein.

Drei Wärter.

Drei Männer in Eisen.

Getötet –

nicht aus Hass,

sondern um einen zu retten,

der sonst unter Schlägen gestorben wäre.

Ich hatte keine Wahl.

Oder doch?

Vielleicht sehen sie es nicht so.

Vielleicht ist das hier kein Besuch.

Vielleicht ist es der Anfang von etwas,

das ich längst kommen sah.

Ich atme ruhig ein.

Der Stein unter mir ist kalt.

Der Blick der Männer heiß –

voller Unsicherheit.

Respekt.

Angst.

Ich sage nichts.

Noch nicht.

Denn ich will sehen,

wer zuerst spricht.

POV Kerkermeister

Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte.

Vor mir lag dieser Mann.

Ruhig. Unbeweglich.

Aber mit einem Blick, der durch Mauern gehen konnte.

Meine Kehle war trocken,

und meine Stimme klang in meinem eigenen Ohr

zu leise –

zu schwach.

Aber ich sprach trotzdem.

„Nummer 47..."

Ich räusperte mich.

„Sie müssen mitkommen."

Er rührte sich nicht. Kein Zucken. Keine Regung.

Nur dieser Blick.

Wie von einem Raubtier, das dich beobachtet,

ohne dass du merkst, wie tief es dich schon durchbohrt hat.

Ich zwang mich, weiterzureden.

„Man hat Sie eingeteilt… für den nächsten Kampf."

Ein kurzer Blick zu den Soldaten – sie standen steif, die Hände angespannt.

„Es geht gegen einen Neuzugang. Einen Frischling.

Sie werden... vorbereitet."

Ich wollte das Wort nicht benutzen.

„Vorbereitet."

Aber es war das offizielle Protokoll.

Das, was wir sagen,

wenn wir sie aus der Zelle holen,

um sie dem Sand zu übergeben.

Dem Sand.

Und dem Tod.