POV Spartan
Als ich hörte,
dass ich für den nächsten Kampf bereitgemacht werden soll,
erstarrte ich innerlich.
Nicht aus Angst.
Nicht aus Überraschung.
Sondern weil ich überlegen musste,
ob ich es zulasse.
Ich bin kein einfacher Sklave.
Ich war es nie.
Ich bin ein freier Mann –
sagte ich mir, tief in meinem Inneren.
Und doch...
bin ich hier.
Eingesperrt.
Nummeriert.
Aufgerufen wie ein Tier, das man ins Feuer wirft.
Der Kampf gegen einen Neuzugang...
Vielleicht ist es eine Probe.
Vielleicht eine Falle.
Vielleicht nur ein Test, wie weit ich zu treiben bin.
Ich weiß es nicht.
Aber ich weiß eines:
Noch bin ich nicht bereit.
Nicht bereit, zu fliehen.
Nicht bereit, zu führen.
Noch zu schwach, um zu brechen, was gebrochen werden muss.
Also muss ich kämpfen.
Nicht für sie.
Nicht für Ruhm.
Sondern um zu überleben.
Solange ich mich nicht wehren kann,
muss ich es geschehen lassen.
Muss ich das Feuer füttern,
damit es irgendwann stark genug wird,
alles zu verbrennen,
was mich gefangen hält.
Im Inneren wusste ich:
Ich muss kämpfen.
Denn wenn ich jetzt falle –
dann stirbt nicht nur mein Körper.
Dann stirbt das,
was ich noch tun muss.
Das,
was noch nicht vollendet ist.
Und das darf nicht geschehen.
Nicht hier.
Nicht jetzt.
POV Erzähler
Als sich Spartan langsam aufrichtete,
war es, als würde die Luft selbst den Atem anhalten.
Jede Bewegung war kontrolliert,
ruhig –
doch so geladen,
dass selbst die leiseste Regung wie ein Beben wirkte.
Die beiden Soldaten an der Tür wechselten nervöse Blicke.
Ihre Hände zuckten in Richtung ihrer Schwerter –
bereit,
aber zögernd.
Denn sie wussten nicht:
Ist das hier der Anfang eines Angriffs –
oder einfach nur ein Mann,
der aufsteht?
Der Kerkermeister schluckte.
Nicht laut.
Nicht sichtbar.
Aber tief – so, wie man schluckt,
wenn man etwas sieht,
das größer ist als Befehle.
Größer als Mauern.
Größer als die Angst.
Spartan setzte sich auf.
Langsam.
Die Füße auf den kalten Boden.
Die Schultern breit.
Den Blick noch im Schatten.
Aber jeder im Raum wusste:
Jetzt sieht er sie.
Und sie ihn.
Es war nur ein Augenblick.
Kein Wort fiel.
Kein Stahl klirrte.
Aber in diesem Moment wurde klar:
Nummer 47 ist kein Tier in Ketten.
Er ist der Sturm,
der wartet,
bis die Ketten alt genug sind,
um zu reißen.
POV Spartan
Ich gehe langsam, aber mit festen Schritten
durch die dunklen und kalten Gänge des Kolosseums Khar-Narûn.
Die Mauern sind aus altem Stein,
geschwärzt von Jahrhunderten an Blut und Geschichte.
Fackeln brennen flackernd in Nischen,
werfen verzerrte Schatten auf den Boden.
Ich spüre die Blicke.
Von Wachen. Von Wärtern.
Aber auch von den anderen –
den Gladiatoren.
Manche sitzen. Manche trainieren.
Andere liegen einfach nur da,
als hätten sie die Zeit selbst besiegt.
Ich sehe sie alle an.
Schnell. Unauffällig.
Umsichtig.
Ich beobachte, wie sie sich bewegen.
Wer wankt.
Wer still ist.
Wer spricht –
und wer schweigt.
Ich suche nach Augen,
die noch brennen.
Nach Händen,
die nicht nur kämpfen,
sondern halten können.
Ich suche nach Verbündeten.
Denn ich weiß:
Dieser Ort ist kein Gefängnis.
Es ist ein Pulverfass.
Und ich bin der Funke,
der nur einmal fallen muss.
Noch ist es nicht so weit.
Noch trage ich nur Ketten aus Taktik.
Aber ich merke,
wer sich erinnert,
dass auch ein Gladiator
mehr sein kann
als ein Werkzeug.
POV Kerkermeister
Ich wusste, dass er beobachtete.
Nicht aus Neugier.
Nicht, weil er lernen wollte,
sondern weil er es musste.
Spartan.
Er bewegte sich durch die Gänge nicht wie ein Gefangener,
nicht wie ein Mann in Ketten.
Sondern wie jemand,
der zählt.
Analysiert.
Wartet.
Er betrachtete die anderen Gladiatoren nicht als Mitkämpfer,
nicht einmal als Rivalen.
Sondern als Teile.
Puzzleteile für etwas,
das nur er kennt.
Er studiert uns.
Alle.
Mich.
Die Wachen.
Die Wände.
Er muss die Umgebung kennen,
weil es der einzige Weg ist,
hier zu überleben.
Und genau das
macht mir Angst.
Nicht, dass er kämpfen kann.
Nicht, dass er stark ist.
Sondern dass er versteht.
Er versteht, wie man sich bewegt,
ohne bemerkt zu werden.
Wie man wartende Wut in Strategie verwandelt.
Wie man Vertrauen formt,
ohne je ein Wort zu sagen.
Ich sehe es in seinen Augen.
Er wird all das, was er aufnimmt,
eines Tages gegen uns einsetzen.
Und das ist der Moment,
wo du als Kerkermeister merkst –
du hast keinen Gefangenen erschaffen.
Du hast eine Revolution eingesperrt.
POV Soldat
Ich stehe direkt neben ihm.
Spartan.
Er sagt nichts.
Er bewegt sich kaum.
Aber ich spüre es.
Diese Kraft.
Sie kommt nicht in Wellen –
sie steht einfach da,
wie ein Sturm,
der sich weigert, zu gehen.
Es fühlt sich an,
als würde man neben einem
ungezähmten Orkan aus Fleisch und Wille stehen.
Ein Ork-Ansturm,
wie man ihn nur aus alten Geschichten kennt –
aus den tiefen Weiten der Wüste von Jagandun,
wo selbst der Sand flieht,
wenn die Schatten der Horde fallen.
So fühlt sich dieser Mann an.
Als wäre er nicht einfach hier,
sondern als würde er alles in Frage stellen,
was man bisher für sicher gehalten hat.
Ich bin Soldat.
Trainiert.
Bewaffnet.
Und doch…
stehe ich neben ihm
und frage mich,
ob mein Schwert
überhaupt reichen würde.
POV Spartan
Ich bin angekommen.
Am Ziel dieser kalten Gänge.
Am Anfang eines Spiels, das keines ist.
Ich stand still,
die Hände an den Seiten,
und wartete auf das Zeichen des Kerkermeisters.
Das Zeichen,
dass ich mir eine Waffe wählen darf –
als wäre das hier eine Form von Ehre.
Als wäre es eine Gnade.
Wenn ich es richtig verstanden habe,
werde ich gegen einen anderen Gladiator antreten.
Nicht aus Gerechtigkeit.
Nicht für Freiheit.
Sondern für die Lust des Volkes.
Für ihre Launen, ihr Gelächter, ihren Hunger nach Blut.
Ein Spektakel für jene,
die nie kämpfen mussten,
aber über Leben richten,
indem sie johlen.
Diese „Sportart"…
Sie sollte verboten sein.
Nicht aus Moral.
Sondern weil sie das Letzte ist,
was eine Zivilisation zulassen sollte.
Das hier ist barbarischer als barbarisch.
Der Kerkermeister hob langsam die Hand.
Das Zeichen.
Ich trat vor.
Ein Tisch.
Drei Waffen.
Ich wählte den Speer.
Lang, ausgeglichen, flexibel.
Ich erinnerte mich:
„Für Anfänger, die überleben wollen – nimm den Speer."
So hatte es ein alter Mann in den Minen gesagt.
Vielleicht war es ein guter Rat.
Vielleicht war es auch eine Falle.
Aber der Speer hatte Reichweite.
Und heute…
brauchte ich Raum.
Raum zum Denken.
Raum zum Leben.
Und Raum,
um zu zeigen,
dass ich nicht gekommen bin,
um zu sterben.
innerer Schwur
Ich werde nicht der Gejagte sein.
Nicht in diesem Spiel.
Nicht heute.
Nicht je.
Ich werde der Jäger sein.
Das habe ich mir geschworen.
Der Sand unter meinen Füßen,
die Waffen in meiner Hand –
das sind keine Werkzeuge für Ruhm.
Es sind Mittel zum Zweck.
Ich werde diesen Kampf überleben.
Nicht aus Angst vor dem Tod,
sondern aus Pflicht gegenüber dem,
was noch kommen muss.
Ich werde frei sein.
So, wie ich es verdient habe.
So, wie jeder Sklave es verdient hat.
Und wenn es bedeutet,
dass ich töten muss –
dann werde ich töten.
Egal, ob es mir gefällt.
Egal, ob es Narben hinterlässt.
Denn wenn ich zögere –
sterbe ich.
Wenn ich Mitleid zeige –
verliere ich.
Und wenn ich verliere…
verliert jeder,
der noch in Ketten liegt.