POV ??? – Die Stimme jenseits der Mauern
Ich blicke von unten empor.
Unter die Arena.
Unter den Stein.
Unter das Fleisch der Welt.
Dort oben…
Spartan.
Mein kleiner Champion.
Mein Spielzeug mit Zielen.
Und gegenüber:
Ameo.
Der Pfeil der Dunkelheit.
So edel.
So verletzt.
So... lenkbar.
Ich beobachte sie.
Ihre Bewegungen.
Ihre Entschlossenheit.
Und ich muss lachen.
Zuerst still.
Dann keuchend.
Dann so sehr,
dass mir Tränen kommen.
Tränen,
die in diese Welt sickern.
Und als mein Gelächter über die Schwelle tritt,
tut es der Regen ebenso.
Die Arena trieft.
Von Blut.
Von Sand.
Von Wasser,
das nicht vom Himmel kommt,
sondern von mir.
> Ich bin das, was niemand sieht,
aber jeder spürt,
wenn das Schicksal kippt.
Sie glauben, sie kämpfen füreinander.
Für Freiheit.
Für Stolz.
Aber in Wahrheit…
kämpfen sie nur,
weil ich es will.
POV Spartan
Ich sprinte vor.
Der Sand spritzt unter meinen Füßen weg.
Mein Speer stößt vor –
schnell, gezielt,
wie ein Blitz durch Nebel.
Doch ich treffe nicht.
Ameo weicht aus
mit einer Leichtigkeit,
die mich fast ins Leere trägt.
Ich rutsche.
Blut und Sand vermischen sich,
reißen mir beinahe die Beine weg.
Ich fange mich – gerade so.
Doch Ameo zögert nicht.
Er bewegt sich nicht wie ein Krieger.
Sondern wie ein Jäger.
Still.
Gleichmäßig.
Berechnend.
Er springt zur Seite,
nutzt meinen Schwung gegen mich.
In einem fließenden Zug
zieht er sein Kurzschwert.
Die Klinge blitzt.
Ich spüre den Schlag
einen Herzschlag später.
Nicht im Bauch.
Nicht am Arm.
An der Wange.
Ein Schnitt.
Flach.
Aber tief genug,
um Blut fließen zu lassen.
Ich zucke zurück.
Nicht aus Schmerz.
Sondern weil ich weiß,
dass ein Schnitt wie dieser
tödlich enden kann.
> Ein Gesicht blutet schnell.
Und wenn man im Staub liegt –
ist jeder Tropfen gefährlich.
Ich richte mich auf.
Der Speer fest in den Händen.
Die Wunde an meiner Wange brennt,
aber ich ignoriere sie.
Ich habe keine Zeit für Schmerz.
Nur für den nächsten Zug.
Da kommt er.
Ameo – schnell wie der Wind der Steppe.
Er stürmt auf mich zu,
das Kurzschwert erhoben,
bereit, es mir senkrecht
auf den Kopf zu schlagen.
Ein tödlicher Hieb –
wenn ich zu langsam bin.
Doch ich bin nicht langsam.
Ich reiße den Speer hoch.
Quer.
Block.
Metall kracht gegen Holz.
Funkensprühend.
Knochenschwer.
Ich lenke die Klinge ab,
spüre den Aufprall bis in die Schultern.
Und dann –
kontert mein Körper von selbst.
Ich drehe den Schaft.
Lasse ihn mit voller Wucht
nach oben peitschen –
direkt in Ameos Gesicht.
Ein dumpfer Aufprall.
Ein Knacken.
Seine Nase bricht.
Blut spritzt.
Er taumelt.
Ich nutze den Moment.
Drehe den Speer in der Hand.
Die Spitze sucht ihr Ziel.
Sein Herz.
Ein Stoß.
Schnell.
Sauber.
Endgültig…?
Doch es läuft nicht so,
wie ich es mir vorgestellt habe.
Gerade als meine Speerspitze
sein Herz treffen soll –
macht Ameo einen Schritt zurück.
Ein einziger Schritt.
Und er rettet ihm das Leben.
Statt mitten ins Fleisch
gleitet die Klinge nur knapp
an seinem Brustbein vorbei.
Ein Streifschlag.
Aber ein tiefer.
Blut schießt hervor.
Sein Körper zuckt.
Er presst die Zähne zusammen,
doch der Schmerz lässt sich nicht verbergen.
Eine Narbe –
groß, roh, offen –
zeichnet sich über seine Brust.
Er taumelt.
Und fällt.
Auf die Knie.
Sein Blick ist leer –
nicht aus Schwäche.
Nicht aus Aufgabe.
Sondern aus etwas Tieferem.
Etwas,
das sich zwischen Stolz und Zweifel
verfängt.
Ich halte inne.
Atme schwer.
Die Speerspitze zittert leicht.
> Soll ich es beenden?
Oder… beginnt hier etwas anderes?
Ich senke den Speer.
Nicht aus Mitleid.
Nicht aus Schwäche.
Sondern, weil jetzt
nicht Stahl, sondern Entscheidung zählt.
Ich sehe Ameo an –
blutend, kniend,
aber mit einem Blick,
der noch lebt.
> „Ameo,"
sage ich –
mit Stimme wie Stein.
Autoritär.
Unmissverständlich.
> „Willst du dich mir unterwerfen,
mir anschließen
und als freier Mann kämpfen?"
> „Oder willst du hier sterben –
als ein Sklave,
der für die Lüge
eines falschen Meisters blutet?"
Ich gehe einen Schritt näher.
Langsam.
Unaufhaltsam.
> „Wie entscheidest du dich?
Für das Leben…
oder für den Tod?"
POV Ameo
Ich sagte nichts.
Nicht sofort.
Denn ich wusste nicht,
ob ich überhaupt etwas sagen darf.
Warum…
warum sollte er mich verschonen?
Ich habe versucht, ihn zu töten.
Ich habe sein Blut gefordert.
Ich habe seinen Namen verflucht,
ihn als Hindernis gesehen –
nicht als Hoffnung.
Und doch…
Da steht er.
Mit dem Speer in der Hand.
Mit dem Sieg auf seiner Seite.
Mit der Wahl in seiner Stimme.
> Will er mich wirklich annehmen?
Oder braucht er nur einen weiteren Krieger
für seine Rebellion?
Braucht er mich
– oder vergibt er mir?
Und warum…
fühlt sich beides gleich schwer an?
POV Spartan
Ich bleibe stehen.
Der Speer ruht in meiner Hand,
aber meine Stimme ist das Schwert.
Ich sehe ihn an –
blutend, kniend,
mit dem Feuer in den Augen,
das noch nicht erloschen ist.
> „Wie ist deine Entscheidung, Ameo?"
Meine Worte hallen über den Sand,
wie ein Urteil.
> „Der Tod –
oder das Leben."
> „Hilfst du mir,
damit alle frei sein können…
oder stirbst du heute
als ein Sklave,
der für andere gekämpft hat –
aber nie für sich selbst?"
Ich gebe ihm keine Drohung.
Nur die Wahrheit.
Und den Respekt,
sie selbst zu wählen.
POV ??? – Die Stimme hinter dem Vorhang
Ich musste lachen.
Oh, wie ich lachen musste.
Spartan…
dieser tapfere kleine Narr,
hat ihm wirklich die Frage gestellt.
Ob er sich ihm anschließen wolle.
Ob er für Freiheit kämpfen wolle.
Für Ehre. Für Hoffnung. Für das Licht.
Wie rührend.
Wie tragisch.
Wie...
amüsant.
Und mein Lachen –
es hallt nicht laut.
Es hallt tief.
So tief,
dass der Himmel selbst zu weinen beginnt.
Regen.
Er fällt über die Arena wie ein Schleier,
tropft auf Spartans Schultern,
rinnt über Ameos Blut,
vermengt sich mit dem Sand
wie Schicksal mit Wahn.
Spartan steht.
Ameo kniet.
Und beide warten.
Also…
ich werde ihnen helfen.
Ich gleite langsam
wie ein flüchtiger Gedanke
durch die Risse von Ameos Geist.
> „Sag ja.
Nur zum Spaß.
Nur um zu sehen, wie weit er kommt.
Es könnte unterhaltsam werden."
Ein winziger Gedanke.
Ein leises Flüstern.
Kein Befehl.
Nur ein Impuls.
Und manchmal…
genügt das.
POV Ameo
Ich wusste nicht,
ob ich der Stimme in meinem Kopf
antworten sollte.
Oder ob ich das nicht längst getan hatte.
Sie klang…
nicht wie Vernunft.
Nicht wie Moral.
Aber wie jemand,
der weiß,
was kommt.
Und vielleicht…
weiß sie wirklich,
was gut für mich ist.
Aber wieso hilft sie Spartan?
Dem Mann,
der mich hätte töten können.
Dem Mann,
der die Löwenbestie gezähmt hat.
Der Rebell,
der glaubt,
er könne die Ketten aller sprengen.
> Warum er?
Warum jetzt?
Ich atme schwer.
Der Regen wäscht das Blut aus meiner Wunde.
Mein Blick trifft seinen.
Spartan.
Stark.
Stumm.
Wartend.
Bereit, mir alles zu geben –
oder alles zu nehmen.
Und vielleicht…
vielleicht könnte es wirklich interessant werden.
Wenn ich zuschaue,
wie er die Welt brennen lässt.
Oder besser:
Wenn ich ihm dabei helfe.
Ich nicke.
Langsam.
Ein einziges Mal.
„Spartan…"
Meine Stimme ist leise.
Fast ein Flüstern.
Aber sie trägt Gewicht.
Nicht nur durch das Wort.
Sondern durch das,
was darin liegt.
Ein Hauch von Unterwerfung.
Aber auch Forderung.
Ein letztes Stück Stolz,
das ich noch nicht hergegeben habe.
> „Ich werde es annehmen."
„Ich werde für dich kämpfen.
An deiner Seite.
Für deine Sache."
Ich atme schwer.
Die Narbe auf meiner Brust brennt,
doch mein Blick bleibt fest.
> „Aber nur,
wenn du mir eins versprichst…"
> „Dass die Adeligen –
die Herren dieser verdorbenen Welt –
für ihre Verbrechen zahlen werden."
> „Für alles,
was sie uns angetan haben."
Ich sehe ihm in die Augen.
Kein Hass.
Keine Reue.
Nur die unausweichliche Forderung
nach Gerechtigkeit.
POV Spartan
Ich sehe ihn an.
Ameo – verwundet, aber nicht gebrochen.
Ein Krieger, der mehr will als Freiheit.
Er will Gerechtigkeit.
Und ich werde sie ihm geben.
> „Ich nehme deinen Eid an."
Meine Stimme ist tief.
Fest.
Und dann –
laut.
So laut,
dass sie durch die Arena donnert
wie ein Kriegstrommel.
> „Ich werde die Welt der Adeligen brennen lassen –
für jedes Verbrechen,
das sie uns angetan haben."
> „Sie werden bezahlen –
mit Blut,
mit Reue,
mit ihrer Macht."
Ich drehe mich leicht,
sodass jeder Gladiator in den Schatten der Arena
meine Worte hören kann.
> „Die Zeit der Herren ist vorbei.
Jetzt beginnt die Zeit der Freiheit.
Und wir –
wir sind der Sturm,
der sie holen wird."