Als Sumaya ihr Haus erreichte, war der Himmel dunkel, die Straßenlaternen warfen lange Schatten über den rissigen Gehweg. Ihr Rucksack fühlte sich schwerer an als er sollte, zog sie wie ein Anker nach unten.
Ihre Finger zitterten, als sie die Riemen umklammerte, ihr Atem ungleichmäßig, jeder Schritt langsamer als der letzte.
Sie wäre nicht so spät dran gewesen, wenn nicht Amanda und ihr Zirkus von Freunden gewesen wären—oder wenn sie nicht so völlig fasziniert von diesem schwarzen Wolf mit den goldenen Augen gewesen wäre.
Sie konnte ihn immer noch vor ihrem inneren Auge sehen—wie der Wolf seinen Kopf auf ihren Schoß gelegt hatte und sie mit den Fingern durch sein dichtes Fell fahren ließ. Für einen Moment hatte sie sich wichtig gefühlt, als ob sie wirklich etwas bedeutete.
Die Erinnerung hätte sie fast zum Lächeln gebracht. Fast. Aber die Realität traf zu hart, zu schnell.
Angst kroch in ihrem Magen hoch, kalt und erstickend, zog sich mit jedem zögernden Schritt zur Tür fester zusammen. Das Gewicht ihres Rucksacks war nichts im Vergleich zu dem erstickenden Druck in ihrer Brust.
Er würde wütend sein. Rasend.
Sumaya schluckte schwer. Vielleicht würde er es nicht bemerken, wenn sie leise genug wäre. Vielleicht wäre er zu müde, um sich darum zu kümmern.
Dann hörte sie es. Ein dumpfer, widerlicher Schlag. Fleisch auf Fleisch. Gefolgt von einem gedämpften Schrei. Ihr Blut gefror zu Eis.
"Nein... nicht schon wieder," flüsterte sie.
Ihre Füße bewegten sich wie von selbst, öffneten die Tür mit zögernden Fingern. Das schwache, flackernde Licht im Wohnzimmer enthüllte den Albtraum, den sie befürchtet hatte.
Ihre Mutter lag zusammengekauert auf dem Boden, ihre zerbrechlichen Arme in einem kläglichen Versuch erhoben, sich zu schützen. Über ihr stand Jae—ihr Vater—schwer atmend, seine Knöchel rot, sein Gesicht vor Wut verzerrt.
Auf dem Gesicht ihrer Mutter bildeten sich bereits Blutergüsse, und zerbrochene Möbel lagen auf dem Boden verstreut. Er hatte Sumaya noch nicht bemerkt. "Du erbärmliche Schlampe!" Klatsch! Klatsch!
Sumaya zuckte zusammen, als ihr Vater Schläge hageln ließ, sein Fuß traf die Seite ihrer Mutter. Ihre Mutter schluchzte, keuchte zwischen erstickten Bitten.
"Jae, bitte... bitte hör auf," wimmerte sie, ihre Stimme heiser. "Es—Es tut mir leid. Bitte..."
Aber Jae hörte nicht zu. Er hörte nie zu.
Sumayas Hände ballten sich zu Fäusten. Sie sollte sich bewegen. Etwas tun. Aber Angst hielt sie an Ort und Stelle fest, drückte wie Ketten, die sie nicht brechen konnte.
Sie bemerkte nicht einmal, dass sie weinte, bis sie die warmen Streifen spürte, die über ihre Wangen liefen. Sie wischte sie schnell weg—blitzschnell—sie weigerte sich, ihn sehen zu lassen. Wenn er es täte, würde es die Dinge nur verschlimmern.
Dann hatte Jae seine Hand um den Hals ihrer Mutter geschlungen.
Sumayas Atem stockte, als er sie mühelos vom Boden hochhob. Die Würgegeräusche, die ihre Mutter machte, lösten eine Welle der Angst in ihr aus.
Sie konnte es nicht ertragen. Sie konnte es nicht ertragen, ihre Mutter unter den Händen dieses Monsters leiden zu sehen.
Jae schlug ihrer Mutter plötzlich hart ins Gesicht. "Wagst du es, dich zu wiederholen!?" knurrte er wie ein tollwütiges Tier.
Sumayas Mutter kratzte an seiner Hand, ihre Nägel kratzten verzweifelt an seinem Handgelenk. "B-bitte, Jae," keuchte sie, ihre Stimme brach. "L-lass los..."
Etwas in Sumaya zerbrach. Bevor sie es verarbeiten konnte, ließ sie ihren Rucksack fallen und stürzte sich nach vorne—ein Instinkt, dem sie in letzter Zeit immer mehr nachgab.
Ihre Hände krallten sich an Jaes Arm, zogen mit all ihrer Kraft. Es war nicht viel, aber das war ihr egal. Sie musste etwas tun.
Jae ließ los, ihre Mutter fiel zu Boden, keuchend, heftig hustend, während sie ihren blutunterlaufenen Hals umklammerte. Aber dann drehte sich Jae um.
Seine blutunterlaufenen Augen fixierten Sumaya, für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen.
Dann—KLATSCH. Die Ohrfeige schleuderte sie durch die Luft.
Ihr Körper krachte gegen den gläsernen Couchtisch, ihr Kopf schlug gegen die Kante einer Blumenvase. Weißglühender Schmerz explodierte in ihrem Schädel, als ihre Sicht verschwamm.
Was zum Teufel habe ich gerade getan? Und was hat er für eine Besessenheit, Leute zu ohrfeigen!?
Warum bin ich nicht einfach an ihnen vorbeigeschlichen? Warum musste ich mich einmischen und mein unschuldiges Gesicht dafür leiden lassen!?
Ihre Reue war sofort und scharf. Schmerz brannte durch ihre Wange, als sie ausgestreckt auf dem Boden lag, ihr Körper protestierte schreiend. Autsch. Das tut höllisch weh.
Wie hat meine Mutter das so viele elende Jahre ertragen können?
Sie versuchte, sich hochzudrücken, aber Jae gab ihr keine Chance. Seine Finger verwickelten sich in ihrem Haar und rissen sie mit brutaler Kraft hoch.
Sie schrie auf. Oh, ich bin so tot.
"Du dummes Gör," knurrte Jae, sein Griff verstärkte sich.
Ja, ja. Was gibt's Neues? Ich weiß, dass ich ein Gör bin, aber warum knurrst du weiter wie ein ausgehungertes wildes Tier?
Sie wollte die Worte laut herausschreien. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen, ihre Finger zerrten an seinem Handgelenk und versuchten, den brennenden Schmerz auf ihrer Kopfhaut zu lindern.
"Warum kommst du erst jetzt zurück?" Jaes Stimme war gefährlich leise, als er sie zur Treppe schleifte.
Von unten schluchzte die gebrochene Stimme ihrer Mutter durch die Luft. "Jae, bitte! Hör auf! Lass sie da raus! Du verletzt sie!"
Als ob er zuhören würde. Ihr Vater war ein Monster. Ein leibhaftiger Dämon.
Sie bemerkte kaum, dass sie ihre Schlafzimmertür erreicht hatten, bis Jae sie hineinwarf.
Ihr Körper prallte gegen den Nachttisch und stieß die Lampe und ihren Digitalwecker um. Die scharfe Kante des Holzes bohrte sich in ihre Rippen, Schmerz schoss wie Feuer durch ihren Körper.
Autsch. Das wird definitiv blaue Flecken hinterlassen, dachte sie und verzog das Gesicht. Und nach dem scharfen Stechen zu urteilen, habe ich mir vielleicht das Handgelenk verstaucht.
"Mit dir werde ich mich später befassen," spuckte Jae aus, bevor die Tür zuknallte. Dann—klick. Das Schloss drehte sich.
Sumaya stöhnte und drückte eine Hand gegen ihren pochenden Kopf. "Großartig."
Von unten brüllte Jaes wütende Stimme erneut. "Jetzt kämpft dieses Gör und respektiert mich nicht in meinem eigenen Haus!?"
Zur Korrektur, Alter. Sumaya runzelte die Stirn. Ich habe nur versucht, dich davon abzuhalten, meine Mutter zu töten, nicht dich zu respektieren oder mit dir zu kämpfen. Nicht dass du das verstehen würdest.
Dann—KRACH. Gefolgt von einem widerlichen Aufprall, mehr ersticktes Schluchzen. Die Schreie ihrer Mutter wurden lauter.
Sumaya schloss die Augen, Schuld nagte an ihrem Inneren.
"Ich habe es schlimmer gemacht. Ich hätte mich nicht einmischen sollen." Selbsthass umschlang sie wie eine Schlinge.
Sie schleppte sich zur Tür und rüttelte am Knauf. Verschlossen.
Besiegt sank sie gegen die Tür, drückte ihren Rücken dagegen und spürte, wie ihre eigenen Tränen wieder aufstiegen.
Sie sank zu Boden, ihr Körper zitterte, als sie ihre Knie an die Brust zog.
Unten... ging der Horror weiter. Krach, Schlag, Schrei. Mit jedem Geräusch, jedem Flehen, jedem gedämpften Schmerzensschrei. Sie fühlte sich nutzloser, dümmer.
Sie wünschte, sie könnte etwas tun. Irgendetwas.
Sie wünschte, jemand—irgendjemand—würde ihrem Vater geben, was er wirklich verdiente. Folter.
Sie wünschte, sie hätte die Macht, diesen Albtraum zu beenden, aber in diesem Moment hatte sie nichts. Nichts außer dem unerträglichen, erstickenden Gewicht der Hoffnungslosigkeit.
→→→→→→→
Am Stadtrand versteckt lag ein abgeschiedenes Herrenhaus unter einem dichten Blätterdach verborgen. Hohe Bäume ragten darüber, ihre Zweige webten rastlose Schatten gegen den dämmrigen Abendhimmel. Dichtes Gebüsch drängte sich um das Gebäude, raschelte leise, während unsichtbare Kreaturen sich darin bewegten. Der schwache Duft von feuchter Erde und wildem Gras erfüllte die Luft.
Im schwach beleuchteten Wohnbereich des Herrenhauses war die Luft erfüllt vom Duft alten Holzes und schwachen Spuren glimmender Glut aus dem großen Kamin.
Marrok saß steif auf einem eleganten schwarzen Ledersofa, seine Haltung starr. Neben ihm lehnte sich ein Mädchen mit auffallend roten Haaren und durchdringenden blauen Augen vor, ihre Nase zuckte, als sie ihn offen beschnüffelte. Das warme Leuchten der tief hängenden Lampen warf einen goldenen Schimmer auf ihre blasse Haut und betonte die leichte Furche in ihren Augenbrauen.
"Wer war sie?" fragte Ulva, ihre Stimme glatt, aber fordernd. "Ihr Geruch ist überall an dir."
Ihnen gegenüber lümmelte Raul in einem Sessel, die Arme verschränkt, seine Lippen zuckten, als er kaum ein Lachen zurückhielt.
Marrok warf ihm einen warnenden Blick zu, sein Gesichtsausdruck angespannt vor Zurückhaltung. "Ulva, lass es," murmelte er, rollte mit den Schultern, während er seine Ärmel zurechtrückte. "Und sag mir—wie sicher bist du, dass der Geruch zu einem Mädchen gehört?"
Ulva hat nicht vor, irgendetwas fallen zu lassen, sie wandte sich an Raul. "Wen habt ihr beide getroffen?"
Raul öffnete den Mund, immer noch grinsend. "Lady Ulva, ich weiß nicht—"
Ein scharfer, ungleichmäßiger Atemzug unterbrach ihn.
Sowohl Ulva als auch Raul drehten sich zu Marrok um. Nur um vor Schock zu erstarren. Rauls Belustigung verschwand augenblicklich.
Tränen liefen still über Marroks Gesicht. Seine Atemzüge kamen flach und ungleichmäßig, seine Finger krümmten sich gegen seine Knie, während sich ein unbekannter Schmerz tief in seiner Brust festsetzte. Es war erstickend, diese Traurigkeit—schwer und roh. Aber es war nicht seine.
Sein Herz hämmerte, aber der Schmerz fühlte sich entfernt an, als ob er gänzlich zu jemand anderem gehörte.
Ulva versteifte sich, ihr scharfer Blick verengte sich. "Marrok?"
Raul lehnte sich vor, sein Grinsen längst verschwunden. "Es passiert wieder, nicht wahr?" fragte er, seine Stimme leise vor Sorge.