Allein mit den Wölfen

Zweige peitschten gegen Sumayas Arme, als sie durch den dichten Wald rannte, ihr Atem stockend, ihre Beine bei jedem verzweifelten Schritt brennend. Der unebene Boden drohte, sie zu Fall zu bringen – Wurzeln ragten wie Fallen hervor, feuchte Blätter glitschig unter ihren Füßen – aber sie hielt nicht an. Sie konnte nicht.

Die höhnischen Stimmen hinter ihr waren verklungen, verschluckt vom dichten Blätterdach über ihr. Dennoch rannte sie weiter, drang tiefer in den verbotenen Wald ein. Die hochragenden Bäume standen wie schweigende Wächter da, ihre knorrigen Äste griffen nach dem Himmel.

Erst als ihre Beine drohten nachzugeben, kam sie schlitternd zum Stehen, ihre Brust hob und senkte sich in abgehackten Atemzügen, während sie um Kontrolle rang. Ihr Herzschlag donnerte in ihren Ohren, laut und unnachgiebig. Dann – Stille. Keine Schritte. Keine Verfolgung. Sie würden es nicht wagen, ihr so tief in den Wald zu folgen.

Langsam drehte sie sich um und suchte die Dunkelheit zwischen den Baumstämmen ab. Der Wald wirkte überhaupt nicht gefährlich. Tatsächlich legte sich eine unheimliche Ruhe über sie, ein starker Kontrast zu dem Chaos, dem sie gerade entkommen war.

"Warum war dieser Wald verboten?" fragte sie sich.

Sie lehnte sich gegen den nächsten Baum und rutschte an seiner rauen Rinde hinunter, drückte ihre zitternden Handflächen gegen die kühle Erde. Sie musste warten, sichergehen, dass sie wirklich weg waren, bevor sie es wagte, zurückzuschleichen.

Der Wald war still – zu still, diese Art von Stille, die jedes Flüstern verstärkt erscheinen ließ.

Da hörte sie es. Ein leises, gebrochenes Wimmern. Ihre Muskeln spannten sich an, ihr Kopf hob sich leicht, während sie angestrengt lauschte.

War es ein Hund?

Das Geräusch kam wieder, aber diesmal hatte es etwas Seltsames, fast Menschliches – Schmerz, Verzweiflung. Ein zerfetzter Schrei folgte, dann... Gelächter. Dunkel. Tief. Bösartig.

Ein Schauer lief ihr über den Rücken, jeder Instinkt schrie sie an zu rennen, den Wald sofort zu verlassen. Aber der Gedanke an Amanda und ihre Lakaien, die draußen auf sie warteten, ließ sie zögern.

Das Letzte, was sie wollte, war ihnen gegenüberzustehen – wieder. Aber dieses Geräusch... es packte ihr Herz. Da war etwas darin, etwas so Rohes und Verzweifeltes, es nagte an ihr wie eine unerbittliche Kraft.

Ihr Puls beschleunigte sich, als das Geräusch wieder kam, jetzt hektischer, und ohne nachzudenken traf sie ihre Entscheidung.

Schritt für Schritt schlich sie vorwärts, darauf bedacht, keinen Zweig zu zerbrechen oder die Blätter unter ihren Füßen rascheln zu lassen. Jeder Muskel in ihrem Körper war vor Furcht und Neugier angespannt, Schatten streckten sich lang und zackig um sie herum, während sie den Stimmen durch das verworrene Unterholz folgte.

Ihr stockte der Atem, als sie die Lichtung erreichte. Die Szene, die sich vor ihr entfaltete, war etwas, von dem sie nie gedacht hätte, dass sie es jemals miterleben würde.

Ein riesiger Wolf kämpfte heftig gegen ein silberfarbenes Eisennetz. Die Art, wie das Metall in sein dickes Fell und Fleisch schnitt, ließ ihren Magen sich zusammenziehen. Jede Bewegung zog seine Fesseln nur enger, schickte neue Wellen der Qual durch seinen Körper.

Er wimmerte, der Klang war guttural und roh – ein Flehen, das an Sumayas Herz kratzte.

Vier Männer standen um ihn herum. Ihre schwarze taktische Ausrüstung bildete einen starken Kontrast zum dämmrigen Hintergrund des Waldes, ihre Stiefel zerknirschten das gefallene Laub mit lässiger Brutalität. Ihre behandschuhten Hände umklammerten Waffen mit erschreckender Präzision, und trotz der Schatten, die ihre Mützen warfen, waren ihre grausamen Lächeln unverkennbar.

Sie sahen aus wie Söldner, die nur auf der Jagd nach Beute waren.

Einer der Männer drückte einen seltsam aussehenden Taser gegen die Seite des Wolfes, ein knisternder Stromstoß erhellte die Luft. Der Körper des Wolfes zuckte, ein gutturales Jaulen entrang sich seiner Kehle. Die Männer lachten, krankes Vergnügen glitzerte in ihren Augen.

Sumayas Fäuste ballten sich so fest, dass ihre Nägel sich in ihre Handflächen gruben, während sie gegen die Welle von Terror und Wut ankämpfte, die sie zu überwältigen drohte.

Sollte ein Wolf so groß sein? Nein – unmöglich. Er war fast so groß wie ein Mann, seine kräftigen Gliedmaßen von Muskeln umschlungen, sein braunes Fell mit Blut verklebt.

Wie hatten sie es überhaupt geschafft, so etwas zu fangen?

Aber was sie am meisten beunruhigte, war nicht seine monströse Größe. Es waren seine Augen – die mit etwas beunruhigend Menschlichem flackerten.

Sie sollte umkehren. Weggehen. So tun, als hätte sie nichts gesehen. Das war gefährlich – weit jenseits ihrer Möglichkeiten. Aber ihre Füße blieben wie angewurzelt stehen.

Sie hatte keine Angst vor dem Wolf. Nein, die wahren Monster waren diejenigen, die über ihm standen und grinsten, während sie Schmerzen zufügten.

Sie erinnerten sie an Amanda. An ihren Vater. Herzlos. Grausam.

Ohne es zu merken, bewegte sie sich bereits. Ihre Hände suchten nach Stöcken, Steinen – allem, was sie finden konnte, um den Albtraum zu beenden, der sich vor ihr abspielte. Und dann begann sie zu werfen.

Ein scharfes Krachen hallte durch die Lichtung, als ein dicker Ast die Schulter eines der Männer traf.

"Hört auf, ihm wehzutun, ihr elenden Monster!" schrie Sumaya, ihre Stimme vor Wut zitternd.

Stille senkte sich wie ein Raubtier herab, das Lachen der Männer verstummte, als ihre Köpfe sich zu ihr drehten.

Ihre Grinsen verschwanden. Ihre Gesichtsausdrücke verdunkelten sich. Angst kroch in ihrem Magen hoch.

"Na, na..." Der größte der vier machte einen langsamen, bedächtigen Schritt nach vorne. Seine dunklen Augen glänzten vor grausamer Belustigung. "Was haben wir denn hier?"

Die anderen kicherten, leise und bedrohlich.

"Wie ist sie überhaupt hierher gekommen?" höhnte einer.

"Sie muss denken, sie sei in einem Märchen," zischte ein anderer, die Augen verengend. "Hast du wirklich gedacht, du könntest einfach hereinspazieren und den großen bösen Wolf retten?"

Sumaya schüttelte hektisch den Kopf, ihre Kehle vor Angst wie zugeschnürt.

Das Grinsen des Anführers wurde breiter. "Was ist los, Retterin des Biestes? Hat die Katze deine Zunge verschluckt? Oder sollte ich sagen... hat der Wolf deine Zunge verschluckt?"

Ihr Gelächter hallte durch die Lichtung wie eine grausame Symphonie.

Sumaya machte einen zittrigen Schritt zurück. Ihre Beine zitterten. Dann, ohne Vorwarnung, stürzte der Mann vor.

Ein Schrei verließ kaum ihre Lippen, bevor sie auf den Boden fiel und sich auf den Aufprall vorbereitete –

Aber er kam nie. Die Luft explodierte mit einem tiefen, gutturalen Knurren. Ein monströses Grollen, so wild und ursprünglich, dass es ihr eisige Schauer über den Rücken jagte.

Was zum Teufel war das? Sumaya öffnete vorsichtig die Augen. Die Männer, die eben noch so selbstsicher gewesen waren, sahen jetzt blass aus. Ihre Hände zitterten um ihre Waffen.

"Scheiße... er ist es," fluchte einer von ihnen leise, die Augen weit vor Angst.

Dann – trat etwas Gewaltiges ins Blickfeld. Ein Wolf. Nein... ein Biest. Es war sogar größer als der im Netz. Sein dickes schwarzes Fell so dunkel wie die Nacht, Augen leuchtend wie geschmolzenes Gold. Sein massiger Körper wogte vor Muskeln, das Fell gesträubt wie tausend erhobene Messer, als es seinen mörderischen Blick auf die Männer richtete.

Woher kommen diese Wölfe überhaupt? dachte Sumaya.

Knack. Das Netz zerriss mit einem bösartigen Klirren.

Der erste Wolf, jetzt frei, schüttelte seinen massigen Körper. Blut tropfte aus seinen Wunden, aber das Feuer in seinen Augen wurde nur stärker. Er richtete seinen Blick auf die Männer. Wut strahlte von seinem enormen Körper aus.

"Oh Scheiße... Scheiße... Scheiße..." stammelte einer der Männer und fingerte nach etwas an seiner Hüfte. Ein metallischer Kanister fiel mit einem Klirren zu Boden.

Ein scharfes Zischen erfüllte die Luft und ein dicker, beißender Rauch quoll hervor, stach in Sumayas Augen und zwang den schwarzfelligen Wolf, mit einem Knurren zurückzuweichen.

Der befreite Wolf tat dasselbe, zog sich aus dem dicken Nebel zurück. Ihr tiefes Knurren verwandelte sich in schmerzerfülltes Wimmern.

Als der Rauch sich schließlich lichtete, waren die Männer verschwunden – wie Geister in den nebligen Schatten des Waldes verschwunden.

Sumayas abgehackte Atemzüge erfüllten die Stille, als sie der unmöglichen Wahrheit ins Auge blickte. Sie war allein. Allein mit zwei Wölfen, deren wilde Augen einzig auf sie gerichtet waren.