Von Blut verraten
Kapitel 123
Avery bewegte sich in ihrem kleinen Zimmer umher, glättete die Laken auf dem Bett und faltete die wenigen Kleidungsstücke, die sie besaß. Das Morgenlicht strömte durch das schmale Fenster und warf goldene Streifen auf den Holzboden. Es hätte friedlich sein sollen. War es aber nicht.
Etwas stimmte nicht.
Die Diener waren heute vorsichtig mit ihr umgegangen. Geflüster hatte sie durch die Gänge verfolgt, kurze Blicke wurden ihr zugeworfen, bevor die Leute schnell wegschauten. Selbst jetzt konnte sie noch das Gewicht ihrer Augen spüren, die Löcher in ihren Rücken brannten, obwohl sie ihre Mitte bereits verlassen hatte.
Sie atmete aus und griff den Stoff in ihren Händen etwas zu fest. Sie wusste bereits warum.
Die Nachricht von dem, was im Hof geschehen war, hatte sich wie ein Lauffeuer im Rudel verbreitet. Avery wusste es. Sie konnte das Gemurmel hören und es war noch schlimmer, als sie heute früh aus Kains Zimmer trat.