Warum schaut er mich so an? Er muss wohl sehr enttäuscht von mir sein, dass ich verloren habe.
„Fremocy, geh auf dein Zimmer!“
Ich drehte mich um, ging zum großen Tor und durch den Flur, der dahinter lag. Mein Zimmer liegt im zweiten Stock. Als ich den Gang entlangging, klang der Stein des Bodens gegen das Stahl meiner Stiefel. Das Treppenhaus war nur noch ein paar Meter auf meiner rechten Seite entfernt.
Als ich zum Treppenhaus einbog, sah ich die offene Wendeltreppe in ganzer Pracht. Sie dreht sich fünfmal, bis sie in der Decke verschwindet, die den Beginn des zweiten Stockes markierte. Jede Treppenstufe war mit einem beigen Teppich bedeckt, der sich in der Mitte die Treppe hinauf schlängelte. Das Geländer war das Einzige, was mich davon abhielt, die Treppe an der Seite herunterzufallen. Die Bretter, aus denen die Treppe bestand, gaben nach, wenn ich auf sie trat, doch dämpften sie jeden Schritt elegant ab.
Im zweiten Stock war auch ein Flur. Auch wenn er nicht so groß war wie der untere, war er immer noch groß genug, dass man mit einer Fünfergruppe entspannt nebeneinander laufen konnte und so hoch, dass ich dreimal hineingepasst hätte, wenn ich gestapelt wäre. Mein Zimmer war am Ende des Ganges, wo ein rundes Fenster platziert war, das Aussicht auf die Auffahrt hatte.
„Das ist ab jetzt mein Zimmer“, sagte ich, als meine Tür aufging und ich mein Zimmer von innen sah. Es war ein vergleichsweise schlichtes Zimmer mit nur dem Nötigsten.
„Erstmal aufs Bett legen. Ich habe schon so viel durchgemacht, und ich bin erst eine Stunde in dieser Welt. Wie soll ich das denn durchstehen? Ich bin jetzt schon zweimal fast gestorben.“
Die Matratze gab leicht nach, als ich mich auf mein Bett schmiss. Ein kleines Fenster neben meinem Bett über meinem Schreibtisch erleuchtete allein das Zimmer mit angenehmem Licht.
Mein ganzer Körper tat mir weh durch die zwei Kämpfe, die ich hintereinander hatte. Ich hätte nicht gewinnen können, ohne Mana manipulieren zu können. Doch fühlte ich, wie ich beim zweiten Duell besser war. Doch woher kam es, dass ich plötzlich, nachdem ich die Erinnerung bekommen hatte, meine Fähigkeiten mit dem Schwert besser wurden, obwohl der frühere Besitzer dieses Körpers in 17 Jahren nicht einmal ein wenig dazugelernt hatte und ich in nur einer Stunde mehr geschafft habe als er? Das muss etwas mit meiner Reinkarnation zu tun haben.
Die Magie muss ich auf jeden Fall auch lernen, um mit der Welt mitzukommen. Denn egal wie gut mein Können mit dem Schwert ist, wird es nicht den Unterschied zwischen mir und denen ausgleichen, die Magie benutzen können. Denn ich kann dann einfach nicht nah genug rankommen, bevor sie mich erstens komplett auseinandernehmen oder zweitens einfach durch einen Boost abhauen können, wie das, was dieses kleine Mädchen gemacht hat, um mich zu verwirren.
Ich muss auf jeden Fall stärker werden, um in dieser Welt ein entspanntes Leben zu führen, wie ich es mir erhofft hatte, oder überhaupt überleben zu können.
Die Luft wurde mit jeder Sekunde, die ich in meinem Zimmer verbrachte, stickiger. Es war anstrengend, hier einfach nur rumzugammeln, allein nur mit sich selbst in einem Raum ohne Dekoration. Vielleicht gibt es hier noch Relikte vom früheren Besitzer dieses Körpers. Vor allem Dinge über Dinge, die ich noch nicht erfahren habe durch meine Erinnerungen.
Schließlich gab es eine große Lücke im Verhalten in manchen Momenten früherer Leben und zusätzlich auch noch Mangel an Details von diesen Erinnerungen, die es vielleicht erklären könnten. Aber diese Bastarde, die das Leben von ihm schwer gemacht haben, müssen auf jeden Fall dafür büßen. Wenn sie nicht sowieso schon tot sind.
Als ich auf meinem Bett aufstand, sackte die Matratze komplett ein und verschluckte meine Füße komplett, bis zu meinen Knöcheln. Die leichte Wärme zog die Kälte aus meinem Körper heraus, der sich langsam auf eine angenehme Temperatur näherte. Dann stoppte es allmählich.
Ich sprang vom Bett runter und landete auf dem Boden früher als erwartet und bemerkte schnell, wie angenehm warm doch die Matratze war, als die Kälte des Holzbodens an mir hochkletterte und fiel, als ich es hoch hebte , um einen Schritt zum Bücherschrank zu gehen, der in Topform gehalten wurde, weil ich – nein, der frühere Besitzer – sehr viel gelesen hat, weil es eines der einzigen Dinge war, die er machen konnte.
Zusätzlich sollte in diesem Bücherregal ein Tagebuch von ihm drin sein, das er jeden Tag geschrieben hat. Dort konnte ich vielleicht noch mehr über ihn herausfinden. Schließlich lebe ich jetzt hier, in diesem Körper.
Das Regal war so groß, dass ich ohne Anstrengung perfekt an die oberste Reihe kam, wo nach seiner Erinnerung das Tagebuch hinter ein paar anderen Büchern versteckt sein soll. Ich griff nach einem Buch aus der obersten Schublade. Es war ein Buch über Magie. Warum hatte er das? Vielleicht einfach, um es zu versuchen.
Ich legte es neben mich auf den Schreibtisch. Das Tagebuch war gerade so sichtbar, hinter der Mauer an Büchern, die ich gerade eben durchbrochen habe. Es glimmerte mit einem grünen Schimmer, der am Buchrücken entlangfloss.
Ich griff nach dem Buch, es war unerwartet leicht in der Hand und hatte ein anziehendes Gefühl, wenn man es hielt. Ist das ein Zauber?