Ich hielt es in meiner Hand und versuchte, es aufzumachen. Es rührte sich, gab aber nicht nach. Als wenn es jemand zusammenhalten würde.
Das anziehende Gefühl war jetzt kein Gefühl mehr, denn es sog irgendetwas in mir in meine Hände, die das Buch hielten.
Meine Hände fühlten sich an, als wären sie angeschwollen.
Was ist das? Ist das vielleicht Blut? Nein, das ist es nicht.
Dieses wohlige Gefühl in meinem Körper war komplett in meinen Händen fokussiert.
Es versuchte, rauszuplatzen, doch hielt es meine Haut zurück.
Es war ein unangenehmes Gefühl, wie Nadeln, die die ganze Zeit von innen nach außen pieksten.
„Warte, ist das Mana!?“
Ich griff zu. Meine Haut an den Händen wurde weiß vor Blutverlust.
Das stechende Gefühl dämpfte sich und breitete sich zu meinen Armen aus.
Wenn ich diese anspanne – verteilt es sich dann noch weiter?
Ich spannte nun auch meinen Oberarm an, bis ich nicht mehr konnte.
Diesmal verschwand das Gefühl komplett, und eine angenehme Hitze war an meinem Oberkörper zu spüren.
Ich wiederholte dies wieder, nur diesmal mit dem ganzen Oberkörper. Mein Körper war wieder normal.
Was war das denn? Kann es Mana entziehen?
„Warte, wenn wir davon ausgehen, dass das wirklich Mana war, was vom Buch angezogen wurde,
heißt das jetzt, dass ich Mana manipulieren kann?!
Woher kommt es, dass all dies in den ersten paar Stunden passiert, die ich in dieser Welt verbringe?
Der frühere Besitzer konnte nicht mal ein Schwert schwingen und Mana nicht mal spüren.
Und ich schaffe dies alles, was er in 17 Jahren nicht geschafft hat, in nur misslichen 4 oder so Stunden.
Das ist viel zu OP!“
Lag es vielleicht an diesem Tagebuch, dass ich es spüren kann?
Die erste Seite fing an, plötzlich gegen meine Hand zu drücken. Ich ließ nach.
Ich griff weniger fest zu, sodass das Buch aufschlug.
Das Gefühl von den Nadeln kam nicht wieder, obwohl es immer noch zu ziehen schien.
Die erste Seite war nun sichtbar.
Sie war so gut wie leer, bis auf ein paar Zeilen in der Mitte oben.
Dort war etwas geschrieben. Die Buchstaben waren geschwungen geschrieben,
doch waren sie effizient, ohne auch nur ein wenig zu überschreiben.
Die Schrift konnte ich jedoch nicht entziffern. Wie auch – es war schließlich eine andere Welt, in der er jetzt war.
„Dann muss ich irgendwelche Hinweise finden, die mir helfen könnten, beim Lesen dieser Schrift“,
sagte ich, während ich es wieder hinter die Mauer der Bücher stellte, die es beschützt hatten.
Doch nahm ich das Buch über Magie für Anfänger mit mir, wodurch ich eine Lücke hatte in der Mauer,
die ich mit einem anderen Buch von unten füllte.
Jetzt, wo ich es wieder versteckt hatte, habe ich mich auf mein Bett mit dem Magiebuch gesetzt und es aufgeblättert.
Es war ganz schön dick, wenn es nur für Anfänger ist.
Aber genau als ich die erste Seite des ersten Kapitels aufmachen wollte, klopfte es an meiner Tür.
Wer ist das? Vielleicht ein Bediensteter, der mir etwas bringen oder sagen will.
Ich hoffe, keine Bestrafung für die Erniedrigung von mir und meiner Familie,
die ich durch meinen Kampf eingebracht habe.
Eine männliche Stimme erklang: „Fremocy, wir müssen sprechen!“
Ich verstand nicht viel, aber sie war laut und wollte mit mir direkt sprechen.
Das ist mein Vater.
Durch mich fuhr ein Puls, als ich darüber nachdachte, was er alles sagen könnte.
„Du Miststück, du hast alles ruiniert. Wegen dir haben wir die einzige Chance auf einen Gewinn verloren.
Wie kannst du nur!“ Oder auch: „Du bist kein Familienmitglied mehr und hiermit für immer aus diesem Haus verbannt!“
Uha … da ging mir die Kraft aus den Beinen.
Doch bin ich immer noch aufgestanden.
Meine wie gelähmten Beine noch gerade so fähig, mich zu tragen.
Die Tür kam immer näher. Mein Puls kam immer höher.
Meine Sorgen aber nicht weniger.
Was wird er sagen?