KAPITEL 4

Valentina saß schweigend da, Raymonds Worte hingen in der Luft wie ein Echo, dem sie nicht entkommen konnte.

Dann bewegten sich ihre zitternden Hände zum Rand ihres Schals, zögerlich, aber entschlossen.

Mit einem sanften Zug lockerte sie ihn und ließ den Stoff fallen, um ihr Gesicht zu enthüllen – ein Gesicht, das von Narben und Verbrennungen gezeichnet war, die Haut uneben und verfärbt. Nur ihre leuchtend blauen Augen blieben unberührt und strahlten mit einer Reinheit, die fast überirdisch wirkte.

In diesem Moment wandte sie sich Raymond zu, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

"Wirst du jetzt an der nächsten Haltestelle aussteigen?"

Jedoch zuckte Raymond beim Anblick von ihr nicht zurück. Sein Blick war ruhig, unerschütterlich, als er seine Hand hob. Langsam streckte er sie aus und legte sie sanft auf ihre Wange, seine Berührung vorsichtig und zart.

"Du bist wunderschön," sagte er mit fester Stimme, als wäre es die unbestreitbarste Wahrheit der Welt.

Als sie hörte, was Raymond gerade gesagt hatte.

Valentinas Atem stockte, ihre leuchtenden Augen weiteten sich ungläubig. Sie war fassungslos, aber der Schmerz, der in ihre Züge eingemeißelt war, veränderte sich nicht.

"Wer... wer bist du?" fragte sie mit zitternder Stimme.

Raymonds Lippen verzogen sich zu einem kleinen, aufrichtigen Lächeln.

"Ich bin dein Ehemann, Valentina," sagte er schlicht, als trüge dieser Titel alle Antworten, die sie brauchte.

In diesem Moment begannen sich Tränen in Valentinas Augen zu sammeln und verschleierten die Ränder ihres Blickfelds. So lange hatte sie geglaubt, sie sei jenseits von Liebe, jenseits von Rettung, aber hier war dieser Mann, der ihre Narben betrachtete, als wären sie nichts, als wäre sie vollkommen.

"Es ist in Ordnung zu weinen," sagte Raymond sanft, sein Lächeln wurde tiefer.

"Die besten Tage kommen noch. Weine jetzt alles heraus, denn ich werde nicht zulassen, dass du noch mehr weinst."

Sofort flossen die Tränen über und zeichneten die Linien ihres Gesichts nach, aber Valentina sagte nichts. Sie konnte keine Worte finden, ihre Gefühle waren zu verworren, um sie zu entwirren.

Dann brach ihre Stimme endlich durch die Stille, zitternd, aber entschlossen.

"Ich bin am ganzen Körper verbrannt," gestand sie, ihr Ton war von einer Mischung aus Angst und Resignation gefärbt.

Als er ihre Worte hörte, nickte Raymond, sein Gesichtsausdruck unverändert. "Ich weiß," sagte er sanft. "Und ich weiß auch, dass du keine schwere körperliche Arbeit leisten oder Sex haben kannst. Ich habe alles über dich gelesen, bevor ich kam."

Valentinas Stirn runzelte sich verwirrt.

"Was meinst du damit?" fragte sie, ihre Stimme vorsichtig.

In diesem Moment wurden Raymonds Augen weicher, seine Hand bewegte sich, um ihre zu bedecken.

"Es bedeutet, dass ich das ändern werde," sagte er mit fester Stimme, obwohl die Bedeutung hinter seinen Worten unklar blieb.

Valentina starrte ihn an, unsicher, was sie sagen oder fühlen sollte.

Sie dachte, er müsse meinen, dass er sie beschützen würde, aber etwas an der Art, wie er sprach, trug ein Gewicht, das sie nicht ganz erfassen konnte.

Raymonds Hand blieb auf ihrer, als er fortfuhr, seine Stimme leise und voller Überzeugung. "Alles, was du deiner Schwester über mich erzählt hast, ist wahr. Ich liebe dich wirklich, Valentina. Nicht wegen irgendetwas anderem – sondern wegen dir."

Als sie hörte, was Raymond gerade gesagt hatte.

Valentinas leuchtend blaue Augen suchten Raymonds, versuchten, den Mann vor ihr zu verstehen. "Ich mag keine Menschen mit Bärten," sagte sie leise, ihre Stimme fest, aber mit einem Hauch von Zögern. Ihr Blick fiel auf den dicken, ungepflegten Bart, der bis zu seiner Brust reichte.

"Und deiner... er ist zu lang." Sie blickte auf sein Haar, das bis zu seinem Rücken floss.

"Ich mag auch keine langen Haare. Würdest du sie für mich schneiden?"

Sofort zuckten Raymonds Lippen zu einem kleinen Lächeln.

"Ich lasse dich sie für mich schneiden," sagte er, seine Stimme warm und ruhig, als hätte er darauf gewartet, dass sie fragt.

Valentina blinzelte, überrascht von seiner leichten Akzeptanz.

Sie holte tief Luft und griff in ihre Tasche, um den gefalteten Scheck wieder herauszuziehen.

Ihre Hände zitterten leicht, als sie ihn ihm zeigte.

"Das könnte uns helfen," sagte sie leise. "Wir könnten ein Haus mieten, etwas zu essen kaufen. Es ist nicht viel, aber es ist etwas."

Ihr Ton änderte sich, fest, aber aufrichtig. "Und du hast eine Sache falsch verstanden über mich, Raymond. Ich bin nicht körperlich schwach. Ich kann arbeiten. Ich kann wirklich arbeiten."

Raymond betrachtete sie einen Moment lang, sein Gesichtsausdruck wurde weicher.

"Das wird nicht nötig sein," sagte er einfach, seine Worte mit stiller Zuversicht durchsetzt.

Jedoch bevor sie fragen konnte, was er meinte, verlangsamte das Taxi seine Fahrt und hielt an. Valentina blickte aus dem Fenster, ihre Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. Sie waren nicht an irgendeiner schäbigen Straßenecke oder in einem heruntergekommenen Viertel, wie sie es erwartet hatte. Stattdessen befanden sie sich vor einer weitläufigen Villa.

Sie stieg aus dem Auto, als Raymond ihr die Tür öffnete, seine Hand ausgestreckt, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Seine Eltern waren bereits aus dem Fahrzeug ausgestiegen und standen ruhig vorne und beobachteten ihre Reaktion.

Valentina drehte sich um und nahm den Anblick des riesigen Hauses vor ihr auf.

Die schiere Größe ließ ihr Herz rasen, und die perfekt gepflegten Rasenflächen und die hohen Tore fühlten sich an wie aus einem Traum.

In diesem Moment blickte sie zu Raymond, ihre Stimme zitterte leicht.

"Was machen wir hier? Arbeitest du... hier?"

Raymonds Lächeln wurde breiter, seine rotumrandeten Augen glänzten mit stillem Stolz.

"Das ist mein Zuhause," sagte er einfach.

Sofort klappte ihr Kiefer herunter, als sie ihn anstarrte und versuchte, seine Worte zu verarbeiten.

Jedoch bevor sie antworten konnte, schwangen die Türen der Villa auf, und ein Strom von Dienstmädchen und Wachen trat heraus, jeder bewegte sich mit geübter Präzision.

Sie trugen Körbe mit Blütenblättern, die sie anmutig auf den Boden warfen.

Der sanfte Duft von Rosen erfüllte die Luft, als ein roter Teppich in einem Augenblick ausgerollt wurde, der sich vom Auto bis zum großen Eingang der Villa erstreckte.

Valentina stand wie erstarrt da, ihre Gedanken rasten. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Das musste ein Traum sein. Ihre leuchtend blauen Augen huschten zu Raymond und seiner Familie, versuchten, das alles zu verstehen.

Das konnte nicht real sein. Es musste ein Scherz sein. Aber als sie die Dienstmädchen und Wachen respektvoll verbeugen sah, ihre Bewegungen echt und präzise, da wusste sie, dass es keiner war.

Und doch ergab nichts davon einen Sinn. Raymond und seine Familie sollten obdachlos oder arm sein.

Raymonds Vater, Benjamin Malcolm, stand aufrecht, seine Präsenz plötzlich befehlend, als er sprach. "Mein Sohn ist ein Prinz," sagte er, sein Ton ruhig, aber bestimmt.

"Hast du wirklich gedacht, wir wären obdachlos? Wir haben das inszeniert, um dich aus dem Callum-Haus zu holen. Und glücklicherweise hat es funktioniert."

In diesem Moment weiteten sich Valentinas leuchtend blaue Augen, Unglaube blitzte über ihr Gesicht.

"Das kann nicht wahr sein," sagte sie, ihre Stimme zittrig.

Raymonds Mutter, Cecilia Malcolm, trat vor, ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, als sie sanft Valentinas Hände nahm.

"Es ist wahr," sagte sie mit einem warmen Lächeln.

"Wir sind reich."

Jedoch bevor Valentina antworten konnte, führte Cecilia sie hinein, ihr Griff fest, aber beruhigend. In dem Moment, als sie die Villa betraten, erstarrte Valentina, ihre Augen scannten den Raum.

Der Raum war atemberaubend. Goldene Akzente zierten die Wände, die Möbel glänzten mit komplizierter Handwerkskunst, und Kronleuchter funkelten wie Sterne darüber. Die Luft trug einen schwachen Duft von Luxus, von etwas Altem und Zeitlosem.

Valentina blinzelte, überwältigt von der Pracht des Raumes.

"Das Gold... es ist wunderschön," murmelte sie, ihre Stimme voller Ehrfurcht.

"Es sieht so viel reicher in der Qualität aus als alles, was ich je zuvor gesehen habe."

In diesem Moment öffnete Cecilia den Mund, um zu sprechen, bereit zu enthüllen, dass das Gold echt war, aber Benjamin fing ihren Blick auf und schüttelte leicht den Kopf.

Seine stille Botschaft war klar: Valentina kann das nicht alles auf einmal aufnehmen. Sie müssen sie langsam daran gewöhnen.

Cecilia zögerte, lächelte dann und sagte nichts, ihr Griff um Valentinas Hand verstärkte sich leicht in stiller Versicherung.

Dann wandte sich Valentina ihnen zu, immer noch versuchend, alles zu verarbeiten. "Das... das muss jemand anderem gehören," sagte sie, ihre Stimme zitternd. "Woher habt ihr so viel Geld? Dieser Ort ist größer als die Callum-Residenz!"

In diesem Moment betrat Raymond den Raum, nachdem er Valentinas Habseligkeiten ausgepackt hatte. Seine Eltern stellten sich neben ihn und bildeten eine geschlossene Front.

"Dieses Haus gehört uns," sagte Raymond, sein Ton lässig, aber voller Gewissheit.

"Ich besitze ein Unternehmen – ein Familienunternehmen. Es ist das, was für uns sorgt."

Valentinas Kiefer klappte leicht herunter, als sie ihn anstarrte.

"Ein Unternehmen? Wie heißt es?"

Raymond lächelte leicht und erzählte es ihr. Der Name bedeutete ihr nichts – es war nichts, was sie je zuvor gehört hatte.

"Ich werde dir später alles erklären," sagte Raymond, seine Stimme wurde sanfter. "Lass uns dich erst einmal einrichten."

Cecilia lächelte warm und legte eine Hand auf Valentinas Schulter. "Komm mit mir," sagte sie, ihr Ton sanft, aber bestimmt. "Ich möchte dir unseren Familiengeschichtsraum zeigen."

In diesem Moment scannte Valentinas leuchtend blaue Augen den Stammbaum, der an der Wand hing. Jeder Zweig detaillierte Namen, Verbindungen und Titel, die alle auf eine unbestreitbare Wahrheit hinwiesen – dieses Haus gehörte wirklich Raymond und seiner Familie. Ihre Brust zog sich zusammen, eine Mischung aus Ehrfurcht und Unglaube überkam sie.

"Das... das ist real," murmelte sie, ihre Stimme kaum hörbar.

Cecilia stand neben ihr, mit einer beruhigenden Hand auf ihrer Schulter. "Du musst dir keine Sorgen machen, Valentina," sagte sie sanft. "Du wirst bei uns nicht leiden. Wir werden uns um dich kümmern."

Aber Valentina konnte die Verwirrung, die ihren Verstand umwölkte, nicht abschütteln. Dann wandte sie sich Cecilia zu, ihre Stirn gerunzelt.

"Warum?" fragte sie, ihre Stimme zitternd. "Warum würdest du Raymond erlauben, jemanden wie mich zu heiraten, angesichts meines Zustands? Ich verstehe das alles nicht."

Cecilia seufzte, ihr Ausdruck warm, aber ernst. Sie holte tief Luft, bevor sie antwortete. "Weil Raymond dich wirklich liebt," sagte sie, ihre Worte stetig und bedacht. "Und wir unterstützen ihn in allem, was er tut. Das bedeutet, dass wir dich auch mögen, Valentina. Du bist jetzt Teil unserer Familie."

Valentinas Herz schmerzte bei der Aufrichtigkeit in Cecilias Stimme, aber die Traurigkeit in ihr wuchs nur. Sie senkte den Kopf, Tränen sammelten sich in ihren Augen. Als sie früher in das Auto gestiegen war, hatte sie sich bereits Raymonds unwürdig gefühlt. Aber jetzt, umgeben von den unbestreitbaren Beweisen für den Reichtum und Einfluss seiner Familie, verstärkte sich dieses Gefühl.

"Ich verdiene ihn nicht," flüsterte sie, ihre Stimme brach. "Wenn ich all das sehe, weiß ich, dass ich ihn überhaupt nicht verdiene. Warum sollte ein Mann wie Raymond mich überhaupt heiraten? Er sieht so... wohlhabend aus."

Cecilia trat sofort näher, ihr Ton beruhigend, als sie begann, Valentina zu trösten.

"Denk nicht so," sagte sie sanft und streichelte Valentinas Arm. "Du bist ein besonderer Mensch, Valentina. Du bist mehr als genug. Lass dich nicht von dem beeinflussen, was andere sagen oder denken. Wir werden dir helfen – wir werden alles in Ordnung bringen."

Aber die Tränen fielen weiter, und Valentina konnte sie nicht aufhalten. Sie fühlte sich überwältigt, verloren in einem Wirbelsturm von Emotionen. Ihr Blick wanderte, verzweifelt nach etwas suchend, das ihr Halt geben könnte, als ihre Augen auf einen Tisch in der Nähe des Stammbaums fielen. Etwas glänzte unter der sanften Beleuchtung.

In diesem Moment wischte sie ihre Tränen weg und trat näher, ihre Neugier geweckt. Als sie sich näherte, erkannte sie, dass es wie ein Stein war, eingebettet in den kunstvollen Tisch nahe der Wand.

Seine Oberfläche schimmerte leicht, ein tiefer, reicher Farbton, der fast unwirklich schien.

Dann zeigte Valentina darauf, ihre Stimme durchbrach die Stille. "Ist das nicht... Gold?"