Valentinas leuchtend blaue Augen blieben auf das Goldstück gerichtet, das in den Tisch eingelassen war. Seine reiche, glänzende Oberfläche schien im sanften Licht fast lebendig zu sein, und ihr Verstand raste angesichts des schieren Wertes dessen, was sie betrachtete.
"Wie kann so etwas einfach hier liegen, unberührt?" fragte sie, ihre Stimme voller Unglaube.
"Das könnte leicht eine Million Dollar wert sein... vielleicht sogar zwei."
In diesem Moment lächelte Cecilia sanft, ihr Ton ruhig, aber mit einem Hauch von Stolz.
"Es ist ein traditioneller Gegenstand," erklärte sie. "Er ist seit Jahrzehnten in unserer Familie. Wir berühren ihn nicht. Es ist mehr als nur Gold—es ist Geschichte."
Valentina nickte langsam und ließ das Gewicht von Cecilias Worten auf sich wirken. Ihr Blick verweilte noch einen Moment länger auf dem Gold, bevor sie zurücktrat, wobei das Staunen in ihrem Gesichtsausdruck einer stillen Akzeptanz wich.
In diesem Moment betrat Benjamin den Raum, seine Schritte gleichmäßig und bedacht.
"Valentina," sagte er, seine Stimme warm, aber direkt. "Dein Zimmer ist vorbereitet. Du solltest dich umziehen und zum Essen fertig machen."
Valentina nickte leicht und folgte Benjamins Führung, während Cecilia hinter ihnen herging. Als sie den Raum verließen, blickte Cecilia kurz umher, ein wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen.
'Wenn Valentina nur wüsste, dass der ganze Raum aus Gold besteht', dachte sie, das Geheimnis vorerst sicher bei ihr verwahrt.
Sie begaben sich ins Wohnzimmer, wo Valentina sich schließlich auf einen Sitz niederließ. Kurz darauf brachten die Dienstmädchen das Essen herein und stellten es vorsichtig auf den Tisch vor ihr. Der Duft traf sie sofort, warm und vertraut, und ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, was es war.
Es war ihr Lieblingsessen.
Sofort schaute sie auf, ihre Stimme mit Überraschung gefärbt.
"Wie... woher wusstet ihr, dass das mein Lieblingsgericht ist?"
In diesem Moment lehnte sich Raymond leicht nach vorne, ein kleines Lächeln spielte auf seinen Lippen.
"Es wurde uns gesagt," sagte er schlicht.
Der Speisesaal war erfüllt vom sanften Klirren des Bestecks und dem leisen Summen der Unterhaltung, aber Valentina saß still da, ihre leuchtend blauen Augen auf den Löffel vor ihr gerichtet. Ihre Hand zitterte leicht, als sie versuchte, ihn anzuheben, nur um ihn wieder abzusetzen. Sie konnte es nicht erklären—vielleicht war es die überwältigende Freundlichkeit von Raymonds Familie oder der wachsende Gedanke in ihrem Kopf, dass sie nichts davon verdiente.
Als er ihr Zögern bemerkte, stand Raymond wortlos von seinem Platz auf, ging zu ihr hinüber und nahm ihr sanft den Löffel aus der Hand. Seine Bewegungen waren ruhig und bedacht, als er begann, sie selbst zu füttern. Jede Geste trug eine stille Zärtlichkeit in sich, und Valentina konnte sich nicht dazu bringen, ihn aufzuhalten.
Als sie fertig waren, erhob sich Raymond erneut und bedeutete ihr, ihm zu folgen. "Komm," sagte er leise. "Lass mich dir dein Hauptzimmer zeigen."
Valentina folgte ihm die große Treppe hinauf, ihr Herz schwer von einer Mischung aus Dankbarkeit und Unglauben. Als er die Tür öffnete, erstarrte sie. Der Raum war in einem sanften Cyanblau gestrichen—eine Farbe, die so vertraut war, dass es sich anfühlte, als würde sie in ein Stück ihres eigenen Geistes treten.
Ihre Augen weiteten sich, als sie hineintrat.
"Das... das ist meine Lieblingsfarbe," flüsterte sie und fuhr mit den Fingern über den Rand des Bettrahmens. "Woher wusstest du das?"
Raymond lehnte sich gegen den Türrahmen, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
"Es wurde uns gesagt," sagte er beiläufig.
Aber Valentina war nicht überzeugt. Sie drehte sich zu ihm um und verengte ihre Augen.
"Auf keinen Fall. Meine Familie wäre nicht großzügig genug, um euch all das zu erzählen. Woher kennt ihr all meine Lieblingssachen?"
Raymonds Lächeln schwankte leicht, und er rieb sich den Nacken, seine Augen glänzten mit einem spielerischen Schimmer. "Ich habe geraten," gab er zu. "Meine Mama, eigentlich. Sie ist diejenige, die die Farbe erraten hat."
Valentina blinzelte, ihre Überraschung war offensichtlich.
"Deine Mama hat meine Lieblingsfarbe erraten?"
Raymond nickte.
"Sie hat ein Händchen für solche Dinge."
Valentina schaute sich noch einmal im Zimmer um, ihre Finger strichen über die zarten Vorhänge und die kunstvoll gestalteten Möbel. Die Gedankenlosigkeit hinter all dem ließ sie sprachlos.
Nach einem Moment wandte sie sich wieder Raymond zu.
"Ich möchte dein Zimmer sehen," sagte sie plötzlich.
Ohne zu zögern führte Raymond sie den Flur hinunter zu einem anderen Zimmer. Als er die Tür öffnete, stockte Valentina der Atem. Sein Zimmer war in der gleichen cyanfarbenen Farbe gestrichen wie ihres.
Sie drehte sich zu ihm um, ihre leuchtend blauen Augen voller Überraschung. "Dein Zimmer auch?"
Raymond zuckte mit den Schultern, sein Lächeln wurde sanfter.
"Ich dachte, wir könnten eines Tages das gleiche Zimmer teilen, wenn du einverstanden bist. Also habe ich es neu streichen lassen."
Valentina starrte ihn an, ihre Emotionen wirbelten auf eine Weise, die sie nicht ganz beschreiben konnte. Schließlich lächelte sie schwach, ein Schimmer von Wärme durchbrach die Schwere in ihrer Brust.
Sie sah Raymond an, ihr Ton leicht, aber bestimmt. "Es ist Zeit, deine Haare und deinen Bart zu schneiden."
Valentina führte Raymond ins geräumige Badezimmer, ihre Hände überraschend ruhig, als sie den Stuhl vor dem Spiegel zurechtrückte. Sie nahm die Schere und den Kamm zur Hand, ihre leuchtend blauen Augen verengten sich leicht in Konzentration, als sie mit den Fingern durch sein langes, verfilztes Haar fuhr.
"Fangen wir mit den Haaren an," sagte sie leise, ihre Stimme ruhig, aber mit einem Hauch von Nervosität.
Raymond lehnte sich zurück, seine Haltung entspannt, als hätte er dies hundertmal zuvor getan.
"Tu dein Schlimmstes," scherzte er leicht und entlockte Valentina ein kleines Lachen.
Während sie vorsichtig sein Haar schnitt, konnte Valentina nicht anders, als zu fragen: "Wie gehst du überhaupt so zur Arbeit?"
Raymond grinste, seine rotumrandeten Augen trafen ihre im Spiegel. "Ich bin der CEO," sagte er beiläufig. "Meine Eltern besitzen 90 Prozent der Anteile. Wer wagt es, mich nach meinem Aussehen zu fragen?"
Valentina lachte darüber und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Du bist unglaublich."
Sie schnippelte weiter, bis sein Haar eine handhabbare Länge hatte und knapp unter seinem Nacken endete. Dann wandte sie sich seinem Bart zu und schnitt ihn vorsichtig ab, bis nichts mehr übrig war als glatte Haut.
Während die Aufgabe ihre Hände beschäftigte, wanderten ihre Gedanken. "Wie hoch ist der Nettowert deines Unternehmens?" fragte sie, ihr Ton neugierig, aber leicht.
"Fünfzig Millionen Dollar," antwortete Raymond, seine Stimme so ruhig wie immer.
Als sie hörte, was Raymond gerade gesagt hatte, hielt Valentina mitten im Schneiden inne, ihre Hand schwebte in der Luft.
Raymond bemerkte es und fügte schnell hinzu: "Wir planen bald eine Expansion. Wenn alles gut läuft, könnten wir bis zum Ende des Jahres bis zu hundert Millionen Dollar wert sein."
Aber Valentina schüttelte den Kopf und unterbrach ihn sanft. "Das meinte ich nicht," sagte sie leise. Sie legte die Schere weg, ihre Hände fühlten sich plötzlich schwer an.
"Ich habe aufgehört, weil... ich dich nicht verdiene."
Ihre Worte hingen in der Luft, leise, aber schwer vor Emotion. "Du musst dir keine Sorgen um mich machen," fuhr sie fort, ihre Stimme zitterte leicht. "Wenn du jemand anderen heiraten willst, habe ich nichts dagegen. Ich möchte nur... ich möchte nur, dass du dich geliebt fühlst."
Raymond drehte sich zu ihr um, sein Blick stetig und unlesbar. "Was ist der Sinn von Liebe, wenn es nicht darum geht, sich um jemanden zu kümmern, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten?" fragte er, seine Stimme leise, aber fest.
Valentina sah ihn an, ihre leuchtend blauen Augen durchsuchten sein Gesicht nach etwas, das sie nicht ganz benennen konnte. Sie wusste nicht, wie sie antworten sollte. Die Aufrichtigkeit in seinen Worten ließ sie sich roh fühlen, auf eine Weise exponiert, an die sie nicht gewöhnt war.
"Ich... ich weiß nicht," sagte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Sie reichte ihm die Schere. "Du kannst den Rest fertigstellen."
Raymond widersprach nicht. Er nahm die Schere und schnitt die restlichen ungleichmäßigen Strähnen seines Haares, bis es knapp unter seinen Nacken reichte. Sein Bart war jetzt vollständig verschwunden und ließ sein Gesicht sauber und definiert zurück.
Als er fertig war, stieg er unter die Dusche, das Geräusch des fließenden Wassers erfüllte das stille Badezimmer. Valentina lehnte sich gegen die Theke, ihre Gedanken wirbelten, während sie darauf wartete, dass er herauskam.
Nicht lange danach trat Raymond aus seinem Zimmer, sein frisches Erscheinungsbild fast nicht wiederzuerkennen im Vergleich zu dem Mann, der er noch vor Stunden gewesen war.
Sein ordentlich getrimmtes Haar umrahmte sein Gesicht perfekt, und ohne den dicken Bart waren sein scharfer Kiefer und seine durchdringenden Augen ausgeprägter. Er überquerte den Flur zu Valentinas Zimmer und klopfte sanft, bevor er eintrat.
Valentina, die am Rand ihres Bettes saß, drehte sich beim Geräusch der sich öffnenden Tür um. Ihre leuchtend blauen Augen weiteten sich, als sie den Mann vor sich betrachtete. Für einen Moment konnte sie nicht sprechen. Das war Raymond—aber nicht der, den sie zu kennen glaubte.
"Du..." brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme voller Überraschung.
"Du siehst... unglaublich aus."
Raymond lächelte leicht, seine Augen warm, aber still ihre Reaktion beobachtend.
Jedoch zögerte Valentina, ihre Hände zuckten leicht, als ob sie sich auf ihn zubewegen wollte. Sie verspürte einen überwältigenden Drang, ihn zu umarmen, die Distanz zwischen ihnen zu schließen, aber ihre Unsicherheiten hielten sie zurück. Stattdessen maskierte sie den Moment mit Humor.
"Du bist jetzt definitiv ein Frauenmagnet," sagte sie mit einem nervösen Lachen. "Vielleicht hätte ich dich einfach den Bart behalten lassen sollen, um mir Ärger zu ersparen."
In diesem Moment trat Raymond näher an sie heran, seine Bewegungen langsam, aber zielstrebig. Der spielerische Glanz in seinen Augen veränderte sich zu etwas Tieferem, etwas, das Valentinas Herz rasen ließ. Sein Blick schien mit einer Intensität zu leuchten, die sie aus der Fassung brachte.
Instinktiv trat Valentina einen Schritt zurück, ihr Atem stockte, als sie versuchte, die plötzliche Veränderung in seinem Verhalten zu verarbeiten.
Seine Präsenz war magnetisch, überwältigend auf eine Weise, die sie nicht erwartet hatte. Sie ging weiter zurück, bis ihr Fuß am Rand des Teppichs ausrutschte.
Sofort stieß sie einen kleinen Schrei aus, als sie das Gleichgewicht verlor, aber bevor sie fallen konnte, schossen Raymonds Hände hervor und stabilisierten sie. Sein Griff war fest, seine Berührung beschützend, als er sie wieder aufrichtete.
"Sei vorsichtig," sagte er sanft, seine Stimme ruhig, aber voller Sorge.
Valentinas Wangen erröteten, ihre leuchtenden Augen wichen seinem Blick aus, als sie nickte.
Dann ließ Raymond sie los und trat gerade weit genug zurück, um ihr Raum zu geben. Er lächelte sanft, sein Ton wurde leichter, als er sagte: "Wie wäre es, wenn wir auch dein Aussehen verändern?"