KAPITEL 6

Als sie hörte, was Raymond gerade gesagt hatte.

Valentinas leuchtend blaue Augen weiteten sich bei Raymonds Worten, unsicher, ob er es ernst meinte. Sie zögerte, fand ihr Gleichgewicht wieder, während ihr Herz in ihrer Brust raste.

"Ich wünschte, ich könnte", sagte sie leise, ihre Stimme trug die Last der Sehnsucht. "Ich wünschte, ich könnte zu meinem alten Ich zurückkehren."

Dann trat Raymond näher, sein Ausdruck ruhig und ernst.

"Ich möchte deinen ganzen Körper sehen, Valentina", sagte er sanft, aber bestimmt.

Sofort schlug ihr Herz heftiger, der Raum fühlte sich plötzlich kleiner an.

"Du... du machst Witze, oder?" fragte sie, ihre Stimme leicht zitternd. Aber sein Blick schwankte nicht. Seine Augen, erfüllt von einer stillen Mischung aus Mitleid und Entschlossenheit, sagten ihr, dass er nicht scherzte.

"Ich will es sehen", wiederholte Raymond, sein Ton unnachgiebig.

In diesem Moment erstarrte Valentina, ihre Gedanken rasten. Sie hatte niemandem freiwillig ihre vollständigen Narben gezeigt, nicht einmal sich selbst seit Jahren.

Der Gedanke, sie Raymond zu zeigen, war erschreckend, aber etwas in seiner Gegenwart ließ sie innehalten.

Langsam nickte sie, obwohl ihr Körper sich steif anfühlte.

Ihre zitternden Finger bewegten sich zu dem Schal, der um ihren Kopf gewickelt war. Sie zögerte einen Moment, bevor sie ihn abnahm und ihr Haar ihren Rücken hinunterfallen ließ. Die langen Strähnen, ungleichmäßig und zerbrechlich, umrahmten ihre vernarbten Schultern, als sie ihm den Rücken zuwandte und stattdessen zum Bett blickte.

Raymonds Augen fielen auf den Reißverschluss, der an der Rückseite ihres Kleides hinunterlief, ein stilles Signal von Valentina, das sie nicht laut aussprechen würde. Sie wollte, dass er den nächsten Schritt machte, um zu sehen, ob er wirklich meinte, was er sagte.

Ohne weitere Zeit zu verschwenden, trat Raymond näher, seine Bewegungen langsam und bedacht, seine Hände ruhig, als sie den Reißverschluss berührten. Das leise Geräusch des Metallzugs hallte im Raum wider, aber bevor er weitergehen konnte, durchbrach Valentinas Stimme die Stille.

"Schließ deine Augen", sagte sie, ihr Ton schwer vor Traurigkeit.

"Was du sehen könntest... es könnte dich traumatisieren."

Jedoch hielt Raymond nicht inne und zögerte nicht. Er begann, den Reißverschluss von Valentinas Kleid herunterzuziehen, seine Bewegungen bedacht, aber sanft. Als das metallische Geräusch den stillen Raum füllte, durchbrach seine Stimme die Stille.

"Ein echter Mann kann niemals vom Körper seiner Frau traumatisiert werden", sagte er ruhig. "Stattdessen sollte er sich... energetisiert fühlen."

Das Kleid teilte sich langsam und enthüllte die Narben darunter.

Der Stoff rutschte herunter und entblößte ihren Rücken – verbrannte, verfärbte Haut, ein schmerzhaftes Zeugnis ihrer Vergangenheit. Braune, ungleichmäßige Hautfalten erstreckten sich über ihre Schultern, mit geschwollenen, runden Flecken, die wie stille Erinnerungen an das Feuer verstreut waren, das sie gezeichnet hatte.

In diesem Moment füllten sich Valentinas leuchtend blaue Augen mit Tränen, als sie geradeaus starrte, unfähig, sich umzudrehen.

Raymonds Schweigen nagte an ihr, und sie spürte, wie ihre Unsicherheiten an die Oberfläche stiegen wie Wellen, die bereit waren, sie zu ertränken.

"Bereust du es jetzt?" fragte sie, ihre Stimme brach, roh und verletzlich. "Siehst du es jetzt? Vielleicht hättest du mich gehen lassen sollen. Vielleicht hättest du einfach das Geld aus den Händen meiner Stiefschwester nehmen und mich..."

Jedoch bevor sie beenden konnte, spürte sie seine Lippen auf ihrer Schulter. Der Kuss war sanft, zärtlich und unnachgiebig.

"Du bist wunderschön", sagte Raymond, seine Stimme leise, aber fest, als ob die Worte eine unbestreitbare Wahrheit wären.

Sofort setzte Valentinas Herz einen Schlag aus. Sie drehte sich zu ihm um, ihre leuchtenden Augen weit geöffnet und erfüllt von Unglauben und einem Schimmer Hoffnung.

"Warum tust du das?" flüsterte sie, ihre Stimme zitterte vor Emotion.

"Sag mir einfach die Wahrheit. Sag mir, dass du es bereust, eine hässliche Kreatur wie mich geheiratet zu haben."

Tränen liefen ihre Wangen hinunter, als sie langsam das Kleid weiter fallen ließ und ihren ganzen Körper vor ihm entblößte.

Valentina stand da, zitternd, ihre Narben vollständig entblößt.

Jedoch erwartete sie, dass Raymond zurückzucken, die Augen schließen oder einen Schritt zurücktreten würde. Sie wappnete sich für eine Reaktion – Ekel, Schock oder Mitleid. Aber nichts davon kam.

Raymonds Ausdruck blieb ruhig, unlesbar, als ob nichts an ihrem Aussehen ihn aus der Fassung bringen könnte.

Das Fehlen von Urteil machte sie nur noch selbstbewusster, eine Welle der Scham kroch über sie. Sie hatte sich vollständig entblößt, und doch reagierte er überhaupt nicht.

Dann bewegten sich ihre Hände instinktiv, um sich zu bedecken, ihre leuchtend blauen Augen füllten sich mit Tränen. Aber bevor sie sich weiter zurückziehen konnte, trat Raymond näher und schloss die Lücke zwischen ihnen.

Ohne ein Wort schlang er seine Arme um sie und zog sie in eine feste Umarmung.

Seine Wärme war überwältigend und gab ihr Halt, selbst als ihre Emotionen drohten, sie zu überwältigen.

"Nenn dich niemals eine Kreatur", sagte er sanft, seine Stimme ruhig, aber voller Überzeugung. "Du bist ein Mensch. Und für mich bist du die schönste Frau, die ich je gesehen habe."

Valentina konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Sie flossen frei, als sie an Raymonds Brust schluchzte, ihre Hände krallten sich fest in sein Hemd. Durch ihre gebrochenen Schreie schaffte sie es zu flüstern: "Was bist du? Wer bist du?"

Wieder verstärkten sich Raymonds Arme um sie, seine Stimme leise und tröstend. "Ich bin dein Ehemann", sagte er einfach, als ob das die einzige Antwort wäre, die sie brauchte.

Für eine lange Zeit standen sie da, Valentina ließ jahrelangen aufgestauten Schmerz in seiner Umarmung heraus. Als ihre Schreie nachließen, zog Raymond sich sanft zurück, seine Hände ruhten auf ihren Schultern.

"Ich werde dir helfen, dich zu erholen", sagte er, sein Ton erfüllt von stiller Entschlossenheit.

"Es wird nicht lange dauern – nur ein paar Tage, vielleicht höchstens eine Woche."

Als sie hörte, was Raymond gerade gesagt hatte.

Valentina starrte ihn an, ihre leuchtenden Augen weit geöffnet mit einer Mischung aus Unglauben und zerbrechlicher Hoffnung. Sie hatte noch nie so viel in ihrem Leben gefühlt – so viel Fürsorge, so viel Akzeptanz. Langsam nickte sie.

Raymond lächelte schwach und nahm ihre Hand, führte sie ins Badezimmer. Drinnen holte er ein kleines Glas mit einer schwarzen, zähflüssigen Substanz hervor. Er begann, sie sanft über die verbrannten Stellen ihrer Haut zu reiben, seine Berührung vorsichtig und bedacht.

"Was ist das?" fragte Valentina leise, ihre Stimme zitternd.

"Es ist eine Behandlung, die ich gekauft habe", erklärte Raymond. "Es war nicht billig, aber es wird deine Wunden heilen. Vertrau mir."

Sie beobachtete ihn bei der Arbeit, seine Aufmerksamkeit war vollständig auf sie gerichtet. Zum ersten Mal fühlte sie sich nicht wie ein Objekt des Mitleids. Sie fühlte sich... umsorgt.

Nachdem er fertig war mit dem Auftragen des Tranks, trat Raymond zurück und holte ein Kleid, das er vorbereitet hatte. Es war elegant und maßgeschneidert, enger als das, was sie vorher getragen hatte, bedeckte sie vollständig, passte aber perfekt.

Er half ihr in das Kleid, stellte sicher, dass jedes Detail genau richtig war. Schließlich wickelte er ihren Schal wieder um ihr Gesicht und steckte ihn behutsam fest.

"Du wirst in den nächsten fünf Tagen kein Bad nehmen", sagte Raymond sanft, sein Blick traf ihren. "Der Trank braucht Zeit zum Wirken, und bis dahin wird er Wunder an deiner Narbe bewirken."

Valentina nickte leise, ihre leuchtend blauen Augen waren voller Zweifel, aber sie äußerte ihren Unglauben nicht. Selbst wenn sie Raymonds Worte über den Trank nicht vollständig glaubte, war ihr Herz bewegt von der Liebe, die er ihr gezeigt hatte – etwas, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie war bereit, ihm zu vertrauen, selbst wenn es blinder Glaube war.

Als ihre Gedanken wirbelten, breitete sich eine seltsame Wärme durch ihren Körper aus. Es begann subtil, wuchs aber schnell, fast überwältigend. Ihre Atmung beschleunigte sich, ihre Beine wurden unter ihr schwach.

"Raymond..." flüsterte sie, ihre Stimme schwach und zittrig.

Jedoch bevor sie mehr sagen konnte, gab ihr Körper nach, ihre Sicht verschwamm, als sie zu kollabieren begann. Raymond bewegte sich sofort und fing sie in seinen Armen auf, bevor sie auf den Boden fallen konnte.

Jedoch blieb sein Ausdruck ruhig, obwohl seine rotgeränderten Augen einen Funken Sorge verrieten.

Er trug sie sanft zum Bett und legte sie vorsichtig hin. Mit geübten Bewegungen richtete er die Decke über ihrer zerbrechlichen Gestalt und steckte sie sicher um sie herum. Valentinas Gesicht, obwohl blass, sah gelassen aus, als ob sie in einem tiefen, friedlichen Schlaf wäre.

Raymond stand am Bett und beobachtete sie für einen langen Moment. Die Spannung in seinen Schultern ließ leicht nach, als er ihre gleichmäßige Atmung bemerkte. Langsam beugte er sich hinunter und drückte einen sanften Kuss auf ihre Hand.

"Du wirst in Ordnung sein", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu ihr.

Er richtete sich auf, drehte sich um und ging zur Tür.

Als er sie öffnete und hinaustrat, wurde er mit einem unerwarteten Anblick konfrontiert – seine Eltern, Cecilia und Charles, standen schweigend im Flur.

Er konnte nicht anders, als über ihr Erscheinungsbild zu lächeln.

Sie sahen jung aus – unmöglich jung. Ihre Gesichtszüge waren glatt und strahlend, ihre Körper geschmeidig und voller Energie, als wären sie wieder zwanzig.

"Wird sie es überleben?" fragte Cecilia, ihr jugendliches Gesicht von Sorge gezeichnet. Ihre Stimme war sanft, trug aber eine Spur von Dringlichkeit.

Charles verschränkte die Arme, sein Ausdruck grimmig.

"Du kennst das Risiko", sagte er leise. "Wenn etwas schief geht, könnte sie es nicht schaffen. Und wenn es dazu kommt..." Er zögerte, sein Blick traf den von Raymond. "Hast du vielleicht keine andere Wahl, als sie erneut zu verwandeln."