In diesem Moment lehnte sich Raymond in seinem Stuhl zurück, sein durchdringender Blick wanderte zwischen Cecilia und Charles hin und her, während sie vor ihm standen. Sein Gesichtsausdruck war ruhig, aber bestimmt, und strahlte eine stille Autorität aus, die selbst die Stille schwer erscheinen ließ.
"Ihr habt gute Arbeit geleistet," sagte er schließlich mit gemessener Stimme.
"Ich werde alles überprüfen und euch mitteilen, was angepasst werden muss."
Sofort nickten Cecilia und Charles, ihre Körperhaltung war steif, während sie auf weitere Anweisungen warteten.
"Allerdings," fuhr Raymond fort, sein Ton wechselte zu einem subtilen Tadel, "gibt es noch etwas anderes, das wir ansprechen müssen."
In diesem Moment fixierten seine rotumrandeten Augen sie, scharf und unnachgiebig.
"Eure Chemie heute – sie war erbärmlich."
Cecilia blinzelte, überrumpelt, während Charles sich unbehaglich bewegte.
"Ihr habt euch wie Schläger benommen," sagte Raymond unverblümt, seine Worte durchschnitten den Raum wie eine Klinge.
"Raufbolde auf der Straße. Das ist nicht, was Valentina braucht, wenn sie aufwacht."
Er lehnte sich vor, seine Hände auf dem Schreibtisch gefaltet.
"Wenn sie ihre Augen öffnet, wird sie eine Mutter und einen Vater brauchen. Menschen, die Fürsorge, Wärme und Führung ausstrahlen. Keine lokalen Gangster, die sich über Unsinn streiten."
In diesem Moment senkte Cecilia ihren Blick, ihr Kiefer spannte sich an, während Charles leicht nickte, seine Hände an den Seiten geballt.
Dann wurde Raymonds Stimme sanfter, aber seine Worte trugen das gleiche Gewicht.
"Das ist es, was ich will, dass ihr für sie seid – eine Familie. Nichts weniger."
Der Raum war für einen Moment still, die Schwere seiner Worte legte sich über sie.
Dann, wie auf ein Stichwort, verbeugten sich sowohl Cecilia als auch Charles tief, ihre Stimmen im Einklang.
"Ja, Meister," sagten sie, ihre Töne voller Respekt und Unterwerfung.
Dann setzte sich Raymond an seinen Schreibtisch und blätterte akribisch durch die Stapel von Dokumenten.
Das Gewicht seiner Verantwortung lastete schwer auf ihm, aber sein Geist war nicht vollständig bei der Sache.
Es waren fünf Tage vergangen, und Valentina war immer noch nicht aufgewacht.
Er legte die Papiere beiseite, stand auf und ging zügig zu Valentinas Zimmer.
In dem Moment, als er eintrat, sandte der Anblick von ihr, wie sie still im Bett lag, einen Stich durch seine Brust.
Sie hatte sich nicht bewegt, seit er sie dort hingelegt hatte.
Ihr Atem war schwach, ihre leuchtend blauen Augen hinter geschlossenen Lidern verborgen.
In diesem Moment trat er näher und strich leicht mit einer Hand über ihren Arm. Ihre Haut war kalt bei der Berührung, aber nicht leblos.
Doch das Risiko wurde unbestreitbar. Wenn sie einen weiteren Tag ohne aufzuwachen verbringen würde, könnte ihr Körper der Belastung nicht standhalten.
Der Trank war nicht zu stark für einen Menschen, dachte er grimmig, obwohl er geglaubt hatte, Valentinas Widerstandsfähigkeit würde sie durchbringen. Jetzt begann der Zweifel zu kriechen und drohte, seine Gewissheit zu untergraben.
Zwei weitere Tage vergingen, und die Situation wurde ernst. Raymond stand in Valentinas Zimmer neben Charles und Cecilia, die beide besorgte Gesichtsausdrücke trugen. Valentinas einst lebendiger Teint war nun blass geworden, ihre Haut fast geisterhaft.
Das schwache Heben und Senken ihrer Brust hatte sich noch weiter verlangsamt, ihr Körper klammerte sich kaum noch ans Leben.
"Sie wacht nicht auf," flüsterte Cecilia, ihre Stimme schwer vor Sorge.
Dann trat Charles näher, legte eine Hand auf Valentinas Brust. Nach einem langen, angespannten Moment sprach er.
"Ihr Herz schlägt noch," sagte er leise.
"Aber es schwindet schnell. Wenn Ihr sie jetzt nicht verwandelt, Meister Raymond..." Er hielt inne, seine Stimme brach leicht.
"Werdet Ihr sie wieder verlieren."
Sofort ballte Raymond seine Fäuste, sein Kiefer spannte sich an, während er auf Valentinas reglose Gestalt starrte. Der Raum war erfüllt von Stille, das Gewicht von Charles' Worten hing schwer in der Luft.
In diesem Moment setzte sich Raymond auf die Kante von Valentinas Bett, sein sonst so ruhiger Gesichtsausdruck war von Aufruhr getrübt.
Er nahm sanft ihre Hand, ihre Finger schlaff in seinem Griff. Seine leuchtenden, rotumrandeten Augen fixierten ihr blasses Gesicht, und für einen kurzen Moment schwankte seine Entschlossenheit.
Er beugte sich hinunter, öffnete leicht seinen Mund, seine Zähne streiften ihr Handgelenk. Aber dann hielt er inne. Seine Hände zitterten, als er zurückwich, sein Geist erfüllt von Zweifeln und Emotionen, die er nicht unterdrücken konnte.
Er starrte lange auf ihre leblose Gestalt, bevor er tief seufzte und ihre Hand zurücklegte. Leise stand er auf und verließ den Raum, seine Schultern schwer von der Last der Entscheidung.
Jedoch blieben Cecilia und Charles zurück, ihre Gesichter grimmig, während sie über Valentina wachten. Minuten vergingen, bevor auch sie den Raum verließen und die Tür leise hinter sich schlossen.
Raymond stand im Flur, sein Blick in die Ferne gerichtet. Er wandte sich an Charles und fragte mit leiser Stimme: "Wie lange, bevor ich..." Er brach ab, unfähig, den Satz zu beenden.
Charles erwiderte seinen Blick und verstand die unausgesprochene Frage.
"Vielleicht weitere hundert Jahre," antwortete er feierlich.
"Weniger. Oder vielleicht länger diesmal."
Raymonds Kiefer spannte sich an, sein Geist raste mit Möglichkeiten. Gerade als er sich abwenden wollte, hallte ein schwaches Geräusch aus Valentinas Zimmer.
Sofort erstarrten alle drei, ihre Köpfe schnellten zur geschlossenen Tür. Ohne ein Wort stürzten sie hinein, ihre Herzen pochten.
Valentina war wach.
In diesem Moment tauschten Charles und Cecilia einen wissenden Blick aus, ihre Gestalten verwandelten sich zurück in die gebrechlichen, gealterten Figuren, die sie Valentina präsentiert hatten.
Der Raum schien still zu stehen, als Valentina sich regte, ihre Bewegungen langsam und bedacht. Sie setzte sich halb auf, ihre leuchtend blauen Augen blinzelten gegen das sanfte Licht. Es gab etwas Seltsames an ihrem Körper – etwas Unbekanntes, aber nicht Unangenehmes.
Ihre Hände bewegten sich instinktiv über ihre Arme und ihr Gesicht, ihre Finger strichen über Haut, die sich glatter, stärker anfühlte. Aber die Empfindung war so fremd, dass sie keinen Sinn daraus machen konnte.
Raymond stand am Fußende des Bettes, sein Gesicht erhellte sich mit einem ungehemmten Lächeln. "Herzlichen Glückwunsch, Valentina," sagte er, seine Stimme warm und stetig. "Du bist geheilt."
In diesem Moment weiteten sich ihre Augen ungläubig, ihr Atem stockte in ihrer Kehle.
"Geheilt?" flüsterte sie, das Wort zitterte auf ihren Lippen.
"Das ist... das ist nicht möglich."
Ohne auf eine Antwort zu warten, schwang sie ihre Beine über die Bettkante und stand auf, ihre Schritte wackelig, aber entschlossen. Ihr Blick huschte durch den Raum, bevor er auf dem Spiegel landete. Ihre Füße trugen sie wie instinktiv dorthin, ihre Hände griffen bereits nach dem Schal, der um ihren Kopf gewickelt war.
Mit einem tiefen Atemzug zog sie den Schal weg und ließ ihn zu Boden fallen.
Das Spiegelbild, das ihr entgegenblickte, war so atemberaubend, so unmöglich makellos, dass sie nach Luft schnappte.
Ihr Gesicht, einst von Narben gezeichnet, war jetzt glatt und strahlend. Ihre Haut leuchtete mit einer Wärme, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Tatsächlich sah sie sogar schöner aus, als sie sich selbst in Erinnerung hatte.
In diesem Moment drehte sie sich zu Raymond um, ihre Stimme brach.
"Was... was hast du mit mir gemacht?"