Tanias Augen weiteten sich ungläubig. "Ist das dein Ernst? Hast du nicht gesehen, wie sie dich behandelt hat? Sie will dich nicht mehr!"
Denis schnaubte und schüttelte abweisend den Kopf. "Anne ist nur wütend. Sie liebt mich zu sehr, um endgültig zu gehen. Sie kann ohne mich nicht leben." Er verschränkte die Arme vor der Brust, und ein selbstgefälliger Ton schlich sich in seine Stimme. "Ich werde mit ihr reden, sie beruhigen. Sie wird verstehen und zu mir zurückkommen."
Tanias Magen verkrampfte sich vor Wut, ihre Nägel gruben sich in ihre Handflächen. 'Er hat sich in diese Schlampe verliebt.' Die bitteren Gedanken überfluteten ihren Verstand und schürten ihren Groll. 'Anne, du wirst niemals zwischen mich und Denis kommen. Das werde ich nicht zulassen.'
Tania schluckte ihre Wut hinunter, milderte ihren Tonfall und streckte noch einmal die Hand aus. "Denis, bitte." Ihre Augen glänzten mit gespielter Verletzlichkeit. "Ich bin schwanger mit deinem Baby. Bedeutet dir das gar nichts? Kannst du mich nicht zurücknehmen?"
Denis trat zurück und vergrößerte den Abstand. Schuld huschte über sein Gesicht. "Diese Nacht... ich war betrunken. Ich wollte nicht, dass es passiert. Es war... ein Fehler."
Schock ließ sie erstarren, Unglaube stand in ihren Zügen geschrieben. "Fehler?" wiederholte sie.
Denis wich ihrem Blick aus, sichtlich unwohl. "Tania, es ist nicht so einfach. Ich meinte nicht—"
Aber sie unterbrach ihn, ihre Geduld riss. "Du willst sie, aber du willst mich nicht," spuckte sie, ihre Verzweiflung ging in Wut über. "Warum warst du dann die ganze Zeit mit mir zusammen? Hast sie ignoriert, deine Nächte mit mir verbracht—mit mir geschlafen. Was war ich für dich? Eine Geliebte?"
"Das ist nicht, was ich meinte. Du bist mir wichtig. Aber..." Er zögerte, rang nach den richtigen Worten. "Die Dinge sind jetzt anders. Anne ist..."
Tania ließ ihn nicht ausreden. Ihre Fassung brach völlig zusammen. "Warum das Zögern?" wimmerte sie, Tränen der Wut stiegen in ihre Augen.
"Du liebst sie nicht. Wenn du das tätest, hättest du deine Beziehung zu ihr nicht die ganze Zeit geheim gehalten. Gib es zu—du hast sie nur gewählt, weil ich nicht da war. Sie war nichts weiter als ein Ersatz. Jetzt, wo ich zurück bin, brauchst du sie nicht mehr."
Denis stand da, die Lippen geöffnet, als wolle er widersprechen, aber keine Worte kamen.
Sein Schweigen verstärkte nur ihre Wut. "Ich will eine klare Antwort. Willst du mich oder nicht?" Ihre Brust hob und senkte sich vor Zorn, ihre Augen loderten vor Verrat.
Klopf-Klopf...
Das plötzliche Geräusch zerstörte den Moment.
"Herein." Denis atmete scharf aus und rieb sich den Nacken.
Sein Assistent trat ein. "Hier ist das Überwachungsvideo vom Wartebereich des Krankenhauses." Er reichte Denis ein Tablet, sein Blick wanderte flüchtig zu Tania. "Ich habe die Aufnahmen bereits überprüft. Fräulein Clair hat Frau Tania nicht einmal berührt."
Tanias Gesicht wurde blass, Wut und Verlegenheit verdrehten ihr den Magen. Wie konnte alles so schnell auseinanderfallen?
Denis sprach nicht sofort. Er starrte auf das Tablet, sein Daumen schwebte über der Wiedergabetaste. Dann drückte er sie.
Das Video zeigte den Streit, obwohl der Ton stumm geschaltet war. Tania hob ihre Hand, um Anne zu ohrfeigen, stolperte stattdessen aber rückwärts und fiel von selbst zu Boden.
Anne hatte sie überhaupt nicht berührt.
Die Aufnahmen waren vernichtend.
Denis' Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, Wut brodelte unter der Oberfläche. Er explodierte jedoch nicht.
"Lass uns allein," sagte er kalt, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
Der Assistent nickte kurz und verließ das Büro, die Tür klickte hinter ihm zu.
Sobald sie allein waren, wandte sich Denis an Tania, sein Gesicht wie aus Stein. Er stieß das Tablet in ihre Richtung. "Was soll das?" zischte er. "Du hast gelogen. Du hast versucht, Anne reinzulegen."
Tania zuckte zusammen, erholte sich aber schnell. Sie legte das Tablet beiseite und griff nach seinem Handgelenk. "Ich lag falsch, okay? Ich hätte nicht lügen sollen. Aber ich habe es nur getan, weil ich dich liebe, Denis. Ich habe schreckliche Angst, dich zu verlieren. Kannst du das nicht sehen?"
Sie zwang sich zu einem Lächeln und versuchte, seinen Zorn zu besänftigen. "Lass uns das alles vergessen. Lass uns einfach heiraten."
Denis wich zurück und schüttelte sie ab. "Setz mich nicht unter Druck." Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. "Ich mag das nicht."
Tanias Fassung brach. Die Maske der Verletzlichkeit fiel ab und enthüllte die rohe Bitterkeit darunter. "Du zögerst wegen ihr, nicht wahr?" spuckte sie. "Hast du dich in Anne verliebt?"
"Liebe?" Er spottete und zwang sich zu einem bitteren Lachen. "Wer würde diese dumme Frau lieben? Es ist keine Liebe."
"Warum kannst du sie dann nicht gehen lassen? Warum klammerst du dich weiter an sie?"
Denis war sprachlos. Er wusste nicht, warum er den Gedanken, Anne zu verlassen, nicht ertragen konnte. Als sie die Trennung erwähnte, verlor er die Beherrschung. Warum ihre kalte Gleichgültigkeit ihn mehr in Rage brachte als Tanias Lügen es je konnten.
'Verliebe ich mich in sie?' Der Gedanke blitzte auf, unerwünscht. Er schob ihn fast so schnell beiseite, wie er aufgetaucht war. 'Das ist unmöglich. Sie ist nur ein Spielzeug. Sie ist nicht qualifiziert, mich zu verlassen.'
Es ging nur um Kontrolle, nichts weiter. Anne gehörte ihm, und sie konnte sich nicht von ihm abwenden.
Tanias Frustration kochte über, als sie keine Antwort bekam. "Immer noch zögerlich!" Das Feuer in ihr loderte auf. "Wenn du keine Verantwortung übernehmen kannst, werde ich dieses Leben beenden. Hier und jetzt."
Sie schnappte sich das Glas vom Tisch und schleuderte es zu Boden. Das Glas zersplitterte in unzählige scharfe Scherben.
"Was zum Teufel ist los mit dir?!" bellte Denis, momentan verblüfft von ihrem Ausbruch.
Bevor er verstehen konnte, was geschah, hockte sie sich hin und hob eine der größeren Scherben auf. Panik erfasste sein Herz, als er sah, wie sie die Scherbe an ihr Handgelenk setzte.
"Hör auf mit diesem Wahnsinn." In einem Augenblick stürzte er nach vorne, packte ihr Handgelenk und riss ihr die Scherbe aus der Hand. Die gezackte Kante schnitt in seine Handfläche, aber er bemerkte es kaum.
Er warf die Scherbe weg und zog sie in seine Umarmung. "Was zum Teufel denkst du dir? Dich selbst zu verletzen löst nichts!"
Tania sackte gegen ihn, ihre Schluchzer wurden an seiner Brust gedämpft. Sie griff nach dem Vorderteil seines Hemdes, ihre Augen rot und wild, als sie zu ihm aufblickte. "Versprich es mir," krächzte sie. "Versprich mir, dass du mit Anne Schluss machst."
Klingel-Klingel-Klingel...
Denis' Telefon klingelte, bevor er antworten konnte. Denis' Aufmerksamkeit richtete sich auf den Bildschirm. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, sobald er die Anrufer-ID sah. "Geh nach Hause und ruh dich aus," sagte er knapp und steckte das Telefon in seine Tasche. "Ich rede morgen mit dir."
Bevor Tania ihn aufhalten konnte, drehte er sich um und schritt aus dem Büro.
Tanias Gesicht verzerrte sich vor Wut. Ihre Hände ballten sich an ihren Seiten zu Fäusten. "Du hast dich in sie verliebt. Ich kann es nicht glauben." Jeder Atemzug schürte den Sturm, der in ihr braute. "Anne, du wirst niemals mit Denis zusammen sein. Ich werde es nicht zulassen."
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Anne stand auf dem Bürgersteig und sah zu, wie Augustines Auto um die Ecke verschwand. Mit einem müden Seufzer zog sie ihr Handy heraus. Ihr Daumen schwebte über dem Bildschirm, Unentschlossenheit huschte über ihr Gesicht.
"Wohin soll ich jetzt gehen?"
Zu Denis' Haus zurückzukehren war keine Option. Dieses Kapitel war geschlossen—versiegelt mit Verrat und Enttäuschung. Gleichzeitig wollte sie nicht in ihr Haus gehen.
Seit sie vor drei Jahren in Denis' Haus gezogen war, hatte sie es vermieden, in ihr Elternhaus zurückzukehren. Zurückzugehen bedeutete, sich der scharfen Zunge ihrer Pflegemutter und den selbstgefälligen Blicken ihrer Stiefschwester zu stellen. Sie wollte nicht in derselben toxischen Umgebung sein, aus der sie einst geflohen war.
Nach langem Überlegen wählte sie die Nummer ihrer Freundin. Es klingelte kaum zweimal, bevor eine vertraute, fröhliche Stimme erklang.
"Hallo?"
Anne schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. "Audrey... kann ich heute Nacht bei dir bleiben?"
"Natürlich, Liebes! Du bist hier immer willkommen," antwortete Audrey. "Komm her und wir werden heute Abend Spaß haben."
"Ich bin gleich da." Nach Beendigung des Anrufs winkte Anne ein Taxi zu ihrer Freundin.
Es dauerte nicht lange, bis sie Audreys Wohnung erreichte.
"Anne!" Audreys Gesicht leuchtete auf, sobald sie die Tür öffnete. Sie zog Anne in eine warme Umarmung. "Es ist über ein Jahr her, seit du bei mir übernachtet hast. Wie ist dieses Wunder geschehen? Hat Denis dir tatsächlich die Erlaubnis gegeben?"
Annes Lächeln schwand, ihre Haltung versteifte sich. Sie zog sich zurück und holte tief Luft. "Ich habe mit ihm Schluss gemacht," sagte sie leise und sank auf das Sofa.
Audrey erstarrte, die Worte hingen wie ein Donnerschlag in der Luft. "Du was?" Sie eilte hinüber, ließ sich neben Anne nieder und schlug die Beine unter sich. Sie drückte ein Kissen an ihre Brust und starrte ihre Freundin mit großen, ungläubigen Augen an.
"Du hast mit Denis Schluss gemacht! Wie ist das passiert?"
Erinnerungen blitzten in Audreys Kopf auf—Schultage, als Anne nichts weiter als ein schüchternes Mädchen war, das Denis wie ein verliebter Welpe folgte. Damals hatte er ihr nicht einmal einen Blick geschenkt.
"Du hast ihn jahrelang geliebt," sagte Audrey verwirrt. "Ich erinnere mich noch, wie du ihm in der Schule überallhin gefolgt bist, egal wie kalt er zu dir war. Und als du endlich seine Freundin wurdest, dachte ich, das wäre es. Du würdest ihn heiraten. Aber das... Was ist passiert?"
Sie konnte nicht glauben, dass Anne ihre Beziehung zu Denis beendet hatte. "Hast du nicht immer gesagt, du würdest ihn nie verlassen und du wärst ihm für immer dankbar, dass er dir damals geholfen hat?"