"Krach!"
Das scharfe Geräusch der Ohrfeige hallte durch die große Eingangshalle, als Melanie die Collins Residenz betrat. Ihr Kopf schnappte zur Seite, der Schmerz des Schlags ließ sie erstarren. Bevor sie sich erholen konnte, durchschnitt die wütende Stimme ihrer Schwiegermutter die schwere Stille wie eine Klinge.
"Wie wagst du es, meinen Sohn zu beleidigen!" zischte die ältere Frau, ihre Augen vor Wut funkelnd. "Kannst du nichts richtig machen? Erst drängst du dich in diese Familie, klammerst dich an den letzten Wunsch der alten Frau, als wäre es deine Rettung! Dann hattest du die Dreistigkeit, meinen Sohn zu verführen—meinen Sohn!—und spannst dein manipulatives kleines Netz, bis er dir glaubte, bis er dir genug vertraute, um zu gehen, in dem Glauben, sein Platz hier wäre bei seiner Rückkehr sicher."
Sie trat näher, ihre Präsenz ragte über Melanie wie ein aufziehendes Unwetter.
"Aber heute, heute wurde er vor dem gesamten Vorstand gedemütigt! Sie haben die Nerven, von ihm zu verlangen, sich zu beweisen—als ob sein Name allein nicht ausreichen würde! Und all das—jeder letzte Fetzen dieser Schande—fällt auf dich zurück!" Ihre Stimme brach vor Wut, ihre Brust hob und senkte sich, während sie Melanie anstarrte.
"Und dennoch, anstatt deinem Ehemann beizustehen, anstatt ihm deine Unterstützung anzubieten, wie es jede anständige Ehefrau tun würde—anstatt auch nur den Anstand zu haben, dich für das Chaos zu entschuldigen, das du verursacht hast—beleidigst du ihn? Du demütigst ihn weiter vor seinem besten Freund. Einer Person, die er eingeladen hat?"
Ein höhnisches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihre nächsten Worte ausspuckte. "Wie kannst du es wagen, du wertlose kleine Schlampe! Ich habe genug von dir!"
Melanies Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Nägel gruben sich in ihre Handflächen, während sie gegen den überwältigenden Drang ankämpfte, die Frau zurückzuschlagen. Aber bevor sie sich bewegen konnte—bevor sie auch nur einen Schritt machen konnte—trat Spencer schnell zwischen sie, sein breiter Körper schützte sie vor dem Zorn seiner Mutter. Sein Rücken war ihr zugewandt, eine stille, aber feste Barriere gegen den Sturm.
"Mutter! Das reicht!" Seine Stimme war scharf und durchschnitt die aufgeladene Luft wie eine Klinge. "Wie konntest du Hand an meine Frau legen? An deine eigene Schwiegertochter?"
"Schwiegertochter?" spuckte sie, ihre Stimme voller Gift. "Welche Schwiegertochter? Diese Frau ist nicht einmal geeignet, eine Dienstmagd in diesem Haus zu sein, geschweige denn seine Herrin! Und doch dachte deine Großmutter—deine liebe, törichte Großmutter—sie wäre würdig? Dachte, sie gehöre zu uns?"
Sie schnaubte, schüttelte ungläubig den Kopf, bevor sie Spencer mit einem Blick voller Enttäuschung und Frustration fixierte.
"Du bist ein Narr, Spencer. Ein von Liebe geblendeter Narr! Öffne deine Augen und sieh, was sie wirklich ist! Wäre Hallie nicht gewesen, hätte ich nicht einmal das volle Ausmaß deiner Demütigung gekannt. Hast du eine Ahnung, was heute im Auto passiert ist? Verstehst du nicht, wie sie dich abgewiesen hat—wie sie dich völlig ignoriert hat? Wenn Hallie mir nicht die Wahrheit gesagt hätte, hättest du weiter im Stillen gelitten und diese schändliche Frau über dich hinwegtrampeln lassen!"
Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter, ihre Brust hob und senkte sich, als ihre Wut ihren Höhepunkt erreichte. Sie richtete ihren Blick wieder auf Melanie, ihre Augen loderten vor purer Verachtung.
"Und dennoch verteidigst du sie sogar jetzt?" Sie lachte bitter auf und schüttelte den Kopf. "Du widerst mich an, Spencer."
Mit einem scharfen Stoß schob Spencers Mutter ihn beiseite und starrte höhnisch auf Melanie herab.
"Diesen Müll! Anstatt sie hinauszuwerfen, schätzt du sie?" spottete sie, bevor sie sich umdrehte und ins Haus marschierte, ihre Wut unverkennbar.
Melanie blieb wie erstarrt stehen, das Brennen der Ohrfeige verblasste und wurde durch etwas viel Schwereres ersetzt.
Spencer wandte sich ihr zu und streckte die Hand aus. "Melanie, geht es dir gut? Keine Sorge, ich bin hier."
Hier?
Ein bitteres Lachen wäre ihr fast entwichen. Was nützte hier? War er nicht hier gewesen, als seine Mutter sie ohrfeigte? Als sie ohne zu zögern Beleidigungen schleuderte? Hatte er überhaupt versucht, sie aufzuhalten, bevor sie all das tat?
Ihr Blick wanderte zu Hallie, die in der Ecke stand und mit stiller Zufriedenheit zusah.
Melanies Kiefer spannte sich an. Ohne ein Wort drehte sie sich um und ging in die Küche, ließ sie zurück.
In der Küche bewegte sich Melanie mit mechanischer Präzision, ihr Körper taub, als sie nach einem Eisbeutel aus dem Gefrierschrank griff. Sie drückte ihn gegen ihre brennende Wange und atmete zitternd aus, während die Kälte in ihre Haut eindrang. Der Schmerz wurde dumpfer, aber der Schmerz in ihrer Brust vertiefte sich nur.
Ihre Tränen fielen still und zeichneten warme Pfade auf ihrem Gesicht. Sie war wirklich eine Närrin gewesen. Heute war ein Erwachen gewesen—eines, das sie nie vergessen würde.
Sie ließ seine Worte in ihrem Kopf Revue passieren, dass sie eine Närrin sei.
War sie das nicht gewesen?
Als ihre Schwiegermutter zum ersten Mal die Hand gegen sie erhoben hatte, hatte sie dagestanden, schweigend, akzeptierend. Wenn sie damals gesprochen hätte, wenn sie Stellung bezogen hätte, wären die Dinge dann anders gewesen? Hätte diese Frau es gewagt, sie jedes Mal zu schlagen, wenn sie wütend war, jedes Mal, wenn sie Melanie an ihren Platz erinnern wollte?
Ihr Griff um den Eisbeutel verstärkte sich.
Sie hatte zugelassen, dass dies geschah. Alles um des Friedens willen, den sie Spencer versprochen hatte? Nicht mehr. Sie würde das nicht mehr zulassen.