Der Mann vor ihr hatte die Augenbrauen leicht zusammengezogen, als er fragte: "Jetzt?"
Chen Lin stand da und spürte noch immer die Hitze all dessen, was gerade geschehen war. Das Gewicht ihrer Worte hing in der Luft zwischen ihnen.
Ihr Herz pochte, und dennoch blieb sie standhaft und weigerte sich, nachzugeben.
"Ja", sagte sie entschlossen, ohne einen Moment zu zögern. "Ich will jetzt heiraten."
Er antwortete nicht sofort.
Er starrte sie einfach an, als versuchte er zu verarbeiten, was sie gesagt hatte. Sein Gesichtsausdruck blieb undurchschaubar, aber die Luft zwischen ihnen schien mit jeder verstreichenden Sekunde schwerer zu werden.
"Ist das dein Ernst?" Seine Stimme war ruhig, aber es lag ein Hauch von Unglaube darin.
Chen Lin nickte. "Es ist mein Ernst. Ich will nicht warten. Je länger ich warte, desto mehr habe ich das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Ich will mir zurückholen, was mir gehört. Ich will ihnen zeigen, dass ich nicht nur ein Bauer in ihrem Spiel bin."
Wu Yuxuans Augen wurden etwas weicher, aber seine Haltung blieb unbewegt. "Chen Lin, du musst dich nicht in diese Sache stürzen. Es besteht kein Grund, überstürzt zu handeln. Wir können uns Zeit nehmen und es richtig machen."
Ihr Blick wich nicht von seinem. "Nein. Ich habe schon genug Zeit verloren. Ich habe Vertrauen verloren, ich habe meine Würde verloren, und vor allem habe ich mich selbst in all dem verloren. Was ist schon eine Sache mehr zu verlieren, wenn es bedeutet, dass ich endlich die Kontrolle über mein Leben zurückgewinnen kann?"
Wu Yuxuan sah sie an und musterte sie, als versuche er, einen Riss in ihrer Entschlossenheit zu finden. Aber da war nichts. Ihre Worte, obwohl leise, waren fest. Sie handelte nicht nur aus Verzweiflung. In ihrer Stimme lag eine tiefe Entschlossenheit. Etwas mehr als nur die Wut über den Verrat.
"Ich werde dir helfen, es ihnen heimzuzahlen", sagte er nach einer langen Weile leise. "Aber denk daran, es geht nicht nur um Rache. Lass dich nicht davon verzehren. Ich möchte nicht, dass meine Frau von Hass besessen ist."
Chen Lin nickte langsam und verstand seine Sorge. "Das werde ich nicht. Ich werde meine Rache bekommen, aber ich werde mich nicht davon beherrschen lassen. Ich muss ihnen nur zeigen, dass ich nicht mehr schwach bin."
Es herrschte kurz Stille zwischen ihnen. Das einzige Geräusch war das sanfte Rauschen des Windes, aber es fühlte sich an, als hätte die Welt angehalten. Sie spürte, wie ihr Herz wieder raste, als ihr klar wurde, was gleich passieren würde.
Wu Yuxuan machte einen kleinen Schritt auf sie zu, sein Blick unverwandt. "Dann lass es uns tun."
Seine Worte waren einfach, aber es lag eine unterschwellige Intensität in ihnen. Auch er wich nicht zurück. Er bot ihr keinen einfachen Ausweg an. Er war bereit, ihr zu helfen, ja, aber er würde es ihr nicht leicht machen. Nicht, dass sie das erwartet hätte.
"Wann willst du heiraten?", fragte Wu Yuxuan.
Chen Lins Stimme war fest, obwohl eine Dringlichkeit darin lag. "Jetzt. Lass es uns jetzt tun."
Seine Augen suchten einen Moment lang in ihren, bevor er langsam ausatmete. "Wenn das dein Wunsch ist."
Chen Lin wartete nicht darauf, dass er noch etwas sagte. Ohne einen zweiten Gedanken ergriff sie seine Hand. "Dann lass uns gehen. Ich will keine Zeit mehr verschwenden."
Wu Yuxuan zog sich nicht zurück. Stattdessen hielt er ihre Hand mit der gleichen Entschlossenheit, und gemeinsam gingen sie auf das zu, was alles verändern würde.
Es gab jetzt kein Zurück mehr.
Chen Lin folgte Wu Yuxuan dicht auf den Fersen, ihr Herz pochte bei jedem Schritt.
Ihre Absätze klackerten auf dem Pflaster, das Geräusch scharf in der stillen Nacht, aber es war nichts im Vergleich zu den rasenden Gedanken in ihrem Kopf.
Jeder Schritt fühlte sich unwirklich an, als bewege sie sich in einem Traum, aus dem sie nicht erwachen konnte.
Wu Yuxuan führte den Weg mit zielstrebigen Schritten, ohne sich auch nur einmal umzudrehen, aber das erwartete sie auch nicht. Er musste sie nicht mehr beruhigen.
Sie waren darüber hinaus.
Der schwarze Wagen stand elegant am Straßenrand und wartete auf sie, und ohne ein Wort öffnete Wu Yuxuan ihr die Tür.
Chen Lin zögerte nur einen Moment, bevor sie auf den Sitz glitt. Das Leder war kühl unter ihren Fingern, aber ihre Haut fühlte sich wie Feuer an.
Sie wusste nicht, ob es an der Nervosität oder an der Intensität des Moments lag.
Die Tür schloss sich hinter ihr mit einem Klicken, und Wu Yuxuan stieg ins Auto.
Das Brummen des Automotors erfüllte die Stille, aber keiner von ihnen sprach.
Die Stadt zog draußen am Fenster vorbei, ihre Lichter warfen kurze Reflexionen auf das Glas.