Betrunkene Kraft

Leo bemerkte zwei neue Gegner, die den Korridor entlang kamen.

Diesmal war es ein Duo: ein breitschultriger Mann mit unpassender Rüstung und einem brutalen Stachelflegel über der Schulter, und eine Frau mit durchdringenden grünen Augen und einem Satz Wurfmesser, die eng über ihrer Brust geschnallt waren.

Leo erkannte sie sofort – sie war die Gefährliche, die er während der Paarungsphase vor dem Gefängnis gesehen hatte. Diejenige, die er kurz als potenzielle Partnerin in Betracht gezogen hatte.

Ihr kalter, berechnender Blick war ihm schon damals aufgefallen, und jetzt, da er sie aus der Nähe sah, wusste er, dass sie nicht nur gefährlich war; sie war tödlich.

Ihre Schritte hallten leise wider, ihre Stimmen waren leise, wurden aber lauter, als sie näher kamen.

"...Ich sage dir, ich habe hier unten jemanden murmeln hören," sagte die Frau mit scharfer, abgehackter Stimme.

"Wahrscheinlich nur ein paar Schwächlinge, die sich im Dunkeln verstecken," antwortete der Mann mit einem Kichern. "Das wird schnell vorbei sein."

Leos Kiefer spannte sich an. Er drehte sich zu Felix, der immer noch an der Wand lehnte, halb betrunken und vor sich hin murmelnd.

"Felix," zischte Leo, seine Stimme scharf, aber leise. "Sei still. Sie kommen."

Aber Felix hörte ihn entweder nicht oder es war ihm egal. Er murmelte lauter, etwas Unverständliches darüber, wie sehr er diesen verdammten Test hasste.

"Halt die Klappe!" schnappte Leo, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Aber es war zu spät.

Das Duo blieb wie angewurzelt stehen, ihre Köpfe schnellten zur Quelle des Geräusches.

"Siehst du?" sagte die Frau, ihre Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. "Hab's dir gesagt."

Der Mann grinste und hob seinen Flegel mit einer Hand. "Sieht so aus, als hätten wir doch noch etwas Spaß."

Leos Finger umklammerten seine Dolche fester. Er hatte gehofft, einen weiteren Kampf so bald zu vermeiden, besonders da sein Körper noch vom letzten schmerzte. Aber jetzt gab es keine Wahl mehr.

'Großartig. Sieht so aus, als wäre es wieder an mir,' dachte er und bereitete sich darauf vor, aus den Schatten zu treten.

Aber bevor er sich bewegen konnte, stand Felix auf.

Leo erstarrte und starrte schockiert, als Felix taumelnd auf die Füße kam, sein Gesicht gerötet und sein Ausdruck vor betrunkener Wut verzerrt.

"Hey!" brüllte Felix und zeigte mit einem unsicheren Finger auf das Duo. "Wer zum Teufel glaubt ihr, wer ihr seid, hä? Kommt in unseren Korridor und tut so überheblich und so ein Scheiß?!"

Die Frau hob eine Augenbraue, offensichtlich amüsiert. "Nun, das ist unerwartet."

Der Mann lachte, seine tiefe Stimme dröhnte. "Schau dir dieses kleine betrunkene Schwein an. Er denkt, er ist ein harter Kerl."

Leos Instinkt schrie ihn an, Felix zurückzuziehen, etwas zu tun, aber er zögerte.

'Was zum Teufel macht er da? Kann er wirklich kämpfen?' fragte sich Leo, da er sehen wollte, wozu Felix fähig war, aber auch nicht wegen Felix' Idiotie ausscheiden wollte.

Aber bevor er eine entscheidende Entscheidung treffen konnte, verengten sich Felix' Augen, seine Lippen kräuselten sich zu einem höhnischen Grinsen.

"Hart? Oh, du kennst nicht mal die Hälfte davon, du übergroße Schlampe." Schoss er zurück, selbst der große Mann sah überrascht aus von der plötzlichen Erwiderung.

Dann, zu Leos völligem Unglauben, stürmte Felix los.

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Felix bewegte sich mit einer Geschwindigkeit und Präzision, die seinem betrunkenen Zustand trotzte. Sein erstes Ziel war der Mann, dessen spöttisches Lachen sich in ein überraschtes Grunzen verwandelte, als Felix die Distanz schneller als erwartet überbrückte.

Der Mann schwang seinen Flegel in einem weiten Bogen, aber Felix duckte sich mühelos darunter, seine Bewegungen erratisch, aber gezielt.

"Zu langsam, du großer Bastard!" knurrte Felix und rammte sein kurzes Schwert in den Oberschenkel des Mannes.

Der Mann heulte vor Schmerz auf und taumelte rückwärts, während Blut aus der Wunde strömte. Aber Felix hörte nicht auf. Er riss das Schwert heraus und stieß es in die Schulter des Mannes, trieb die Klinge tief hinein und drehte sie bösartig.

"Gefällt dir das?" zischte Felix, seine Stimme leise und bedrohlich. "Wie wäre es damit?"

Er zog das Schwert heraus und rammte es in den Hals des Mannes, Blut spritzte in einem grausamen Bogen, als der Mann gurgelte und zu Boden fiel.

Die Frau, nicht mehr grinsend, warf ein Messer mit tödlicher Präzision auf Felix. Aber Felix schwankte betrunken zur Seite, die Klinge verfehlte ihn um Zentimeter.

"Du hast verfehlt, Schätzchen," verspottete Felix sie, sein Grinsen wild. "Versuch's noch mal."

Die Frau zögerte nicht. Sie zog ihre Zwillingsklingen und stürzte sich auf Felix, ihre Schläge schnell und gnadenlos.

Aber Felix war schneller.

Er parierte ihren ersten Schlag mit seinem Schwert, das Klirren von Stahl hallte durch den Korridor. Seine andere Hand schoss vor, packte ihr Handgelenk und verdrehte es, bis sie mit einem Schmerzensschrei eine ihrer Klingen fallen ließ.

"Du denkst, du bist beängstigend?" knurrte Felix, seine Stimme triefte vor Gift. "Du weißt nicht, was beängstigend ist."

Mit einem wilden Brüllen schlug er ihren Kopf gegen die Wand, das widerliche Krachen von Knochen hallte durch die Luft.

Blut strömte über ihr Gesicht, aber sie war noch nicht fertig. Sie schlug mit ihrer verbliebenen Klinge zu und schnitt einen tiefen Schnitt über Felix' Arm.

Die Wunde war grässlich, ein brutaler Riss, der Blut über den Boden spritzte. Aber Felix zuckte kaum zusammen.

"Du Schlampe," knurrte er, packte sie an der Kehle und schmetterte sie zu Boden.

Sie keuchte und kratzte an seiner Hand, als er sie zu Boden drückte, sein Schwert schwebte über ihrer Brust.

"Bettle," flüsterte Felix, sein Grinsen wurde breiter.

"Bettle mich an, dich leben zu lassen." Forderte er, als ob er eine sadistische Freude daran fand, sie machtlos zu machen, aber die Frau spielte nicht nach seinen Regeln.

"Fahr zur Hölle." antwortete sie trotzig, ihre grünen Augen brannten vor Leidenschaft, als ihre Antwort Felix' Grinsen verschwinden ließ.

"Falsche Antwort." sagte Felix, und mit einem brutalen Stoß trieb er das kurze Schwert in ihre Brust und drehte es, bis ihr Körper erschlaffte.

Es war ein brutales Ende für die Frau, aber glücklicherweise für den Mann, der am Boden kämpfte, bedeutete der Tod seiner Partnerin, dass er sofort aus dem Testbereich teleportiert wurde, wo hoffentlich die Sanitäter versuchen konnten, sein Leben zu retten, trotz all des Blutes, das er bereits aus seinem Hals verloren hatte.

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Als der Rausch des Kampfes seinen Körper verließ, stand Felix über der Blutlache, die er seinen Gegnern entzogen hatte, und grinste wahnsinnig über sein Werk.

Seine Brust hob und senkte sich, als er sich zu Leo drehte, sein Grinsen wurde breiter.

"Na?" sagte er, seine Stimme beiläufig. "Was denkst du? Ziemlich krass, oder?"

Leo starrte ihn an, sein Verstand überschlug sich. Der Felix, der sich während des letzten Kampfes hinter einer Säule versteckt hatte, war verschwunden. Dies war jemand völlig anderes – jemand unberechenbar, gefährlich und erschreckend.

"Du... hast sie getötet," sagte Leo mit leiser Stimme.

Felix zuckte mit den Schultern. "Ja. Was, dachtest du, ich würde sie uns töten lassen?"

Leo antwortete nicht. Er konnte nicht.

Felix lachte und wischte das Blut mit seinem Ärmel vom Schwert. "Keine Sorge, Partner. Ich passe auf dich auf."

Aber als Felix sich abwandte, konnte Leo das Gefühl nicht abschütteln, dass er einen Fremden vor sich hatte.

Der betrunkene Felix war ganz anders als der gewöhnlich feige Felix, und obwohl seine betrunkene Version im Kampf nützlich war, spürte Leo bis in die Knochen, dass er diesem gestörten Killer nicht auf die gleiche Weise vertrauen konnte wie dem feigen Felix.