Kapitel 7: Elijah Stoneheart
Während Noah Weberherz sein Erwachen erlebte, tat es auch ein anderer.
Auf der anderen Seite der Stadt, innerhalb der weitläufigen Stoneheart-Domäne, entfaltete sich eine wichtige Zeremonie.
Die Erwachungskammer.
Eine große Halle, gebadet in sanftem goldenen Licht, gefüllt mit Reihen von Kindern – Zwölfjährige aus dem Stoneheart Clan, einer der Vier Großen Familien.
Anders als andere Adelshäuser waren die Steinherzen zahlreich.
Ihr Patriarch hatte mehrere Frauen, viele Kinder und noch mehr Zweigfamilien. Ihre Anzahl war überwältigend, was sie zur bevölkerungsreichsten unter den Vier Familien machte.
Und hier, in diesem heiligen Raum, würde die Zukunft ihrer Abstammungslinie bestimmt werden.
Die Kammer summte vor Aufregung, aber unter dem Nervenkitzel wuchs die Angst.
Denn die Steinherzen hatten nur eine Regel.
Stärke ist alles.
Wenn du ein mächtiges Talent erwecktest, würden sie dich als Verwandten annehmen.
Wenn du Müll erwecktest, wären selbst Bettler auf den Straßen mehr wert als du.
Und so erfüllten Flüstern die Halle.
"Ich wette, Lord Aiden wird ein mächtiges Talent erwecken, genau wie der Patriarch." Ein Mädchen flüsterte, ihre Augen glänzten vor Bewunderung.
Alle Blicke wanderten zu Aiden Stoneheart – einem Jungen mit goldenem Haar und durchdringenden blauen Augen.
Er stand in der Mitte, strahlte Arroganz aus, seine bloße Anwesenheit forderte Aufmerksamkeit.
Um ihn herum schwärmten Kinder und Speichellecker wie Fliegen zu einer Flamme.
"Ja! Lord Aiden wird sicherlich außergewöhnlich sein." Eine andere Stimme stimmte ein. "Und Dame Patricia auch."
Ihre Blicke wanderten zu einem Mädchen, das in einiger Entfernung stand – Patricia Stoneheart.
Ihr goldenes Haar schimmerte unter dem Licht der Kammer, doch im Gegensatz zu Aiden stand sie in vollkommener Stille, uninteressiert an dem Geplapper um sie herum.
Dann schnaubte jemand verächtlich.
"Aber was ist mit diesem Bastard?"
Spöttisches Gelächter folgte.
"Elijah Stoneheart? Hah! Lass uns sehen, welches Mülltalent er erweckt."
"Wahrscheinlich E-Rang Müll, genau so wertlos wie er selbst."
Der Spott ging weiter, aber ein Junge blieb still.
Ein Junge mit goldenem Haar, durch Vernachlässigung beschmutzt. Seine einst strahlenden Kleider nun zerlumpt. Seine Hände zu zitternden Fäusten geballt.
Elijah Stoneheart.
Der uneheliche Sohn von Oliver Stoneheart.
Er hatte ihre Flüstereien seit Jahren gehört. Er hatte ihre Verachtung seit seiner Geburt gespürt.
Doch er reagierte nie.
Nicht weil er schwach war – was er tatsächlich war.
Weil er gelernt hatte – reagieren war sinnlos.
Aber heute... heute war anders.
Heute würde sich alles ändern.
Seine Mutter hatte auf Knien gebettelt, stundenlang gekrochen, nur damit er in diese Zeremonie einbezogen werden konnte.
Er würde es nicht verschwenden.
Und er würde die Demütigung nie vergessen.
'Nur ein gutes Talent,' betete Elijah, seine Finger verkrampften sich. 'Nur ein A-Rang. Bitte, Göttin...'
Dann—
BOOM!
Die Türen der Kammer schwangen auf.
Eine große Frau trat ein, ihr goldenes Gewand floss wie flüssiges Sonnenlicht.
Iris Stoneheart.
Diejenige, die die Zeremonie beaufsichtigte.
Sie trat auf die zentrale Plattform und sprach zum Raum.
"Willkommen." Ihre Stimme war klar und befehlend.
"Ich bin hier, um eure Erweckungen zu überwachen."
Ihr Blick schweifte über die Kinder.
"Wenn ich euren Namen rufe, tretet vor. Legt eure Hand auf den Kristall. Erwacht."
Stille trat ein.
"Verschwenden wir keine Zeit. Julie Stoneheart, tritt vor."
Und so begann die Zeremonie.
…
Stunden vergingen.
Dutzende Namen wurden aufgerufen, einer nach dem anderen.
Aber keiner von ihnen war außergewöhnlich.
Bestenfalls hatten einige wenige B-Rang-Talente.
Die meisten waren C oder D.
Jetzt blieben nur noch drei übrig.
Die Erben – Aiden, Patricia.
Und der Bastard – Elijah.
"Aiden Stoneheart, tritt vor."
Aiden ging nach vorne, jeder seiner Schritte strotzte vor Arroganz.
Er legte seine Handfläche auf den Kristall.
Stille.
Dann—
Hitze.
Eine bedrückende Welle aus Feuer brach aus, überflutete die Kammer.
Die Temperatur stieg. Schweiß tropfte von Stirnen. Einige Kinder stolperten zurück, nach Luft schnappend.
Aiden stand eingehüllt in karmesinroten Flammen. Die Luft um ihn herum brannte, es schien, als stünde er inmitten eines ausbrechenden Vulkans.
Als das Feuer endlich verblasste, nickte Älteste Iris anerkennend.
"Aiden Stoneheart," verkündete sie.
"SS-Rang-Talent – Zerstörungsfeuer."
Keuchen hallte wider.
"Ich wusste es!" jubelte jemand.
"Lord Aiden ist erstaunlich!"
Aiden grinste selbstgefällig und sonnte sich in ihrem Lob.
Aber Elijah hörte sie kaum.
Sein Herz pochte.
Ich bin bald dran.
"Patricia Stoneheart, tritt vor."
Patricia bewegte sich mit eleganter Gleichgültigkeit nach vorne.
Als ihre Hand den Kristall berührte, brach heiliges Feuer hervor.
Ein Feuer, das nicht nur heiß war – sondern göttlich. Das Feuer schien Unreinheiten in der Luft zu verbrennen und machte den Raum um Patricia rein.
Als es verblasste, war das Urteil klar.
"Patricia Stoneheart," erklärte Iris.
"SS-Rang-Talent – Heiliges Feuer."
Mehr Jubel. Mehr Bewunderung.
Aiden blickte zu seiner Schwester, ein Funken Ärger in seinen Augen.
Aber Patricia trat einfach zurück – unbeeindruckt.
Jetzt blieb nur noch ein Name übrig.
Der Name des Bastards.
"Elijah Stoneheart, tritt vor."
Elijah ging nach vorne.
Nicht schüchtern.
Nicht gebeugt.
Sondern mit geradem Rücken.
Entschlossen.
Er ignorierte die Blicke. Das Kichern.
Ohne auf Anweisungen zu warten, legte er seine Hand auf den Kristall.
Sofort—
Die Welt explodierte.
WUUSCH!
Flammen brüllten auf, verschlangen die gesamte Kammer.
Aber dies war kein gewöhnliches Feuer.
Es war anders.
Heißer. Wilder. Unkontrollierbar.
Die Luft selbst verzerrte sich, als ob die Realität sich um ihn herum verformte.
Und dann—
Der Kristall schmolz.
Nicht gebrochen.
Geschmolzen zu flüssiger Schlacke.
Die Kammer versank im Chaos.
Kinder brachen zusammen, nach Luft schnappend. Einige fielen bewusstlos um.
Selbst Aiden taumelte, seine Arroganz wich schockgeweiteten Augen.
Patricias übliche Ruhe zerbrach.
Denn Elijah war nicht nur von Feuer umhüllt.
Er badete in Licht.
Und der Raum selbst... zitterte.
Drei Affinitäten.
Feuer. Licht. Raum.
Dann senkte sich ein goldenes Licht vom Himmel herab.
In dem Moment, als es Elijah berührte, zerfielen seine schmutzigen Kleider, nun umhüllte ihn ein weißes Gewand mit goldenen Inschriften.
Sein goldenes Haar glänzte, gereinigt von Schmutz. Seine Augen leuchteten – hell, wild, göttlich.
Er stand da, strahlend.
Und dann—
{Herzlichen Glückwunsch, Elijah Stoneheart.}
{Du bist jetzt mit der Akasha-Chronik verbunden.}
Drei Nachrichten blitzten vor ihm auf.
{Du hast drei Talente erweckt:}
• Feuer des Phönix (SSS-Rang)
• Lichtträger (S-Rang)
• Teleportation (A-Rang)
{Bewertung deiner Existenz...}
{Ding! Ding! Ding!}
{FANTASTISCH!}
{Du hast zwei Titel erhalten:}
• Der Gesegnete.
• Das monströse Genie.
{Deine Existenz wurde stark verbessert.}
Elijah hatte kaum Zeit, dies zu verarbeiten, bevor—
[Ding! Du hast dein System erweckt.]
[Das Championssystem wurde aktiviert.]
[Willkommen, Host.]
'So fühlt sich also wahre Macht an.'
Ein Lächeln breitete sich auf Elijahs Lippen aus.
Nicht irgendein Lächeln.
Ein Lächeln, das man zeigt, wenn man endlich das bekommt, was man sich gewünscht hat – nein, sogar noch besser.
Er drehte sich um und begegnete den Blicken derer, die ihn verspottet hatten.
Ihre Gesichter waren bleich.
Ihre Ausdrücke – entsetzt.
Älteste Iris trat vor, ihre Stimme zitterte.
"Elijah Stoneheart..." verkündete sie.
"SSS-Rang-Talent unbekannten Namens... und zwei weitere Talente in Raum und Licht."
In dem Moment, als diese Worte fielen—
Ein einziger Gedanke hallte in den Köpfen fast aller Anwesenden wider.
'Wir sind am Arsch.'
Und das waren sie.
—Ende von Kapitel 7—
A/N:
Danke fürs Lesen!
Aber gebt mir einige Rezensionen und Kommentare, um mir eure Gedanken mitzuteilen. Ich würde es sehr schätzen.