Kapitel 6: Der Weg nach vorn

Kapitel 6: Der Weg nach vorn

Noah warf einen Blick auf die goldene Schnittstelle, bevor er sie mit einem Gedanken ausblendete.

Dieses System war universell – jedes Wesen in dieser Welt hatte Zugang dazu. Aber es war kein Führer, kein Lehrer. Es bot weder Weisheit noch Trost.

Es zeichnete einfach nur auf.

Ein kalter, pragmatischer Mechanismus, der nur aktiviert wurde, wenn ein Wesen eine Schwelle erreichte, Wahlmöglichkeiten bot oder Titel verlieh, die die eigene Existenz erhöhten.

Keine Emotionen. Keine Gnade. Keine überflüssigen Worte.

Aber Noahs System war anders. Im Gegensatz zur Akasha-Chronik, die lediglich seinen Existenzzustand aufzeichnete, versorgte sein System ihn mit Macht. Es erlaubte ihm, die Stärke seiner Frauen zu teilen, seinen Fortschritt im Detail zu verfolgen und sich weit über das hinaus anzupassen, was andere konnten.

Und das machte den entscheidenden Unterschied.

Er atmete aus und scannte den Raum. Das Eis, das er zuvor verbreitet hatte, bedeckte immer noch den Boden und die Wände, eine greifbare Erinnerung an sein Erwachen. Aber in dem Moment, als er es verschwinden lassen wollte –

War es weg.

Die Luft erwärmte sich. Der Raum kehrte in seinen vorherigen Zustand zurück, als hätte sich nie etwas verändert.

Er drehte sich um, sein Blick ruhte auf seiner Mutter.

Ein stolzes, stilles Lächeln umspielte seine Lippen.

"Mutter, ich habe es geschafft. Ich habe ein –"

Bevor er zu Ende sprechen konnte, umhüllte ihn etwas Warmes.

Seine Mutter zog ihn in eine feste Umarmung.

Ihre Arme hielten ihn fest, beschützend – verzweifelt.

"Ich weiß, mein Baby. Ich weiß." Ihre Stimme zitterte leicht. "Du musst erschöpft sein nach einem solchen Erwachen."

Noah erstarrte.

Er hatte Lob erwartet. Ein zustimmendes Nicken. Vielleicht sogar ein stolzes Lächeln.

Aber das?

Diese rohe, überwältigende Wärme?

Sie zog sich gerade weit genug zurück, um seinen Blick zu treffen, ihre violetten Augen leuchteten mit wilder Intensität.

"Geh und ruhe dich in deinem Zimmer aus. Wir werden später über dein Training und deine weiteren Pläne sprechen."

Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Ich bin so stolz auf dich."

Sein Herz zog sich zusammen.

Für einen Moment war er nicht mehr Noah Weberherz.

Er war Brandon von der Erde. Derjenige, der seine Mutter in jungen Jahren verloren hatte.

Und in seinen Armen war zum ersten Mal seit ihrem Tod die Wärme, von der er dachte, er hätte sie für immer verloren.

Die Liebe einer Mutter.

Unveränderlich. Unerschütterlich. Echt.

Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, aber er schluckte ihn hinunter.

Seine Lippen kräuselten sich zu einem kleinen, echten Lächeln.

Das erste echte seit seiner Reinkarnation.

"Danke, Mutter."

Selenes Herz schmolz. 'Mein Baby ist zu süß!!!!!'

In seinem Zimmer saß Noah im Schneidersitz auf seinem Bett. Neko war nirgends zu finden, was ihn allein mit seinen Gedanken ließ.

'System, zeig mir mein Profil.'

Ein violetter Bildschirm materialisierte sich vor ihm.

Name: Noah Weberherz

Rasse: Mensch

Rang: E

Titel: Der Wiedergeborene

Blutlinie: Blutlinie von Weaverheart – Begünstigt durch Eis

Physis: Keine

Affinität: Eis (SSS Rang)

Talent: Herrscher des Eises (SSS Rang)

Noahs Blick verweilte auf seiner Affinität.

In dieser Welt war Affinität mehr als nur ein Indikator für Macht – es war der Pfad, auf den man von Natur aus eingestimmt war.

Eine Person mit Feuer-Affinität würde Flammen so leicht beherrschen wie das Atmen, aber mit wasserbasierten Techniken kämpfen. Aber Affinität war nicht auf Elemente beschränkt.

Sie konnte konzeptuell sein – Kampf, Schicksal, Zeit, Raum, sogar etwas so Abstraktes wie Dominanz oder Schneiden.

Und mit jedem vergangenen Jahr wurden neue Affinitäten entdeckt, was die grenzenlose Natur dieser Welt bewies.

Aber eines war sicher.

Je höher der Grad, desto stärker die Verbindung.

Eine Person mit einer Eis-Affinität vom SSS-Rang würde nicht nur Eis benutzen.

Sie würde zu Eis werden.

Noah ballte seine Faust und spürte eine leichte Kälte in seinen Adern pulsieren.

Er würde nicht so sehr kämpfen müssen wie andere – allein seine Affinität würde das sicherstellen.

Aber das bedeutete nicht, dass er es sich leisten konnte, unvorsichtig zu sein.

'Zeig mir meine Fähigkeiten.'

Der Wiedergeborene:

1. Deine Seele ist einzigartig. Unter den richtigen Bedingungen kannst du die Affinität von Raum und Zeit erwecken.

2. Du kannst einmal pro Monat wiederauferstehen, solange deine Seele intakt bleibt.

Eiskontrolle: Mühelose Kontrolle über Eis.

Noahs Augenbrauen hoben sich leicht.

Titel gewährten normalerweise entweder einen Effekt oder eine Fähigkeit – nicht beides.

Wenn ein Titel beides gewährte, bedeutete das eines.

Es war ein Monster von einem Titel.

Und seiner war genau das.

"Raum und Zeit... einige der seltensten Affinitäten," murmelte er. "Die einzige Person, die ich mit einer Raum-Affinität kenne, ist Elijah."

Aber die zweite Fähigkeit...

Wiederbelebung.

Einmal pro Monat, solange seine Seele nicht zerstört wurde.

Seine Finger krümmten sich.

Das war lächerlich.

Titel waren aus gutem Grund wertvoll. Je schwieriger sie zu erlangen waren, desto mächtiger waren ihre Effekte.

Und Noahs?

Sein Titel war wahrscheinlich einer der am schwierigsten zu erlangenden Titel.

Ein langsames Grinsen schlich sich auf seine Lippen.

Das ließ ihn wahnsinnige Heldentaten versuchen wollen, nur um mehr Titel zu verdienen.

Aber es gab keine Eile.

Er würde sie auf seinem Weg natürlich beanspruchen.

Er richtete seinen Fokus auf die Eiskontrolle-Fähigkeit.

Im Gegensatz zu Titeln folgten Talent-Fähigkeiten einem strukturierten Erwachen.

Jedes Talent gewährte bei der Geburt eine Fähigkeit. Der Unterschied bestand darin, dass je stärker das Talent war, desto potenter wurde diese Fähigkeit.

Ab C-Rang würden neue Fähigkeiten auftauchen. Bis er SSS erreichte, würde er sechs beherrschen. Sechs Techniken, mächtig genug, um Nationen zu erschüttern.

Noah bewegte sein Handgelenk.

Ein Eissplitter bildete sich über seiner Handfläche.

Er veränderte sich – Kugel, Pfeil, Klinge. Jede Transformation kostete ihn mehr.

Als es zu einem Schwert wurde, entglitt ihm die Kontrolle. Das Eis wackelte, flackerte an den Rändern.

Sein Mana wurde schnell aufgebraucht.

"Huff... huff..."

In dem Moment, als er losließ, zersplitterte das Eis zu Nebel.

Noah atmete scharf aus.

"Nun, ich brauche definitiv Training," murmelte er.

Es ging nicht nur um Kontrolle. Je komplexer die Form, desto mehr Mana verbrauchte sie.

Mehr Präzision. Mehr Effizienz. Mehr Ausdauer.

"Ich werde mein Training später mit Mutter besprechen."

Vorerst hatte er größere Sorgen.

Sein Blick verdunkelte sich.

Diese Welt hat die Präsenz einer Göttin, der Göttin des Lichts und der Gerechtigkeit.

Sie hatte Elijah als ihren Champion auserwählt und ihm göttliche Unterstützung gegeben, um gegen die Dämonen und Bestien zu kämpfen, die aus Verliesen strömten.

Und in dem Moment, in dem Elijah erwachte, würde Die Kirche der Göttin ihn beanspruchen.

Eine Institution, die so mächtig war wie die Vier Großen Familien und sogar die Königliche Familie.

Denn ihre Macht war nicht nur politisch – sie war spirituell.

Glaube war eine gefährliche Waffe. Und ihr Einfluss erstreckte sich in jede Ecke der menschlichen Gesellschaft.

Mit der Kirche hinter ihm wäre Elijah unantastbar.

Besonders mit dieser wahnsinnigen Yandere-Heiligen an seiner Seite.

Tsk. Glücklicher Bastard.

Dann würde er sich an der Apex-Akademie einschreiben – einer prestigeträchtigen Institution, in der mehrere Rassen trainierten.

Trainieren?

Schwachsinn.

Dieser Typ wird hierher kommen, um Frauen für seinen ständig wachsenden Harem zu sammeln.

Noahs Kiefer spannte sich an.

Nicht dieses Mal.

Seine silbernen Augen leuchteten, Frost wirbelte in ihnen.

Schritt eins: Erreiche Rang C durch Training und Verlies-Erkundung.

Schritt zwei: Schreibe dich mit fünfzehn an der Apex-Akademie ein und triff die Hauptbesetzung.

Ein langsames Grinsen umspielte seine Lippen.

"Welchen besseren Weg gibt es, ihm seine Frauen zu stehlen, als direkt unter seiner Nase?"

Aber vorher...

Die Prinzessin.

Ihr Talent war zu wertvoll, um es zu verpassen.

Noahs Plan stand fest.

—Ende von Kapitel 6—