Kapitel 5: Erwachen (2)
Schleck. Schleck. Schleck.
Noah stöhnte im Schlaf.
"Neko... hör auf, mich abzulecken."
Schleck. Schleck. Schleck.
"Verdammt, Neko!!"
Seine silbernen Augen öffneten sich abrupt und starrten die kleine schwarze Katze an, die auf seiner Brust saß. Neko starrte zurück, die Zunge herausgestreckt, als wäre sie bereit für einen weiteren Leckversuch.
Noah seufzte und rieb sich das Gesicht. Er hatte letzte Nacht kaum geschlafen. Seine Gedanken hatten gerast, die pure Aufregung, ein SSS-Rang-Talent erhalten zu haben, hielt ihn wach.
Aber trotz seiner Erschöpfung konnte er nicht anders als zu grinsen.
Er packte Neko und zog sie in eine feste Umarmung.
"Du bist zu niedlich. Deine lila Augen passen perfekt zu meinen Haaren – wie vom Schicksal bestimmt. Du und ich, wir werden einige Herzen brechen, einverstanden?"
Er grinste verschmitzt.
"Sei einfach süß, wenn ich es dir sage."
Neko blinzelte ihn an. Dann, ohne Vorwarnung –
Fauchte sie und begann, sein Gesicht zu zerkratzen.
"Argh! Verdammt, Neko! Sag einfach nein, wenn du nicht willst! Warum gehst du direkt auf mein Gesicht los? Mein größtes Kapital, du Rohling!"
Noah versuchte verzweifelt, sie wegzuziehen, aber die kleine Katze zeigte keine Gnade.
Klopf. Klopf.
Eine Stimme unterbrach ihren Kampf.
"Junger Meister, Lady Selene wartet auf Sie im Erwachungsraum."
Noah atmete aus, geschlagen. Er setzte Neko ab und stieg aus dem Bett.
"Ich bin in fünf Minuten da."
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Seine verspielte Energie verschwand und wurde durch stille Entschlossenheit ersetzt.
Heute war der Anfang von allem.
…
Noah stand vor einer verzierten Tür.
Auf seinem Kopf thronend, glänzten Nekos violette Augen im gedämpften Licht und spiegelten perfekt seine Haarfarbe wider.
Er stieß die Tür auf und trat ein.
Der Raum war einfach, aber faszinierend – Wände in einem tiefen Violett gefärbt, silberne Fäden zu komplizierten Mustern verwoben.
Doch als sein Blick durch den Raum schweifte, weiteten sich seine Augen leicht.
Eines der gewebten Designs stach hervor – eine Katze, kunstvoll in die silberne Stickerei eingearbeitet.
Noah blickte zu Neko hoch und verengte seine Augen.
"Ich wusste es. Du Klischee. Was ist deine Verbindung zu unserer Familie?"
Der ursprüngliche Roman hatte dieses Detail nie erwähnt.
Ich frage mich, warum.
Aber er schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder. In der Mitte des Raumes stand eine Kristallkugel auf einem verzierten Podest.
Dies war der Erwachungskristall – eine Reliquie, die in einer antiken Ruine entdeckt und später von Meister-Kunsthandwerkern und Runenschmieden nachgebildet wurde.
Sein Zweck?
Den Körper nahtlos mit Mana zu durchfluten, einen Kern zu bilden und das angeborene Talent zu erwecken – dann den ersten Schritt in das Reich des Außergewöhnlichen zu machen.
Ein einfacher Prozess.
"Da bist du ja, mein Baby."
Noah drehte sich nach rechts.
Selene stand dort, in einem atemberaubenden violetten Kleid, ihr silberweiße Haar fiel über ihre Schultern. Ihre Präsenz war sowohl anmutig als auch befehlend.
Für einen Moment konnte er nicht anders als zu bemerken –
"Diese Familie, sie liebt wirklich Lila, was?"
Aber dann – bemerkte er etwas Seltsames.
Selenes Blick war auf Neko fixiert.
Ihre violetten Augen flackerten mit etwas Seltenem – Überraschung.
'Warum ist deine Tochter bei meinem Sohn, Luminara?'
Sie sprach innerlich, richtete den Gedanken an jemanden Unsichtbaren.
Neko hielt ihrem Blick stand, ohne zu zucken, sah sogar ein bisschen selbstgefällig aus, als sie es sich auf Noahs Kopf bequem machte.
Eine Stimme – seidig, doch kalt – antwortete in ihrem Geist.
'Sie ließ mich letzte Nacht nicht ruhen. Sie bestand darauf, Noah zu sehen, egal was passiert. Ich fürchtete, ich könnte sie zu Eis erstarren lassen, wenn sie mich weiter nervt, also ließ ich sie gehen.'
Selenes Augen verdunkelten sich.
'Und du hieltest es nicht für nötig, mich zu informieren?'
'Es ist eine Angelegenheit zwischen den Jungen. Hör auf, dich wie eine Glucke zu benehmen, Selene.'
Gerade als Selene widersprechen wollte –
"Mutter, was ist los? Können wir jetzt anfangen oder nicht?"
Noahs Stimme durchschnitt ihre Gedanken und brachte sie in die Gegenwart zurück.
Sie seufzte leise und lächelte.
"Natürlich. Lege einfach deine Hand auf den Kristall. Ich habe alle notwendigen Vorbereitungen getroffen."
Aber ihr Geist flüsterte einen letzten Gedanken –
'Luminara, das ist noch nicht vorbei.'
Ein leises Schnauben der Belustigung hallte als Antwort wider.
Selenes Stimme wurde belehrend.
"Sobald du den Kristall berührst, wird Mana in deinen Körper zu fließen beginnen."
"Die Art des Manas hängt von deiner Affinität ab – unsere Weaverherz-Blutlinie hat immer Eis-Mana beherrscht."
"Deine Aufgabe ist es, die Kontrolle über dieses Mana zu übernehmen und einen Kern in deinem Dantian zu bilden."
"Sobald dein Kern stabilisiert ist, wird dein Talent erwachen."
"Verstehst du?"
Noah nickte.
"Ja, Mutter."
Nicht, dass er die Erklärung brauchte – er wusste bereits all das.
Selene deutete auf den Kristall.
"Dann beginne."
Noah trat vor und stellte sich vor den Erwachungskristall.
Huuuu…
Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
Das war es.
Er legte seine Hand auf den Kristall.
Sekunden vergingen. Der Kristall flackerte, als würde er ihn analysieren – dann strömte Eis-Mana in seinen Körper.
Eine scharfe Kälte breitete sich in ihm aus. Sein Körper zitterte unwillkürlich.
"Konzentriere dich, Noah! Kontrolliere es und forme deinen Kern!"
Selenes Stimme hallte durch den Raum.
Noah biss die Zähne zusammen.
Er griff nach dem Mana in seinem Inneren – und zu seiner Überraschung fühlte es sich... mühelos an.
Natürlich.
Seine Augen weiteten sich.
"Das ist wegen meiner SSS-Rang-Affinität..."
Sein Selbstvertrauen stieg. Er befehligte das Eis-Mana mit Leichtigkeit, formte es, komprimierte es –
Und nach nur wenigen Minuten bildete sich ein strahlend blauer Kern in seinem Dantian.
Er pulsierte und strahlte ein sanftes, frostiges Leuchten aus.
Dann –
Etwas veränderte sich.
Tief in ihm regte sich etwas – als würde es aus einem langen Schlummer erwachen.
Noahs ganzer Körper zitterte.
Dann –
BOOOM !!
Der gesamte Raum explodierte mit Eis.
Der Erwachungskristall gefror und zersprang dann in tausend Stücke.
Frost brach aus, kroch die Wände hoch und spaltete sie.
Die Luft selbst wurde eisig, knisternd vor überwältigender Macht.
Alles wurde von Eis verschlungen.
Und im Zentrum von allem –
Stand Noah, völlig unberührt, sein violettes Haar glitzerte mit Frost.
Es war, als hätte das Eis selbst ihn umarmt.
Selenes Atem stockte. Ihre Pupillen verengten sich.
Die Temperatur im Raum sank noch weiter – nicht von Noah, sondern von ihrem eigenen schieren Unglauben.
"...Das kann nicht sein..." flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar.
Die zersplitterten Überreste des Mana-Kristalls knirschten unter ihrem Absatz, als sie instinktiv zurücktrat. Sie hatte in ihrem Leben unzählige Erweckungen gesehen – große Wunderkinder, monströse Talente, solche, die alle Erwartungen übertrafen... aber das... das war auf einem völlig anderen Niveau.
SSS-Rang?
Zum ersten Mal seit Jahren zitterten ihre Hände. Sie ballte sie zu Fäusten, um sich zu beruhigen.
'Luminara... sag mir, dass das real ist.'
'Oh, es ist real,' kicherte die Stimme in ihr, völlig amüsiert. 'Dein Sohn ist gerade zu etwas geworden, das die Welt seit Jahrhunderten nicht gesehen hat.'
Selenes Schock verwandelte sich langsam in etwas anderes.
Ein wildes, überwältigendes Gefühl des Stolzes.
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln – nicht nur schön, sondern atemberaubend. Ein Lächeln voller Triumph, Dominanz und der unerschütterlichen Überzeugung einer Mutter, die immer an ihren Sohn geglaubt hatte.
Sie atmete aus, ihre Augen glänzten wie die schärfsten Eissplitter.
"Wie von meinem Baby zu erwarten."
Noah jedoch fühlte etwas ganz anderes.
Ein Klingeln ertönte in seinem Geist – anders als die Benachrichtigungen seines Systems.
Ding!
Eine goldene Tafel erschien vor seinen Augen.
{Herzlichen Glückwunsch, Noah Weaverherz.}
{Du bist jetzt mit der Akasha-Chronik verbunden.}
{Du hast zwei Talente erweckt:}
— Hand aus Eis (D-Rang)
— Herrscher des Eises (SSS-Rang)
{Dein D-Rang-Talent wurde von Herrscher des Eises absorbiert.}
{Bewertung deiner Existenz...}
{Ding! Ding! Ding!}
{AUSSERGEWÖHNLICH.}
{Du hast einen Titel erhalten.}
{Titel erhalten: "Der Wiedergeborene."}
{Deine Existenz wurde erheblich erhöht.}
Noah starrte auf die leuchtenden Worte.
Dann, langsam – kräuselten sich seine Lippen zu einem Grinsen.
Die Dinge wurden gerade viel interessanter.
—Ende von Kapitel 5—
A/N:
Immer noch hier? Danke fürs Lesen!